Romane & Erzählungen
Gesundheit - Brief Nummer 7

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"Gesundheit - Brief Nummer 7"
Veröffentlicht am 19. August 2013, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Gesundheit - Brief Nummer 7

Gesundheit - Brief Nummer 7

Mein Liebster!

 

Als wir uns kennen lernten war ich ein Wrack. Total kaputt, ein körperlicher und seelischer Krüppel. Zu viel war geschehen, was nicht hätte sein müssen. Zu viel, was mich kaputt gemacht hat. Jedenfalls dachte ich das. Für mich persönlich war mein Leben gelebt und ging auf sein Ende zu. Ich hatte mich schon damit abgefunden und machte einfach das, was man von mir erwartete und auch verlangte.

 

Und dann traf ich auf dich. Wobei… das falsch ausgedrückt ist. Denn eigentlich war es ja so, dass du mich gefunden hast. Also bist du auf mich getroffen. Du hast mich neugierig gemacht. Etwas, was ich schon viel zu lange nicht mehr war. Im Laufe der Zeit wurde unsere Beziehung stärker und du hast angefangen damit, mich wieder ganz zu machen. Schritt für Schritt hast du mich geheilt.

„Schicksal bedeutet geschicktes Heil!“, diesen Satz las ich irgendwo einmal und im Zusammenhang mit dir ist es genau das. Das Schicksal hat dich zu mir gebracht, um Heil zu werden. Um ein Ganzes zu werden – jetzt bist du wieder weg und ich hatte Angst, auseinander zu fallen. Daran zu zerbrechen – aber es ist nicht so wie damals. Ich fühle mich anders. Ich bin weder auseinander gefallen noch zerbrochen. Ich bin einfach nur unendlich traurig. Irgendwo in meinem Kopf stelle ich mir die Frage, was heute anders ist als damals. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann kenne ich die Antwort. Schliesslich habe ich die Antwort gelebt und lebe sie noch heute.

Das Schlüsselwort heisst: GESUNDHEIT.

Das steht heute auf meinem Stern. Zum ersten Mal zog ich heute einen Stern, bei dem ich nicht gerade in Tränen ausgebrochen bin. Ich finde das ein gutes Zeichen. Ganz ehrlich. Ich kann nicht jedes Mal losheulen – irgendwann muss ich mich wieder fangen und weiter leben. Da ist ein Kunstwerk, das geschliffen und gefeilt werden will. Und das kann ich so schlecht, wenn ich nichts sehen kann.

Jedenfalls geht es heute um die Gesundheit. Ich will mich erinnern, wie du mich Heil gemacht hast. Nicht ganz heil, weil das kann nur der Tod, doch so heil, dass ich ein normales Leben führen kann. So gehe ich in meiner Erinnerung weit, weit zurück. Da hin, wo mein Leben ein trauriges, kaltes, dunkles Loch war.

Es war nicht so, dass du mit guten Ratschlägen um dich geworfen hättest. Oder den Moralapostel gespielt hättest. Genau genommen hast du oft einfach zugesehen und dann irgendwann aus heiterem Himmel eine Bemerkung fallen gelassen. Das war deine Spezialität. Ein durchaus ruhiger, stiller oft auch schweigsamer Mensch. Du sagtest: „Ich bin so still, damit man mich hört, WENN ich etwas sage.“ – das gelang dir. Immer wieder.

Du hast mich geheilt, indem du dich auf meine guten Seiten und guten Dinge konzentriert hast. Ãœber meine Fehler hast du hinweg gesehen, als wären sie nicht da. Als ich dich einmal fragte, warum du das tust, sagtest du zu mir: „Du kennst deine Fehler selbst, mein Schatz, ich muss es dir nicht auch noch sagen!“ – stattdessen hast du mir Komplimente gemacht, wenn ich meine Lieblingsfehler einfach mal ausliess. Sie nicht machte. Nicht dass du gesagt hättest: „Ich bin stolz auf dich, weil du es nicht getan hast“ sondern du sagtest: „Du siehst heute so ausgeruht und ausgesprochen schön aus!“. Es dauerte ehrlich gesagt Jahre, bis ich begriff, dass genau das ist, was ich brauchte. Deine Zustimmung, deine Bewunderung und deine Bestärkung. Morgens beim Kaffee so etwas zu hören, kann durchaus der Motor sein, auf die nächtlichen Partys zu verzichten, um am nächsten Morgen wieder gut und ausgeschlafen auszusehen. Und so kam es, dass meine Partys sich drastisch reduzierten. Anfangs war es nur noch einmal in der Woche, irgendwann einmal im Monat und später dann vielleicht noch zwei, dreimal im Jahr. Du hast mich nie gedrängt, nie ein Ultimatum gestellt und du hast auch nichts gesagt, wenn ich es wieder einmal übertrieben habe. Im Gegenteil. Du hast gewartet, bis mir selbst klar wurde, was ich mir damit antue und damit aufhörte.

 

Es war an einem Sommernachmittag, ich weiss nicht mehr genau wann. Ich kann mich auch nicht erinnern, was an jenem Nachmittag geschehen war. Nur noch, wie ich mich hinsetzte und aus einem Guss folgende Zeilen schrieb:

 

Mein König

 

Nur deine Hände sollen mich berühren
nur deine Haut soll mich verführen
nur deinen Augen will ich genügen
nur deiner Stimme will ich mich fügen -

nur deine Liebe kann mich krönen.

 

Ein halbes Jahr später habe ich das grosse Bild gemacht in dem eine Andeutung dieses Gedichtes zu finden ist. Es wurde ein gut drei Meter langes und fast zwei Meter breites Bild. Es hängt noch immer in der Galerie und es ist noch immer mein Bestes. Es ist das Bild meines Lebens. Davor und danach habe ich nichts mehr Vergleichbares gemacht.

In einer Krise, dem vermutlichen grössten Drama unserer gemeinsamen Geschichte, wollte ich es zerstören. Da habe ich zum ersten Mal erlebt, wie du betteln konntest. Du hast mich angefleht – doch du hättest nichts machen können. Du hattest keinen Platz, wo du das Bild hättest hinhängen können. Es gab nur diesen einen Platz dafür. Nur da ist es richtig. Warum ich es damals doch nicht zerstörte, weiss ich nicht mehr genau. Vermutlich, weil du das getan hast, was ich in diesem Moment einfach brauchte. Du hast uns eine lange Pause verschafft. Du bist nach Südafrika gereist, um für deine Firma zu arbeiten und ich floh nach Italien ans Meer zu unseren Freunden. Drei Wochen waren wir getrennt – kein Wort, kein Ton. Nichts.

Zeit genug, um nachzudenken. Ich sehe mich heute noch da in diesem Korbstuhl sitzen. Tag für Tag. Aufs Meer hinaus starrend, als ob ich bis nach Südafrika sehen könnte. Drei Wochen lang sprach ich fast nichts und unsere Freunde machten sich ernsthaft Sorgen. Heute weiss ich, dass sie dich angerufen haben. Ich sollte es nicht wissen, ich habe auch nie gesagt, dass ich es weiss. Warum ich nie etwas gesagt habe? Nun, das ist einfach. Die Sorge meiner Freunde berührte mich und als ich gerade an der Tür stand, als ihr über Skype miteinander geredet habt, sagtest du: „Lasst sie. Sie ist intelligent genug, um heraus zu finden, was gut für sie ist. Und wenn ich das nicht bin, dann wird sie jemand anderen finden.“ Sie sagten dir, dass sie befürchten, dass ich wieder Drogen genommen hätte. Ich war in der Nacht davor am Strand, alleine, und am Strand – du weisst ja.

Nur – ich war wirklich alleine am Strand. Nicht am üblichen, sondern am anderen. Dem „geheimen“ Nachtstrand. Dahin traute sich fast niemand des Nachts. Weil es stockfinster ist da und die Felsen so richtig schön zackig und scharfkantig sind, die man überklettern muss um in die kleine Bucht zu kommen. Ich war schon bei Sonnenuntergang dort und bin bis Sonnenaufgang geblieben. Ich habe nackt gebadet im fahlen Mondlicht und ich habe gebetet. Ja. Ich habe gebetet. Die ganze Nacht habe ich um einen Wegweiser, um eine Richtungsweisung, um ein Zeichen gebetet. Als die Sonne aufging, wusste ich, was ich zu tun hatte.

Wir kamen beide wieder nach Hause. Am selben Abend standen wir in meiner Wohnung mit unseren Koffern und sahen uns lange einfach nur an. Irgendwann bist du auf mich zu gekommen, hast mich in die Arme genommen und alles war gut. In der Folge begann ich, auf mich und meinen Körper acht zu geben. Gemeinsam machten wir uns auf die Reise, heraus zu finden, wie es sich anfühlt, wirklich gesund und fit zu sein. Nicht, dass es vor dem Sterben schützen würde, nein, das tut es nicht. Nur die Lebensqualität in einem gesunden Körper ist eine völlig andere.

Unsere Gesundheit an Körper und Seele war unser Ding. Wir haben mit niemandem darüber gesprochen und wenn man uns gefragt hat, weshalb wir so aussehen, so gesund und erholt, sagten wir: „Das ist das Glücklich-Sein“. Letzten Endes war es auch nichts anderes. Wir waren einfach glücklich und das machte uns beide gesund und schön. Nie habe ich mich schöner gefühlt, nie habe ich mich mehr als Frau gefühlt, als bei dir. In deinen Augen, in deinen Händen. Ja. Bei dir war ich die schönste Frau der Welt. Das macht so glücklich und gesund. Das macht es.

Wir wurden keine Gesundheitsfanatiker, du meine Güte nein. Wir waren einfach gesund. Es war dein Lieblingskommentar: „Das ist gesund.“ – Als „gesund“ hast du so einiges erachtet. Blessuren, Kratzer, Ãœbernächtigung das war egal. Hauptsache man lebt. Und Leben bedeutet nun mal, dass auch mal was weh tut. Dass mal was kaputt geht. Der Satz: „Jeder Tod birgt eine Auferstehung“ hat schon was. Ich muss gerade ein bisschen lachen, weil mit dir habe ich so machen kleinen und grösseren Tod erlebt.

 

Jetzt bist du richtig Tot. Und ich… ich lebe noch immer.

 

Dein Wesen hat mich stark gemacht. Es hat mich gesund gemacht. Auch in dieser Situation bin ich gesund. Auch in diesen leeren Stunden, Tagen und Wochen. Ich bin gesund. Weil ich gelernt habe, auf mich zu hören. Auf meinen Körper. Weil ich gelernt habe, auf mich acht zu geben, was auch immer geschieht. Und ich habe gelernt, genau zu wissen, was mir gut tut und was ich wann brauche. Trotz allem – ich bin noch immer gesund. Jeden Tag kann ich aufstehen und zur Arbeit gehen, ich kann noch immer essen und trinken (ich gebe zu, es ist mir nicht so danach zu essen) – ich kann immer noch meine Freunde sehen und mit ihnen zusammen sein. Sie sind da um mich zu trösten, mich aufzufangen. Sie vermissen dich auch. Du hast ein riesiges Loch hinterlassen. Ich kann immer noch mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten. Nur ein bisschen reduziert, wofür aber alle Verständnis haben.

Und ich weiss, dir zu schreiben, dir zu erzählen, das tut mir gut. Es erleichtert mich. Und es macht mir klar, dass sich alle Erinnerungen, alle gemeinsamen Erinnerungen in der Vergangenheit befinden. Es gibt keine aktuellen Erinnerungen mehr, die wir teilen können. Das sind jetzt nur noch meine eigenen. Das macht mich traurig und dem würde ich gerne davon laufen. Wer würde das nicht wollen?

Ich liebe dich für alles, was wir hatten. Und ich liebe dich dafür, dass du wohlwollend auf das siehst, was für mich noch kommt. Ich weiss du bist hier, du bist mein Engel. Du wachst über mich, solange ich dich brauche. Dann wirst du langsam ganz verschwinden und Platz machen für Neues. Für neue Geschichten. Das weiss ich. Wir haben oft darüber gesprochen, wie es sein kann, wenn einer von uns plötzlich alleine ist. Oft genug.

Heute kann ich nichts anderes tun, als über all die Dinge nachzudenken und heraus zu finden, wie gross und stark das alles ist. Du hast tiefe, tiefe Spuren hinterlassen. Du hast dich in dieser Welt verewigt – und darauf bin ich stolz. Nicht nur bei mir, sondern in einem grossen Teil der Welt. Der Welt, die um mich herum ist. Wie sagtest du so gern? „Ich will nicht die ganze Welt retten, dafür bin ich zu klein. Ich sorge nur dafür, dass der Teil der Welt, den ich sehen kann, ein besserer Teil ist als vorher, als ich noch nicht da war.“ – das hast du geschafft.

Du warst ein wunderbarer Mensch. Du warst stark und weise. Du warst mächtig und gross. Du warst wunderschön. Du warst – einfach wunderbar. Und du fehlst. Du fehlst so sehr, dass es weh tut. Mir. Und deinem Teil der Welt. Ohne dich ist es, als wäre es Nacht. Nachts sind alle Katzen grau, sagt man so schön. Das ist so. Genau so fühlt es sich an.

 

Jeder Nacht folgt ein neuer Tag. Die Sonne geht auf, ob ich das nun will oder nicht.

Auch über meinem Leben.

 

Ich danke dir für all das, ich danke dir für mein Leben, das ohne dich schon längst zu Ende wäre. Die Ironie daran ist, dass es am Ende du warst, der ging. Nicht ich, die ich doch so gern wollte. Es ist Ironie, pure Ironie, dass ich noch immer hier bin. Das hat seine Gründe. Was auch immer das sein mag. Es hat seine Gründe. Ich weiss das. Ich weiss auch, dass ich irgendwann auch ohne dich sein kann. Du warst mir ein guter Lehrer und hast mich genau das gelehrt – Gesundheit an Körper, Geist und Seele ist das, was uns überleben lässt.

 

Ich danke dir!

 

Mit all meiner Liebe

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bloodredmoon

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shirley seufz..... -
Das schrieb ich mal für eine Freundin...

In deinen Augen kann ich es sehen
Der Schatten der letzten Nacht liegt noch auf ihnen
Wieder hast du nicht geschlafen
Wieder besuchte er dich
Um dich dann nur auf's Neue zu verlassen
Fotoblitze strömen durch deinen Kopf
Und lassen dich im Trug untergehen
Sein Lachen hallt noch im Raum
Verzweifelt suchen deine Ohren seine Melodie
Doch der Morgen verschlang das Echo
Wie auch jede Erinnerung
Die im Licht des Tages verblasst
Du verfluchst jeden deiner Herzschläge
Weil jeder sein fernes Lachen erstickt
Du verachtest deinen Atem
Weil er die Stille stört
Es ist seine Zeit
Die Zeit der Stille
Sein warmer Hauch durchfährt dich
Du sinkst in die Dunkelheit
Und er fängt dich auf
Doch nur bis zum Morgen
Dann versinkt sein Lächeln im Staub der Dielen
Seinen Abschiedsgruß ignorierst du
Noch für einen kurzen Moment
Malen deine Lippen seinen Namen
Dann quält dich der Tag auf's Neue
Nur um dich wieder in die nächste Nacht zu begleiten
Wieder wirst du nicht schlafen
Wirst ihn hassen
Weil er dich am Morgen wieder verlässt
In deinen Augen kann ich es sehen

LG Shirley
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FLEURdelaCOEUR ***************************************** - ohne Worte ......

GgglG
fleur
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