Gedichte
Der Reiz des Verbotenen

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"Der Reiz des Verbotenen"
Veröffentlicht am 06. Juli 2008, 10 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Der Reiz des Verbotenen

Der Reiz des Verbotenen

Der Garten bei mir als Kind Zuhaus,

sah wie eine Obstplantage aus.

Apfelbäume gab es vielerlei,

ein Quittenbaum war auch dabei.

Ob Pflaumen, Birnen, Mirabellen,

wir konnten, wie wir wollten, wählen.

Doch wir, was haben wir getan?

Das Nachbarobst sprach uns mehr an,

besonders, wenn man darauf achten musste,

dass der Besitzer, der doch wusste,

wie gern wir in seine Bäume stiegen,

versuchte, uns dabei zu kriegen.

So schlichen wir oft zu dem Baum.

Ach, liebe Leute, ihr glaubt es kaum:

Das Obst, das uns zu essen nicht erlaubt,

das wir vom Nachbarbaum geraubt,

das hat vorzüglich uns geschmeckt.

Alle Finger haben wir uns geleckt.

 

Ich weiß, verbotene Dinge reizen,

weil sie den Kreislauf gut anheizen,

weil man die Dinge heimlich tut

und es tut auch der Psyche gut.

 

Ein paar Jahre später dann,

nahm ich meine erste Zigarette an.

Ich zog und fing gleich an zu husten,

beugte mich vornüber, musste prusten,

bekam kaum Luft und lieft rot an.

Trotzdem habe ich das gern getan,

denn es war ein verbotenes Spiel.

Ich liebte das spannende Gefühl,

zu rauchen, wenn andere es nicht sehen,

mit Freunden dazu in die Büsche zu gehen.

Kaugummi hatten wir auch immer dabei.

Rauchen war verboten, aber wir fühlten uns frei.

 

Irgendwann kam mein großer Bruder zu mir,

meinte: „So, wir zwei trinken jetzt ein Bier.“

Auch wenn das Bier mir gar nicht schmeckte,

wenn ich nicht gern den Schaum ableckte,

so trank ich doch wacker bis zum Schluss.

Meiner Oma machte das viel Verdruss.

„Mädchen“, sagte sie: „dürfen nicht trinken, nicht rauchen,

nein, Männer sollen sie gebrauchen.“

Bier war verboten, das war klar,

wodurch der Geschmack gleich viel besser war.

 

Sehe ich an einer Türe stehen:

Hier dürfen Sie niemals hineingehen,

dann verspüre ich einen Drang in mir:

heimlich zu öffnen diese Tür.

Allein der Hinweis, es nicht zu tun,

lässt mich solange nicht ruhn,

bis ich hinter die Tür sehen konnte,

was sich sehr oft gar nicht lohnte.

Allein das Verbot hat ausgereicht,

dass man hinter diese Türe schleicht.

 

Schon Adam und Eva, so steht es geschrieben,

sind verbotenem Obst nicht ferngeblieben.

Wurde uns dadurch schon früh in die Wiege gelegt,

dass man oft den heimlichen Wunsch in sich trägt,

gerade verbotene Sachen zu machen,

mit anderen über den Erfolg zu lachen?

 

Was es ist, ich weiß es nicht genau.

Auch wenn ich heute kein Obst mehr klau,

auch wenn ich nicht mehr heimlich rauchen muss,

niemand mich tadelt bei Biergenuss,

spüre ich den Reiz  an Verbotenem,

irgendetwas zieht mich dazu hin.

Mag sein, dass nur die erwachsen geworden sind,

die nicht mehr wie früher so manches Kind

heimlich verbotene Dinge tun.

Auf dem Papier bin ich erwachsen schon,

doch ist in mir das kindliche Gemüt,

das mich zu Verbotenem hinzieht.

Ich lasse mich gern auf Streiche ein,

möchte mitunter gar nicht erwachsen sein.

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Hörbuch

Über den Autor

Chrissy55
Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.

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PaulG Re: Re: Der Reiz des Verbotenen -
Zitat: (Original von Chrissy55 am 06.07.2008 - 22:46 Uhr)
Zitat: (Original von PaulG am 06.07.2008 - 22:36 Uhr) Wenn man zu erwachsen ist, macht das Leben gar keinen Spaß mehr - die Kids halten uns das doch vor Augen, wenn sie sagen: "Ihr Erwachsenen seid so was von langweilig." Und recht haben sie!
Übrigens, an einem Sonntag machten wir Kinder einen Spaziergang mit unserem Cousin, der einige Jahre älter war und Theologie studierte. Wir kamen an einem verführerischen Kirschenbaum vorbei. Da erklärte er uns, so lange die Füße noch den Boden berührten, wäre es noch keine Sünde. Das habe ich mir bis heute gemerkt. ;)

*****
LG, Paul




Es ist doch erstaunlich, was während eines Theologiestudiums so gelehrt wird. Wurde da auch gesagt, wessen Füße den Boden berühren müssen? Ich denke da speziell an eine sogenannte Räuberleiter. Ich glaube, wir Kinder wären auch auf so etwas gekommen, nur um verbotene Früchte zu naschen.
Was erzählst du heute deinen Kindern? Das würde mich wirklich interessieren, oder übernimmt dein Cousin diesen Part?
Ich danke dir Paul
LG Chrissy


Das mit der Räuberleiter gefällt mir, darauf waren wir leider nicht gekommen. Mein Cousin ist heute glücklich verheiratet und Pastoralassistent, sehe ihn leider nur noch sehr selten. Werde ihn aber einmal darauf ansprechen. Bei meinen Kids bin ich nicht all zu streng, ich helfe da gerne mit, auch mal die Räuberleiter zu machen - dann sind ja die Füsse auf dem Boden, war mir nur bis heute so nicht bewusst, danke für den Tipp. Werde es in Zukunft nicht mehr beichten... ;)

LG, Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Der Reiz des Verbotenen -
Zitat: (Original von PaulG am 06.07.2008 - 22:36 Uhr) Wenn man zu erwachsen ist, macht das Leben gar keinen Spaß mehr - die Kids halten uns das doch vor Augen, wenn sie sagen: "Ihr Erwachsenen seid so was von langweilig." Und recht haben sie!
Übrigens, an einem Sonntag machten wir Kinder einen Spaziergang mit unserem Cousin, der einige Jahre älter war und Theologie studierte. Wir kamen an einem verführerischen Kirschenbaum vorbei. Da erklärte er uns, so lange die Füße noch den Boden berührten, wäre es noch keine Sünde. Das habe ich mir bis heute gemerkt. ;)

*****
LG, Paul




Es ist doch erstaunlich, was während eines Theologiestudiums so gelehrt wird. Wurde da auch gesagt, wessen Füße den Boden berühren müssen? Ich denke da speziell an eine sogenannte Räuberleiter. Ich glaube, wir Kinder wären auch auf so etwas gekommen, nur um verbotene Früchte zu naschen.
Was erzählst du heute deinen Kindern? Das würde mich wirklich interessieren, oder übernimmt dein Cousin diesen Part?
Ich danke dir Paul
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
PaulG Der Reiz des Verbotenen - Wenn man zu erwachsen ist, macht das Leben gar keinen Spaß mehr - die Kids halten uns das doch vor Augen, wenn sie sagen: "Ihr Erwachsenen seid so was von langweilig." Und recht haben sie!
Übrigens, an einem Sonntag machten wir Kinder einen Spaziergang mit unserem Cousin, der einige Jahre älter war und Theologie studierte. Wir kamen an einem verführerischen Kirschenbaum vorbei. Da erklärte er uns, so lange die Füße noch den Boden berührten, wäre es noch keine Sünde. Das habe ich mir bis heute gemerkt. ;)

*****
LG, Paul


Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Der Reiz des Verbotenen -
Zitat: (Original von Rehmann am 06.07.2008 - 21:12 Uhr) Da kann ich mich doch voll und ganz dem Detlev anschliessen !
*****
LG
H. Rehmann


Vielen Dank für alles Horst, du bist, glaube ich, ein paar Tage älter als ich, hast du dir denn auch noch dein kindliches Gemüt bewahrt? Ich glaube zwar nicht, dass ich heute noch auf Bäume klettern würde - vielleicht aber doch - aber im Alten Land das Obst direkt von den Bäumen naschen, schmeckt auch toll, kann ich dir verraten.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Der Reiz des Verbotenen - Da kann ich mich doch voll und ganz dem Detlev anschliessen !
*****
LG
H. Rehmann
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Das Kind... -
Zitat: (Original von Trollbaer am 06.07.2008 - 20:34 Uhr) ...wird immer in Dir sein. Es ist Teil Deines Lebens und das darf man niemals vergessen. Leider vergessen es Viele. Ich werde wohl auch nie erwachsen...
schön geschrieben und zum Schmunzeln wahr.
Gruß Detlev


Vielen Dank Detlev, kannst du dich auch noch daran erinnern, dass geklaute Äpfel besser schmeckten? Verstehen werde ich es nie, aber es ist so.
Sei dir sicher, so alt kann ich gar nicht werden, dass ich irgendwann das Kind in mir vergesse, das liegt bei uns in der Familie.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Trollbaer Das Kind... - ...wird immer in Dir sein. Es ist Teil Deines Lebens und das darf man niemals vergessen. Leider vergessen es Viele. Ich werde wohl auch nie erwachsen...
schön geschrieben und zum Schmunzeln wahr.
Gruß Detlev
Vor langer Zeit - Antworten
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