Eva Lirot (*1966) kommt aus der Domstadt Limburg, wohnt derzeit wieder dort, zeitweise lebte sie in den USA und Kanada. Magister in Literaturwissenschaft, Veröffentlichungen von Kurzkrimis und die Krimi/Thriller-Serie mit Großstadtsheriff Jim Devcons außergewöhnlichen Fällen. Mitglied in der Autorenvereinigung Syndikat, 2010 eine der JurorInnen für den renommierten Friedrich Glauser Preis in der Sparte: Bester Roman, Mitglied der AIEP/IACW – International Association of Crime Writers. EVAlution: www.evalirot.com
Gewinne eine Einschätzung der Autorin zu deinem Kurzexposé! Sie verspricht, dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Eva ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.
Und so geht es:
Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal einer DIN-A4-Seite schicken, und ich leite es an die Autorin weiter. Und dann heißt es, gespannt sein!
Einsendeschluss ist der 15. Juli 2014!
Die heutige Frage:
Wenn dir ein Lektor oder eine Lektorin sagt, deine Geschichte besäße keinen richtigen Hook, fehlt ihm oder ihr …
a) der Höhepunkt, auf den die Geschichte hinausläuft,
b) der Antagonist,
c) der Aufhänger, der den Leser in die Geschichte zieht,
d) ein Kapitän,
e) der Haken, an dem sich der Protagonist aufhängt.
Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!
Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: „Von da an war ich Autorin/Schriftstellerin“?
So für den Spaß habe ich schon immer geschrieben. Ein bisschen. Büttenreden, Songtexte, Geburtstagsverse.
Dann habe ich plötzlich studiert, hatte im Fach Literaturwissenschaft ein Seminar rund um das Thema „Kriminalroman“ – und fing Feuer. Zunächst habe ich daraufhin eine halbe Bibliothek an Krimis und Thrillern gelesen: Klassiker, Mainstream, Altes, Neues, Bekanntes, Unbekanntes.
Im Jahr 2003 schlenderte ich eines Nachmittags durch Wiesbaden, kam an „Buch Habel“ vorbei (jetzt eine Filiale von Hugendubel) und wurde auf einen Wettbewerb aufmerksam. Es sollte eine Kurzgeschichte geschrieben werden, egal welches Genre. Ich schrieb meinen ersten Kurzkrimi mit deutlichen Elementen aus der Schauerliteratur, Überschrift: „Der unheimliche Fremde“. Und damit bin ich immerhin bis in den regionalen Endausscheid gekommen.
Etwa zeitgleich kochte das Thema „Viagra“ in den Medien hoch. Ich machte mich darüber lustig – und kam dabei auf die Idee mit dem Nasenspray „Paradise“, das beiden Geschlechtern zuverlässig auf die sexuellen Sprünge helfen sollte. Aus der Idee wurde mein Krimidebüt „Rendezvous mit dem kleinen Tod.“
Spätestens bei der Konzeption meines zweiten Romans, des Thrillers „Seelenbruch“, merkte ich dann: Oha, jetzt bist du ja echt ’ne Schriftstellerin!
Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich?
Beruf. Eindeutig. Wenn auch nicht so toll bezahlt. Es geht mir dabei nicht ums Reichwerden, aber es wird schon immer schwieriger, den Menschen in Zeiten des freien Downloads klarzumachen, dass auch Schriftsteller etwas essen müssen, ein Dach über dem Kopf brauchen … kurz und gut: Rechnungen bezahlen müssen wie jeder andere Berufstätige auch.
Der Unterschied zum Hobbyschriftsteller ist, dass er nicht das Ziel hat, davon zu leben, und demzufolge schreiben kann, was und wann immer er möchte, sich mittels seiner Geschichten also selbst verwirklichen kann.
Bei Berufsschriftstellern ist das anders. Wir schreiben nicht für uns selbst, sondern für die Leser. Auf die Spitze formuliert heißt das: Wir sind Dienstleister. Natürlich haben wir freie Themenwahl, aber es nützt nichts, eine Trilogie über einen Zauberschüler zu entwerfen, wenn der Markt in der Richtung gerade übersatt ist.
Wir haben also weniger uns selbst als immer die Leser vor Augen und dürfen nie vergessen: Unsere Aufgabe ist es, sie zu unterhalten. Auch bei den Lesungen. Sich einfach hinsetzen und mal was vorlesen, reicht da nicht.
Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autorin am meisten vorangebracht?
1. Die Rückmeldungen der Leser waren die größte Hilfe! Es öffnet den Blick auf das eigene Werk sehr, wenn man von den verschiedensten Menschen Meinungen dazu bekommt.
2. Der Kontakt zu KollegInnen aus der Branche. Sicher ist nicht jeder mit jedem befreundet, das ist klar, aber wir unterstützen uns sehr häufig gegenseitig. Ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass man auch beim Schreiben im Team deutlich schneller vorankommt. Und die Insiderinformationen sind mitunter wirklich sehr wertvoll.
3. Mein Selbstkonzept der „konstruktiven Komplexe“. Das bewahrt mich vor Eitelkeit, Überheblichkeit, aber auch davor, ein Manuskript zu Tode zu überarbeiten.
Gab es vielleicht auch einen „Fehler“, eine „Schwäche“, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autorin erfolgreicher zu sein?
Ich habe verstanden, dass die Wahrscheinlichkeit, ohne (immens viel!) eigenes Zutun irgendwann mal „entdeckt“ zu werden und dann in den Bestsellerhimmel aufzufahren, in etwa so hoch ist wie die Wahrscheinlichkeit, dass eines Tages ein charmanter Milliardär mit einem Strauß roter Rosen so ganz von selbst ausgerechnet an meiner Tür klingelt.
By the way – was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorinnenkarriere?
Wenn den Leuten meine Bücher so gut gefallen, dass sie sie weiterempfehlen – und ich immer häufiger eingeladen werde, Lesungen zu machen – die dann auch noch gut besucht sind.
Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?
Es ist eine Kombination aus beidem. Wer gänzlich unmusikalisch ist, kann jeden Tag acht Stunden am Klavier üben und wird trotzdem niemals Konzertpianist werden. Beim Schreiben ist das nicht anders. Gute Ideen und Fantasie allein reichen nicht. Beides muss aber da sein. Um es dann handwerklich zu perfektionieren.
Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für einen angehenden Autor oder eine angehende Autorin, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen?
Ich empfehle, den Kontakt zu den Lesern zu suchen – was heute leichter ist denn je durch die sozialen Netzwerke. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob der Ehemann, die Freundin oder Arbeitskollegin eine Meinung abgibt oder eine fremde Person. Letztere ist ehrlicher. Ist so. Und mir persönlich haben speziell diese Rückmeldungen am meisten geholfen.
Und der Austausch mit KollegInnen ist ebenfalls sehr wertvoll, wie schon erwähnt.
Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autoren/Autorinnen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden?
Bevor man sich ans große eigene Werk macht, sollte man erst mal entscheiden, für wen man schreibt: für sich selbst (dann ist alles erlaubt) oder für potentielle Leser.
Schreibt man für Letztere, MUSS vorher UNBEDINGT geschaut werden, was sich in dem betreffenden Genre, das man bedienen will, bereits auf dem Buchmarkt befindet. Mit dem Erstling gleich sämtliche Genreketten sprengen zu wollen, um gleich den Nobelpreis zu kassieren, geht in der Regel gründlich in die Hose.
Steht die Entscheidung für ein Genre fest (Liebesroman, Krimi, Horror, Fantasy usw.), dann geht’s ans Lesen. Nicht nur mal eben zwei, drei Bücher, sondern ständig. Man lernt Schreiben durchs Lesen, wird vertraut mit den verschiedensten Schreibstilen – und findet so die eigene Stimme.
Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor/Autorin zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?
An erster Stelle kommt da immer noch die außergewöhnliche Geschichte. Selbst wenn es der hundertste Alpenkrimi ist – wenn die Story packt, steigt die Chance auf eine Veröffentlichung immens. Sehr hilfreich sind auch „konkrete“ Ideen bzw. Maßnahmen, das Buch zu bewerben.
Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?
Für Nischenprodukte ist Selfpublishing auf jeden Fall eine Alternative. Die Sortimente im Buchhandel werden kleiner, und bei solchen Projekten muss der Autor von jeher allein für den Vertrieb sorgen.
Wer den ganz großen Markt im Blick hat, wird ohne einen großen Publikumsverlag und einen Agenten, der das Buch dort unterbringt, eher geringe Chancen haben. Ein Buch kann nur gekauft werden, wenn man es „sieht“. Und gesehen werden nur die Bücher, die einen guten Programmplatz haben. Alle anderen können jederzeit bestellt werden, das ist schon richtig. Aber bestellen kann ich doch nur etwas, von dem ich auch weiß, dass es existiert, richtig?
Vielen Dank für das interessante Interview!