Willow ist ein ganz normales Mädchen sagen einige. Sie guckt gerne Fernsehen, liest gerne und spielt gerne mit ihren Kuscheltieren. Sie weiß genau, was ihr Lieblingsessen ist und sie putzt sich regelmäßig die Zähne. Und ihre Familie liebt sie.
Aber Willow O’Keefe ist kein normales Mädchen. Sie hat Osteogenesis imperfecta, Glasknochen! Bei ihrer Geburt hatte sie bereits sieben verheilende Brüche und vier neue aufgrund des Kaiserschnittes und der Behandlung durch die Krankenschwestern, wie Wiegen und Messen.
Das Leben mit ihr ist nicht einfach. Um sich einen Knochen zu brechen reicht es schon, wenn sie niest oder sich zu schnell in ihrem Rollstuhl dreht.
Das Geld reicht vorne und hinten nicht, da die Versicherung nicht alles übernimmt. Einen Rollstuhl zum Beispiel zahlt sie nur alle fünf Jahre. In dieser Zeit ist Willow aber schon längst aus ihrem alten rausgewachsen.
Ihre Eltern haben aber nie ein Problem damit gehabt, auch für ihre Schwester Amelia war das alles vollkommen normal.
Das änderte sich als die Familie einen Ausflug nach Disney World machen wollte. Dort angekommen rutschte Willow auf einer Servierte aus und brach sich das Bein.
Im Krankenhaus angekommen, fehlte der Brief, der bescheinigte, dass Willow OI hatte. Die O’Keefes wurde festgenommen wegen Verdachts auf Kindesmisshandlung und verhört. Willow blieb verängstigt alleine im Krankenhaus, während Amelia in eine Pflegefamilie kam.
Das ganze klärte sich zum Glück aber schnell auf. Doch Mr. O’Keefe gefiel das gar nicht. So beschloss er die zuständigen Leute zu verklagen.
Ein Anwalt erklärte, dass hätte keinen Sinn, aber man könnte auf etwas anderes klagen: ungewollte Geburt.
Während ihrem Vater bei dem bloßen Gedanken schon schlecht wurde, dachte ihre Mutter daran, was für ein Leben sie Willow mit dem Geld ermöglichen könnte.
Also zerstritten sich nicht nur ihre Eltern, sondern ihre Mutter beschloss auch ihre Gynäkologin zu verklagen. Das Problem war nur, das war ihre beste Freundin!
Nach und nach geht alles in die Brüche und niemand weiß mehr, was er glauben soll. Am allerwenigsten Willow, die doch erst sechs Jahre alt ist.
Was Jodi Picoult hier vollbracht hat ist ein Meisterwerk. „Zerbrechlich“ beschreibt zwar die Geschichte von Willow, doch ist nur ein einziges Kapitel aus ihrer Sicht nämlich das letzte.
Die anderen Teilen sich auf zwischen ihrer Mutter Charlotte, ihrem Vater Sean, ihrer Schwester Amelia, der Gynäkologin Piper und der späteren Anwältin von Charlotte Marin. Jeder von ihnen berichtet aus dem Leben von Willow, doch so als ob sie alle mit ihr sprechen würden. Sie entschuldigen sich für Dinge, die sie gesagt haben und legen ihre gesamten Gefühle und Gedanken offen.
Die verschiedenen Blickwinkel dieser Geschichte sind das tragischste an dem Ganzen. Da eigentlich alle dasselbe fühlen, sich aber niemand traut das auszusprechen.
Zentraler Punkt des Buches ist der Prozess den Charlotte hier anstrebt. Dadurch verliert sie eigentlich alles.
Wiederholt muss sie erklären, dass sie Willow abgetrieben hätte und es besser wäre, wenn sie nie geboren wäre.
Jodi Picoult versteht es den Leser mit ins Geschehen zu ziehen und sich öfter selbst zu fragen, was man selbst in dieser Situation getan hätte.
Und gerade wenn man denkt nun wird alles gut, sorgt die Autorin dafür, dass auch diese letzte kleine Hoffnung zerstört wird und am Ende alles in Scherben liegt…
Ein wundervoll herausgearbeitetes Buch, indem man viel über den Konflikt bei Abtreibungen lernt. Doch auch wie das Leben von OI-Leidenden aussieht, ist mehr als interessant beschrieben, aber vorallem ist die Tatsache gut herausgestellt, dass sie eigentlich gar nicht leiden.