Was ich hasse: Morgendlicher Notabwasch, weil in allen brauchbaren Müslischüsseln angetrocknete Reste der Vortage kleben, die ich nur ungern mit neuem Kohlenhydratfraß kombinieren möchte. Nun ja.
Was ich mag: Bücher. Unter anderem. Und weil ich's schon eine Weile nicht mehr getan habe und, äh, ich ja quasi als Blogger bestimmt auch eine Art Bildungsauftrag akzeptiert habe, der irgendwo in den AGBs des Website-Hosters versteckt und mit gewöhnlichen Menschenaugen kaum auffindbar ist, schmeiße ich hiermit eine liebevoll zusammengestellte Auswahl der letzten Bücher, die ich Zeile für Zeile gelesen und qualitätsgeprüft habe, unters mitlesende Volk.
»Zwischen Nacht und Dunkel« (Stephen King)
Der leichte Knick in der Formkurve des Großmeisters der massentauglichen Schmalspurgruselliteratur ist längst vorbei, wie die letzten Romane des literarischen Urgesteins bewiesen haben. Stephen King schreibt sich seit einigen Jahren selbst in seinen zweiten Frühling hinein und in diese Entwicklung passt auch die letzte Kurzromansammlung »Zwischen Nacht und Dunkel« ganz hervorragend. Wobei die Bezeichnung Kurzroman nur auf eine der vier Geschichten tatsächlich zutrifft. Ansonsten gibt's zwei Novellen und eine nicht ganz gelungene Kurzgeschichte. Alle vier Erzählungen drehen sich um das Motiv der Rache und ihre Auswirkungen. Die Geschichten in diesem Buch sind knüppelhart! Seichte Gemüter sollten sich lieber anderswo tummeln, doch wer's gern etwas derber mag, der sollte sich diese kleine aber feine Sammlung nicht entgehen lassen. Mir lief beim Lesen nicht nur einmal ein fieser Schauer über den Rücken.
»Die Straße« (Cormack McCarthy)
Ja, ich bin durch den Kinofilm auf das Buch aufmerksam geworden, muss aber, um meine Ehre zu bewahren, dazu sagen, dass ich es gelesen habe, bevor ich mir den Film angeschaut habe. Letzteres kann man sich übrigens getrost sparen, da das Buch im Prinzip eins zu eins in bewegte Bilder umgesetzt wurde und Viggo Mortensen irgendwie immer noch Aragorn ist, während der zweite Hauptcharakter, ein namenloser Junge, so blass und nichtssagend bleibt, wie er eben namenlos ist. Das Buch jedoch ist ein großes Ding! Nicht sonderlich dick und man muss sich daran gewöhnen, das McCarthy keine Anführungszeichen in der wörtlichen Rede verwendet, doch die Dialoge sind so spitz und geschliffen, dass man während des Lesens aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Kurzer Abriss der Handlung: Die Erde ist hinüber, warum auch immer, ein Mann und ein Junge kämpfen sich nach Süden durch und stoßen dabei auf allerlei menschliches Elend wie Hunger und Hoffnungslosigkeit und moralisches Versagen, vor allem etwa Kannibalismus. Unbedingt reinlesen, weiterlesen, durchlesen!
»Man tut was man kann« / »Da muss man durch« (Hans Rath)
Öhm, wie schon die Cover der beiden zusammenhängenden Bücher andeuten, eher Frauenbücher. Allerdings aus der Sicht eines Mannes erzählt, von einem Mann geschrieben und damit mit dem Humor eines Mannes ausgestattet. Nun ja, ahem, ich kann letzterem zumeist mehr abgewinnen, als dem der holden Weiblichkeit, auch wenn mir jetzt wieder eine Meute wutschnaubender Emanzen die Hölle heiß machen wird. Oder auch nicht... Kurz zu den Büchern: Es geht um Paul. Paul ist Personalvorstand einer Zeitung, Paul ist Lebemann und anfangs ein ziemliches Arschloch. Dann jedoch gerät Pauls Leben zunehmend aus den Fugen und als Leser weiß man nicht, ob man bei all den Skurrilitäten, die einem während des kurzweiligen Leseausflugs begegnen, lachen oder den Kopf schütteln soll. Ich muss sagen, dass die beiden Romane des Herrn Rath so ziemlich das Amüsanteste sind, was mir in den letzten Jahren untergekommen ist. Der dritte Teil der Reihe ist schon auf der Wunschliste angekommen und wird heiß erwartet!
»Küsschen Küsschen!« (Roald Dahl)
Na ja, muss man vermutlich nicht viel zu sagen. Sind halt elf Geschichten von Roald Dahl, die übrigens allesamt ganz, ganz hervorragend sind und sich jeweils entweder während eines halben Stündchens vor dem Einschlafen lesen lassen oder wahlweise auch in Bus und Bahn. Nach jeder der Erzählungen hat man zumindest ein leicht gemeines Schmunzeln auf den Lippen. War sicher nicht meine letzte Dahl-Sammlung.
»White Line Fever« (Lemmy Kilmister)
Wer sich für Lemmys berüchtigte Lebensweisheiten in den Interviews der einschlägigen Musikmagazine begeistern kann, der hat »White Line Fever« vielleicht eh längst gelesen. Eine meist recht kurzweilige Autobiographie des Motörhead-Frontmans, während der man staunt, dass der Mann tatsächlich Buddy Holly noch live gesehen hat und sich doch wünscht, er hätte doch ein paar weitere Geschichten über das Leben und die Frauen erzählt, statt nur über die Probleme der Bandbesetzung und versandende Plattenverträge zu schwadronieren. Dennoch nie wirklich langweilig, auch wenn die deutsche Übersetzung eine Katastrophe ist. Vielleicht ist aber auch das Original schon ein sprachliches Gewaltverbrechen. Bei Lemmy ist das dann aber nicht schlimm, sondern allenfalls nicht ganz so cool wie alles andere, was er sonst so tut. Nun ja.
So, genug. Nun aber weitergesurft!