Lorena führt ein ruhiges Leben und sticht auch nicht gerade durch ihre Schönheit hervor. Das würde jedenfalls jeder ihrer Kollegen unterschreiben. Doch was niemand weiß ist, dass in Lorena ein Wesen der Nacht schlummert. Nacht für Nacht zwingt dieses Wesen sie, sich in einen Nachtmahr zu verwandeln. Strahlend schön liegt ihr die Männerwelt zu Füßen. Was andere Menschen sich ersehnen würde, empfindet Lorena als Fluch und gibt alles dafür den Nachtmahr in ihr zu bändigen. Als sie auf ihre High-School-Liebe Jason trifft, wird es für sie noch komplizierter. Aus Angst ihn oder andere Menschen zu verletzen, spinnt sie ein Netz aus Lügen um sich, dass ihr langsam die Luft zum atmen nimmt. Als wären diese Probleme noch nicht genug, erinnert sie sich langsam an ihre Vergangenheit, an ihre tote Familie und ihre einsame Großmutter im Pflegeheim. Doch erst als sie auf Raika, einen anderen Nachtmahr, trifft, beginnt sie zu verstehen, dass ihre Vergangenheit nicht so ist, wie es den Anschein hat.
Ulrike Schweikert entführt in ihrem neuen Trilogie-Auftakt in eine Nachtwelt, die noch wenig Aufmerksamkeit erregt hat. Die Nachtmahre bieten daher sehr viel Potential für eine spannende Lesereise, die dem Leser hier auch geboten wird.
Von London aus wird der Leser durch die turbulente Stadt nach Hamburg gelotst und wieder zurück. Am eindrucksvollsten ist der ständige Perspektivenwechsel zwischen Lorena und Raika, die man beide so schon eine geraume Zeit kennt und Feststellungen über ihre jeweiligen Charakter treffen konnte, bevor die beiden sich selbst im Buch begegnen.
Obwohl das Buch mir wirklich sehr gut gefallen hat und ich dem nächsten Teil bereits entgegenfiebere, muss ich sagen, dass es auch ein paar Schwachstellen hat. Dadurch dass die ganze Geschichte sehr komplex strukturiert ist, hat sie einen relativen großen Informationsgehalt, den der Leser erst einmal präsentiert bekommen muss. Auch muss die Unsicherheit Lorenas in der Beziehung zu Jason, die ebenfalls erst einmal entstehen muss, deutlich dargestellt werden. Daher beginnt die Geschichte erst ab ca 200 Seiten sich richtig spannend und mitreißend zu entwickeln. Was zu dieser schleppenden Erzählung dazukommt, ist das Lorena sich in Form eines Tagebuches erinnert und diese Passagen meist nicht sehr spannend sind, auch da man teilweise schon weiß, an was sie sich erinnert und nur die Bestätigung bekommt, dass es wirklich so war. Auch die Langeweile ihres echten Lebens unterstreicht diese schleppende Erzählung leider. Durch die gute Erzählweise stört einen das allerdings nicht so sehr, dass man bereit wäre das Buch aus der Hand zu legen. Und es lohnt sich auch wirklich weiterzulesen, denn danach bleibt es bis zum Ende spannend und hält Entwicklungen parat mit denen man so niemals gerechnet hätte. Bis zur letzten Seite wird die Spannung immer weiter geschürt, sodass man danach gar nicht anders kann, als auf den zweiten Band zu warten.