Nach Rennvögeln nun rennende Frauen.
Heute muss ich einfach von ihr erzählen. Wollte ich schon diverse Male tun, doch irgendwie kam immer etwas mehr oder minder Wichtiges dazwischen, das ich stattdessen erzählen konnte. Oder wollte Nun ja, aber heute ist's soweit, denn sie ist mir wieder begegnet. Die »Rennende Frau«. Immer dann, wenn ich es schaffe, die U-Bahn gegen acht Uhr vierzig zu kriegen (Faule Sau, ich weiß.), rennt diese Frau an mir vorbei. Nein, sie rennt nicht. Sie schlurft. Ganz, als hätte sie gar keine Beine, ach was, überhaupt keinen richtigen Körper. Es ist eher, als bestünde sie aus einem länglichen Sack, gefüllt mit Gelatine. Doch zumindest soll ihr Gang wohl die Tätigkeit des Rennens andeuten, sonst würde ich sie auch nicht die »Rennende Frau« nennen, sondern vielleicht die »Geleefrau«. Na ja.
Und ja, ich geb's zu. Diese Frau stört mich. Es ist nicht die Tatsache, dass sie meine Luft wegatmet, denn das tun ungefähr sechs Milliarden weitere Menschen ebenso. Es ist einfach ihre Art des Rennens, nein, ihr Schlurfen. Sie kommt ja ganz klar aus der U-Bahn. Wenn sie es eilig hat, zur Arbeit zu kommen, sollte sie dann nicht nach gefühlten fünfhundertdreißigfantastilliarden Arbeitstagen so allmählich mal auf die Idee gekommen sein, einfach eine Bahn früher zu nehmen? Dann könnte sie gehen. Statt zu schlurfen, könnte sie schlürfen. Einen Kaffee oder so. Doch stattdessen rennt sie einfach weiter. Schlurft. Und schlurft. Und schlurft. Morgen für Morgen. Wenn eines Tages die Apokalypse hereinbricht, wird diese Frau vor den Reitern davonschlurfen. Ach. Irgendwann brülle ich sie an. Ich weiß es. Ich weiß es genau.