Gedichte
Die Angst vor Zwischenmenschlichkeit

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"Die Angst vor Zwischenmenschlichkeit "
Veröffentlicht am 26. Juni 2008, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Nach längerer Zeit bin ich wieder hier. Das Leben ist ein Arschloch? Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen. Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.
Die Angst vor Zwischenmenschlichkeit

Die Angst vor Zwischenmenschlichkeit

Die Angst vor Zwischenmenschlichkeit


Ich habe Angst,
dass die Leute meine Ideen untergraben,
sich unter meinen Füßen Gänge bauen.
Die Grenzen sind verschwommen,
seit ich mich nicht mehr ernst nehme.

Trotzdem koche ich weiter Vanille-Tee
und warte auf den Moment der Ruhe.
Vielleicht erkenne ich ein potentiales Gegenüber erst,
wenn wir über den Geruch von Tee philosophieren.

Ich habe Angst vor Massenwahn.
Jeden Tag schellen sie an meiner Türe.
Die Weltverbesserer,
die Obstverkäufer,
der Mann von Bofrost,
die Zeugen Jehovas,
die Müllmänner,
der Briefträger,
meine Mutter,
die Nachbarn
und fragen ob es mir gut geht,
oder ob ich noch was brauche.

Sicher,
ich brauche noch was.
Eine elektrische Badewanne vielleicht,
oder ein Aquarium mit Backfischen.
Eine Zeitschrift über Dunkelheit.

Ich habe Angst vor Zwischenmenschlichkeit,
der Erkenntnis, dass du mich lieben könntest
und mir Liebesbriefe schreibst.
Wie könnte ich dir erklären,
dass ich keine Schneemänner baute,
als mein Vater meine Mutter schlug?
Ich wollte meinen Vater hassen
und weinte, als er an Krebs starb.

Der Weg, der zu gehen ist,
verhält sich nicht neutral.
Er beeinflusst meine Entscheidung.
An jeder Kreuzung muss ich ein paar Fragen beantworten:
Welches Gefühl setzen sie ein?
Warum erklären sie die Liebe nicht?
Wohin werden sie morgen gehen?
Welche Ziele haben sie noch nicht aufgegeben?

Ich habe Angst vor der Wirklichkeit,
vor der monströsen Gestalt der Ideenlosigkeit.
Die Henker versammeln sich unter den Buchen im Park
und singen meine Kinderlieder.
Ich summe mit und bleibe Opfer meiner Erinnerung,
zerstörtes Spielzeugland am Ende der Straße.

Kommen sie!
Schauen und staunen sie!
Ein Mensch ohne Tadel,
eine Missgeburt.
Eine Erfindung der Götter,
am Pokertisch drei Etagen unter uns.
Machen sie ihren Einsatz.

Ich habe Angst vor der Selbstfindung,
vor der Resignation meines Daseins.
Ich erfinde mir eine Überdosis Glück
und warte auf den Tod.
Doch meine Sensoren spüren immer noch
dieses Restgefühl an Willenlosigkeit
und ich gebe mich weiter dem Leben hin.
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Über den Autor

Lyders
Nach längerer Zeit bin ich wieder hier.
Das Leben ist ein Arschloch?
Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für
Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen.
Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah
den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.

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PhilippEspel Sehr egreifend! Deine Worte ließen mich einen Moment innehalten und nachdenklich ins Leere schauen, in mich selbst.
Danke dafür!

LG
Philipp
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Re: Erlaube mir eine Meinung! -
Zitat: (Original von EmyD am 26.06.2008 - 09:28 Uhr) Der Text ist super gut und sehr eindringlich und verständlich. Nur verstehe ich nicht, weshalb Du das unter "Gedichte" eingestellt hast.
Ist es nicht eher eine Kurzgeschichte?
Oder vielleicht wäre es auch gut unter "Biografien & Erinnerungen" eingestellt.
Unter der Kategorie Gedichte habe ich wirklich Schwierigkeiten, eine Bewertung abzugeben, denn Gedicht ist es einfach keines für mich.
Schade, denn der Text gefällt mir außerordentlich gut!

LG
Emy



als lyriker differenziere ich eigentlich nicht zwischen gedicht und story.
die foren geben solche klassifizierungen vor.
ich versuche lediglich mich einzuordnen.

danke für das große lob
michael
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Re: Hi Lyders -
Zitat: (Original von ConnyB am 26.06.2008 - 20:02 Uhr) Herzergreifende Worte! Das Leben ist oftmals ein Kampf, ein riesen Theater auf unserer Weltbühne. Welche Rolle wir erhalten können wir uns leider nicht aussuchen. Aber wir können uns nur von den Ketten der Vergangenheit lösen, wenn wir uns wagen eine neue Gegenwart zu schaffen. Ueberlebenswille, Hoffnung, sich lieben lernen und auf wahre Freunde eingehen....
vlg, Conny *****!


danke für deinen themenübergreifenden sehr wahren kommentar.

ich weiss solche worte zu schätzen und behalte sie in mir.


michael
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Re: Ja, so ist das Leben -
Zitat: (Original von Chrissy55 am 06.07.2008 - 13:10 Uhr) jeder hat sein Päckchen zu tragen. Es klingt viel Wehmut aus diesen Zeilen, das finde ich eigentlich schade, denn es gibt auch viele schöne Dinge im Leben, aber ich kann mich mit diesen Zeilen sehr gut identifizieren.
LG Chrissy


ich danke dir.

wehmut ist übrigens ein gefühl, das ich nicht kenne.


michael
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Re: Die Angst... -
Zitat: (Original von Dany am 06.07.2008 - 18:40 Uhr) ... großartig- hab' keine Worte- besser nicht zerreden ;).

Gruß
Dany


danke.
aber was ist denn großartig?

die worte?

wenn ja, dann zeugen sie nur davon, dass hier ein mensch versucht seine befindlichkeiten auszdrücken.

ich bin immer in der nähe meines lebens,
kann es aber selten exakt beschreiben.


michael
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Re: Zwischenmenschlich -
Zitat: (Original von Trollbaer am 06.07.2008 - 20:57 Uhr) Ich wollte, ich könnte Deine Gedanken, Deine Art zu schreiben, auch können. Aber leider habe ich einen anderen Stil. Jeder hat irgendwie einen anderen Stil. Deiner gefällt mir...
Gruß Detlev



danke für dieses große lob.
aber ich bin nur ein kleines licht unter der sonne.
man erkennt noch nicht einmal, dass ich leuchten kann.

viel zu armselig sind meine möglichkeiten.
Vor langer Zeit - Antworten
Trollbaer Zwischenmenschlich - Ich wollte, ich könnte Deine Gedanken, Deine Art zu schreiben, auch können. Aber leider habe ich einen anderen Stil. Jeder hat irgendwie einen anderen Stil. Deiner gefällt mir...
Gruß Detlev
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Ja, so ist das Leben - jeder hat sein Päckchen zu tragen. Es klingt viel Wehmut aus diesen Zeilen, das finde ich eigentlich schade, denn es gibt auch viele schöne Dinge im Leben, aber ich kann mich mit diesen Zeilen sehr gut identifizieren.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
ConnyB Hi Lyders - Herzergreifende Worte! Das Leben ist oftmals ein Kampf, ein riesen Theater auf unserer Weltbühne. Welche Rolle wir erhalten können wir uns leider nicht aussuchen. Aber wir können uns nur von den Ketten der Vergangenheit lösen, wenn wir uns wagen eine neue Gegenwart zu schaffen. Ueberlebenswille, Hoffnung, sich lieben lernen und auf wahre Freunde eingehen....
vlg, Conny *****!
Vor langer Zeit - Antworten
EmyD Erlaube mir eine Meinung! - Der Text ist super gut und sehr eindringlich und verständlich. Nur verstehe ich nicht, weshalb Du das unter "Gedichte" eingestellt hast.
Ist es nicht eher eine Kurzgeschichte?
Oder vielleicht wäre es auch gut unter "Biografien & Erinnerungen" eingestellt.
Unter der Kategorie Gedichte habe ich wirklich Schwierigkeiten, eine Bewertung abzugeben, denn Gedicht ist es einfach keines für mich.
Schade, denn der Text gefällt mir außerordentlich gut!

LG
Emy
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