Biografien & Erinnerungen
Erzähl doch mal - Opel-Geschichte

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"Erzähl doch mal - Opel-Geschichte"
Veröffentlicht am 20. Juli 2008, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Erzähl doch mal - Opel-Geschichte

Erzähl doch mal - Opel-Geschichte

Mein Ex-Mann war gelernter Kfz-Mechaniker und hatte seine Prüfung, zumindest seinen Angaben zufolge, damals als Innungsbester abgeschlossen. Wenn ich seinen Worten Glauben schenken würde, würde ich wahrscheinlich heute niemanden aus diesem Jahrgang an mein Auto heranlassen. Der Grund dafür ist die folgende Geschichte:

 

Es muss im Jahr 1978 gewesen sein, als Rolf für einen Spottpreis einen Opel – die genauere Bezeichnung habe ich leider vergessen -  mit Rallayvergaser erwarb. Ein Schnäppchen, wie er sagte, denn dieses Fahrzeug würden ihm Opelliebhaber nach der Reparatur geradezu aus den Händen reißen, blaumetallic, Frontspoiler, Heckspoiler und auch die Reifen waren etwas Besonderes nach seinen Aussagen. Ich kann das nur vage bestätigen, denn ich selbst habe von Autos viel zu wenig Ahnung. Für mich war es immer wichtig, dass ein Auto fährt, viel mehr verlangte ich von dem Fahrzeug nicht, außer vielleicht noch, dass im Winter die Heizung funktionierte, dafür im Sommer bei Hitze aber genügend Frischluft in den Fahrgastraum kam. Ich schreibe das hier, weil ich mich noch gut an einen VW-Käfer erinnern kann, bei dem im Winter die Heizung regelmäßig versagte, dafür heizte er aber im Sommer umso besser, da wurde die Heizung ja auch nicht wirklich benötigt.

Nun aber wieder zurück zur eigentlichen Geschichte: Stunde um Stunde bastelte er an diesem Fahrzeug mit Blick auf einen sehr guten Preis. Aber wie das Schicksal so spielt, stiegen die Spritpreise urplötzlich in Schwindel erregende Höhen, die allerdings mit den heutigen Spritpreisen in keinster Weise zu vergleichen sind. Dennoch zeigte niemand, nicht einmal eingefleischte Opel-Fans, Interesse an diesem Gefährt. Rolf erklärte mir, dass er nun unbedingt diesen Wagen auf seinen Namen bei der Zulassungsstelle registrieren lassen müsse, da ansonsten eine neue TÜV-Untersuchung fällig werden würde und das würde enorme Kosten verursachen. Ich hatte auch davon keine Ahnung, stimmte also einfach zu.

So kam es, dass wir uns eines Morgens mit vier Personen in diesem frisch restaurierten Opel auf dem Weg in die nahe gelegene Stadt machten. Rolf fuhr, auf dem Beifahrersitz saß mein Vater, dahinter ich und hinter Rolf Petra, eine übergewichtige Klassenkameradin von ihm, denn die beiden besuchten damals die so genannte Handelsschule, um ihre mittlere Reife nachzumachen.

Wir starteten, aber schon nach wenigen Kilometern stockte der Wagen und blieb schließlich stehen. Sorgenfalten machten sich auf Rolfs Gesicht breit. Man sah ihm an, dass er überlegte, woran das liegen konnte, aber er kam zu keinem Ergebnis. Also drehte er sich zu Petra um und sagte: „Du steigst besser aus und gehst schon einmal zu Fuß vor. Sobald der Wagen wieder läuft, kommen wir dann nach.“ Gesagt, getan. Petra stieg aus und ging schon einmal voraus. Rolf versuchte, den Wagen zu starten und siehe da, er sprang problemlos an. Wir fuhren weiter, sammelten Petra wieder ein und setzten unseren Weg fort.

Wir kamen aber nicht wirklich weit. Wieder begann das Fahrzeug zu stottern und blieb schließlich erneut stehen. Wieder stieg Petra aus und ging voraus.

Dieses Spiel wiederholte sich noch einige Male, bis Rolf schließlich zu Petra sagte: „Es hat keinen Zweck. Mache du dich schon einmal auf den Weg zur Schule und sage dort Bescheid, dass ich nachkomme, sobald ich weiß, was mit dem Wagen ist. Ich fahre jetzt erst einmal zur Werkstatt.“

Missmutig stieg Petra aus und machte sich also per Pedes auf den Weg zur Schule, während wir mit einem problemlos fahrenden Opel den Weg zur Werkstatt einschlugen. Dort angekommen stieg Rolf aus und schlenderte Richtung Büro. Auf halber Strecke blieb er stehen. Man sah förmlich, wie ihm ein Licht aufging. Umgehend kam er zum Auto zurück, ließ sich hinter das Steuer fallen, drehte sich zu mir um und erklärte: „Ich weiß jetzt, woran das liegt.“

Der innungsbeste Auszubildende des Jahrgangs 1976 der Kfz-Mechaniker hatte die Benzinleitung so verlegt, dass sie immer dann, wenn jemand hinter dem Fahrer Platz nahm, abgeklemmt wurde. Dadurch gelangte also kein Benzin mehr zum Motor. Folglich blieb das Auto immer nach einer gewissen Fahrtstrecke stehen, denn ohne Kraftstoffzufuhr funktioniert nun mal kein Motor, soviel weiß ich auch.

Diese Geschichte ist tatsächlich so passiert. Deshalb würde ich keinen Kfz-Mechaniker dieses Jahrgangs an mein Auto lassen, denn dieses war im Grunde genommen nur eine Lappalie. Wer weiß, was die sonst noch anrichten können.

 

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Über den Autor

Chrissy55
Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.

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evchen Re: Re: Sehr... -
Zitat: (Original von Chrissy55 am 20.07.2008 - 20:07 Uhr)
Zitat: (Original von evchen am 20.07.2008 - 19:55 Uhr) ...witzig geschrieben. Gott sei dank hat der Rolf den Fehler entdeckt. *g* Aber sag einmal was heist "per Pedes" ? Ist das sowas wie trempen oder meinst du Pedalle folglich dann Fahrrad? Wenn Fahrrad wo kam das her mitten auf dem Weg?
Sehr schöne Geschichte die mich schmunzeln lies. vlg evi


Danke, Evchen, also wir hier sagen per Pedes auch dazu, wenn jemand zu Fuß gehen muss. Ich mag mich nicht so oft wiederholen in einer Geschichte, deshalb suche ich ab und zu nach neuen Formulierungen. Ich weiß, dass per Pedes auch mit Fahrrad heißt, aber das wäre schon komisch, da hast du recht, wenn plötzlich ein Fahrrad aufgetaucht wäre, obwohl das für Petra sicher praktisch gewesen wäre, zumindest praktischer, als den ganzen Weg zu laufen. Seit ich die Geschichte geschrieben habe, zerbreche ich mir den Kopf, was für ein Opel das war. Meinst du ich komme drauf, nein, nichts zu machen. Wahrscheinlich fällt es mir erst morgen ein, wenn überhaupt. Ich fand es eine starke Leistung für den Innungsbesten der Kfz-Mechaniker, so gekonnt die Benzinleitung zu verlegen. Freut mich, dass du schmunzeln musstest.
LG Chrissy


Das beste ist, einfach nicht drüber nach denken dann kommt die Erinnerung von ganz allein. ich kannte den Ausdruck per Pedes noch nicht, aber so habe ich wieder etwas dazu gelernt. :-)
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Chrissy55 Re: Sehr... -
Zitat: (Original von evchen am 20.07.2008 - 19:55 Uhr) ...witzig geschrieben. Gott sei dank hat der Rolf den Fehler entdeckt. *g* Aber sag einmal was heist "per Pedes" ? Ist das sowas wie trempen oder meinst du Pedalle folglich dann Fahrrad? Wenn Fahrrad wo kam das her mitten auf dem Weg?
Sehr schöne Geschichte die mich schmunzeln lies. vlg evi


Danke, Evchen, also wir hier sagen per Pedes auch dazu, wenn jemand zu Fuß gehen muss. Ich mag mich nicht so oft wiederholen in einer Geschichte, deshalb suche ich ab und zu nach neuen Formulierungen. Ich weiß, dass per Pedes auch mit Fahrrad heißt, aber das wäre schon komisch, da hast du recht, wenn plötzlich ein Fahrrad aufgetaucht wäre, obwohl das für Petra sicher praktisch gewesen wäre, zumindest praktischer, als den ganzen Weg zu laufen. Seit ich die Geschichte geschrieben habe, zerbreche ich mir den Kopf, was für ein Opel das war. Meinst du ich komme drauf, nein, nichts zu machen. Wahrscheinlich fällt es mir erst morgen ein, wenn überhaupt. Ich fand es eine starke Leistung für den Innungsbesten der Kfz-Mechaniker, so gekonnt die Benzinleitung zu verlegen. Freut mich, dass du schmunzeln musstest.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
evchen Sehr... - ...witzig geschrieben. Gott sei dank hat der Rolf den Fehler entdeckt. *g* Aber sag einmal was heist "per Pedes" ? Ist das sowas wie trempen oder meinst du Pedalle folglich dann Fahrrad? Wenn Fahrrad wo kam das her mitten auf dem Weg?
Sehr schöne Geschichte die mich schmunzeln lies. vlg evi
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