Beschreibung
Wenn die Sonne vom Himmel brennt und wir faul im Liegestuhl vor uns hin schwitzen, könnte dieses Gericht unsere Lebensgeister vielleicht wieder wecken.
Aus meinem Buch "Der Lauf des Jahres"
Salat mit Putenstreifen und Toast (Fehler ausgemerzt)
Puh, so eine Hitze! Kochen? Heute? Nö, das geht überhaupt nicht. Und ich will auch niemanden sehen. Ich schwitze und triefe so vor mich hin und leide und leide und leide… Will ich überhaupt etwas essen? Ich weiß es nicht, kann mich nicht entscheiden. Aber vielleicht etwas Leichtes? Das würde ich sicherlich noch zubereiten können und hinterher sogar noch essen. Mir fällt das Nachdenken bei so einer Hitze verdammt schwer. Mein Gehirn scheint matschig zu sein. Ich öffne den Kühlschrank. Sein Inhalt muß mir meine Entscheidung für etwas Essbares erleichtern. Kühle weht mir entgegen. Wie angenehm. Könnte ich nicht den ganzen Tag im Kühlschrank verdösen? Ich reiße mich zusammen, finde grünen Salat und ein Putenschnitzel. Daraus sollte doch etwas Leckeres zu zaubern sein. Ich rufe meine Lebensgeister herbei und verpflichte sie, mich auf gar keinem Fall zu verlassen.
Zuerst werde ich schnell das Salatdressing zubereiten. Was heißt hier schnell. Jede Bewegung verlangt unendlich viel Überwindung. Ist egal, das Dressing muss angerichtet werden: Einen Klecks Senf in die Schüssel getan, Salatkräuter dazu, etwas Rapsöl und einen kleinen Schwapp verdünnten Himbeeressig. Die Ingredienzen verrühre ich gut. Jetzt stelle ich das Dressing erst einmal beiseite.
Auf meiner Stirn bilden sich kleine Schweißperlen, meine Lebensgeister wollen sich wieder zur Ruhe legen und ich muss sie scharf zur Ordnung rufen. Ich rappele mich auf, schneide das Putenschnitzel in Streifen, würze die mit Tandoori Massala. Das indische Gewürz gibt den Putenstreifen einen leicht scharfen und exotischen Touch nun Rapsöl in die Pfanne, die Putenstreifen in das heiße Öl hinein und kurz braten. Mhm, das riecht vortrefflich. Auch das stelle ich beiseite.
Jezt muss ich mich um den Salat kümmern. Er ist schön knackig und frisch. Ich spüle jedes Blatt vorsichtig einzeln ab.
Das kühle Wasser tut so gut. Die Hitze ist kaum auszuhalten.
Jedes Jahr Ende Juli beginnen sie, die Hundstage. Sie haben aber so gar nichts mit Hunden zu tun. Im 2. Jahrhundert vor Christi beobachteten die alten Ägypter, dass der Fixstern Sirius zu dieser Zeit im Sternbild des Großen Hundes auftaucht. Bei uns stellt sich die Großwetterlage um und beschert uns die Hitze. Wir kommen auf den Hund, möchten alle Viere von uns strecken, uns ein schattiges Plätzchen aussuchen und den lieben Gott einen frommen Mann sein lassen.
Leider kann ich mich noch nicht zur Ruhe in die Ecke setzen und alle Viere gerade sein lassen. Ich suche das Vollkorntoastbrot und hoffe, dass es noch keinen Schimmel angesetzt hat. Bei solch’ heißer Witterung kann das ganz schnell geschehen. Ich inspiziere die ausgesuchte Scheibe ausgiebig. Sie ist in Ordnung.
Übrigens, die alten Griechen haben das Hundstage-Phänomen auch schon gekannt. Sie bezeichneten es als »heliakischen Aufgang«, also, einen Aufgang wie mit der Sonne.
Zurück zum Toast. Das Rapsöl im Tiegel ist in der Zwischenzeit heiß geworden, so dass ich die Toastscheibe hineinlegen kann. Ich muss nur noch aufpassen, dass die Scheibe nicht verbrennt. Fertig. Auf einem Küchentuch lasse ich das überschüssige Fett abtropfen. Das Salatdressing vermenge ich mit den Salat.
Im Schrank habe ich noch schönes rustikales Bürgelgeschirr. Ich nehme davon den großen Teller, der dunkler blau ist, als der Himmel und weiße Tupfen, wie Wolken hat. Wenn ich den Salat darauf lege, erscheint der Teller wie eine grüne Wiese mit blauen und weißen Blümchen. Noch die Putenstreifen drapieren. Das war’s. Ich kann es mir schmecken lassen. Frisch und leicht, so sollte eine Mahlzeit bei dieser Hitze sein.
Übrigens, unsere Milchstraße will es so, in 10.000 Jahren werden die Hundstage mitten im Winter sein. Statt zu schwitzen, werden wir uns warme Jacken anziehen und rot gefrorene Nasen haben. Wird es aber in 10.000 Jahren uns oder noch die Erde geben?
Ich mische mir noch ein Zitronenwasser. Das löscht besonders gut den Durst.
Noch eine Bauernregel gefällig?
»Hundstage heiß, Winter lange weiß!«