mySTORYs Schreibratgeber
Für Anfänger und Fortgeschrittene

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Interview

Das sagt Bernd Perplies

Foto: © Bernd Perplies

Gewinnspiel: Das sagt Bernd Perplies zu deiner Geschichte

Gewinne eine Einschätzung des Autors zu deinem Kurzexposé! Er verspricht, dir in einigen Sätzen seine ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Bernd ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.

Und so geht es:

Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal einer DIN-A4-Seite schicken, und ich leite es an den Autor weiter. Dann heißt es, gespannt sein!

Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015!

Die heutige Frage:

Was ist ein U4-Text?

a) Ein Werbetext auf U-Bahnen,

b) eine Kürzestgeschichte,

c) ein Klappentext,

d) eine Geschichte für Kinder unter vier Jahren,

e) ein Viersatzpitch.

 

Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!

 

Interview

Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: „Von da an war ich Autor/Schriftsteller“?

Ich habe schon immer gerne geschrieben – früheste Abenteuer stammen aus der Grundschulzeit. Es handelte sich stets um Kurzgeschichten, denn jahrelang hatte ich nicht das Sitzfleisch, um 300 und mehr Seiten zu füllen. Ein paar abgebrochene Romankonzepte zeugen davon. Abgesehen davon kam mir ein Dasein als Schriftsteller als Kind und Jugendlicher verdammt fern vor. Wie wird man denn bitte ein Michael Ende?

Dann jedoch kam der Fantasy-Boom Anfang des Jahrtausends, und ich sah, dass es auf einmal deutsche Autoren gab, beispielsweise Christoph Hardebusch oder Markus Heitz, die im Grunde genau wie ich waren, aus der Rollenspielszene kommend, ungefähr in meinem Alter … In dem Moment dachte ich mir: Okay, wenn die das können, kann ich das doch auch!

Begünstigt wurde dieser Gedanke durch ein Gefühl des Umbruchs kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag, als ich vor der Entscheidung stand, wie mein weiteres Berufsleben eigentlich aussehen sollte. Als mir dann noch die Ausschreibung zu einem Fantasy-Roman-Wettbewerb ins Haus flatterte, schien das ein Zeichen zu sein. Also habe ich mich hingesetzt und losgelegt. „Tarean – Sohn des Fluchbringers“ war das Ergebnis. Wenig später schrieb ich als Trauzeuge auf der Hochzeit eines Freundes zum ersten Mal „Schriftsteller“ als Beruf in ein offizielles Dokument. Und plötzlich war es amtlich. Ich war ein Autor!

(Trotzdem bin ich noch jahrelang in Teilzeit einem anderen Beruf nachgegangen, weil ich nichts überstürzen und mir erst mal ein Netzwerk aufbauen wollte. Vollzeitautor bin ich erst seit knapp zwei Jahren.)

 

Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich? 

Es kommt auf die Tagesform an. Wenn es gut läuft, ist es wie ein Hobby. Wenn ich mich aber hinsetzen und, womöglich unter Zeitdruck, durch den Text kämpfen muss, oder wenn Korrekturrunden oder Steuersachen oder Vertragsgespräche zu erledigen sind – dann ist es eindeutig Beruf. Denn dann mache ich es nicht, weil ich riesige Lust dazu habe, sondern weil es mein Job ist und ich dafür Geld kriege, und es einfach sein muss! Dieses Gefühl hat man als Vollzeitautor häufiger, als Hobbyschriftsteller es vielleicht denken mögen. Auch wenn das Erzählen von Geschichten an sich großen Spaß macht.

 

Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autor am meisten vorangebracht? 

  1. Das Buch „Das Handbuch zum Drehbuch“ von Syd Field, das mir half, lange Texte zu strukturieren und Handlungsstränge im Blick zu behalten. Man kann überhaupt vom filmischen Erzählen viel lernen, wie ich finde, wenn auch nicht jedes Stilmittel in Romanform funktioniert.
  2. Der Kontakt zu meiner Agentur „Schmidt & Abrahams“, die mich in die Welt des Büchermachens eingeführt hat (was noch einmal etwas ganz anderes ist, als bloß zu schreiben). Wie Verlagsleute denken, wie Buchhändler ticken, wie der Markt funktioniert: Darüber habe ich einiges im Gespräch mit meinen Agentinnen gelernt. Das hat meinen Horizont als Autor erweitert. (Vor allem hat es mich von der Illusion geheilt, dass ein gut geschriebener Text zwangsläufig bei Verlagen und Leserschaft Erfolg haben muss.)
  3. Die Arbeit mit professionellen Lektoren. Als Hobbyautor schreibt man ja für gewöhnlich seinen Text und dann ist er fertig. Manchmal setzen Freunde noch ein paar Kommas oder kritisieren einzelne Szenen. Plötzlich beruflich mit verschiedenen professionellen Lektoren zu arbeiten, hat mir im Laufe der Zeit gezeigt, wie viele stilistische Fehler man ganz unbewusst in seine Texte einbaut, wie viele Wortdopplungen, Schachtelsatzkonstruktionen und sich wiederholende Phrasen, die kein Freund so bemerken würde. Ich war nicht mit allem, was diese Menschen mir rot angestrichen haben, einverstanden, doch nach und nach bekommt man tatsächlich ein Gefühl für die eigenen Schreibfehler und kann sich darum bemühen, sie abzustellen, um das Manuskript noch lesbarer zu machen.

 

Gab es vielleicht auch einen „Fehler“, eine „Schwäche“, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autor erfolgreicher zu sein?

Ich habe zu Beginn meiner Karriere den Fehler gemacht, zu denken, dass man sich als Autor „hocharbeiten“ kann. Daher habe ich als ersten Roman einen klassischen Stoff gewählt, der vergleichsweise gradlinig war und die Leser beim Erstkontakt mit mir nicht „überfordern“ sollte. Komplexere Themen wollte ich dann später angehen. Falsch! Man sollte immer mit dem bestmöglichen Werk, zu dem man imstande ist, debütieren. Denn dieses Debüt wird einem auf Jahre nachhängen und kann wesentlich bestimmen, wie erfolgreich man als Autor wird. Heute gibt es auf dem Markt zunehmend Debütstars unter Autoren oder „plötzliche Bestseller“. Sich über Jahre hinweg eine größere Leserschaft zu erarbeiten, ist enorm schwer.

Den zweiten Fehler, den ich durchaus erkannt habe, aber nicht abstellen werde, auch wenn ich dadurch vielleicht erfolgreicher würde, ist die mangelnde Spezialisierung. Als Autor ist man am besten dran, wenn man eine Nische ausfüllt, zu einer Marke wird, denn dann wissen Buchhandel und Leser genau, was sie von einem zu erwarten haben. Ich nenne in diesem Zusammenhang immer gerne meinen Fantasy-Kollegen Bernhard Hennen. Bernhard Hennen ist DER Elfen-Mann. Seit Jahren schreibt er praktisch ausschließlich Elfen-Romane und daran wird sich auch in absehbarer Zukunft wenig ändern. Damit hat er eine klare Nische besetzt – und damit Erfolg! Ich dagegen schreibe mal Steampunk („Magierdämmerung“), dann einen „Perry Rhodan“-Heftroman, anschließend was Dystopisches („Flammen über Arcadion“) und danach Antik-Fantasy („Imperium der Drachen“). Das macht mir viel Spaß, denn ich liebe die Abwechslung. Aber es ist kein klares Konzept. Meine Bücher sind in Buchhandlungen über drei Regale verstreut (im Optimalfall). Und mit jedem Werk gewinne ich in etwa so viele Neuleser, wie ich alte verliere, weil etwa der Steampunker keine Lust auf Dystopien hat und die Dystopie-Liebhaberin keine Antik-Fantasy lesen möchte.

 

By the way – was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorenkarriere?

Der kämpferische und nie ganz zufriedene Teil in mir sagt, dass ich Erfolg habe, wenn mich möglichst viele Menschen lesen. Wenn ich zweihundert Amazon-Rezis bekomme, gutes Geld verdiene, Dennis Scheck mein Werk in die Fernsehkamera hält und Constantin Film bei mir anruft, um den neusten Roman aus meiner Feder zu verfilmen, nachdem er zehnmal ins Ausland verkauft worden ist und auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand.

Der entspannte Teil sieht das Ganze etwas anders. Der freut sich, dass ich seit Jahren meinen Traum leben darf: Ich schreibe Bücher und jemand bezahlt mir dafür Geld (nicht rasend viel, aber man kann davon leben). Dieser Teil jubelt über jedes fertige Manuskript und er jubelt noch lauter, wenn ich das fertige Buch in der Hand halte und zu meinen anderen Werken ins Regal stelle, in dem ich mittlerweile ein zweites Regalbrett anfangen musste. Diesem Teil von mir geht es vor allem darum, Geschichten zu erzählen, die ich später selbst gerne wieder lese. Und wenn ich damit auch nur ein paar Leuten eine Freude bereiten kann, indem ich ihnen spannende Lesestunden beschere, umso besser.

 

Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?

Eine schwierige Frage. Ich glaube, dass man sich handwerklich einiges erarbeiten kann. Korrekte Rechtschreibung, Romanstruktur und vielschichtige Charaktere lassen sich durch die Lektüre von Schreibratgebern oder durch Seminare lernen. Dennoch ist es mit dem Schreiben wie mit anderen Tätigkeiten auch: Manche Leute haben dafür einfach eine Begabung. Sie haben eine besonders blühende Fantasie und ein besonderes Gefühl für Sprache. Um es an mir zu verdeutlichen: Ich wäre wohl nie ein begnadeter Klavierspieler oder Fußballer geworden, selbst wenn ich es jahrelang versucht hätte. Ich könnte die Techniken üben, aber es „läge mir nicht im Blut“. Das Schreiben dagegen geht mir leicht von der Hand, ohne dass ich es bewusst gelernt hätte. Ich habe nie einen Schreibratgeber gelesen („Das Handbuch zum Drehbuch“ ausgenommen, aber das war damals für die Uni), nie ein Seminar besucht. Trotzdem habe ich (für mein jeweiliges Alter) schon immer ausgesprochen unterhaltsame Texte geschrieben. Es muss also irgendwas dran sein an der Talent-Geschichte.

 

Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für einen angehenden Autor oder eine angehende Autorin, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen? 

Meine Agentur hat mir geholfen, auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen, und meine Lektoren haben mich beim Feinschliff meiner Werke unterstützt. Ansonsten hatte ich keine Hilfe auf meinem Weg, zumindest keine konkrete. Ich schätze, dass das bei mir eher indirekt lief, über den kollegialen Austausch. So einen Austausch empfehle ich durchaus. Das beginnt bei der privaten Schreibgruppe und geht über Schreibcamps bis hin zum Autoren-Stammtisch. Es gibt immer Dinge, die Kollegen besser wissen oder können als man selbst. Sich mit ihnen zu unterhalten, macht nicht nur Spaß, sondern ist oft auch sehr informativ. Je nach Gruppe kann das vom Gespräch über die eigenen Texte bis hin zu Einblicken in den Buchmarkt (und seine Untiefen) reichen. Und das klappt auch online. Einfach mal im Netz umschauen: Es gibt eine Menge Schreibcommunitys und Websites von Leuten, die was mit Büchern machen, und die gerne ihr Wissen teilen. (Wer dieses Interview liest, hat eine dieser Websites offenbar gefunden. ;-) )

 

Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autoren/Autorinnen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden 

Vieles habe ich ja schon erwähnt, aber darüber hinaus empfehle ich vor allem jenen, die wirklich eine Autorenkarriere anstreben und nicht bloß in ihrer Freizeit mal einen Roman verfassen wollen, zwei Dinge: „Think big!“ und „netzwerkt“. Wenn man mit seinen Büchern Erfolg haben will (auch im monetären Sinne), sollte man sich möglichst die stärksten Partner suchen. Eine Agentur, die einen guten Namen hat. Einen Verlag, der am Markt breit vertreten ist. Dabei sollte man zunächst einmal gar keine Berührungsängste haben. Fragen, ob diese Leute mit einem zusammenarbeiten wollen, kostet nix, kann aber eine Menge einbringen. Erst, wenn man von den Big Players Absagen erhalten hat, sollte man die eigenen Wünsche herunterschrauben.

Damit einher geht das Netzwerken. Man sollte sich frühzeitig im Dunstkreis anderer Buchschaffender herumtreiben, auf Messen, Stammtischen, in der Bloggersphäre. Denn je mehr Leute man kennt, desto mehr können einem helfen, wenn es darum geht, das eigene Buch Wirklichkeit werden zu lassen, am Markt zu platzieren und zu bewerben. Auch Journalisten, Redakteure und Verleger sind nur Menschen und arbeiten lieber mit Freunden (oder zumindest bekannten Gesichtern) zusammen als mit Fremden.

Vermeiden sollte man immer und unter allen Umständen Druckkostenzuschussverlage. Institutionen, die Geld von einem dafür haben wollen, dass sie das eigene Buch drucken, sind keine Verlage, sondern Dienstleister. Wenn kein Mensch einem für das eigene Buch Geld geben wollte (selbst der kleinste Kleinverlag nicht), dann hat das womöglich seinen Grund, und man sollte sich ernsthaft fragen, ob der Text gut genug ist, um auf die Welt losgelassen zu werden. Abgesehen davon gibt es doch „Print on Demand“ oder „Book on Demand“ – das ist wenigstens kostenlos!

 

Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor/Autorin zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?

Also als erstes braucht man natürlich einen guten Text. Ohne vollständiges Manuskript, das eine lesenswerte Geschichte erzählt, wird man als Debütant nirgendwo landen können. Kein Mensch bietet einem einen Vertrag für eine Idee an, wenn man nicht vorher bewiesen hat, dass man sie auch umzusetzen vermag. (Später wird das anders sein.)

Danach gibt meines Erachtens zwei Wege: den über eine Agentur oder den über die Kleinverlagsszene. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Der Agenturweg ist vor allem etwas für Leute, die bereit sind, Bücher zu schreiben, die weitgehend massentauglich sind. Denn eine Agentur wird primär versuchen, das Buch bei Publikumsverlagen unterzubringen, und die nehmen ungern experimentelle Stoffe. Wenn man so etwas nicht liefern kann und möchte, wird man mitunter jahrelang kein Buch an den Mann oder die Frau bringen. In diesem Fall ist die Kleinverlagsszene die bessere Alternative, denn dort ist der Erfolgsdruck nicht so hoch. Hier sind kleinere Auflagen machbar, und man kann gezielt eine spezielle Klientel ansprechen. Oft findet man in der Szene Leute, die aus Begeisterung ihre jeweilige Nische bedienen, und die auch thematisch abseitigeren Texten gerne eine Chance geben, sofern sie zu überzeugen wissen.

 

Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?

Ich gestehe, dass ich Selfpublishing durchaus mit Neugierde, aber mit noch mehr Skepsis begegne. Ich würde gerne mal versuchen, ein Projekt unter Umgehung der üblichen Kanäle z. B. via Crowdfunding oder Amazon zu realisieren. Andererseits sehe ich darin für mich wenig Nutzen. Ich bekomme als Selfpublisher keine Garantiesumme (Vorschuss bei Vertragsabschluss bzw. Manuskriptabgabe), kein Verlag bezahlt mir Lektorat, Korrektorat, Coverillustrator und Satz, ich muss das Marketing selbst übernehmen und bin am Ende praktisch nirgendwo im stationären Buchhandel erhältlich. Die einzigen Vorteile, die ich habe, sind die Freiheit, wirklich zu schreiben, was ich will, die volle Kontrolle über mein Produkt und höhere Gewinne pro Buchverkauf. Meiner Meinung nach wiegen diese Vorteile die Nachteile allerdings nicht auf. Für Hobbyautoren mag dieser Weg interessant sein, denn man spart sich den „Ärger“, mit anderen Menschen an seinem Werk zusammenarbeiten zu müssen, die vielleicht nicht alles so machen, wie man es gerne hätte. Als Profi baue ich jedoch lieber auf den traditionellen Weg (nicht zuletzt wegen der sicheren Einnahmequelle namens „Garantiesumme“).

 

Vielen Dank für das interessante Interview!

Veröffentlicht am 28.01.2015
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