Biografien & Erinnerungen
Dackelfreuden

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"Dackelfreuden"
Veröffentlicht am 27. Mai 2008, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Dackelfreuden

Dackelfreuden

Niemals werde ich verstehen, warum die zukünftigen Besitzer unserer Dackelbabys immer zu den unmöglichsten Zeiten ihren Besuch ankündigten. Stimmt schon, die konnten ja nicht wissen, was bei uns los ist. Als Interessenten an lediglich einem kleinen Hund konnten sie sicherlich auch nicht nachvollziehen, was mehrere davon anstellen können.

Ich denke da beispielsweise an einen speziellen Tag. Ich war gerade vom Einkaufen nach Hause gekommen, als meine bessere Hälfte – was sie eigentlich nie war – mich an der Haustür mit den Worten empfing: „Gleich kommen Leute, um sich die Hunde anzusehen, jetzt guck dir mal diese Schweinerei an.“ Die Schweinerei war durch einen Jahrmarktsteddy verursacht worden, der ungefähr die Größe einer Dogge hatte. Meine Tochter war so froh, als sie ihn auf dem Jahrmarkt gewonnen hatte. Ich hätte damals auch nie gedacht, dass drei kleine Dackel in der Lage sind, dieses Ungetüm zu zerlegen. Sind sie aber. Nun wusste ich auch, womit Jahrmarktstiere gefüllt sind, nämlich mit kleinen weißen Styroporkügelchen. Was die Hunde dazu veranlasst hat, dieses Monster zu zerlegen, weiß ich nicht. Wie sie es geschafft haben, weiß ich auch nicht, es war ja keiner Zuhause. Aber sie haben es geschafft. Der ganze Flur war übersät von Styropor.

Wir hatten gerade einmal 30 Minuten Zeit, dieses Chaos zu beseitigen. Bevor ich fragen konnte, wie wir dieser Lage Herr werden sollten, stand er schon da, einen Besen in der Hand. „Meinst du, das ist eine gute Idee?“ fragte ich. Als Antwort bekam ich nur ein brummendes: „Hast du etwa eine bessere Idee?“ Schon schob er den Besen in Richtung Styropor. Vor dem Besen entstand eine wabernde weiße Wolke. Dann zog er den Besen zurück und die Wolke folgte dem Besen wie von Geisterhand.

Nach wenigen Versuchen gab er es auf. „Dann eben mit dem Staubsauger“, brummelte er. Die Hunde hatte ich mittlerweile ins Badezimmer verbannt. Dort konnten sie zumindest für den Moment keinen Schaden anrichten. Also Staubsauger holen, Stecker einstecken und lossaugen. Schon nach wenigen Sekunden quoll der Staubsaugerbeutel über. Also Beutel rausnehmen, zur Mülltonne gehen, Beutel ausleeren und den nächsten Versuch starten. Wieder wenige Sekunden später …. Es ist doch erstaunlich, wie viel Styropor in einen Teddy passt. „Was nun?“ fragte er, hatte dann aber die rettende Idee: Staubsaugerbeutel entfernen, einen großen Plastikbeutel an den Staubsauger anschließen und so dem weißen Übel zu Leibe rücken.

Nach vollendeter Tat stand er schweißgebadet da, als der Besuch schon an der Tür klingelte. Ich schob die Stoffreste des Teddys unter das mir am nächsten stehende Kinderbett, rieb mir die Hände an der Hose ab, befreite die Hundemeute und strahlte die zukünftigen Besitzer eines dieser Rabauken freundlich an. Na, die würden sich noch wundern.

Leider fand meine Tochter genau in diesem Moment die Überreste ihres geliebten Jahrmarkttieres und stimmte in den höchsten Tönen ein Geschrei an, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich kann es nicht gut ab, wenn eines meiner Kinder weint. „Wer war das?“ Schrie sie aus Leibeskräften. „Erzähl ich dir später“, raunte ich ihr zu. Aber erst das Versprechen, für Ersatz zu sorgen, hielt sie davon ab, alles zu verraten.

Gott sei Dank waren die Hundeinteressenten so mit den Hundekindern beschäftigt, dass sie von dem ganzen Dilemma nichts mitbekamen. Vielleicht waren sie aber auch nur höflich und ließen sich nichts anmerken.

Ein anderes Mal musste ein Federkissen daran glauben. Als ich die Tür des Kinderzimmers öffnete – er sperrt auch mehrere Dackel in einen so verführerischen Raum ein – kribbelten schon die ersten Daunen in meiner Nase. Mitten im Raum standen zwei Dackel und balgten sich um die Überreste eines Kissens. Knurrend zog jeder von ihnen an einem Ende, bis es in der Mitte durchriss. Der Sieger schleuderte vehement den roten Stoff, der fast völlig von Federn befreit war hin und her, so dass sich auch die letzten Eiderdaunen wie Sommerschnee auf Betten, Spielzeug und Fußboden verteilten. Auch an diesem Tag war ich froh, dass jemand den Staubsauger erfunden hat. Wie sonst hätte ich den auf 16 qm verteilten Inhalt eines ehemaligen Kissens entfernen sollen?

Versteht mich nicht falsch, liebe Leser, ich liebe meine Hunde trotzdem und wäre auch nie davon abgewichen, die Hunde in der Familie aufwachsen zu lassen, weil ich das einfach wichtig fand, doch in Momenten wie diesen fragte ich mich, ob die Idee wirklich so gut war. In Momenten wie diesen dachte ich, dass keiner der Käufer sich vorstellen konnte, wie aufwendig eine kleine Hobbyzucht sein kann. In Momenten wie diesen dachte ich: Ein Dackel ist mehr als genug.

Trotzdem, standen die Übeltäter dann vor mir, mit hängenden Ohren, den berühmten Dackelblick auflegend als wollten sie sagen: „War doch nicht böse gemeint.“ Dann schmolz mein Herz wieder dahin und mir blieb nichts als sie zu herzen, zu drücken und zu sagen: „Ich liebe euch ja auch.“

 

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Chrissy55
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