„Wollen wir hoffen, dass er sich nicht zu Dummheiten, jedweder Art auch immer, hinreißen lässt“, fügte er hinzu und musste dann, auch wenn es ihm schwer fiel, mit ansehen, wie die beiden den Raum verließen. Dabei spannte sich sein Innerstes auf das Äußerste. Jeder noch so kleine Hilferuf von Carolin wäre es ihm wert gewesen, sofort zur Tat zu schreiten. Und das er, als überzeugter Pazifist, der dann doch bereit war einen Schlag gegen einen Mitmenschen zu führen. Wozu einen die Liebe doch verleitet, musste er in diesem Moment unwillkürlich denken und sogar, trotz der angespannten Situation, ein wenig schmunzeln.
"Also", meinte Caro, als sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte. Sie zog sich den Schal enger zu und verschränkte die Arme vor der Brust. "Eine Minute."
"Okay, ähm... Zuerst... Entschuldigung. Das war das allerletzte, was ich dir an den Kopf geworfen habe. Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie Leid mir das tut."
-"Noch 45 Sekunden."
 "Setz dich doch bitte neben mich."
 -"Nein. Noch fünfunddreißig Sekunden."
 "Caro, bitte!"
Benedict wurde lauter und Caro wollte Jurek nicht aufschrecken.
-"Noch dreißig Sekunden. Wehe, du fasst mich an."
 "Ich meinte alles ernst, was gestern Abend passiert ist, Caro. Wirklich."
-"Aber ich bin deine Abgelegte, Benedict. Hast du schon vergessen, was du mir gesagt hast?" Sie musste sich zusammenreißen, um gefasst genug zu klingen, sodass sie sich selbst ernst nehmen konnte.
 Er stand wieder auf und stellte sich Caro gegenüber. Dann strich er ihr über den Rücken.
-"Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen."
Benedict ließ eine Hand auf ihrem Rücken und flüsterte in ihr Ohr: "Pst. Ich liebe dich, Caro."
Unruhig wartete Jurek, starrte auf die Zeiger seiner Armbanduhr, welche sich gegen ihn verschworen hatten. Sie bewegten sich mit solcher Geschwindigkeit, dass man sie nicht messen konnte, weil sie so niedrig war. Tick, tack. Ging das nicht schneller?! Immer wieder der nervöse Blick in Richtung, wo beide verschwunden waren, dann wieder auf die Uhr, zurück usw. Und immer darauf gefasst einen schrecklichen Schrei zu hören, welcher ihn in Bewegung setzen würde und zu Taten anstachelte, die er in seinem Leben zuvor noch niemals getan hatte.
Wie lange dauerte das jetzt schon. Sekunden? Es mussten Stunden sein, nach seinem Gefühl, doch er wusste um die Relativität der Zeit in solchen Situationen. Genau wie die Rentner an der Supermarktkasse, die immer Stunden standen und warteten, obwohl sie nach 2 Minuten dran kamen, dafür aber die anderen mindestens 5 Minuten behinderten, weil sie umständlich in ihren Geldbörsen kramten.
Aber wenn nicht gleich irgendetwas geschah, würde er nicht mehr an sich halten können und doch mal nachsehen, obwohl er Caro versprochen hatte nicht eher hinzu zu treten, bevor sie nicht ein entsprechendes Zeichen gab.
"Was tust du da, Benedict?", stotterte Caro. Er hatte seine rechte Hand immer noch auf ihrem Rücken platziert, während seine linke von ihrem Oberschenkel aus zwar langsam aber sicher immer weiter nach oben.
Sie war so nervös, dass sie nichts mehr erwidern konnte und sie Angst hatte, dass Benedict dies als eine Zustimmung ihrerseits wertete. Er drückte sich selbst näher an sie, sodass Caro gezwungen war einen Schritt rückwärts zu gehen und vor einer Wand stehen blieb.
-"Was..." Der Kloß im Hals hinderte sie daran, weiterzureden.
"Pst. Keine Angst."
Seine Hand lag auf ihrer rechten Hüfte und Benedict strich ihr das Haar nach hinten.
-"Du..."
"Pst", wiederholte er wieder. "Nicht so zittern."
Dann nahm er beide ihrer Hände und hielt sie über ihrem Kopf an der Wand fest, indem er ihre Arme kreuzte.      Â
Jurek dauerte es jetzt zu lange. Egal, was er gesagt hatte, er hielt es nicht mehr aus.
Vorsichtig pirschte er sich an die offene Tür heran, drückte sich an die Wand und späte um die Ecke. Das sich ihm bietende Bild, hätte ihn fast augenblicklich aus der Haut fahren lassen. Wie er sah, dass dieser Irre Caro offensichtlich gewaltsam dazu brachte, sich nicht von ihm lösen zu können. Das war kein Überredungsversuch, das war schon beinahe eine Vergewaltigung!
Er musste einschreiten, egal was Benedict machen würde, Wurzeln schlagen und dieses ihn den Puls in ungesunde Höhe treibenden Schauspiel weiter anzusehen war er nicht mehr willens.
„Benedict, ich glaube nicht, dass dies ein Ãœberzeugungsversuch in der Form von „Ich will nur mit ihr reden“ ist. Hör endlich auf sie u bedrängen!“, rief er ihm zu und erwartete gespannt die Reaktion.Â
Benedict ignorierte die Stimme Jureks und beugte sich wieder zu Caro hinunter, während er ihre Hände immer noch überkreuzt über ihrem Kopf an der Wand festhielt.
"Sag ihm, er soll aufhören uns zu stören, Caro. Bitte. Ich will doch nur mit dir reden." Seine linke Hand schien da angekommen zu sein, wo sie von vorn herein hin wollte.
Carolin war unfähig etwas zu antworten, deshalb übernahm Benedict wieder das Wort.
"Sei nicht so ängstlich." Er strich ihr über die Wangen und lächelte. "Ich liebe dich wirklich, Caro."
„Das wirst du ihr wohl auch sagen können, ohne sie dabei an der Wand festzuhalten! Halte Wort und lass sie los! Mensch Benedict, glaube doch nicht, das Caro dir auch nur ein Wort glaubt, wenn du sie gewaltsam dazu zwingst dir zuzuhören.“
Bei diesen Worten näherte er sich vorsichtig, Benedict immer genau im Blick.
„Du bist doch kein minder vernunftbegabter Mensch als wir beide auch. Lass sie doch einfach los und dann sag ihr was du ihr zu sagen hast, ich werde auch nicht zuhören, versprochen. Aber bitte, tu vor allem ihr den Gefallen und löse diesen Griff“, bat er inständig in der Hoffnung, Benedict würde sich besinnen.
"Caro, sag ihm, dass er stört", flüsterte Benedict in ihr Ohr. "Ich möchte mit dir alleine reden."
-"Dann lass mich sofort los oder ich schreie."
"Und was ist, wenn ich das zu verhindern weiß?", fragte er leise und strich ihr über die Wange. Carolin spürte, wie sie zunehmend nervöser wurde.
"Jetzt hörst du mir mal zu. Du lässt mich jetzt sofort los, oder..." Mit den letzten Worten wurde Caro zunehmend lauter, obwohl sie Jurek nicht noch weiter in ihre Probleme ziehen wollte.
Plötzlich küsste Benedict sie.
Jurek stand wie zur Salzsäule erstarrt. Wie war zu handeln? Was sollte er machen? Konnte er überhaupt etwas tun?
All diese Fragen kulminierten in seinem Kopf zu einer gewaltigen Suppe, die so trübe war, dass er keine Antwort aus ihr extrahieren konnte, weshalb er nur starr daneben stand und die Augen nicht abwenden konnte von dieser Szene, die er doch nicht sehen wollte.
Fianna Fehleralarm!!! :-) Seite 4: "....., während seine linke von ihrem Oberschenkel aus zwar langsam aber sicher immer weiter nach oben." (irgendwas fehlt da) Ansonsten genauso toll geschrieben wie die Vorgänger, was mich gleich zum nächsten Teil führt. Liebe Grüße Fianna |
petjula007 Jetzt wird es spannend. LG petjula |