Kinderbücher
Stefan Storch hat Höhenangst 7

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"Stefan Storch hat Höhenangst 7"
Veröffentlicht am 13. Juli 2008, 6 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Stefan Storch hat Höhenangst 7

Stefan Storch hat Höhenangst 7

Die Storchenkinder wurden zusehends größer. Immer mehr Futter brauchten sie. Immer öfter mussten ihre Eltern losfliegen, um die hungrigen Mäuler ihrer Kinder zu stopfen. Immer länger waren die Storchenkinder jetzt allein. Immer mutiger wurden Stina und Stella, weil sie immer öfter ihre Flügel ausprobierten und merkten, dass diese sie sogar für wenige Augenblicke in der Luft hielten. Aber immer ängstlicher wurde Stefan. Er hatte nicht nur diese Höhenangst, sondern er übertrug diese Angst auch auf seine beiden Schwestern. Er sah, wie sie am Rand des Nestes standen, wie sie wild mit den Flügeln schlugen, in die Luft aufstiegen und sich dann wieder langsam auf das Nest herunterließen. Er konnte das gar nicht mit ansehen. Wenn er das Gefühl hatte, sie waren zu mutig, dann legte er einen seiner Flügel über die Augen, blinzelte aber doch zaghaft durch die Schwungfedern und fragte ungeduldig: „Habt ihr jetzt endlich mal genug? Ich kann da gar nicht zusehen. Was ist, wenn ihr runterfallt? Seht doch mal, wie hoch wir hier sind.“ Er zitterte vor Angst.

Was er aber nicht bemerkte war, dass seine Eltern natürlich bemerkten, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmte. Jedes Mal, wenn sie auf das Nest zugeflogen kamen, sahen sie ihre Töchter bei emsigen Übungen, aber niemals ihren Sohn. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Bei der Futtersuche auf dem Feld meinte Silvia zu Sven: „Mit unserem Sohn stimmt etwas nicht. Ich sehe ihn nie auf dem Rand des Nestes stehen, immer kauert er nur in der Mitte des Nestes. Ob etwas mit seinen Flügeln nicht in Ordnung ist?“ „Ach was, “ beruhigte Sven sie: „Wahrscheinlich übt er wirklich immer dann, wenn wir nicht da sind. Wir haben allen Dreien erzählt, dass wir bald nach Afrika fliegen müssen. Mach dir keine Sorgen, bis dahin kann er es, du wirst schon sehen.“ Aber skeptisch war Sven auch. Immer öfter achtete er bei seiner Ankunft am Nest auf Stefan und er stellte fest, dass er seinen Sohn wirklich niemals bei irgendwelchen Übungen sah. So konnte das nicht weitergehen, er musste mit ihm ein ernsthaftes Vater-Sohn-Gespräch führen.

Gleich am nächsten Morgen, als Silvia schon das Nest verlassen hatte, beugte er sich tief zu seinem Sohn hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Stefan, weshalb übst du nicht wie deine Schwestern? Tun dir die Flügel weh, ist irgendetwas? Ich bin dein Vater, mir kannst du alles sagen.“ Stefan stotterte: „Nein… Ich….Ach, weißt du….“ Sven wurde ungeduldig: „Was? Sag mir jetzt endlich, was es ist, sonst kann ich dir doch nicht helfen.“ Hilfesuchend sah Stefan zu seinen Schwestern als wolle er sagen: „Nun sagt ihr doch auch mal was, was soll ich denn jetzt machen?“ Wild plapperten jetzt die Storchenmädchen los, sie klapperten völlig durcheinander, so dass Sven kein Wort verstand: „Es ist nichts, er… du weißt schon… der Wind…. Die Sonne ist zu heiß …..“

„Schluss jetzt!“ Jetzt wurde Sven wirklich nervös: „Stefan, du sagst mir jetzt sofort was los ist, sonst werfe ich dich aus dem Nest, dann kannst du mir zeigen, wie gut du schon fliegen kannst.“ Stefan wusste nicht, dass das nur leere Drohungen waren, dass sein Vater niemals soweit gehen würde und sein Kind in ernste Gefahr bringen würde. Er hatte einfach nur schreckliche Angst: „Nein“, schrie er laut: „Ich habe soooo Angst.“ „Angst?“ fragte Sven erstaunt: „Angst wovor?“ „Vor der Höhe.“ Jetzt war es raus. Jetzt konnte Stefan das nicht mehr rückgängig machen, jetzt wusste auch sein Vater Bescheid. Jetzt hatte Stefan nicht nur Angst vor der Höhe, sondern auch vor der Reaktion seines Vaters. Er kauerte sich noch viel tiefer ins Nest und zog seinen Kopf so tief ein, wie es nur ging. Dabei blinzelte er in Richtung seines Vaters, der aus dieser Perspektive noch viel größer und mächtiger erschien als er sowieso schon war. Stefan zitterte vor Angst.

Traurig sah Sven auf seinen Sohn hinunter. Ja, Sven war traurig. Er war nicht traurig, weil Stefan Höhenangst hatte, auch wenn Sven noch nie von einem Storch gehört hatte, der Angst vor der Höhe hatte. Störche sind Vögel. Vögel können fliegen, sie lieben es sogar zu fliegen. Ein Vogel, der Höhenangst hatte, das hatte es bestimmt noch nie gegeben. Aber das war es nicht, was Sven so traurig machte. Es machte ihn traurig, dass sein Sohn, sein Kind, kein Vertrauen zu ihm hatte, dass er ihm nicht schon viel früher etwas davon erzählt hatte. Hatte er seinen Kindern nicht immer wieder gesagt, wie sehr er sie liebte, dass ihre Eltern immer für sie da sein würden, egal was sei? Und nun das. Nun stand er hoch erhoben am Rand des Nestes und sah auf seine Kinder herab, die sich eng aneinanderschmiegten und alle drei ängstlich zu ihm hochsahen. Was hatte er nur falsch gemacht? „Wartet“, klapperte er leise, erhob sich vom Nest und flog davon.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Chrissy55
Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.

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PaulG Stefan Storch - Bin vom Urlaub zurück und hab gleich deine Geschichte gelesen - gefällt mir! Bin gespannt, was Samara dazu sagt, sie wird sich sicher freuen.

*****
LG, Paul
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Chrissy55 Re: Stefan... -
Zitat: (Original von Rattenfaenger am 13.07.2008 - 20:43 Uhr) ...Christa hat Dich ausgebrütet, sie wird auch die Lösung finden*****
Schön, bei Dir wieder ein Kind zu sein und
liebe Grüße
Karl-Heinz


Ja so bin ich eben, lieber Karl-Heinz, ich kann sogar Störche ausbrüten, wenn ich es will. Danke für deinen Kommentar und deine Wertung. Das motiviert mich, recht bald weiterzuschreiben.
LG Christa
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Rattenfaenger Stefan... - ...Christa hat Dich ausgebrütet, sie wird auch die Lösung finden*****
Schön, bei Dir wieder ein Kind zu sein und
liebe Grüße
Karl-Heinz
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