Mascha Vassena, geboren1970, hat nach dem Grafikstudium als freie Autorin und Redakteurin für verschiedene Zeitschriften gearbeitet, Poetry Slams organisiert und in den Neunzigern das Literaturmagazin „Fisch“ mitherausgegeben. Für ihre Erzählungen erhielt sie u. a. den Hamburger Förderpreis für Literatur und ein einjähriges Stipendium der Akademie Schloss Solitude.
Seit 2004 lebt sie in der Schweiz. Sie besitzt weder Haustiere noch Zimmerpflanzen.
Gewinne eine Einschätzung der Autorin zu deinem Kurzexposé! Sie verspricht, dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Mascha ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.
Und so geht es:
Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal einer DIN-A4-Seite schicken, und ich leite es an die Autorin weiter. Und dann heißt es, gespannt sein!
Einsendeschluss ist der 15. Februar 2014!
Die heutige Frage:
Wer einen Krimi in der Art von Inspektor Columbo oder Monk schreibt, schreibt einen …
a) Whodunit,
b) Howcatchem,
c) Whodunnit,
d) Whathefuck,
e) Wherarthey.
Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!
Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: „Von da an war ich Autorin/Schriftstellerin“?
Meine Eltern haben mir von klein auf sehr viel vorgelesen, auch Balladen und Gedichte. Mit ungefähr acht habe ich mein erstes eigenes Gedicht gemacht – abends im Badezimmer, das weiß ich noch. Das Gefühl, dass etwas existiert, weil ich es mir ausgedacht habe, fand ich unglaublich (obwohl das Werk im Nachhinein betrachtet ein schamloses Mashup von Schillers „Die Kraniche des Ibykus“ und Ringelnatz’ „Die Ameisen“ war). Jedenfalls fand ich das großartig, und seitdem schreibe ich.
Nach dem Studium habe ich als freie Autorin und Redakteurin für Zeitschriften gearbeitet und nebenher kurze Prosatexte geschrieben. Veröffentlicht hatte ich zu der Zeit nur in dem kleinen Literaturmagazin, das ich zusammen mit Freunden herausgab. Als Schriftstellerin habe ich mich erst gefühlt, nachdem ich 2001 ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude bekommen hatte, das war sozusagen mein Ritterschlag.
Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich?
Ich verdiene zur Zeit etwa die Hälfte meines Einkommens mit Schreiben, also ist es wohl mein Beruf. Schriftstellerin wäre ich aber auch, wenn ich damit nichts verdienen würde. Das Wort „Hobby“ mag ich nicht. Es klingt nach etwas, das man betreibt, um die Zeit totzuschlagen, etwas, das man nicht ganz ernst nimmt. Schreiben muss aber Arbeit sein, wenn es gut werden soll, ob sie nun bezahlt wird oder nicht.
Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autorin am meisten vorangebracht?
1.
Ein Freund der Familie hat mir einen Band mit Kurzprosa geschenkt, als ich sechzehn oder siebzehn war. Diese kurzen Texte haben mich ihrer ungeheuren Dichte wegen fasziniert, und ich habe angefangen, das auch zu machen. Eine Atmosphäre oder einen kurzen Moment genau zu beobachten und dann mit wenigen Worten so exakt wie möglich wiederzugeben, war eine sehr, sehr gute Übung.
2.
Das oben erwähnte Stipendium, das mir ein Jahr verschafft hat, in dem ich mich ausschließlich mit meinen Texten beschäftigen konnte. Damals sind viele der Erzählungen entstanden, aus denen später mein erstes Buch wurde („Räuber und Gendarm“, erschienen unter meinem Mädchennamen Mascha Kurtz).
3.
Sich immer etwas zu viel vorzunehmen, sich beim Schreiben ständig leicht überfordert zu fühlen, finde ich sehr wichtig – wenn man immer nur das macht, was man schon kann, wird man nicht besser. Und das Schreiben macht viel weniger Spaß!
Gab es vielleicht auch einen „Fehler“, eine „Schwäche“, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autorin erfolgreicher zu sein?
Ich bekomme manchmal zu hören, ich hätte zu viel Distanz zu meinen Figuren. Obwohl ich diesen beobachtenden Blick eigentlich ganz gerne mag, versuche ich inzwischen, näher ranzugehen und Gefühle nicht nur anzudeuten. Irgendwann möchte ich mich trauen, mal eine richtig pathetische Szene zu schreiben. Ich werde euch noch alle zum Weinen bringen, macht euch darauf gefasst!
By the way – was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorinnenkarriere?
Ich unterscheide zwischen äußerem Erfolg – also mit dem Schreiben Geld zu verdienen – und dem inneren – das ist, wenn ich das Gefühl habe, dass ich einen guten Text geschrieben habe. Mir ist beides wichtig. Geld bedeutet ja immer auch Anerkennung, und danach sehnt sich wohl jeder Autor.
Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?
Ganz klar: Handwerk. Ich mag diesen typisch deutschen Geniekult nicht, auch nicht diese larmoyante Künstlerattitüde. Einen Roman zu schreiben ist wie ein Haus zu bauen: Plan, Gerüst, Ausführung – aber ohne Imaginationskraft nützt die beste Technik nichts. Also doch beides.
Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für einen angehenden Autor oder eine angehende Autorin, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen?
Ich empfehle Unmengen an wahlloser Lektüre. Ich habe, seit ich klein war, alles gelesen, was mir unter die Finger kam: Russische Klassiker, Omas Kitschromane, Papas Thriller, Gedichte, Erotisches, Science Fiction. Erst mal muss man wissen, was es alles gibt, damit man herausfinden kann, was man mag. Von den Besten schaut man sich die Tricks ab, probiert, was für’s eigene Schreiben taugt und was nicht, entwickelt es, macht was Eigenes draus.
Das Zweite ist: Beobachten. Immer. Genau hinsehen, hinhören, hinspüren. Wie sich Regen auf der Haut anfühlt, wie man beim Weinen das Gesicht verzieht, wie ein Apfel wirklich schmeckt, all diese kleinen Sachen.
Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autoren/Autorinnen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden?
Ich werde mich hüten, vermeintlich allgemeingültige Weisheiten zu verkünden. Es hilft, wenn man die deutsche Grammatik beherrscht (daran mangelt es öfter, als man denken sollte). Genauigkeit in der Beschreibung finde ich wichtig, siehe die vorherige Frage. Ansonsten muss jeder selbst herausfinden, wie er schreiben möchte. Ich glaube nicht an Abkürzungen oder Patentrezepte. Trotzdem finde ich Schreibratgeber durchaus hilfreich, um sich das Handwerk anzueignen – man muss sich nur raussuchen, was einem taugt, statt sklavisch einem Programm zu folgen.
Und noch was: Man sollte für Kritik offen sein, meistens ist nämlich was dran.
Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor/Autorin zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?
In Literaturmagazinen publizieren, an Wettbewerben teilnehmen, sich um Stipendien bewerben. So entsteht allmählich eine Liste von Veröffentlichungen, man macht auf sich aufmerksam und lernt Leute aus dem Literaturbetrieb kennen. Mein Agent kam auf mich zu, weil er mich beim Open Mike gehört hatte. Ohne Agentur geht kaum noch was, zumindest nicht bei den großen Verlagen.
Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?
Ich finde gut, dass viele Autoren das ausprobieren. Die meisten gehen unter, manche kommen groß raus, wie beim klassischen Verlag auch. Aber jeder hat zumindest eine Chance.
Für Selfpublisher ist der Nachteil, dass sie das ganze Drumherum selbst stemmen müssen: Lektorat, Layout, Marketing. Das frisst natürlich Zeit – es kann aber auch sehr befriedigend sein, weil man die Zügel in der Hand hat.
Ich kann mir gut vorstellen, Gemeinschaftsprojekte oder Experimente selbst als eBuch oder BOD zu veröffentlichen, wenn sie nicht für einen klassischen Verlag geeignet sind. Aber nur, wenn das Ganze professionell aufgezogen ist. Ich bin studierte Grafikerin, und wenn ich diese scheußlichen, selbst gebastelten BOD- und eBuch-Cover sehe, graust es mich ganz furchtbar.
Vielen Dank für das interessante Interview!
Es war mir eine Freude!