Frederik Delons Flucht auf die andere Seite des Grenzzaunes, was er dort erlebt und sein Abschluss mit dem Leben, wie er es kannte. Titelbild: www.pixelio.de/©Gerd Altmann/PIXELIO
Arbeiter waren ständig da, jedoch machten die Arbeiter der Nachtschicht in Fabriken, die Autoteile herstellten weniger die Arbeit der Schichtarbeiter am Tage. Sie sorgten sich eher darum, dass alles in Ordnung gebracht wurde. Sie testeten die Produktionsabläufe, bauten hier und da noch einen Wagen, aber im Großen und Ganzen bewachten sie das, was gebaut wurde und sorgten dafür, dass auch am folgenden Tag alles richtig produziert werden konnte.
Darin war eine Gefahr gegeben, denn diejenigen, die aufpassten, waren immer die pflichtbewusstesten Arbeiter der jeweiligen Schicht. Richtige Kettenhunde in menschlicher Gestalt. Solchen Personen wollte man nicht auf den Schlips treten. Deshalb musste man einen günstigen Moment abpassen. Und der ergab sich genau dann, wenn es einen Wechsel gab. Die Leute, die im Anschluss bewachen sollten, befanden sich immer in einem kleinen Extraraum, der ein wenig entfernt stand. Es mussten alle anderen Schichtarbeiter ausgelöst sein, bis die Nachfolger ran durften. Der Nachteil dieser Regelung war deutlich, denn während des Wechsels waren die bewachten Sachen unbewacht. Bisher hatte dies aber niemand beanstandet, weil es immer gut gegangen war. Zuerst hatte jeder Wachposten seinen anderen Wachposten persönlich abgelöst, aber das wurde denen dann zu blöd irgendwann, bis sie diesen Weg fanden. Der Leser wird erkennen, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen der Mensch auch später immer wieder nach dem Weg der größten Bequemlichkeit strebte, solange dieser funktionierte.   Â
Dass Frederik Delon also in die Autogarage gelangen konnte, in welche man eigentlich als Wachposten nicht ging, außer man hörte etwas Verdächtiges, ergab sich aus deren Lage. Sie befand sich unterhalb der Mitte der Fabrik unter der Erde. Dorthin gelange Sauerstoff nur über Leitungen. Keine Fenster, keine anderen Zugangsmöglichkeiten als eine einzige Tür. Da kam niemand rein oder raus, eigentlich nicht.
Dass Frederik in die Hallen kam war an sich nicht so schwierig, denn er schloss sich einfach den Arbeitern an, die reingingen. Dass ihn so recht niemand erkannte bei der Schicht störte niemanden. Vielleicht war es gerade der Vorteil schlechthin, denn wenn man ihn kannte würde man ihn auch vermissen. Geschickt kam er an allen kniffligen Passagen vorbei, er stempelte z.B. unbemerkt nicht seine Karte und bewegte sich zuerst zu einer nahen Produktionsanlage, wobei er dann aber immer wieder so tat, als würde er sich wegbewegen, bis er schließlich dort war, wo er hinwollte.
Jetzt wartete er den richtigen Zeitpunkt ab. Und während er wartete machte er sich nützlich. Er tat so, als wäre er ein Neuer, der alles noch erklärt bekommen müsste. Und da traf er den wunden Punkt. Mit solchen Grünschnäbeln gab man sich ungern ab, weshalb er rechte Narrenfreiheit genoss, weil man nur auf seine Nachfragen etwas sagte und nicht, weil es sein musste. Die Schichten arbeiteten so eng und lange zusammen, dass sich ein derartiges Kollektiv herausbildete, in welches eidringen schwierig war. Und da er das aus seiner Schicht kannte machte er es sich zu Nutze.
Mit einem selbstgemachten Generalschlüssel, diesen hatte er mal kurze Zeit von einem Sicherheitsinspektor erhalten, welcher ihm, weil er krank geworden war, aus persönlichem Vertrauen kurzzeitig den Job übertragen hatte, öffnete er die Tür. Als er den Schlüssel seinerzeit gehabt hatte, entstand natürlich sofort eine Kopie, obwohl damals der Wunsch lange nicht so weit gereift war, aber diesen Schlüssel zu haben war schon was Tolles. Wenn man den Buschfunk der Firma ernst nahm, dann gab es in der Tat sogar mehrere davon.
Schnell aber dennoch geräuschlos schloss er die Tür. Er hörte, ob sich etwas regte, was aber nicht der Fall war. Die Garage kannte er so nicht wirklich. Es existierten Pläne, welche er sich eingeprägt hatte. Er wusste wohin er musste und trotzdem bewegte er sich extrem vorsichtig. Er tastete sich an der eiskalten Betonwand entlang. Er glaubte Schweißflecken zu hinterlassen und obwohl es eigentlich angenehm kühl hier unten war fühlte er eine Hitze, wie der geneigte Leser sie nur aus der Vorstellung seiner Hölle kennt. Ein Gleichnis, welches Frederik Delon natürlich nicht eingefallen wäre, weil er diese nicht kennt, aber das nur am Rande.
Immer weiter kam er in der Dunkelheit und schließlich stieß er auf den ersten Wagen. Natürlich wollte er nicht den ersten besteigen, sondern begab sich in einen anderen Wagen, von dem er aber sicher wusste, dass er abgeholt werden würde, denn das ergab sich aus deren Stellung von der Treppe weg. Das Zielfahrzeig schließlich betastete er vorsichtig, wie eine Frau mit verbundenen Augen. Er spürte alles an dem Fahrzeug, lernte es lange kennen, bis er sich sicher genug war schnell alle nötigen und erlernten Handgriffe auszuführen.
Er öffnete nach wenigen Augenblicken den Kofferraum, blickte auf seine Uhr. Es vergingen noch fast zwei Stunden bis er sich entschloss hineinzuklettern und mit dem Spezialwerkzeug dafür sorgte, dass er an sich verschlossen blieb, für ihn aber jederzeit zu öffnen war.
Und da hockte er nun in dieser kleinen Welt, die an sich verschlossen und doch so leicht zu durchdringen war. Er stand nun kurz vor der Erfüllung seines größten Traumes. Diese Geschichten vom irren Georg und was man den Kindern nicht alles erzählte, damit sie auch Angst vor den Grenzzäunen hatten, diese würde er jetzt alle ad absurdum führen. Er trug die etwas schwerere Armbanduhr am Handgelenk. Ihr Gegenstück hatte man an einen Stuhl in seiner Wohnung gebunden, der beim Bett stand. Ein Freund von ihm, der gerade krankgeschrieben war, aber schon recht gesund war, würde ihm mal einen Krankenbesuch abstatten und dann den Stuhl bewegen, da simulierte man dann, dass man sich mit ihm zusammen bewegte. Man musste ja an die unsichtbaren Augen denken, die eine immer beobachteten. Und er, der er in diesem Kofferraum steckte, wurde gerade nicht beobachtete. Wahrscheinlich war er der erste Mensch, der nach der großen Weltkonferenz geboren worden war, der so lange nicht beobachtet werden konnte. Manchmal dachte er daran, was ihn wohl erwartete, wenn das hier schief ging. Doch das tat er jetzt nicht, denn es war zu spät für Gedanken machen. Er war drin und er würde da jetzt nicht mehr herauskommen. Nein, das stimmte nicht. Er konnte noch kneifen, aber dann rausgehen und geschnappt werden, da musste er sich auch verantworten und was dann folgte war das gleiche Prozedere. Also wenn es ihn so oder so ereilen konnte, dann war es doch am Ende letztlich egal, wie und wo sie ihn schnappten.
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Mit diesen Gedanken im Kopf musste er eingeschlafen sein, denn er spürte Erschütterungen. Und es waren nicht die des Einladens, das wurde nämlich von Robotern ausgeführt, was besonders schonend war. Er fuhr bereits, das nahm er wahr. Das bedeutete aber ebenso, dass man ihn bisher nicht entdeckt hatte, dass Dietrichs Wunderarmband wirklich funktionierte und er gute Hoffnungen haben konnte doch auf die andere Seite zu kommen.
Er hatte die leise Hoffnung, er hätte den Grenzübergang verschlafen. Doch noch als er sich fragte, ob dies sein könne und er gerade auf die Uhr sehen wollte, da verlangsamte sich die Fahrt und als man stand klangen Stimmen herein, die von einer Untersuchung kündeten.
Deutsch vernehmlich wurde der Transporter geöffnet. Frederik registrierte anhand der Lautstärke, dass sein Wagen etwas weiter hinten stand. Gute Chancen also, dass er nicht kontrolliert wurde.
Einer der Wachposten blieb vorn, der andere jedoch ging weiter nach hinten, soweit, dass er vor dem Wagen von Frederik stehen blieb. Man hörte, wie er eine viertel Runde ging. Dann blieb er stehen. Wohin sah er? Was nahm er wahr? Frederik hoffte, betete fast. Schließlich drehte er sich und ging wieder weg. Und dann schloss sich die Tür erneut, alles glatt gegangen.
Und als der Transporter wieder in Bewegung geriet wusste Delon sicher, dass ihm gerade da größte Kunststück der Geschichte gelungen war, zumindest bis hierhin. Denn nachdem man ihn auch ausgeladen hatte kam die Frage danach, wie herauskommen. Er hörte zuerst eine Weile und merkte, dass er in einer Garage oder so gelandet sein musste, denn hier war niemand, also hob er sukzessive die Kofferraumklappe an und späte hinaus. Und da er niemanden sah kletterte er schließlich ganz hinaus, schloss die Klappe und warf sich auf den Boden, denn er konnte jederzeit entdeckt werden.
Nach reichlicher Sondierung der Lage erblickte er ein Fenster durch welches er klettern konnte. Als er hinausblickte ash er, dass er in einem Hinterhof landete, der von niemandem betreten wurde, es also kein Problem war dort zu landen. Das Fenster selbst war nur angelehnt, also jederzeit zu öffnen. Man glaubte in dieser Gesellschaft daran, dass niemand an sich etwas Verbotenes tat, wohl auch deshalb waren es die Zivilbürger, die manchmal die Vorsicht ein wenig vernachlässigten, die öffentlichen Stellen glichen dies mit ihrer Übervorsicht ja wieder aus.
Und so tat Frederik Delon einen kleinen Sprung für sich aber einen großen in einer geheimen Sache, die wahrscheinlich der größte Coup in der Geschichte der Menschheit war. Er hatte ein an sich wohl unüberwindliches System ausgetrickst. Und wenn er dies nun auch mit jemandem teilen könnte, doch das ging nicht.
Er trat einfach aus diesem Hinterhof hinaus. Es war schon viel los. Also ließ er sich einfach mal von den Menschenmassen treiben. Er ließ sich ziel- und planlos treiben, im Gegensatz zu allen anderen, die ein exaktes Ziel hatten.
Dann erblickte er ein Straßencafé und setzte sich in einen der Stühle. Von hier aus konnte er alles bestaunen. Und da gab es viel für ihn. Die Hochhäuser, die es so in den Arbeitervierteln nicht gab. Alles so gewaltig und imposant. Auch die Menschen an sich wirkten imposant. Sie waren nicht unbedingt anders gekleidet, und doch ein wenig mehr Vornehmheit, Gehobenheit war in ihrem Kleidungsstile zu erkennen. Auch sprachen sie gewissermaßen reiner als man es in den Proletariervierteln zu tun pflegte. Alles glänzte mehr, wirkte sauberer. Natürlich konnte das auch nur eine romantische Verklärung sein, doch schien ihm alles ein wenig besser und imposanter zu sein als zu Hause.
Ein Mann ging an ihm vorbei und beobachtete ihn dabei, wie er einfach nur staunte und gen Himmel starrte.
„Entschuldigen Sie, aber was machen Sie da?“, fragte er. Â
„Ich staune und blicke nach oben. Wissen Sie, ich war noch nie in Berlin, war immer nur woanders. Aber das ist doch imposanter, als ich gedacht hätte“, gab er zur Auskunft. Auch das hatte er sich sauber durchdacht. Er tat einfach so, als wäre er ein Urlauber, ein Tourist. Und das schien dem Fragesteller auch zu reichen, der sich förmlich entschuldigte und dann schnell fortging. Delon blickte ihm lange nach.
Dann erhob er sich und spazierte durch die Häuserschluchten von Nordberlin. Er erfragt wohin er fahren musste um ins Grüne zu kommen und mit der Straßenbahn erreichte er dieses Ziel auch recht rasch.
Dann ging er zu einem kleinen Teich im „Großen Garten“, wie man diese Grünfläche nannte. Und dort setzte er sich auf eine Parkbank und betrachtete die Enten. Eine junge Frau gesellte sich zu ihm, sie trug einen weißen Kittel.
„Schöner Tag, nicht wahr?“, fragte sie.
„Ja, in der Tat. Ich empfinde es sogar als den Schönsten in meinem Leben“, schwärmte Frederik, von seinen Gefühlen übermannt. Die Fragestellerin lachte leicht.
„Entschuldigen Sie, dass ich frage, aber Sie kommen nicht von hier?“
„Woher wissen Sie das, denn es ist korrekt, ich bin Tourist.“
„Weil ich hier in der Nähe arbeite und in der Mittagspause immer hierher komme. Und weil sie sagen, es sei der schönste Tag in ihrem Leben. Das sagt sonst keiner, den ich kenne, da sind nicht so die Poeten, müssen Sie wissen.“
Frederik atmete tief durch, denn immer, wenn er diese Rage gestellt bekam fürchtete er, er sei entdeckt worden.
„Ist ein schönes friedliches Plätzchen. Bin einfach gerne hier. Und dann kann ich auch in Ruhe etwas essen. In den Kantinen in den Einrichtungen steht man sich manchmal die Beine in den Bauch. Zudem ist es nicht so toll mit so vielen Leuten auf engem Raum zusammen zu sitzen, wenn man hier draußen sein kann.“
Zur Demonstration des Gesagten Holte sie ihre Brotdose unter dem Kittel hervor und biss freudig in ein Sandwich.
„Wenn ich nicht alles aufesse, dann füttere ich die Enten“, sagte sie schnell, bevor sie dann schweigend weiter aß.
Frederik schloss die Augen. Er genoss den Wind, der um seine Nase wehte. Er spürte die Sonnenstrahlen, die ihn kitzelten. Natürlich hatte er das auch woanders, aber hier hatte es eine gewisse andere Qualität. Weil er hier an einem Ort war, wo er nicht sein sollte. Einem Ort, der wohl nicht schöner war, als ein vergleichbarer in Südberlin, jedoch erschien es ihm wie der schönste Ort auf Erden. Wohl auch deshalb, weil er hier insgeheim schon immer sein wollte. Weil seine Träume ihn hierhin getragen hatten. Nur ein einziger Tag und nun erlebte er ihn. Genau das Gefühl, welches wohl so viele Menschen insgeheim, auf beiden Seiten wohl bemerkt, hegten. Und sie kultivierten es, schluckten es wieder herunter, bekamen ein Geschwür und sterben schließlich, bevor sie diesen Traum leben konnten. Ein Zustand, welchen er nicht mehr leben konnte, oder besser gesagt, dem er entkommen war, im Gegensatz zu allen anderen zuvor.
Die junge Frau neben ihm nahm eine Brotscheibe, zerbröselte sie und warf sie den Enten zu, welche begierig den wenigen Krümeln entgegen strebten.
„Dürfte ich auch einmal?“, fragte er vorsichtig und sie reichte ihm höflich ein paar der Stücken und auch er fütterte so die Enten. Beide amüsierten sich darüber, wie die Enten zankten und laut schnatterten im Kampf um das begehrte Gut.            Â
„Ich muss dann mal wieder“, meinte sie mit einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr.
„Ich empfehle Ihnen sich in eines der nahen Restaurants zu setzen, denn die bieten recht günstig gutes Essen an“, sagte sie, verabschiedete sich lächelnd und ging wieder. Frederik Delon blieb allein zurück und beobachtete ein paar spielende Kinder, die von den Müttern beaufsichtigt wurden. Ja, Kinder wollte er mit Svetlana auch mal haben. Und er wünschte sich auch, dass er die mal hierhin mitnehmen könnte und ihnen zeigen dürfte, was es hier alles gab.
Der Empfehlung der Frau ging er nach und begab sich in eines der Restaurants. Und sie hatte nicht gelogen. Wobei man ehrlich sagen musste, dass die Restaurants nie wirklich teuer waren. Und dort aß er ganz entspannt und beobachtete. Er brauchte keine Unterhaltung, denn sein Programm war, was draußen passierte. Er erkannte die Automodelle, welche er auch fertigte, er glaubte gar, dass manches Auto an der Scheibe vorbeiziehen musste, welches auch er gefertigt hatte. Es erfüllte ihn mit einem großen Stolz zu sehen, dass seine Arbeit auch von Menschen auf der anderen Seite genutzt wurde.
Von den Zeitungen hielt er sich fern. Er wollte nicht hören, was die Medien berichteten, denn er spürte, dass das nicht das war, was man in der Realität dachte. Das war, was man denken sollte, nichts weiter. Und von solchen Eindrücken wollte er sich die Welt nicht zerstören lassen, die er gerade betrachtete.
Danach begab er sich zum Grenzposten. Er fuhr mit der Straßenbahn dorthin und betrachtete dabei alles genau, was an ihm vorbeizog. Die Menschen, die gerade von der gemeinnützigen Arbeit kamen sahen verdrießlich und erschöpft aus. So auch er, wenn er dieses Tagespensum erfüllt hatte. Doch heute grinste er breit, weil es ihm so gut ging wie noch nie in seinem Leben. Er hatte Dinge gesehen, die seine Freunde nur aus Büchern kannten, die nicht offiziell verkauft wurden, versteht sich.
Vor dem Grenzzaun blieb er stehen. Alle liefen auf der Straße so schnell sie konnten, den Blick gesenkt, den Grenzzaun wollte man nicht wahrhaben. Und sogar die Wächter, die gerade gingen, beeilten sich so schnell wie möglich so viel Distanz als irgend möglich zwischen sich und ihren Arbeitsplatz zu bringen. Dieses Verhalten ist immer zu beobachten, bei dieser Spezies von Mensch aber noch deutlicher.
Er starrte auf seine Armbanduhr, welche ihm dies erst möglich gemacht hatte. Und er fragte sich, wie er wieder zurück kommen könnte. Da fiel ihm plötzlich ein, dass er dafür keinen Plan hatte. Wahrscheinlich auch deshalb, weil man nicht damit gerechnet hatte, dass es klappen würde. Ein fataler Fehler, wenn man bedachte wie intensiv man den einen Weg geplant hatte und wie man den Anderen sträflich missachtet hatte.
Doch anstelle zu verzweifeln blickte er gelassen zu den Wachposten hinüber, die ihn nicht beachteten, jedenfalls noch nicht jetzt. Und dann dachte er nach. Er war gerade so glücklich, wie noch nie in seinem Leben zuvor. Und diesen Moment genoss er, während die Sonne unterging hinter den Häuserschluchten. Ein leichter Wind wehte. Er genoss alles noch einmal. Und wenn man ehrlich sein sollte, was sollte es denn noch? Er würde auf der anderen Seite nicht mehr recht glücklich werden, weil er diesen Momenten, diesen einem Tag immer würde nachtrauern. Und wenn er dies tat würde er von seinen Freunden irgendwann separiert werden und sich in seine eigene Welt zurückziehen. Und Svetlana? Die durfte davon nicht erfahren. Aber er liebte sie, deshalb würde er davon erzählen müssen. Und dann? War sie wohl ganz schnell weg, denn mit einem Verbrecher zusammen zu sein, das hielt doch das stärkste Herz nicht aus. Er konnte sich sogar vorstellen, dass sie schnell einen neuen Freund würde finden, mit dem sie glücklicher werden würde als mit ihm, der immer so viel dichtete, so quer dachte so falsche Wünsche hatte. Ja, sie sollte sich einen sauberen Freund suchen und dann war es gut, denn dann konnte sie das Leben leben, was sie in ihrem Innersten immer schon wollte. Und seine Freunde würde er nicht anschwärzen, also konnten auch die ohne ihn ganz gut leben. Und sie durften sich still rühmen diesen Coup mitgestaltet zu haben.
Also hatte er es beschlossen. Und so sog er noch einmal einen tiefen Atemzug in Freiheit ein, blickte dann ruhig zu den Wächtern und löste das Armband.
Die Maschine lief und er zählte die Sekunden. Vielleicht zwei oder drei vergingen, dann bewegte sich etwas, wohl ein schneller Anruf. Ein schneller Befehl und gerade waren es zehn Sekunden gewesen, da liefen die Wächter auf ihn zu, packten ihn und führten ihn ab. Sie packten fest zu, doch nicht mit vollkommener Gewalt, weil er sich nicht wehrte.
Damit verschwand Frederik Delon von der Bildfläche. Und er würde für die kommenden 25 Jahre verschwinden. Und dann? Was danach geschah und während dieser 25 Jahre wir im Folgenden erörtert. Den Lesern soll aber bereits jetzt gesagt werden, dass es nicht besonders schön sei wird. Aber ich glaube kaum, dass sich dieser Illusion auch nicht einer von ihnen hat hingegeben.
RogerWright Re: - Zitat: (Original von Fianna am 04.05.2013 - 22:11 Uhr) Hm...ich weiß nicht recht, ob ich Frederick für mutig oder dumm halten soll...also mutig ist er auf jeden Fall, da er seinen Traum nicht einfach so aufgegeben und alles getan hat, um ihn Wirklichkeit werden zu lassen. Aber irgendwie ist es doch auch ein wenig dumm, das alles einfach so zu beenden, ohne zumindest zu versuchen, zurückzugelangen und auch anderen davon zu erzählen...aber seine Beweggründe sind doch ziemlich nachvollziehbar, also bleibe ich lieber dabei, dass er mutig ist. Außerdem passt das auch für die Geschichte sehr gut. Liebe Grüße Fianna Es soll ja auf eine gewisse Richtung hinlaufen, also sollte es so passieren. In wiefern man es mutig oder dumm nenen soll, er hat seinen traum einfach gelebt. |
Fianna Hm...ich weiß nicht recht, ob ich Frederick für mutig oder dumm halten soll...also mutig ist er auf jeden Fall, da er seinen Traum nicht einfach so aufgegeben und alles getan hat, um ihn Wirklichkeit werden zu lassen. Aber irgendwie ist es doch auch ein wenig dumm, das alles einfach so zu beenden, ohne zumindest zu versuchen, zurückzugelangen und auch anderen davon zu erzählen...aber seine Beweggründe sind doch ziemlich nachvollziehbar, also bleibe ich lieber dabei, dass er mutig ist. Außerdem passt das auch für die Geschichte sehr gut. Liebe Grüße Fianna |