mySTORYs Schreibratgeber
Für Anfänger und Fortgeschrittene

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Interview

Das sagt Franka Zastrow

Foto: © Franka Zastrow

Gewinnspiel: Das sagt Franka Zastrow zu deiner Geschichte

Gewinne eine Einschätzung der Literaturagentin zu deinem Kurzexposé! Sie verspricht, dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Frau Zastrow ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.

Und so geht es:

Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) schicken, und ich leite es an die Agentin weiter. Dann heißt es, gespannt sein!

Einsendeschluss ist der 15. April 2015!

Die heutige Frage:

Welchem Zeitpunkt der Handlung könnte man vom Drama abgeleitet ein erregendes Moment zuordnen?

a) Dem Midpoint,

b) dem Schlusspunkt,

c) dem initialen Plot Point,

d) dem Höhepunkt.

Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!

 

Interview 

Liebe Frau Zastrow, in diesem Interview soll es vor allem darum gehen, welche Ratschläge Sie als erfahrene Literaturagentin jungen Autoren, die veröffentlichen wollen, mit auf den Weg geben möchten. Zunächst interessiert mich aber natürlich, wie Sie zu diesem Beruf gekommen sind, und was Sie daran fasziniert. 

Für unseren Beruf gibt es keinen Studiengang oder eine Ausbildung. Die meisten führt der Weg über ein geisteswissenschaftliches Studium oder eine Ausbildung im Buchhandel oder im Verlagsbereich sowie über anschließende Tätigkeiten im Verlag (im Lektorat oder auch in der Lizenzabteilung) in die Agentur.

Ähnlich war es auch bei mir. Nach einem Lehramtsstudium fürs Gymnasium packte ich noch den Aufbaustudiengang „Buchwissenschaft“ an der LMU München drauf. Ich hörte von dem Arbeitsfeld Literaturagentur und wusste, das ist genau das richtige für mich, um meine Leidenschaft für Sprache und Bücher mit dem Spaß am Umgang mit „Buchmenschen“ zu verknüpfen.

 

Wie sieht denn so ein Arbeitstag bei Ihnen aus bzw. welche Aufgaben umfasst Ihre Tätigkeit? 

Ich befasse mich tagtäglich mit Texten, lese Manuskripte und überprüfe sie hin auf eine Vermittelbarkeit an Verlage.

Texte meiner Autoren (die bereits einen Verlag haben) begleite ich inhaltlich bei der Entstehung und dann auf allen weiteren Schritten bis hin zum fertigen Buch. Das umfasst Telefonate mit den Autoren, in denen man Inhaltliches bespricht (bis hin zu den einzelnen Figuren im Roman), aber auch mit den Lektoren. Diesen stellt man z. B. neue Manuskripte des Autors vor, oder bespricht auch mal neue Trends oder Marktentwicklungen. In Gesprächen geht es auch ganz konkret mal um ein Cover, mal um Details im Vertrag. Ich spreche auch immer mal wieder mit Mitarbeitern aus der Presseabteilung, wenn es um Pressearbeit für einen Titel geht, und helfe z. B. bei der Abstimmung von Interviewterminen. Ich verbringe sehr viel Zeit am Telefon oder mit Mails.

 

Sagen wir, ich bin Autor und möchte veröffentlichen. Inzwischen sehen viele Selfpublishing als echte Alternative zum klassischen Weg über einen Verlag. Wann würden Sie mir zu dem einen, wann zum anderen raten? 

Für mich und meine Autoren ist der klassische Weg zu einem Verlag immer noch das erste Ziel. Aufgaben, die ein Verlag leistet, können nämlich die wenigsten Autoren in ähnlicher Professionalität selbst erledigen. Das fängt beim klassischen Lektorat an, geht hin zur Covergestaltung, und dann wäre auch noch die wichtige Frage des Vertriebs bzw. der Positionierung.

Selfpublishing mag sich dann für Autoren lohnen, wenn sie in einem Genre schreiben (z. B. Erotik), das von den klassischen Verlagen nicht ausreichend bedient wird. Da ist der Weg zum Leser über das Selfpublishing sicherlich auch einfacher, als dies bei literarischen Texten der Fall ist. Aber auch hier muss Professionalität im Vordergrund stehen.

 

Würde ich mich für das Selfpublishing entscheiden, gäbe es wohl keinen Grund, mich an eine Literaturagentur zu wenden. Wird sich das Ihrer Meinung nach ändern? 

Das kann man so einfach nicht beantworten. Es gibt Selfpublishingautoren, für die dies der erste Schritt ist, die aber langfristig an einer „Verlagskarriere“ interessiert sind, auf der wir sie dann begleiten.

 

Wenn ich nun doch eher auf einen Verlagsvertrag schiele, warum sollte ich den Weg über die Agentur wählen?

Weil die Agentur einem Autor Tätigkeiten abnimmt, für die ihm die Erfahrung oder schlicht auch die Zeit fehlen. Das betrifft vor allem die Akquise – also die Frage: Welcher Verlag ist der richtige für meinen Text, aber dann genauso die Verhandlung des Vertrages.

Die Agentur ist ständiger Ansprechpartner des Autors in allen professionellen Fragen und vertritt seine Anliegen gegenüber den Verlagen.

 

Könnten Sie sich Fälle vorstellen, in denen selbst Sie als Agentin mir raten würden, es eher ohne Agentur zu versuchen? Vielleicht auch, weil es sich für die Agentur nicht lohnen würde? Ich denke da an kleine Verlage, Nischenthemen, Genres usw.

Anders gefragt: Welche Autoren oder Buchprojekte halten Sie für ungeeignet für den Weg über eine Literaturagentur?

Auch diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, denn als Agentur arbeiten wir auch mit kleineren Verlagen zusammen. Und auch Nischenthemen oder -genres finden bei uns statt. Einige Autoren fahren sozusagen auch mehrgleisig, schreiben Fantasy bei einem kleineren Verlag, und Frauenunterhaltung bei einem größeren Publikumsverlag. Hier macht es natürlich Sinn, wenn wir den Autor bei allen Schritten begleiten.

 

Sagen wir, ich als noch unerfahrener Autor nähme mir vor, mein Manuskript an Ihre Agentur zu senden. Was muss ich beachten? Gibt es Kriterien, an denen ich erkennen kann, dass mein Manuskript so weit ist?

Am besten gehen Autoren auf unsere Website, denn dort finden sie im Bereich „Manuskripteinreichung“ alles, was man für den Anfang wissen muss. Dort ist auch ein FAQ-Bereich, der fast alle Fragen vorab gut erklärt.

 

Wenn ich mich nun entschieden habe, mein Manuskript Ihrer Agentur anzuvertrauen, wie gehe ich es an? Sollte das komplette Manuskript vorliegen? Bewerbe ich mich mit Exposé und Leseprobe? Was muss sonst noch unbedingt dabei sein? Sollte ich Sie vielleicht erst einmal anrufen?

Siehe vorangehende Frage.

 

Wenn jetzt mein Manuskript bei Ihnen angekommen ist, was müsste mein Werk ausmachen, damit Sie es vertreten wollten? Wann hat es Ihrer Meinung nach die größten Chancen auf dem Buchmarkt?

Ich übernehme einfach mal eine Passage aus unserer Webseite, die hier ausführlich Antwort gibt, was aber bei der komplexen Frage nicht anders zu bewerkstelligen ist:

„Generell sollte man versuchen, in den ersten 30 Seiten der eingesandten Leseprobe die Figuren so präsent zu machen, dass wir bzw. der Leser wissen möchte, wie es mit ihnen weitergeht. Das muss nicht immer über Sympathie oder Identifikation laufen, sondern funktioniert – wie man an zahlreichen Thrillern, die aus der Perspektive des Mörders beginnen, sieht – über alle möglichen Spielarten der Faszination. Neben den Figuren können die ersten Seiten eines Manuskripts natürlich auch über die Handlung an sich Neugier wecken. Erkennt man bereits zu Beginn den Kern der Geschichte? Gibt es Konflikte, die einen weiterziehen, weil man erfahren möchte, wie Sie enden oder von den Protagonisten gelöst werden? Manche Autoren schaffen es auch, allein durch die Sprache einen ausreichenden Sog zu entwickeln.

Mindestens eines dieser Elemente – Figuren, Plot, Sprache – muss aber bereits in den ersten 30 Seiten deutlich hervortreten und überzeugen.

Was den weiteren Text betrifft, so kommt es häufig vor, dass Autoren sich anfangs sehr große Mühe mit dem Stil geben, mit besonderen Details, ausgefeilten Dialogen und Szenenbeschreibungen. Ab einem bestimmten Punkt muss man dann leider oft feststellen, dass gute Ideen verpuffen, interessante Charaktere unlogisch agieren und die Qualität stark nachlässt. Sowas ist schade, denn die Leseprobe weckt natürlich eine Erwartungshaltung, die bis zur letzten Seite aufrecht erhalten werden muss. Man sollte von Zeit zu Zeit also kritisch überprüfen, ob Anfang und Ende noch aus einem Guss sind.

Ein origineller Einfall oder ein interessanter Charakter reichen in der Regel nicht aus, um einen kompletten Roman zu tragen. Hier kann man nur dazu raten, den Roman von Anfang an nicht zu klein anzulegen. Das bedeutet, darauf zu achten, dass es genügend interessante Nebenfiguren gibt, verschiedene Schauplätze und Handlungsstränge.

Studenten der Kunstakademien haben früher sehr lange die alten Meister studiert und diese kopiert, bevor sie eigene Bilder schufen. Natürlich sollte man als Autor nicht einfach bei seinen Lieblingsbüchern abschreiben, aber es kann hilfreich sein, zu verstehen, was andere Bücher im gleichen Genre richtig machen. So kann man zum Beispiel feststellen, dass bei einer guten romantischen Komödie nicht nur ein Mann und eine Frau ein paar Hindernisse überwinden müssen, bevor sie sich letztendlich kriegen, sondern noch viel mehr den Roman so erfolgreich macht. Bei dem Klassiker „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ ist das nicht nur die Tagebuch-Form, sondern da wären noch die schrulligen Eltern mit ihren ganz eigenen Problemen, die Peinlichkeiten und Herausforderungen am Arbeitsplatz, witzige Situationen und Missgeschicke sowie ein Freundeskreis aus dreidimensional gezeichneten, liebenswerten Figuren.“

 

Nehmen wir als Letztes mal an, dass Sie mein Manuskript überzeugt hat, und Sie mich mit diesem Projekt oder generell vertreten wollen. Was werden Sie fortan alles für mein Werk und mich tun, und was kostet mich das?

Wie oben erwähnt begleitet die Agentur nun alle weiteren Schritte bis hin zum fertigen Buch. Wir arbeiten ausschließlich auf Provisionsbasis.

Zunächst feilt man oft noch an inhaltlichen oder auch stilistischen Dingen im Text, bis man eine Fassung für die Verlage in den Händen hat, die beste Erfolgsaussichten hat. Dann beginnt die Suche, hoffentlich gefolgt von einem Angebot. Danach kommen Vertragsverhandlung, die Abwicklung der Zahlungen über unsere Buchhaltung, Austausch über die weitere redaktionelle Betreuung, das Cover etc. etc. Bei jedem Autor – bei jedem Buch – sind die Schritte individuell, die Anforderungen unterschiedlich. Allen gemein ist nur das eine: Am Ende soll ein fertiges Buch stehen, das Autor und Verlag und viele, viele Leser glücklich macht. J

 

Vielen Dank für dieses interessante Interview.

 

 

Veröffentlicht am 02.04.2015
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