Im Unterpunkt „Publikumsverlage“ des Artikels „Wie komme ich zu einer Veröffentlichung“ habe ich sie bereits genannt, die drei Wege ins Verlagslektorat. Hier nun will ich zu jedem dieser Wege einige Tipps und Erläuterungen abgeben.
Vor allem geht es nicht nur darum, wie man den Weg in das Verlagslektorat findet, das ist nämlich nicht weiter schwierig. Es geht viel mehr um die Frage, wie man sich dabei die Chancen bewahrt, es durch die richtige Tür wieder zu verlassen. Die Tür, die ins Verlagsprogramm führt. Eine Tür, die – das muss man klar betonen – dennoch den meisten verschlossen bleiben wird.
Der Vollständigkeit halber will ich aber mit den viel beschworenen Seitenpfaden beginnen, die sich so viele hoffnungsvolle Autoren als Abkürzungen wünschen, die sie direkt ins Verlagsprogramm befördern und ihnen dabei viel Zeit und Mühe ersparen.
1. Die Glücks- und Ausnahmefälle
Mindestens zwei der drei Wege, die ich weiter unten beschreiben will, sind lang und beschwerlich. Nicht selten sehr lang und sehr beschwerlich. Kein Wunder, dass der träumende Autor nach jedem Strohhalm greift, der ihm diese Wege ersparen kann.
Nicht selten reicht die Bereitschaft, sich überhaupt auf den Weg zu machen, nicht einmal so weit, dass man sich umfassend über die Möglichkeiten informiert. „Habe gerade mein Buch fertig geschrieben, wer kann mir sagen, welcher Verlag das jetzt nimmt?“ So oder so ähnlich erhoffen sich Tausende Buchschreiber in den Foren dieser Welt den schnellen Tipp, am besten mit Adresse und Telefonnummer. Ein gefundenes Fressen für Bezahlverlage.
Diejenigen, die schon etwas länger auf der Suche sind und sich der ersten Illusionen entledigt haben, sammeln fleißig Informationen zu jedem Fall, in dem es ein Autor geschafft hat. Und es erscheint ihnen besonders verlockend, wenn es dabei um eine der sogenannten Entdeckungen geht. Warum soll es einem nicht genauso gehen? Und es gibt ja genug Beispiele.
1.1. Vitamin B:
Leider fällt bei den meisten eine dieser Möglichkeiten aus: Beziehungen. Ein Onkel im Verlagsgeschäft, ein befreundeter Autor, ein Bekannter, von dem man erfährt, er sei Literaturagent, ... Das kann tatsächlich helfen. Es wäre naiv, zu denken, ausgerechnet im Literaturbetrieb sei Vitamin B nicht hilfreich. Es wäre allerdings genauso naiv, zu glauben, es würde auch uneingeschränkt die Tür ins Verlagsprogramm öffnen. Ein untaugliches Manuskript nur der Beziehungen wegen zu publizieren und möglicherweise noch umfassend zu bewerben, könnte sich ein großer Publikumsverlag gar nicht leisten.
Für denjenigen, dem es sowieso am nötigen Vitamin B fehlt, wäre es ratsam, mindestens ebenso viel Energie aufzuwenden, an seinem Manuskript zu arbeiten, wie für den Versuch, solche Beziehungen aufzubauen. Zumal die wenigsten, die dazu herhalten könnten, erfreut sein dürften, wenn noch ein weiterer Bestsellerkandidat um schnelle Hilfe bittet.
1.2. Die Entdeckung im Internet:
Inzwischen scheinen sich die meisten Hoffnungen angehender Autoren auf das Internet zu stützen. Und nicht zu Unrecht. Das Internet bietet weitreichende Möglichkeiten der Online-Veröffentlichung, vom individuellen Blog bis hin zu den zahlreichen Literaturforen oder extra zum Publizieren ausgelegten Literaturcommunitys, wie ja auch mySTORYs eine ist. Jeder hat damit die Möglichkeit sich und seine Texte bestens zu präsentieren und nicht selten sogar schon eine gewisse Stammleserschaft zu generieren. Das ist schön, bereichernd und macht Spaß. Und manch einer erreicht damit ähnlich viele oder sogar deutlich mehr Leser, als der eine oder andere im Printbereich veröffentlichte Autor. Nur ist das hier nicht das Thema.
Die Frage wäre, wie wahrscheinlich es ist, auf diese Weise von einem Verlag entdeckt zu werden, so man überhaupt daran interessiert ist. Die Antwort darauf kann nur eine vorsichtige, nicht eindeutige und möglicherweise nicht für alle Zeit gültige sein, da sich nicht nur die Entwicklungen im Internet, sondern auch die im Literaturbetrieb nicht mit absoluter Sicherheit voraussagen lassen. Ich kann also nur von der heutigen Situation ausgehen, vermute aber, dass sich daran zumindest kurzfristig nicht allzu viel ändern wird.
Relativ unstrittig ist, dass auch unter Verlagslektoren und Literaturagenten einige einen Teil ihrer knapp bemessenen Freizeit im Internet zubringen dürften. Und natürlich hat so der eine oder andere auch einmal einen Text auf einem Blog oder in einem Forum entdeckt, der ihn so überzeugt hat, dass er den Autor angeschrieben hat, um ihn und seine Texte näher kennenzulernen und möglicherweise letztendlich einen Verlagsvertrag mit ihm abzuschließen.
Aber nicht umsonst steht dieser Punkt unter der Überschrift Glücks- und Ausnahmefälle. Darauf zu spekulieren ist nicht allzu weit davon entfernt, sein Leben darauf auszurichten, demnächst einen Sechser im Lotto zu gewinnen.
Warum ist das so? Zunächst einmal muss man sich klar machen, dass bei den tatsächlich relevanten Lektoren und Agenten die Freizeit wirklich mehr als eng bemessen ist. Und es ist wohl kaum wahrscheinlich, dass jemand, der sich schon in seinem Arbeitsalltag ständig mit den Texten von mehr oder weniger begabten Autoren rumschlagen muss, nach Feierabend als erstes den Rechner anschaltet, um sich weiter auf die Suche nach den Wunderkindern der Literatur zu machen. Er muss also schon sehr zufällig über ein solches stolpern.
Das Internet ist riesig. Die Zahl derjenigen, die dort ihre mehr oder weniger literarischen Texte veröffentlichen inzwischen unüberschaubar. Die Suche nach solchen, die darunter für eine Veröffentlichung in einem Publikumsverlag geeignet wären (oder nach Beispielen, die darauf hindeuten, dass der Autor möglicherweise entsprechende Texte verfassen könnte), gleicht der Suche nach der berühmten Stecknadel im nicht weniger berühmten Heuhaufen.
Diese Situation ändert sich kaum bis gar nicht, wenn sich die Verlagsanwärter an einer Stelle im Internet konzentrieren, etwa in einem Literaturforum oder einer der vielen (noch relativ jungen) Literaturplattformen, wie auch mySTORYs eine ist. Selbst dann nicht, wenn sich eine solche Plattform gerade erhofft, zwischen Autoren und Verlagen zu vermitteln.
Denn warum sollte der Entspannung suchende Lektor oder Agent nun ausgerechnet eine solche Plattform aufsuchen, die im Grunde dem Manuskriptstapel auf seinem Schreibtisch ähnelt, zusätzlich mit dem Nachteil, dass sie noch weniger auf die Anforderungen und das Programm seines Verlags bzw. seiner Agentur zugeschnitten ist?
Bedenken wir jetzt noch, dass das Internet nicht gerade für Romanmanuskripte prädestiniert ist, ein Kurztext aber allenfalls bedingt Auskunft darüber geben kann, ob dessen Autor auch einen Roman auf die Beine stellen könnte, verschlechtert sich die Lage weiter. Ganze Romane im Netz sind andererseits auch nicht die optimale Lösung, denn mit der vollständigen Veröffentlichung im Internet sind sie frei zugänglich, was das Interesse von Verlagen wiederum reduziert.
Trotzdem ist es nicht ganz auszuschließen, dass es ihn gibt, den Lektor, den Agenten oder einen anderen Verlagsmitarbeiter oder Vermittler, der vielleicht zur Abwechslung oder aus Verzweiflung hin und wieder durch das Internet streift, um den neuen Bestsellerautor zu finden. Sein größtes Problem, ich habe es schon angesprochen, wird sein, unter den unzähligen für ihn unbrauchbaren Texten, die mögliche Perle überhaupt zu entdecken.
Und genau da setzt ein Versuch der Manuskriptvermittlung über das Internet an, den ich persönlich noch als den Sinnvollsten erachte:
2. Literaturplattformen mit Vorauswahl
Literaturplattformen, auf denen sich Autoren nicht mehr vorrangig anmelden, um sich auszutauschen, voneinander zu lernen, an Texten zu feilen oder gar gemeinsame Projekte umzusetzen, sondern um die eigenen Texte einem Lesepublikum zu präsentieren (sie also zu veröffentlichen), meist in deutlich ansprechenderer Form als in einem schlichten Forum, sind in den letzten Jahren geradezu in Mode gekommen. Viele der Schreiber dort haben einfach nur Spaß daran und gar nicht den Anspruch, über diese Präsentation einen Schritt näher an die Veröffentlichung in einem Verlag zu gelangen.
Dennoch gibt es nicht wenige, die, teilweise durch das ausgeschriebene Ziel einer solchen Plattform noch bestätigt, der Hoffnung erlegen sind, eines Tages einem Lektor oder Agenten aufzufallen. Meist wartet die Desillusionierung schon an der nächsten Ecke.
Wo die Probleme liegen, habe ich bereits hinreichend deutlich gemacht. Wenn sich aber eine solche Plattform nun ernsthaft auf diejenigen spezialisieren wollte, die den Weg in den Verlag suchen, gäbe es eine Möglichkeit: Die Vorauswahl von Texten, die die Ansprüche eines Verlagslektorats erfüllen könnten.
Tatsächlich gibt es sie längst, diese Plattformen. Prominentestes und vermutlich erfolgreichstes Beispiel ist romansuche.de (http://www.romansuche.de/), auch deshalb besonders zu empfehlen, weil die Plattform im Vergleich zu ähnlich angelegten Autorenpools, kostenlos ist.
Der entscheidende Unterschied zu einer üblichen Literaturplattform ist der, dass diese sich als eine Art Vorlektorat versteht. Niemand kann hier einfach so einen Text hochladen. Stattdessen müssen die eingereichten Exposés und Textproben zunächst die Prüfung durch die ehrenamtlich arbeitenden Lektoren von romansuche.de bestehen. Durch diese Vorselektion gelangen nur die aus Sicht der Lektoren veröffentlichungswürdigen Manuskripte, die dann, übersichtlich nach Genre geordnet und mit den direkten Kontaktdaten des Autors versehen, auf ihre Entdeckung warten.
Man sieht schon, welche Vorteile eine solche Plattform einem Verlagslektor oder Literaturagenten bieten kann. Die Wahrscheinlichkeit, unter den vorselektierten Manuskripten ein verwertbares zu finden, ist sogar deutlich höher bzw. mit weniger Zeitaufwand verbunden als beim Stapel im eigenen Verlags- oder Agenturlektorat.
Und tatsächlich gibt es Erfolge zu verzeichnen, die auch auf der Website ausgewiesen sind. Dennoch ist allenfalls vorsichtige Euphorie angebracht, denn:
1. ist die Liste der erfolgreich vermittelten Manuskripte seit Bestehen von romansuche.de (die Seite feiert in diesem Jahr immerhin ihr 12-j&¨hriges Bestehen) für diesen Zeitraum nicht allzu lang,
2. sind die Erfolge überwiegend durch die Vermittlung an Klein- und Kleinstverlage entstanden, wenn auch hin und wieder ein Großverlag zugeschlagen hat,
3. unterscheidet die Liste nicht zwischen den Verlagsverträgen, die tatsächlich durch romansuche.de entstanden sind, und denen, bei denen die Veröffentlichung letztlich auf andere Initiativen des Autors zurückzuführen ist.
Nichts davon soll meine Empfehlung für derartige Portale ernsthaft einschränken. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe:
1. ist die Veröffentlichung auch in einem seriösen kleineren Verlag durchaus ein lohnenswertes Ziel,
2. ist die Möglichkeit, dass es doch ein größerer Verlag wird, damit nicht ausgeschlossen,
3. halte ich diese Internet-Alternative bei der Verlagssuche langfristig für eine der interessantesten, betrachtet man mögliche zukünftige Entwicklungen,
4. vergibt sich der Autor damit nichts, zumindest sofern es eine kostenlose Plattform ist.
Das Problem ist natürlich, die vorgesetzte Hürde zu überspringen, um überhaupt in den erlesenen Autorenpool zu gelangen. Dafür gilt es letztlich die gleichen Ratschläge zu beachten wie die noch folgenden für die klassischen Wege ins Verlagslektorat (3.1. - 3.3.).
Wer es nicht schafft, ist letztlich genauso schlau wie vorher. Wer es schafft, verbucht bereits ein erstes gar nicht so kleines Erfolgserlebnis für sich. Das hält an und vergrößert sich noch, sollte es erste Verlagsangebote geben. Es bewahrt den Autor jedoch nicht davor, sich diese Angebote genau anzusehen. Zwar versuchen viele der Portale, die schwarzen Schafe der Verlagswelt mit freundlichen Worten oder anderen Mitteln auszusperren, eine Garantie für den Autor ist das aber nicht.
Und es ist allemal besser, ein solches Portal eher als zusätzliche Möglichkeit zum üblichen Weg zu betrachten, als sich fortan zurückzulehnen und sich ganz und gar darauf zu verlassen, dass sich die Verlage schon melden werden.
3. Der direkte Weg ins Verlagslektorat
Klassischer geht es nicht. Der traditionellste, bekannteste und einleuchtendste Weg, an eine Veröffentlichung zu kommen, ist der, sein Manuskript an einen Verlag zu senden. Dennoch ahnt schon mancher Neuschreiber, dass dieser Weg eine recht hohe Hürde darstellt.
Tatsächlich liegt bei der Masse der täglich unverlangt eingesendeten Manuskripte die Chance, keine Ablehnung zu erhalten, nicht selten bei rund einem Prozent.
Die Möglichkeiten des Einsenders, diese Chancen zu erhöhen, sind bei Weitem nicht unbegrenzt. Aber sie sind vorhanden. Nicht zuletzt deshalb, weil sie so wenige beherzigen.
3.1. Das Manuskript
Die weitaus meisten Manuskripte werden abgelehnt, weil der jeweilige Lektor in ihnen nicht das Potential für eine Veröffentlichung sieht. Ein weiterer häufiger Grund kann sein, dass er das Potential nicht erkennt oder den Aufwand, es herauszukitzeln, für zu hoch einschätzt.
Ist also ein Potential vorhanden, aber nicht auf den ersten Blick erkennbar oder gleicht es ebenso vorhandene Schwächen nicht aus, kann man in vielen Fällen davon ausgehen, der Autor hat das Manuskript zu früh eingeschickt.
Im Artikel „Wie komme ich zu einer Veröffentlichung“ hatte ich bereits das Sockenbeispiel. Man kann aber fast jedes Beispiel anführen: Ein angehender Koch wird mehrere Versuche brauchen, bis seine ersten Schweinelendchen dem Gast vorgesetzt werden können, der erste Versuch eines Tischlerlehrlings kommt mit Sicherheit noch nicht in den Handel und bevor eine hoffnungsvolle Friseurin sich das erste Mal am Kunden versuchen darf, wird sie mit Perücken vorlieb nehmen müssen.
Auch ein angehender Autor, der ernsthaft mit dem Gedanken spielt, Schriftsteller zu werden, sollte sich mit seinem Handwerk auseinandersetzen. Er sollte sich klarmachen, dass er noch gar nicht all das können kann, was notwendig ist, um ein veröffentlichungsreifes Manuskript herzustellen. Er sollte bereit sein zu lernen.
Möglichkeiten dazu bieten sich in Schreibkursen, beispielsweise an Volkshochschulen oder online, mithilfe von Schreibratgebern aus dem Buchhandel oder in Schreibforen, in denen Textarbeit betrieben und sich über das Handwerk ausgetauscht wird. Man lernt von den erfahreneren Kollegen, die man dort trifft, und indem man die Bücher veröffentlichter Autoren nicht nur liest, sondern studiert. Und man übt und übt und schreibt und schreibt.
Glaubt man, das Gelernte in einem Manuskript umsetzen zu können, schreibt man es nicht nur, bevor man es einem Verlag schickt, sondern man überarbeitet und feilt so lange, bis man nicht mehr weiß, was man noch verbessern könnte, gibt es Testlesern und überarbeitet es anschließend erneut.
Es ist die Aufgabe des Autors, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste aus dem Manuskript herauszuholen, bevor er es aus den Händen gibt. Das ist er vor allem sich selbst und seinem Manuskript schuldig, denn nur so wird er diesem auch die Chance wahren, die Aufmerksamkeit eines Verlagslektors auf sich zu ziehen.
Übrigens haben es die wenigsten Autoren mit dem ersten Manuskript geschafft. Und selbst wenn es so war, steckte bereits in diesem die Arbeit, die ich zuvor geschildert habe.
3.2. Rund um das Manuskript
Wenn man nun sein Manuskript so weit gebracht hat, sollte man sich noch intensiv mit dem Umfeld beschäftigen, um sein Werk bestmöglich präsentieren zu können. Denn man darf eines nicht vergessen: Verlage suchen nicht einfach nur nach schönen Büchern, sondern nach solchen, die sie auf einem hart umkämpften Markt platzieren können.
Wenn ein Autor um solche Gegebenheiten weiß, kann er sie sich in zweierlei Hinsicht zunutze machen:
1. Er kann gezielter nach dem passenden Verlag für das Manuskript suchen.
2. Er kann im Anschreiben an den Verlag, beim Formulieren des Exposés und bei der Auswahl der Textproben dem Lektor genau die Argumente liefern, warum ausgerechnet dieses Buch für den Verlag das richtige ist.
Dazu gehört also zunächst, dass man sich informiert: Welche Bücher gibt es bereits in dem Genre und für die Zielgruppe, die auch für das eigene Manuskript relevant ist, und in welchen Verlagen erscheinen diese?
Dann sollte man sich ehrlich die Fragen beantworten können, ob und was das eigene Manuskript von vergleichbaren unterscheidet, ob es sich durch Stil, Erzählweise oder bestimmte Ideen abhebt, was das Besondere am eigenen Manuskript ist. Und man darf durchaus auch mal notieren, was einem selbst so sehr daran gefällt, warum man es einem Dritten ans Herz legen würde.
All das sind Punkte, die ins Verlagsanschreiben gehören. Außerdem gilt es, sich damit zu beschäftigen, wie man ein Exposé anfertigt, und auch dabei darauf zu achten, das Besondere des eigenen Werkes hervorzuheben. Schickt man nicht das ganze Manuskript und hat die Auswahl, welche Textproben sich eignen, achtet man auch dabei darauf, dass sie das Besondere, das man schon im Anschreiben betont, widerspiegeln.
3.3. Rund um den Verlag
Nun weiß man also schon, welche Verlage überhaupt in Betracht kommen. Man hat sie in Buchhandlungen anhand vergleichbarer Bücher ausfindig gemacht oder im Internet recherchiert. Die Möglichkeit, jetzt gezielt die richtigen Verlage anzuschreiben, spart nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Lektorennerven.
Einen Bruchteil der gewonnenen Zeit kann man nun investieren, um sich die Internetauftritte dieser Verlage in Ruhe anzuschauen. Und bei den meisten wird man Hinweise darauf finden, ob, wie und mit welchen Vorgaben Autoren dort Manuskripte einsenden können.
Noch besser: Es findet sich in der Regel auch ein Ansprechpartner mit E-Mail-Adresse oder Telefonnummer. Warum also nicht einfach erst einmal anrufen oder in Mailkontakt treten? Das ist hilfreich, weil man wiederum noch genauer und vor allem persönlich erfahren kann, ob, wie und mit welchen Vorgaben man sein Manuskript einsenden kann.
Unter Umständen bietet sich sogar die Möglichkeit, schon ein paar Sätze zum Manuskript zu wechseln (am Telefon sollte man darauf gut vorbereitet sein, siehe 3.2.) und zu erfahren, ob genau an diesem Manuskript Interesse besteht.
Vor allem aber gibt es dadurch eventuell die Möglichkeit, das Manuskript genauer zu adressieren, sodass es nicht mehr auf dem Stapel der unverlangt eingesandten Manuskripte landet.
Noch ein Wort zu den Vorgaben. Es ist natürlich nicht nur sinnvoll, sich über diese zu informieren, sondern sie dann auch peinlich genau zu beachten.
3.4. Müssen es denn immer die ganz Großen sein?
Klappt es bei den Großen der Branche nicht, kann man es ja auch einmal bei einem kleineren versuchen. Tatsächlich muss ein kleinerer Verlag nicht immer die zweite, dritte oder letzte Wahl sein. Ich kenne Autoren, die sich trotz vorliegender Angebote von Großverlagen ganz bewusst für einen kleineren entschieden haben. Und auch manch erfolgreicher Autor wählt für ein Buchprojekt, das sich von denen unterscheidet, für die er bekannt ist, die Zusammenarbeit mit einem kleineren Verlag.
Nicht jeder Autor erhält im Großverlag die Aufmerksamkeit und das Marketing, das er sich wünscht. Denn dort gibt es in jedem Halbjahreskatalog eine Art Rangordnung. Gehört man nicht zu den Spitzentiteln mit Erstauflagen im fünf- bis sechsstelligen Bereich, läuft man vom Werbeetat eher unter „ferner liefen“.
Zugegebenermaßen bedeutet das im direkten Vergleich in der Regel dennoch weit mehr Marketing, als es einem die meisten Kleinverlage bieten können, schließlich steht das Buch dennoch auf der Verlagshomepage, im Verlagskatalog, im Internetbuchhandel und wird von den Verlagsvertretern in den stationären Buchhandel gebracht.
Es kann aber eben doch befriedigender sein, zu den umsorgten Autoren eines Kleinverlags zu gehören, wo man möglicherweise mit Verkaufszahlen beeindruckt, mit denen man im Großverlag nahezu in Vergessenheit gerät.
Weitere Gründe können für den mittleren oder kleinen Verlag sprechen. Zwar stapeln sich auch hier die Manuskripte im Verlagslektorat, im Vergleich zu den Großverlagen sind es aber eher Häufchen.
Auch sind kleinere Verlage eben auch in weit kleinerem Maße darauf angewiesen, hohe Verkaufszahlen zu erreichen. Das macht sie nicht selten flexibler in der Auswahl von Manuskripten.
Dazu kommt, dass mancher der Mittleren und Kleinen sich eben gerade auf solche Texte spezialisiert, die die Großen aufgrund der zu kleinen Zielgruppe nicht realisieren können. Das gilt im Besonderen auch für den Bereich der Lyrik.
Aber auch und gerade für denjenigen Autor, der nach Veröffentlichungsmöglichkeiten abseits der ganz Großen sucht, gilt es, nicht vorschnell und unbedacht zu handeln. Die Abschnitte 3.1. bis 3.3. sind hier genauso zu beachten.
Erschwerend kommt hinzu, dass man einer weit größeren Auswahl an Verlagen gegenübersteht als bei den Großverlagen. Darunter mischen sich auch die vielen Zuschuss- und Pseudoverlage, die es zunächst auszusondern gilt.
Ist dieser Schritt noch verhältnismäßig einfach, wird es für den wenig erfahrenen Autor schon deutlich schwieriger, zwischen Eintagsfliegen und etablierten Verlagen bzw. solchen mit Perspektive auszuwählen. Schließlich kann jeder, der lustig ist, einen Verlag gründen und es wäre doch schade, würde man sein geliebtes Romankind ausgerechnet bei einem solchen unterbringen, der zwar große Pläne, vom Verlegen aber keine Ahnung hat.
Also ist es sehr ratsam, die potentiellen Kandidaten genau unter die Lupe zu nehmen. Wie lange besteht der Verlag schon? Wie beschreibt er sich selbst? Welche Bücher finden sich in seinem Programm? Wie und wo lassen sie sich bestellen? Macht der Verleger alles selbst oder hat er beispielsweise Mitarbeiter (zuallererst Lektoren)? Lässt sich an den Vitas von Verleger und Mitarbeitern eine Kompetenz ableiten? Lassen sich über die Internetsuche Erfahrungsberichte von Autoren mit dem Verlag finden?
Auch kann es sehr aufschlussreich sein, sich mal eines der Bücher des Verlags zu bestellen, um dessen Qualität beurteilen zu können. Vielleicht kann man einen der verlegten Autoren anschreiben, um von ihm mehr über das Engagement des Verlags zu erfahren. Und schließlich lässt sich bei kleineren Verlagen in der Regel der Kontakt zum Verleger deutlich leichter aufbauen als beim großen Publikumsverlag.
3.5. Die Standardabsage
Die bekannteste Standardabsage lässt sich zusammenfassen als „passt nicht ins Verlagsprogramm“. Natürlich kann das durchaus zutreffend sein, muss aber nicht.
Vor allem die großen Publikumsverlage schicken in der Regel, um Zeit und Aufwand zu sparen, nur noch solche Absagen. Aber auch viele Kleinverlage haben es aufgegeben, jedem Bewerber die genauen Gründe für die Absage aufzuschlüsseln.
Die meisten, deren Manuskripte (immer wieder) abgelehnt werden, werden also nie erfahren, was sie hätten besser machen können. Warum ist das so? Wäre es letztlich nicht auch für die Verlage von Vorteil, wenn die Autoren zukünftig die bemängelten Fehler vermeiden könnten?
Im Prinzip stimmt das. Und ich weiß von manchem Lektor oder Verleger, der gern von den Standardabsagen abkommen würde. Leider zeigt die Erfahrung, dass sich viele der Abgelehnten durch Hinweise auf die Ablehnungsgründe herausgefordert fühlen. Vom wütenden Mailbombardement über Drohungen bis hin zu der Aufforderung, sich aktiv an der Überarbeitung des Manuskripts zu beteiligen ist alles dabei. Und so gehen selbst engagierte Kleinverlage schnell dazu über, doch lieber Standardabsagen zu schicken.
4. Ausschreibungen
Vor allem für Kurzbeiträge in Anthologien und Zeitschriften findet man diverse Ausschreibungen im Internet, aber auch in Zeitschriften oder der Tageszeitung. Doch auch für Romane gibt es immer mal eine Ausschreibung. Viele sind obendrein als Wettbewerbe angelegt, in denen es neben oder statt einer Veröffentlichung Sach- oder Geldpreise zu gewinnen gibt.
Die Vorteile einer solchen Ausschreibung liegen auf der Hand:
1. ist die Konkurrenz meistens niedriger als in den Lektoratsstapeln,
2. kann man davon ausgehen, dass selbst bei sehr hohen Teilnehmerzahlen, alle Beiträge gelesen werden.
Die Erfolgschancen erhöht man letztlich genauso wie für das Manuskript, das man an den Verlag schickt. Allerdings gilt es eben in diesem Fall, die Ausschreibungsbedingungen genau zu lesen und die Anforderungen sowie eventuell vorgegebene Themen und Genres zu beachten.
Wenn man keinen passenden Text hat, ist es besser auf die passende Ausschreibung zu warten oder, falls die Zeit reicht, einen passenden zu schreiben.
Es ist natürlich deutlich wahrscheinlicher, mit einem Kurztext in einer Geschichten- oder Gedichtesammlung zu erscheinen, als tatsächlich bei einer Romanausschreibung ausgewählt zu werden.
5. Literaturagenten
Angesichts der Tatsache, dass sich die Manuskripte auch in den Literaturagenturen stapeln, könnte man jeden, der auf dem Weg ins Verlagslektorat diesen Umweg nimmt, noch dazu mit dem Wissen, dass er im Erfolgsfall auch noch den Agenten bezahlen muss, als schön blöd bezeichnen.
Trotzdem gibt es seltsamerweise Autoren, Lektoren und andere im Literaturbetrieb (mich eingeschlossen), die diesen Weg als sehr empfehlenswert erachten. Warum?
5.1. Die Stecknadel im Heuhaufen ist größer
Wie bei kleineren Verlagen reichen die Manuskriptstapel in Agenturen wohl kaum an die der großen Publikumsverlage heran. Sie sind zwar dennoch groß genug, aber im direkten Vergleich hat ein Manuskript mit Potential sicher die größeren Chancen, entdeckt zu werden.
5.2. Ein Agent nimmt sich mehr Zeit
Natürlich gibt es Unterschiede von Agent zu Agent. Und ebenso natürlich wird die Beziehung zwischen Agent und Autor nicht immer gleich gut funktionieren. Generell lässt sich aber sagen, dass ein Agent eher bereit ist, die Zeit und Energie aufzuwenden, auch ein noch schlummerndes Potential zu fördern.
Der Agent übernimmt dann die Arbeit, die der Verlagslektor sich aus Zeit- und Kostengründen nicht leisten kann. Dazu gehört auch, dass er mit dem Autor an der Verbesserung des Manuskripts arbeitet. Manchmal kommt es sogar vor, dass ein Autor einen Agenturvertrag bekommt, selbst wenn der Agent das Manuskript für nicht vermittelbar hält. In diesem Fall sieht er das Potential des Autors und hofft, mit ihm gemeinsam ein markttauglicheres Manuskript entwickeln zu können.
5.3. Der Agent hat schon einen Fuß in der Tür
Ein Manuskript, das von einem guten Agenten vertreten wird, hat um ein Vielfaches höhere Chancen, einen Verlag zu finden, als jedes andere. Man kann durchaus sagen, für den Autor, der einen Vertrag mit einer guten Agentur abschließen kann, ist es wahrscheinlicher, dass er in absehbarer Zeit zu einem Verlagsvertrag kommt, als dass er weiterhin unveröffentlicht bleibt.
Das liegt zum einen daran, weil Agenten gute Kontakte in die Verlage haben, wissen, was Verlage suchen, zum anderen daran, dass sie mit ähnlichen Kriterien wie die Verlagslektorate eine Vorauswahl treffen. Der Verlagslektor wird also immer zuerst einen Blick auf die Manuskripte aus der Agentur werfen, weil bei ihnen die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass er genau das findet, was er sucht.
5.4. Der Agent ist vom Erfolg des Autors abhängig
Der seriöse Agent verdient nur bei erfolgreich vermitteltem Manuskript. Das ist genau das Kriterium, was ihn vom unseriösen Agenten unterscheidet. Beinhaltet ein Agenturvertrag vorherige Kosten in Form irgendwelcher Gebühren, Zu- oder Vorschüsse, sollte man ihn in keinem Fall unterschreiben.
Sämtliche Investitionen, die ein seriöser Agent in einen Autor und sein Manuskript steckt, zahlen sich für ihn nur aus, wenn dadurch ein Verlagsvertrag zustande kommt. Dann verdient er prozentual an den Einnahmen des Autors. Je besser sich dessen Buch verkauft, desto mehr verdient auch die Agentur.
Damit ist gewährleistet, dass die Interessen des Agenten sich mit denen des Autors decken. Beide gewinnen in Abh&aumpl;ngigkeit des Bucherfolgs.
Damit erklärt sich auch, warum Literaturagenten in der Regel nur solche Manuskripte vertreten, von denen sie sich erhoffen können, sie in großen Verlagen unterzubringen. Mit Nischenthemen und Manuskripten für den Kleinverlagsbereich könnten sie kaum gewinnbringend arbeiten.
5.5. Der Agent ist sein Geld wert
Der größte Haken am Agenten scheint vielen Autoren zu sein, dass sie ihn nach der Vermittlung mitbezahlen müssen. Wäre es nicht viel besser, ohne Agentur zum Verlagsvertrag zu kommen und von den verdienten Tantiemen nicht auch noch etwas abgeben zu müssen?
Vorausgesetzt, der so denkende Autor würde ohne Agenten überhaupt an einen Verlagsvertrag kommen, würde er höchstwahrscheinlich dennoch nicht mehr Geld, in vielen Fällen sogar weniger verdienen.
Literaturagenten sind auf Vertragsverhandlungen mit Verlagen spezialisiert und können für den Autor oft deutlich bessere Konditionen (nicht nur, aber auch finanzieller Art) erwirken, als es der Autor selbst könnte. Meistens gleichen diese Unterschiede das Honorar des Agenten mehr als wieder aus.
5.6. Der Agent lässt den Autor Autor sein
Viele Autoren schwören vor allem auch deshalb auf ihre Agenten, weil die auch nach Abschluss des Verlagsvertrags als Vermittler zwischen Autor und Verlag tätig bleiben.
Nicht alle Autoren sind nebenbei auch knallharte Geschäftsleute, gute Juristen und findige Werbefachleute. Doch ohne Agenten müssten sie das sein. Um im Gespräch zu bleiben, in den Fokus der Presse zu rücken, Lesungen zu bekommen, Unstimmigkeiten mit dem Verlag zu klären, ausbleibende Zahlungen einzufordern und vieles mehr, müssten sie einen gewaltigen Mehraufwand betreiben, obwohl es doch ihre Hauptaufgabe sein sollte, am neuen Romanmanuskript zu arbeiten.
Mit einem guten Agenten sind sie den Großteil dieser Sorgen los. Ein weiterer Grund, warum man den Kostenfaktor bestenfalls vernachlässigen kann.
5.7. Der richtige Agent
Ob eine der großen oder eine eher kleine Agentur, nicht jeder Autor wird mit jedem Agenten glücklich. Der eine mag es lieber etwas distanzierter, der ander lieber familiärer, der eine hätte es gern ganz in der Nähe, dem anderen sind andere Kriterien wichtiger.
Auch vertritt nicht jede Agentur jede Art von Literatur und manche haben sich auf bestimmte Genres, Verlage oder Zielgruppen spezialisiert.
Einen guten Überblick bekommt man auf den Seiten von Uschtrin (http://www.uschtrin.de/litag.html). Auch geben viele Autoren auf ihren Homepages die Agentur an, durch die sie vertreten werden. Fühlt man sich schreiberisch einem Autor besonders nahe, könnte dessen Agent die richtige Wahl sein.
In jedem Fall ist ein persönliches Gespräch mit einem interessierten Agenten vor Abschluss eines Vertrages empfehlenswert. Schließlich will man sich im Idealfall nahezu ewig binden.
PhilippB Hallo Ernst, Herr Schleich ist nicht Verfasser dieser Artikel, sondern Fotograf oder zumindest Rechteinhaber des obigen Fotos. Ich für meinen Teil muss leider sagen, dass ich wohl kaum neben meiner Arbeit die Zeit finden werde, unentgeltlich einen Roman zu lesen und zu beurteilen, da ich bereits Kundenaufträge in die Warteschlange stellen muss. Immerhin würde ich dir empfehlen, falls du deinen Roman gern noch anderswo veröffentlicht sehen möchtest, ihn hier nicht schon vollständig vorabzuveröffentlichen. Viel Erfolg wünsche ich. Viele Grüße Philipp |
Ernst Hallo Herr Schleich, ich habe Ihre Tipps hier bei My Storys alle gelesen. Danke für die vielen nützlichen Hinweise! Einiges über die Schriftstellerei war mir bereits von dem Buch; "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" von James N. Frey her bekannt. Ich habe inzwischen einen vollständigen Roman selbst geschrieben und hier bei My Storys eingestellt. Der Titel: "Das Erbe der Rappoltstein". Ich würde Sie als Fachmann bitten, diesen bitte einmal Quer zu lesen, so es Ihre Zeit erlaubt. Ihr Meinung ist mir wichtig! Vielen Dank lieben Gruß Ernst Dierking |