Wenn wir die Sterne betrachten, werfen wir einen Blick in die Vergangenheit.
Manche von ihnen sind schon längst erloschen, aber immer noch sichtbar für uns auf der Erde.
Stünde man auf einem solchen Stern und würde man von dort aus die Erde betrachten, so würde man ebenfalls die Vergangenheit sehen – vielleicht sogar seine eigene.
Gemachte Fehler, verpasste Chancen, verlorene Freunde, entwichenes Glück – Dinge, die sich keinen Änderungen mehr unterwerfen lassen. Und doch würde man nichts unversucht lassen, würde man zum Telefon greifen und versuchen,
sein vergangenes Ich zu erreichen, um es von all dem abzuhalten, was es nicht hätte tun sollen, um es zu all dem zu ermutigen, wozu es zu unsicher war, um es dazu aufzufordern, den Augenblick zu nutzen.
Und während man so da stünde, die Augen auf die weit entfernte Erde gerichtet, die die eigene Vergangenheit bedeutet, würde man warten und warten, während das vergangene Ich sich in ausweglose Situationen verrennt, falsche Wege einschlägt und sich vor den richtigen scheut; während Freunde schwinden und das Glück, welches zum Greifen nahe wäre, immer weiter von einem fortrückt.
Mit Tränen in den Augen würde man warten; zusehen, wie die Vergangenheit ihren Lauf nimmt, bis sich nach ewiger Zeit eine Stimme auf der anderen Seite der Leitung melden würde. Sofort würde man beginnen zu erzählen, was alles zu ändern sei an der Vergangenheit in der Hoffnung, dass es nicht bereits zu spät wäre.
Die Stimme würde lange schweigen und zuhören, um letztlich wahrscheinlich zu sagen:
„Hättest du die Vergangenheit ruhen lassen und stattdessen der Gegenwart jene Aufmerksamkeit gewidmet, so wärst du nicht zu einer Zukunft gelangt, die dir erklären muss, dass Vergangenes sich
lediglich aus der Ferne betrachten, niemals jedoch umgestalten lässt; einer Zukunft, geblendet und verwirkt durch den grauen Schleier der Vergangenheit.
Wer nämlich in der Vergangenheit lebt, wird in der Gegenwart langsam vergehen, um der Zukunft niemals ins Auge blicken zu müssen.
Letztlich hat uns nämlich alles, was wir in der Vergangenheit getan oder auch nicht getan haben, geprägt; zu dem Menschen gemacht, der wir sind; zu den Menschen geführt, die unsere Gegenwart auf besondere Weise verändert haben, um der Zukunft furchtlos entgegenzuschreiten.“
© Fianna 30/08/2013