Dort bei den Karten.
Irgendwie mag ich sie, diese Frau, die hier in der Kaiser-Willhelm-Passage arbeitet. Hat ein kleines Geschäft, in dem sie Tee und, hm, Postkarten verkauft. Sehr hübsche Postkarten übrigens, weshalb ich besagter Dame hin und wieder einen Besuch abstatte. Beim ersten Mal hatte ich keine Tasche dabei, weshalb sie mich fragte, ob ich eine Tüte haben wolle. »Ja, gerne«, sagte ich, worauf sie im Hinterzimmer verschwand, etwas kramte und wühlte und schließlich fragte: »Plastik oder Papier?« War mir egal, also antwortete ich auch entsprechend. Plötzlich lugte ihr Kopf im Eingang zum Hinterzimmer vor, und sie sagte: »Nein, müssen Sie schon sagen.« Für einen Moment war ich perplex. Dann: »Papier.« Papier also. Sie tat die Karte in die Papiertüte und faltete diese, so sorgfältig wie das vermutlich nur sie tut, zusammen, so dass die Karte nicht herauspurzeln konnte.
Heute auch wieder: Ich kaufte eine Karte, von der ich finde, dass ich sie unheimlich gut ausgesucht habe. Eigentlich wie alles, das ich aussuche. Jedenfalls hatte ich eine Tasche bei mir, weshalb sie mir vermutlich nicht ihre Plastik-oder-Papier-Sein-oder-Nichtsein-Frage stellte. Dafür aber schaute sie auf die Karte und kicherte. Dann schaute sie mich an, wieder auf die Karte und kicherte erneut. Für einen Moment befremdlich, dann aber sehr sympathisch.
Hach, es gibt scheinbar Leute, die leben irgendwie für das, was sie tun, und wenn's eben das Verkaufen von Postkarten und Myriaden von Teesorten ist.