Eva Völler hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Trotzdem hat sie zuerst als Richterin und später als Rechtsanwältin ihre Brötchen verdient, bevor sie Juristerei und Robe schließlich endgültig an den Nagel hängte. "Vom Bücherschreiben kriegt man auf Dauer einfach bessere Laune als von Rechtsstreitigkeiten. Und man kann jedes Mal selbst bestimmen, wie es am Ende ausgeht." Die Autorin lebt und arbeitet am Rande der Rhön in Hessen.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land nahe Wuppertal.
Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften.
Zuerst Richterin, später Rechtsanwältin.
Seit 2006 freiberufliche Schriftstellerin.
Gewinne eine Einschätzung der Autorin zu deinem Kurzexposé! Sie verspricht, dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Eva ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.
Und so geht es:
Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal einer DIN-A4-Seite schicken, und ich leite es an die Autorin weiter. Und dann heißt es, gespannt sein!
Einsendeschluss ist der 15. August 2014!
Die heutige Frage:
Welche Aussage stimmt?
Der Erzähler, der all seine Figuren aus der Außenperspektive betrachtet, kann …
a) seine Protagonistin/seinen Protagonisten immer nur durch die Augen einer anderen Figur betrachten,
b) die Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle seiner Figuren nicht direkt wiedergeben,
c) seinen Figuren nicht in Gebäude folgen.
Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!
Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: „Von da an war ich Autorin/Schriftstellerin“?
Ja, das fing damals an, als ich meine eigene Anwaltskanzlei eröffnete – Anfang der Neunziger. Zu Beginn hatte ich noch kaum Mandanten, aber dafür einen brandneuen PC mitsamt Schreibprogramm, mit dem ich viel üben musste. Eigentlich wollte ich nur eine Kurzgeschichte schreiben (mein erstes belletristisches Werk überhaupt seit dem letzten Schulaufsatz), aber irgendwie wurde daraus dann gleich ein ganzer Roman. Ich hatte das Riesenglück, damit rasch einen Verlag zu finden. Seitdem fühlte ich mich dann auch – zumindest ein bisschen – als Schriftstellerin. Aber wenn mich jemand nach meinem Beruf fragte, habe ich weiterhin immer Rechtsanwältin gesagt. Das klang doch irgendwie solider. :-)
Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich?
Die ersten Jahre schrieb ich definitiv nur hobbymäßig und verschämt unter Pseudonymen, aber als ich dann plötzlich mal einen Preis gewann, brachte ich fortan auch Bücher unter meinem eigenen Namen heraus. Und viele Jahre später habe ich aus dem Hobby den Hauptberuf gemacht und es nicht bereut. Heute ist es ein echter Brotjob mit allen Höhen und Tiefen. Aber nach wie vor bin ich auch Juristin, wenn auch als solche nur noch ehrenamtlich aktiv.
Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autorin am meisten vorangebracht?
Disziplin, Hartnäckigkeit, Ehrgeiz. In dieser Reihenfolge. Aber da gibt es natürlich noch mehr. Eine große Portion Glück etwa. Viele sagen, es würde keine Rolle spielen. Aber das tut es, zumindest manchmal.
Gab es vielleicht auch einen „Fehler“, eine „Schwäche“, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autorin erfolgreicher zu sein?
Spontan drauflosschreiben ohne ausgefeilten Plan – das war mein Kardinalfehler zu Beginn. Seit ich akribisch plotte, bin ich erfolgreicher und fühle mich beim Schreiben viel sicherer.
By the way – was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorinnenkarriere?
Jedes Jahr genug Geld einnehmen, um die Familie zu ernähren. Das muss ich pragmatisch sehen, denn Schreiben ist mein Beruf.
Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?
An beides. Ein Stück weit kann man fehlendes Handwerk durch Talent kompensieren, aber umgekehrt gilt dasselbe. Eine ausgewogene Mischung aus beidem, jeweils so viel möglich, betrachte ich als Ideal.
Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für einen angehenden Autor oder eine angehende Autorin, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen?
Autoren sollten sich ausgiebig in der Branche umtun. Kontakte in Foren oder Schreibzirkeln knüpfen, Lehrgänge besuchen, dort weitere Kontakte knüpfen. Regelmäßig die Büchertische in den Läden und die Bestsellerlisten sichten. Vergleichen: Wo passt mein Stoff hinein? Welcher Verlag würde ihm gut stehen? Welche Agentur vertritt die Autoren dieser Erfolgsromane?
Und natürlich schreiben, schreiben, schreiben. Aber noch mehr lesen, wenn irgend möglich. Man muss die Bücher auf den Tischen nicht alle kaufen, aber man sollte auf Verkaufsplattformen im Internet einfach mal den „Blick ins Buch“ wagen oder sich kostenlose Leseproben runterladen. Was ist an diesen Büchern so toll? Was zieht den Leser rein? Ich nenne das „am Erfolg schnuppern“. Eine faszinierende, inspirierende Sache!
Vor der ersten Präsentation des Stoffes bei Agenturen oder Verlagen sollte man sorgfältig die eigene Idee auf Markttauglicheit und Vorzeigbarkeit prüfen bzw. von erfahreneren Freunden draufschauen lassen. Was ist das Besondere daran, das Ungewöhnliche, das Unverbrauchte? Hat es das gewisse Etwas, das über ein Lookalike hinausgeht? Wie lässt sich gerade das speziell herausstellen? Die Präsentation sollte man generalstabsmäßig planen und nicht den Stoff wild durch die Gegend schicken, sondern ausgewählten Kontakten vorstellen, die man vorher in einem freundlichen und professionellen Anschreiben persönlich fragen kann, ob man etwas zuschicken dürfe. So was kommt besser an als ein unerwünschter Stapel Papier oder Mailanhang.
Und, ganz wichtig: nicht traurig sein, wenn’s beim ersten Mal nicht klappt. Denn das tut es nur sehr selten.
Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autoren/Autorinnen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden?
Angehenden Autoren rate sich, sich mit filmischer Dramaturgie zu beschäftigen, insbesondere am Beispiel erfolgreicher Hollywoodfilme, und hierzu durch Fachlektüre oder Lehrgänge theoretische Grundlagenkenntnisse zu erwerben. Auf Basis dieses Wissens sollte man einige sehr erfolgreiche amerikanische Bestseller diverser Genres lesen und die erzählerische Struktur mit denen von Hollywoodblockbustern vergleichen. Man wird dasselbe Muster entdecken. Für mich war die Teilnahme an Drehbuchseminaren eine handwerkliche Offenbarung. Das liegt zwar schon sehr lange zurück, ist aber natürlich immer noch so aktuell wie damals.
Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor/Autorin zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?
Ich empfehle heute allen angehenden Autoren, sich eine Agentur zu suchen, schon wegen der oft nicht gerade autorenfreundlichen Verlagsverträge. Auch hier ist aber eine generalstabsmäßige und gut durchdachte Vorbereitung der Präsentation angezeigt, denn Agenturen sind heute fast so wählerisch wie Verlage. GANZ WICHTIG: niemals auch nur einen müden Cent für irgendwas zahlen! Weder einer Agentur noch einem Verlag. Sobald der Wunsch nach Barem oder sonstigen „Mitwirkungspflichten“ des Autors aufkommt (z. B. Mindestabnahme oder Kostenbeteiligung an irgendwas) – Finger weg!
Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?
Selfpublishing ist heutzutage für Autoren durchaus in manchen Fällen eine interessante Alternative. Ich selber vermarkte beispielsweise meine alte Backlist auf diese Weise, d. h. ich bringe frühere Romane von mir, an denen die Rechte schon vor Jahren wegen beendeter Verträge an mich zurückgefallen waren, nun als E-Books selber heraus. Das macht Spaß, ist technisch nicht weiter schwierig und verschafft den Romanen, die sonst nur herumgelegen hätten, neue Leser.
Ich kenne auch einige Autoren, die ganz bewusst als sog. „Indies“ an den Markt gehen, hauptsächlich im E-Book, aber zunehmend auch z. B. über die Plattform Create Space bei Amazon. Andere Plattformen werden sicher bald ähnliche, einfach zu bedienende Angebote für Autoren schaffen.
Allerdings muss man sehen, dass Selfpublishing auch eine Menge zusätzliche Arbeit macht. Man muss sich um alles selbst kümmern, was sonst der Verlag erledigt: Lektorat, Cover, Marketing, Überwachung des Vertriebs. Aber dafür kann man natürlich auch ungeteilt alle Erlöse einstreichen, was bei einem erfolgreichen Titel eine Menge Geld bedeuten kann. Wie im übrigen Buchmarkt funktioniert dieses Konzept allerdings nur, wenn ein wirklich hochklassiges Produkt angeboten wird, sprich ein richtig tolles, lesenswertes Buch mit gründlicher professioneller Textredaktion/Lektorat und einem möglichst ansprechenden Cover. Im Idealfall, wenn man es ganz perfekt machen will, auch ein schön gesetzter Text, so wie beim gedruckten Buch. Viele Indies investieren in all diese Präliminarien ziemlich viel Geld. Etliche Erfolgsgeschichten etwa bei KDP motivieren und ermutigen immer mehr Autoren zu eigenen Projekten. Ich finde das grundsätzlich gut. Es gibt Autoren ein Stück weit unternehmerische Freiheit und die Möglichkeit, Bücher herauszubringen, mit denen sie sonst vielleicht am Markt nicht untergekommen wären. Schriftsteller waren ja bisher seit eh und je auf Verleger angewiesen, um wirklich erfolgreich und bekannt zu werden. Diese Grenzen sind jetzt etwas durchlässiger geworden. Es können Publikationen platziert werden, die vorher nicht möglich waren oder die bei keinem Verlag ein Zuhause gefunden haben – und trotzdem bei den Lesern überraschend erfolgreich sind.
Ich selbst möchte aber mit meinen Neuerscheinungen weiterhin Verlagsausgaben anstreben –die Verbreitung ist einfach noch immer sehr viel besser, und das gedruckte, in allen Buchläden erhältliche Buch für mich nach wie vor der Inbegriff schriftstellerischer Präsenz. Wie es in zehn oder zwanzig Jahren mit diesen Dingen aussieht, kann aber momentan noch niemand vorhersagen. Auf die weitere Entwicklung in diesem Branchensegment bin ich sehr gespannt!
Vielen Dank für das interessante Interview!
Ich danke für die interessanten Fragen!