Gedichte
Bahnfahren ist wie eine Lebensreise

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"Bahnfahren ist wie eine Lebensreise"
Veröffentlicht am 15. August 2008, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Bahnfahren ist wie eine Lebensreise

Bahnfahren ist wie eine Lebensreise

Morgens in der Bahn

sehe ich mir die Landschaft an,

sehe Nebelschwaden auf den Feldern liegen,

sehe Blätter, die sich sanft im Morgenwind wiegen,

sehe einen Fischreiher stehend auf einem Bein

auf einer Wiese ganz allein,

sehe Tau auf nassem Gras.

Dann macht das Leben einfach Spaß.

 

Abends in der Bahn

sehe ich mir die Menschen an,

die so wie ich nach Hause fahren.

Ich sehe in ihr Gesicht,

aber sie beachten mich nicht

Ich sehe Familien, die verreisen,

die selbstgeschmierte Brote speisen,

höre Kinder erzählen und auch lachen.

Dann kann das Leben Freude machen.

 

Auf dem Bahnsteig vor der Bahn

sehe ich mir das Gewimmel an.

Ich sehe morgens die Menschen zur Arbeit hetzen,

wie sie schnell einen Fuß vor den anderen setzen,

wie sie gehetzt auf ihre Armbanduhr sehen:

Wie lange müssen wir hier jetzt stehen?

Gesprächsfetzen prallen an mein Ohr.

Schon fährt der nächste Zug vollbeladen vor.

Ich fühle eine kurze Verbundenheit,

morgens früh vor der Arbeitszeit.

 

Ich sehe auch Leute mit Blumen in der Hand.

Die starren den Zug entlang ganz gebannt

mit freudigem und auch suchendem Blick.

Sie erwarten liebe Menschen und strahlen vor Glück.

Dann sehe ich sie winken, ich sehe ihr Lachen,

sehe wie sie einen kleinen Freudensprung machen,

sehe Menschen, die sich in den Armen liegen,

Frauen, die strahlen, wenn sie Blumen kriegen.

Wenn ich das sehe, dann schmelze ich dahin,

dann denke ich, das Leben hat doch einen Sinn,

auch wenn ich ein ganz kleines Licht nur bin.

 

Doch manchmal macht sich auch Wehmut breit.

Was ist mit den Menschen? Was ist mit der Zeit?

Denn manchmal sehe ich auch traurige Gesichter,

manchmal wird der Nebel eben auch dichter.

Nicht immer ist ein schöner Anlass gegeben,

um das Bahnfahren heiter zu erleben,

manchmal sehe ich auch Tränen fließen,

wenn Menschen sich verabschieden müssen,

wenn jemand auf eine lange Reise geht,

einen geliebten Menschen vielleicht nicht mehr sieht.

 

Manchmal vergleiche ich die Bahn mit dem Leben:

Jedem ist eine bestimmte Zeit mitgegeben,

doch was der Mensch mit dieser Zeit macht,

ob er öfter weint oder häufiger lacht,

ob er mit anderen ein Gespräch anfängt,

ob er einfach nur an sich selber denkt,

ob er die Augen aufmacht, um zu sehen,

ob er sich freut, auf diese Reise zu gehen,

das liegt allein in seiner Hand.

Viele Menschen habe ich gekannt,

die gar nicht merkten, dass sie eine Reise machen,

die im Leben vergaßen, auch mal zu lachen.

Doch eine Bahnfahrt mit Traurigkeit

endet häufig vor der Zeit.

Drum trete diese Reise optimistisch an

und du wirst sehen, irgendwann

kommst du an einem Ziel dann an,

von dem man sicher sagen kann:

Die Lebensreise ist zu Ende,

doch bevor ich mich von hier abwende,

blicke noch einmal gern zurück

und freue mich über mein Lebensglück.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Chrissy55
Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.

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pegasus50 Schöner Vergleich... - der Zug des Lebens.

Liebe Grüße Lisa.
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Chrissy55 Re: Die Bahn -
Zitat: (Original von spitzerblei am 16.08.2008 - 16:53 Uhr) Kürzlich bin ich mit der Bahn von Regensburg, über Stuttgart nach Horb gefahren. Habe dabei einen kleinen Block mit eindrücken voll geschrieben. Dein Text ist SUPER und zeigt die unendliche Vielfältigkeit bei denn Reisen egal wohin. Man sollte ein Buch darüber schreiben?

LG Bernd


Oh ja, Bernd, du hast ja so Recht. Ich, die ich täglich mit der Bahn zur Arbeit und zurück fahre, könnte wahrscheinlich schon mehrere Bücher darüber schreiben. Es war eine wirklich gute Idee von dir, den Block mitzunehmen. Ich liebe es übrigens, Menschen zu beobachten, das bietet sich beim Bahnfahren auch wirklich an. Als ich ein junges Mädchen war, habe ich ab und zu versucht, diese Menschen auch nachzumachen, also ihre Gestik und Mimik. Das mache ich aber in meinem gesetzten Alter natürlich nicht mehr, ist sicherlich auch besser so. Habe mich über deinen Kommentar sehr gefreut.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Lebensbahn ... -
Zitat: (Original von windstill am 16.08.2008 - 16:24 Uhr) Die Zug- / Bahnmetapher ist ein wundervoller Vergleich für unser Leben und du hast das auf eindrucksvolle Weise in Worte gefasst, so viel darin untergebracht. Das Kommen und Gehen, das Freuen und Weinen, das Finden und Verlieren, Loslassen und die (Lebens-)Reise als solche mit all den vielen Bahnhöfen, an denen wir im Laufe der Zeit ankommen und auch wieder abfahren.
Ein sehr nachdenklich machendes Gedicht, das unglaublich viel beinhaltet.
***** herzlichst windstill


Ich danke dir vielmals. Es stimmt, das Leben ist eigentlich eine Reise, immer wieder gibt es auf dieser Reise neue Ziele, neue Freunde, Menschen, von denen man sich verabschieden muss, aber auch ständig neue Eindrücke. Freut mich sehr, dass es dir gefällt.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Bahnfahren -
Zitat: (Original von PaulG am 16.08.2008 - 10:24 Uhr) Wow das sind geniale Zeilen - wie sich das ganze Leben in einer einfachen Bahnfahrt widerspiegelt, daran habe ich noch nie gedacht. Klasse!

*****
LG, Paul


Vielen vielen Dank, Paul, ich habe, da ich jeden Tag mit der Bahn zur Arbeit fahre, schön öfter an den Vergleich gedacht, was aber auch daran liegen mag, dass man beim Bahnfahren sehr viel erleben kann. Danke für deinen tollen Kommentar, habe mich sehr gefreut.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: bahnfahren -
Zitat: (Original von aerztefan1412 am 15.08.2008 - 22:59 Uhr) mit dem gedicht hast du vollkommen recht
man selber macht auch jedes mal ne reise, auch wenn mans net bemerkt
auch oft genung, wnen man nen neuen schritt macht
gruß
marina


Danke, Marina, ja, man kann das Leben auch gut mit einer Reise vergleichen, jeder hat letztendlich sein Leben selbst in der Hand und auch das, was er daraus macht, also in welchen Zug er einsteigt, in welchen besser nicht.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
windstill Lebensbahn ... - Die Zug- / Bahnmetapher ist ein wundervoller Vergleich für unser Leben und du hast das auf eindrucksvolle Weise in Worte gefasst, so viel darin untergebracht. Das Kommen und Gehen, das Freuen und Weinen, das Finden und Verlieren, Loslassen und die (Lebens-)Reise als solche mit all den vielen Bahnhöfen, an denen wir im Laufe der Zeit ankommen und auch wieder abfahren.
Ein sehr nachdenklich machendes Gedicht, das unglaublich viel beinhaltet.
***** herzlichst windstill
Vor langer Zeit - Antworten
PaulG Bahnfahren - Wow das sind geniale Zeilen - wie sich das ganze Leben in einer einfachen Bahnfahrt widerspiegelt, daran habe ich noch nie gedacht. Klasse!

*****
LG, Paul
Vor langer Zeit - Antworten
aerztefan1412 bahnfahren - mit dem gedicht hast du vollkommen recht
man selber macht auch jedes mal ne reise, auch wenn mans net bemerkt
auch oft genung, wnen man nen neuen schritt macht
gruß
marina
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Re: Re: Bahnfahren -
Zitat: (Original von sanktpauli am 15.08.2008 - 21:37 Uhr) Ich war mal Messdiener. :-)) Aber egal.
Es ist wichtig da zu sein wenn es brennt!
ich stand mal vor dreizig Faschisten mit Pruegeln in der Hand. Welche waren maskiert und andere mit Abzeichen und Ketten bewaffnet. Und ich stand da alleine mit meiner Dachlatte.

Es ist immer wichtig da zu sein!
Wenn in diesem Universum unser Planet das Einzige ist, dann glaube ich braechte ich keine Fantasie und keinen Lebensfunken an Geist und Herz.

Meine Frau hat das fatique Syndrom und schlaeft wieder mal. Ganz ploetzlich ueberkommt sie diese unendliche Muedigkeit. Aber manchmal laesst mich das Zeit fuer mich haben. denn bei allem da sein musst du auch die Dinge tun koennen, die du brauchst um da sein zu koennen.

lg
manni


Spontan fiel mir ein: wieso Meßdiener? Ich dachte, es sind die Pfadfinder, jeden Tag eine gute Tat oder so, aber manchmal frage ich mich wirklich: Haben denn nicht alle Menschen Augen im Kopf oder wollen viele einfach nicht sehen? So schwer ist das doch gar nicht. Schön ist es aber zu wissen, dass wenigstens einer da ist, wenn es brennt.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Bahnfahren -
Zitat: (Original von sanktpauli am 15.08.2008 - 21:14 Uhr) Warum lernen wir in der Schule nicht die Welt und ihre Formen als Wunder zu begreifen? Ich unterhielt mich mit einer Frau, waehrend ihr sproeder Freund neben uns sass in der Kneipe am Thresen. Sie war deprimiert. Und ich mochte sie. Also erzaehlte ich von mir, wie ich das Leben auffasse, was ich erlebt habe... und ich fand einen schoenen Weg ihr nahe zu legen nicht mit Bitterniss ins Leben zu schauen. ich erklaerte ihr das Wunder des Lebens mit meinen Worten. Von Angesicht zu Angesicht. Sie strahlte vor Freude und kuesste mich ganz spontan. Da wusste ich erst, dass ich etwas helfendes erzaehlt hatte, dass sie gebraucht hatte.
Spaeter sagte ihr Freund mir, der ganz verwundert den Kuss registrierte und nichts begriffen hatte - Sie wollte sich vor kurzem Umbringen- Er konnte es verhindern und wusste nicht weiter.

Im Gemeinsamen bilden wir Kinder dieser Erde ein Gesicht, dass in die Unendlichkeit zeigt. Wir entscheiden ob es laechelt oder zornig blickt oder oder oder. Nur im Gemeinsamen.

Schoene Bahnreise :-))

manni


Danke, Manni, deine Kommentare tun mir immer wieder gut, nicht, weil ich mich jetzt mit dieser Frau vergleiche, obwohl die Geschichte wirklich sehr viel aussagt, aber ehrlich, ich mag keine Kommentare wie toll und das war es. Ich mache mir bei meinen Gedichten ja auch meine Gedanken. Nicht, dass ich glaube, damit soviel zu erreichen wie du durch dieses Gespräch, aber es freut mich doch sehr, wenn sie gelesen werden und natürlich noch mehr, wenn sie jemandem gefallen. Bei dir habe ich das Gefühl, dass du spürst, wenn jemand dich braucht und dann auch parat bist. Das finde ich einfach nur gut.
LG Chrissy
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