Kurzgeschichte
Von Toleranz und Hoffnung

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"Von Toleranz und Hoffnung"
Veröffentlicht am 06. Juni 2013, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich ...bin Österreicherin ...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte ...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist ...lese quer durch viele Genres ...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken
Von Toleranz und Hoffnung

Von Toleranz und Hoffnung

Von Toleranz und Hoffnung

„Was glaubst du, was wäre, wenn der Mensch in jeder Hinsicht tolerant sein würde“, sagte er und ließ sich auf einem Stein nieder, der mitten aus den Fluten eines kleinen Baches hervorragte.

„Für alles zu sein, ist genauso schlecht, wie gegen alles zu sein“, erklärte sie und verschränkte die Arme.

„Ich habe gerade daran gedacht, dass es dann keine Kriege mehr geben würde. Entschuldige, das ist ein utopischer Gedanke,…und dumm ist er auch noch.“ Er ließ seine Finger ins Wasser gleiten, blickte in die Ferne.

„Nicht dumm…naiv vielleicht, aber das

ist ein Unterschied“, erwiderte sie und ließ sich neben ihn sinken.

„Dumm daran ist nur, dass die „Rasse“ Mensch, ohne einander umzubringen, nicht überleben kann. Sonst wären wir zu viele und Mutter Natur müsste sich etwas einfallen lassen.“

„Irgendwie wäre es möglich.“

„Ja, nur in meinen Träumen…du weißt, was ich meine“, seufzte er.

„Hm…“

„Ich hoffe nur, dass, bevor wir uns wirklich gegenseitig auslöschen, irgendetwas passiert, das den Menschen wieder hoffen lässt.“ Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen.

„Hoffen kann man immer, auch wenn

nichts passiert“, erwiderte sie und hielt seinem durchdringenden Blick stand.

„Aber hoffen allein wird so langweilig mit der Zeit.“

„Das finde ich nicht.“

„Mir wird deshalb langweilig, weil ich ganz genau weiß, dass das Gegenteil meiner Hoffnungen eintreten wird.“

„Du weißt gar nichts.“ Mit diesen Worten erhob sie sich, wandte ihm den Rücken zu und streckte ihr Gesicht mit geschlossenen Augen dem Wind entgegen. Für eine Weile hörte man nur das Rauschen des Wassers.

„Naja…wie man es nimmt…oder was meinst du dazu?“ Er ließ seine Beine ins kühle Nass gleiten.

Ohne sich zu ihm umzudrehen oder auch nur die Augen zu öffnen, erklärte sie: „Hoffnung braucht es genau dann, wenn es nur noch schlecht aussieht…ansonsten ist sie eher überflüssig. Und solange irgendjemand hofft, dass es besser wird, besteht immer noch die Möglichkeit, dass das auch so sein wird.“

„Trotzdem wird sich die Menschheit selbst auslöschen“, beharrte er. „Da kann ich noch so sehr hoffen, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Zuerst geht es um Geld, um Öl,…Wasser….“

Sie drehte sich zu ihm um, ging in die Knie, blickte ihm in die Augen und ergriff die Hand, die er ins Wasser hielt.

„Hätte die Menschheit nicht immer wieder gehofft und geträumt, dann würde es uns schon lange nicht mehr geben.“

„Nun…das stimmt wohl, aber so wie wir im Moment dastehen, wäre es für mich ein Wunder, wenn wir dieses Jahrhundert noch aushalten würden. So geht es nicht gut weiter.“

„Werden wir sehen.“

„Wir sehen gar nichts mehr.“

„Auch gut.“

Unaufhaltsam, lief das Wasser an den beiden vorbei, kümmerte sich nicht um die gesprochenen Worte, kümmerte sich nicht um das, was nicht ausgesprochen worden war. Es strebte lediglich dem

Horizont entgegen, um darüber hinaus zu fließen. 

 

© Fianna 06/06/2013

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Über den Autor

Fianna
Ich
...bin Österreicherin
...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte
...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist
...lese quer durch viele Genres
...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken


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baesta Ach wenn das doch unsere Streithähne mal lesen würden.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Ich glaube das würde bei denen auch nicht weiterhelfen. :-)

Danke dir für's Lesen und den Kommentar!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Hofdichter 
Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.

Albert Einstein


Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Tja...da hat Einstein wohl wieder mal Recht.

Dankesehr für's Lesen und den Kommentar!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
JeanneDarc Hoffnung die ist wirklich wichtig,
das finde ich dann doch auch sehr richtig.
Wir Menschen werden uns zerstäören
ich kann noch immer den Indianer hören
der da sagte dass man Geld nicht essen kann
wir werden sicher sterben irgendwann
Keiner weiss genau warum wir hier auf Erden sind
Nur Jeanne, die weiss halt dass sie spinnt ;-)
Doch die Geschichte war sehr schön, ganz ehrlich
Dein Können ist fast schon gar gefährlich ;)
Komm doch auch zu mir mal hin zum lesen
das sei es mit dem Kommentar jetzt auch gewesen ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Danke dir für's Lesen und den schönen Kommentar. :-)

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Ganz tolle Geschichte, ich kannte sie noch nicht.
Manchmal habe ich auch Angst, dass unser ganzer Planet irgendwann nicht mehr zu retten sein wird. Irgendwann wird der point of no return überschritten sein, wo auch keine Hoffnung mehr hilft!
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Ja, da hast du vermutlich Recht, aber noch könnten wir etwas dagegen unternehmen.

Dankeschön für's Lesen und den Kommentar!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Ich kenns zwar schon, lass bei der Gelegenheit aber nochmal ein paar verdiente Coins da ^^
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Danke dir. :-)

Liebe Grüße
Anna
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