Natalja Schmidt gründete gemeinsam mit Julia Abrahams die Literaturagentur Schmidt & Abrahams.
Die Agentur Schmidt & Abrahams begann 2005 mit einem kleinen Stamm unveröffentlichter Talente und vertritt mittlerweile ca. 100 deutschsprachige und internationale Autorinnen und Autoren.
Ab April 2015 wird Natalja Schmidt als Teamleiterin Fantasy/SciFi ins Lektorat von Droemer Knaur wechseln.
Heute gibt es die Weihnachtsspezial-Version des Gewinnspiels. Die Literaturagentin und zukünftige Lektorin bei Droemer Knaur Natalja Schmidt schaut sich dieses Mal drei vorausgewählte Exposés an und schreibt den jeweiligen AutorInnen ein paar Sätze dazu. Vielleicht schaffst du es ja mit deinem Exposé, sie so von deiner Geschichte einzunehmen, dass … na ja, warten wir mal ab.
Ein Spezial erfordert auch einen speziellen Ablauf, daher reicht es diesmal nicht, die Gewinnspielfrage richtig zu beantworten. Obendrein müsst ihr mir in der E-Mail in einem (!!!) Satz eure Geschichte vorstellen, mit der ihr euch bei Frau Schmidt vorstellen wollt. Das heißt, ihr müsst erst einmal mich neugierig machen. Mit einem einzigen Satz! Und glaubt mir, unendliche Schachtelsätze beeindrucken mich nicht sonderlich.
Unter allen Einsendern, die die Frage richtig beantwortet und mir einen solchen Ein-Satz-Pitch geschickt haben, wähle ich diejenigen zehn aus, die mich (und damit meine ich nur mich) am neugierigsten gemacht haben. Die entsprechenden zehn AutorInnen bekommen nun die Möglichkeit, mir zu dem gepitchten Projekt (und zu keinem anderen!) ein Exposé im Umfang von maximal einer Din-A4-Seite zuzusenden. Ja, so ein Spezial ist schon mit ein bisschen Arbeit verbunden.
Unter diesen zehn Exposés wähle ich dann die drei Gewinnerexposés aus, die ich an Natalja Schmidt weiterleite.
Natürlich ist für das gesamte Gewinnspiel der Rechtsweg ausgeschlossen. Zur Teilnahme sendet eure Antworten und Pitches an hfaquote@pb-netz.de. Einsendeschluss ist der 15.01.2015.
Alles verstanden? Dann bleibt nur noch, die Frage zu stellen, die bei diesem Spezial auch mit Sätzen zu tun hat:
Was ist ein Satzgefüge?
a) Ein Satzgefüge umfasst alles, was man einem einfachen Satz aus Subjekt, Prädikat und Objekt (S-P-O) hinzufügt.
b) Von einem Satzgefüge spricht man, wenn ein komplexer Satz aus mehreren Hauptsätzen besteht.
c) Satzgefüge ist die wissenschaftliche Bezeichnung für alle Sätze, aus denen ein Text besteht.
d) Von einem Satzgefüge spricht man, wenn ein komplexer Satz aus jeweils mindestens einem Hauptsatz und einem Nebensatz besteht.
e) Von einem Satzgefüge spricht man, wenn in einem Text mithilfe zweier nicht direkt aufeinanderfolgender Sätze ein inhaltlicher Rahmen erzeugt wird.
Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!
Liebe Natalja, in diesem Interview soll es vor allem darum gehen, welche Ratschläge du als erfahrene Literaturagentin jungen Autoren, die veröffentlichen wollen, mit auf den Weg geben möchtest. Zunächst interessiert mich aber natürlich, wie du zu diesem Beruf gekommen bist, und was dich daran fasziniert.
Wie viele Buchmenschen habe ich ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert und danach als freie Lektorin gearbeitet. Da ich als Leserin schon immer phantastikbegeistert war, galt ich schnell als Spezialistin auf diesem Gebiet. Als Mitte des vergangenen Jahrzehnts die Fantasy einen ungeahnten Höhenflug erlebte, sprach mich ein großer deutscher Verlag an, ob ich nicht gute Autoren kennen würde, die in diesem Genre schreiben – ich sagte zu, und als Christoph Hardebuschs „Die Trolle“ unter Dach und Fach war, beschlossen Julia Abrahams und ich, gemeinsam die Agentur Schmidt & Abrahams zu gründen. Das ist jetzt zehn Jahre her.
Ich mag die Arbeit mit kreativen Menschen, mag es, neue und aufregende Projekte zu entdecken, und einen dynamischen und vielseitigen Job zu haben.
Wie sieht denn so ein Arbeitstag bei dir aus bzw. welche Aufgaben umfasst deine Tätigkeit?
Wenn ich morgens in Büro komme, checke und beantworte ich zuerst meine Mails, wie wohl die meisten „Schreibtischtäter“. Danach telefoniere ich mit Autoren und Lektoren. Dabei kann es um ganz verschiedene Dinge gehen – schöne wie eine Auktion, verkaufte Lizenzen oder ein tolles neues Projekt; oder auch um nicht so schöne: ein Titel wird verschoben, die Verkaufszahlen sind enttäuschend, die Coverfindung gestaltet sich schwierig, bei einer Abrechnung ist etwas schief gelaufen …
Mittags schaue ich in unsere Social-Media-Kanäle rein, und der Nachmittag gehört entweder Verträgen und Abrechnungen oder der Textarbeit. Einmal in der Woche setzen wir uns mit allen Mitarbeiterinnen (außer mir noch meine Kolleginnen Julia Abrahams und Monika Stumpf, unsere Bürokraft und zumeist noch eine Aushilfe oder Praktikantin) gemeinsam an einen Tisch und sprechen über die eingegangenen Manuskriptangebote und mögliche neue Projekte, was immer ein sehr spannender Termin ist.
So sehen die meisten Arbeitstage aus, wenn es nicht gerade auf eine Messe zugeht oder gerade eine vorüber ist.
Sagen wir, ich bin Autor und möchte veröffentlichen. Inzwischen sehen viele Selfpublishing als echte Alternative zum klassischen Weg über einen Verlag. Wann würdest du mir zu dem einen, wann zum anderen raten?
Zum Selfpublishing raten würde ich immer dann, wenn der Autor schon im Vorfeld weiß, dass er einen sehr begrenzten Leserkreis anspricht. Die gesammelten Werke des Creative Writing Kurses, die Lebenserinnerungen der eigenen Großmutter, Gedichte oder Themen, die eine bestimmte Zielgruppe finden, es aber nicht in den Mainstream geschafft haben: all das ist im Selfpublishing wunderbar aufgehoben, und ich finde es toll, dass es heute diese Möglichkeiten gibt.
Wenn man als Selfpublisher mehr erreichen will, sollte man auf jeden Fall bereit sein, viel Einsatz on- und offline für die Promotion des Buches zu zeigen und/oder bestimmte Dienstleistungen wie Covergestaltung und Lektorat zuzukaufen. Ein einfacher Weg zum Erfolg ist Selfpublishing sicher nicht.
Würde ich mich für das Selfpublishing entscheiden, gäbe es wohl keinen Grund, mich an eine Literaturagentur zu wenden. Wird sich das deiner Meinung nach ändern?
Einige Selfpublisher, die gute Verkäufe erzielt haben, wenden sich dann in Runde 2 doch noch an eine Agentur, weil sie nach Erfolgen im E-Book-Bereich doch gerne ins Print wollen. Mit dieser Art der Zusammenarbeit haben wir auch schon gute Erfahrungen gemacht (und die Autoren hoffentlich ebenfalls).
Wenn ich nun doch eher auf einen Verlagsvertrag schiele, warum sollte ich den Weg über die Agentur wählen?
Nach wie vor bekommen große Verlage jedes Jahr tausende von Manuskriptangeboten, die fest angestellte Lektoren unmöglich in ihrer Arbeitszeit lesen und bewerten können. Eine Vorauswahl ist also notwendig, und diese wird über die Agenturen getroffen. Agenten wissen, was Verlage gerade suchen, sie filtern die unpassenden Angebote schon im Vorfeld aus, und können auch gezielt Stoffe suchen. Für einen Autor, der eine ganz reguläre Veröffentlichung in einem Publikumsverlag anstrebt (und das ist immer noch eine große Mehrheit), ist der Weg über eine Agentur also der richtige Weg.
Könntest du dir Fälle vorstellen, in denen selbst du als Agentin mir raten würdest, es eher ohne Agentur zu versuchen? Vielleicht auch, weil es sich für die Agentur nicht lohnen würde? Ich denke da an kleine Verlage, Nischenthemen, Genres usw.
Anders gefragt: Welche Autoren oder Buchprojekte hältst du für ungeeignet für den Weg über eine Literaturagentur?
Definitiv. Die Klein-, Nischen- und Spezialverlage haben oft ganz engagierte Mitarbeiter, die Texte zielgerichtet selber prüfen, und sehr genau wissen, wonach sie auf der Suche sind. An diese Verlage kann sich ein Autor auf jeden Fall auch selbst wenden, und oft ist eine Veröffentlichung in einem solchen Verlag auch ein sehr guter Einstieg in die Buchbranche.
Wenn jemand gerne alles selbst in die Hand nimmt – vom U4-Text bis zur Lesungsorganisation –, ist er oder sie mit den Institutionen der Branche vermutlich nicht gut beraten, und Selfpublishing ist genau das Richtige.
Sagen wir, ich als noch unerfahrener Autor nähme mir vor, mein Manuskript an deine Agentur zu senden. Was muss ich beachten? Gibt es Kriterien, an denen ich erkennen kann, dass mein Manuskript so weit ist?
Wir raten immer dazu, sich zuerst Testleser zu suchen, gerade als Debütautor. Freunde und nahe Verwandte sind dafür leider schlecht geeignet, besser sind Gleichgesinnte, die man in Schreibkursen oder Foren treffen kann. Wenn man einige unabhängige Meinungen gehört hat, und vielleicht das Manuskript nach kritischer Beleuchtung auch noch einmal überarbeitet hat, ist die Chance umso größer, dass es wirklich etwas taugt.
Das gilt übrigens inhaltlich wie formal: Beides sollte einfach schon einem gewissen Standard entsprechen und keine komplette Baustelle mehr sein.
Wenn ich mich nun entschieden habe, mein Manuskript deiner Agentur anzuvertrauen, wie gehe ich es an? Sollte das komplette Manuskript vorliegen? Bewerbe ich mich mit Exposé und Leseprobe? Was muss sonst noch unbedingt dabei sein? Sollte ich dich vielleicht erst einmal anrufen?
Bei Debütautoren sollte bereits das ganze Manuskript vorliegen, sonst zumindest schon einmal eine aussagekräftige Leseprobe. Wir freuen uns über Exposé, Textprobe und ein kurzes Anschreiben mit Infos zur Bio- und Bibliografie.
Wenn jetzt mein Manuskript bei dir angekommen ist, was müsste mein Werk ausmachen, damit du es vertreten wolltest? Wann hat es deiner Meinung nach die größten Chancen auf dem Buchmarkt?
Die Antwort „wenn es ein gutes Buch ist“ klingt leider wenig hilfreich, aber so ist es. Natürlich gibt es immer wieder Trends und Themen, die es einem Roman ungemein erleichtern, sich am Markt durchzusetzen, und andere, die es einem Projekt schwer machen können, aber Qualität ist nach wie vor der wohl wichtigste Faktor, um zumindest langfristig erfolgreich zu veröffentlichen.
Nehmen wir als Letztes den unwahrscheinlichen Fall an, dass dich mein Manuskript überzeugt hat, und du mich mit diesem Projekt oder generell vertreten willst. Was wirst du fortan alles für mein Werk und mich tun, und was kostet mich das?
Zuerst gehen wir in Vorleistung: Wir bereiten das Exposé auf, lektorieren ggf. die Leseprobe und bieten das Projekt unseren Verlagspartnern an. Kommt es zu einem Angebot, versuchen wir in eine Auktion zu gehen, verhandeln die besten Konditionen und setzen einen Vertragsentwurf auf. Ab da wird es dann für den Autor kostenpflichtig:
Wir nehmen 15 % von allen Einnahmen, die der Verlag an den Autor zahlt. Später sprechen wir über neue Projekte, planen die Schreibkarriere mit und kümmern uns um Abrechnungen und Tantiemenzahlungen.
Vielen Dank für dieses interessante Interview.
RainbowLady Ich möchte mich ebenfalls für das Interview bedanken, insbesondere, weil es a) mein Interesse anspricht, wenn es darum geht, selbst mal was zu veröffentlichen, und mir b) weiterhilft, weil ich selbst den Beruf als Autorin oder literarische Agentin im Auge habe und so alles weiterhilft, was Infos in diese Richtung verschafft, unter anderem halt auch Berichte von Leuten aus der Branche. Von daher - schöne Wahl, gefällt mir :) |