Romane & Erzählungen
NaNoWriMo 2012: ZION (2)

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"NaNoWriMo 2012: ZION (2) "
Veröffentlicht am 02. November 2012, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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NaNoWriMo 2012: ZION (2)

NaNoWriMo 2012: ZION (2)

Beschreibung

Flüchten kannst du immer. Verstecken lohnt sich nicht. Der junge Freiherr Benedict von Truchersheim studiert nach seinem erfolgreichen Abitur an der privaten Eliteuniversität Kingscross BWL - mit einem Abiturschnitt von 0,7 war es für ihn eine Ehrensache, wie sein sehr respektierter Großvater und Vater Konrad in das BWL-Studium einzusteigen. Auch auf Schloss Hohenstein herrscht helle Aufregung, denn mit seinem Abiturschnitt von 0,8 hat der junge Graf Manuel von und zu Hohenstein tatsächlich ein schlechteres Abitur abgelegt als der Filius der Rivalen - Benedict. Die Junioren der Familien Truchersheim und Hohenstein sind gezwungen, sich unerbittlich zu bekämpfen, denn sie wissen: Sie haben sich gegenseitig in der Hand. Doch wie genau wissen lediglich Alois Erbgraf von und zu Hohenstein und Konrad Freiherr von Truchersheim selbst - die Väter der Beiden verbindet etwas, dass niemals publik werden darf - und plötzlich bei deren Sprösslingen Benedict und Manuel wieder mitten im Leben auftaucht.

2.

Benedict

 

Ein langes Stöhnen, als mir drei meiner Bücher unter dem Arm auf den Boden fielen. Ich bückte mich langsam, fast träge und hob sie wieder auf, um sie in mein Schließfach zu sperren.

Noch eine Vorlesung. Halt es aus.

Ich drehte das kleine Fläschchen, in dem sich meine Migränetropfen befanden, auf und träufelte fünf Tropfen in mein Wasser. Peinlich genau achtete ich darauf, dass mich niemand dabei beobachten konnte, denn entgegen der Anweisungen des familieneigenen Arztes hatte ich die Tropfen heute bereits zum dritten Mal verwenden müssen – und das, obwohl es gerade kurz vor zwölf Uhr am Mittag war.

Ich überlegte schon seit längerem, parallel noch zu einem anderen Arzt zu gehen, aber genauso lange überlegte ich, wie ich das anstellen sollte, ohne dass meine Familie das bemerken würde. Kurzum: Es war zwecklos irgendetwas allein zu tun, da zumindest mein Vater alles irgendwann raus fand. Umso mysteriöser war es, dass er noch nicht von meinem aktuellen Tief in Kenntnis gesetzt war, was die Klausuren und meine Noten betraf – beides war aktuell im Keller.

Zwangsweise musste ich mich daran erinnern, dass ich meine EBWL-Klausur mit Hängen und Würgen bestanden hatte, wie man das so schön sagte. Und es war allgemein bekannt, dass die EBWL-Klausur als Omen dafür galt, wie gut man im Nachhinein insgesamt abschneiden würde. Damals hatte ich mir nicht viel daraus gemacht; was war schon so ein dummes Gerücht gegen unsere Kontakte und unsere Familie, die Truchersheims? Und außerdem, eine schlechte Klausur zu schreiben, das konnte jedem passieren – außer meinem Vater. Und das war es, was mich beunruhigte. Jeder aus der Familie hatte es geschafft, alles unter einen Hut zu bekommen. Das anspruchsvolle und anstrengende BWL-Studium an der Kingscross, was gegenwärtig drohte, mich auszulaugen, die Familie, die Liebe, Arbeit, Auslandsaufenthalte, Auslandspraktika…

Und ich?

„Na? Benedict?“, ertönte es plötzlich hinter mir. Eine Stimme, die ich nur zu gut kannte.

Nicht umdrehen. Nicht umdrehen, vielleicht haut sie gleich wieder ab. Meine innere Stimme sagte mir im Nachhinein, dass das unmöglich war, also drehte ich mich zu Anja, meiner Ex, um.

„Hi.“ Ich trank meine Wasserflasche aus und schmiss sie dann in den nächstgelegenen Mülleimer. Schließlich schloss ich meinen Spind wieder zu und wollte in den nächsten Hörsaal, doch Anja drückte mich mit ihren Hüften gegen die Wand.

„Was wird das?“, fragte ich trocken, ohne dabei anzüglich zu klingen, denn angezogen von ihr zu sein – das gehörte eindeutig der Vergangenheit an. Zugegeben, ja, sie war eine attraktive Frau, Anja von und zu Hohenstein. Groß, 175 Zentimeter, schlank, sehr sportlich, immer top gestylt. Ihr Haar hatte sie dunkelbraun gefärbt und zu einem hohen Dutt zusammengebunden.

Als ich erstmals in ihre Augen blickte, schmunzelte Anja. Sie war zufrieden; ich kannte sie. Sie hatte ihre grünen Augen mit schwarzem Kajal ummalt und kräftig getuschte Wimpern rundeten ihr schmales Gesicht schließlich ab. Ihre Lippen waren dunkelrot, wie immer.

„Deine Klausuren waren auch schon mal besser, oder wie?“, lächelte sie selbstgefällig.

„Meine Klausuren?!“, prustete ich. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Anja.“

„Oh. Frech ist er wohl auch noch, was?“

Sie spielte mit ihrem Finger an meinen Hemdknöpfen und grinste.

„Vergiss es, Anja. Es ist aus. Schreib dir das endlich hinter die Ohren.“

Meine Kommilitonen hätten mir (ich zitiere) am liebsten alle einzeln einen Arschtritt verpasst, dass ich Anja Hohenstein einen Laufpass gegeben hatte. Gewissermaßen konnte man sie auch verstehen, das wollte ich ja gar nicht außen vor lassen. Sie war eine attraktive Frau und wusste das auch geschickt einzusetzen. In der Öffentlichkeit waren wir das perfekte Paar gewesen – nach innen hin eher weniger. Ich musste mich anstrengen, dass ich ihre Oberflächlichkeit überhaupt ertragen konnte – bis es eines Tages überhaupt nicht mehr ging und ich mich von ihr trennte. Bis heute bereute ich diesen Entschluss übrigens nicht, denn ich hätte kaum etwas Besseres tun können. Seitdem war ich gelöst und fühlte mich erleichtert – um einiges.

„Deine Marketingklausur war ja ziemlich schlecht“, lächelte sie – wieder äußerst selbstgefällig.

Ja, Sie haben es sicher mitbekommen. Zu meinem Leidwesen studierte Anja mit mir im zweiten Semester BWL an der Kingscross. Und niemand wusste es, wie sie es geschafft hatte, mit einem Abiturschnitt von 1,7 bei uns angenommen zu werden. Man munkelte nur…

„Woher weißt du das, hast du wieder mit unseren Dozenten geschlafen? Also ehrlich, langsam wird’s langweilig, Anja.“

„Ich? Mit unseren Dozenten geschlafen? Jetzt beleidigst du mich aber, Benedict. Wobei ich mir denke, dass vor allem der junge – wie hieß der noch? Traubing? – mehr im Bett drauf hätte, als du.“

„Schön“, lächelte ich. Bloß nicht provozieren lassen von der Alten. „Dann können wir uns ja jetzt wieder entspannen und getrennten Weges gehen, nicht wahr, junge Frau?“

„Und ich denke mir, er würde nicht so schnell schlapp machen wie du.“

„Wie interessant. Na dann hoffe ich für dich, dass du noch einschlägige Erfahrungen machen darfst. Aber bitte du mir den Gefallen und teile sie nicht mir mit. Danke, meine Liebe.“

Ohne ein weiteres Wort nahm ich meine Aktentasche, richtete meine Krawatte und ging meines Weges.

„Das würde ich mir aber zwei Mal überlegen, jetzt einfach zu gehen, Benedict!“, rief Anja mir hinterher.

Mhm, interessant. Will sie mich jetzt erpressen? Unter Druck setzen? Sieht wohl so aus.

„Was willst du von mir, Anja?“, fragte ich genervt, konnte aber eine gewisse Nervosität nicht verbergen. Nervosität, ja. Nervosität, weil ich Anja kannte. Lange. Sehr lange – zu lange.

„Es wäre doch schade, wenn du von der Uni fliegen würdest, weil du es nicht mehr bringst, oder? Und damit meine ich nicht nur deine Künste als Liebhaber.“

„Hör auf so einen Mist zu reden!“, sagte ich ihr erbost, in einem möglichst leisten Ton entgegen und erhob drohend den Zeigefinger. „Und jetzt hör endlich auf, mich zu nerven, Anja! Ich sag’s dir gerne wieder: Es ist aus!“  

Und jetzt geh. Geh einfach deines Weges und lass sie labern, was sie will, dachte ich bei mir.

Meine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, sodass ich kapitulierte und mich auf den Weg nach Hause machte. Einen Teufel taten diese Migränetropfen und halfen…

Ich fragte mich, wie ich in diesem Zustand den halbstündigen Weg zu mir nach Hause aufnehmen sollte, denn ich sah elendig aus – blass ohne Ende und kränklich. Kein Wunder, dass ich für meine Ex wieder so eine fabelhafte Angriffsfläche dargestellt hatte.

Und kaum, dass ich mich in meinen Maserati gesetzt hatte, vibrierte mein iPhone. Vater. Ganz ruhig. Ruhig und konzentriert mit ihm reden. Bleib einfach ganz gelassen. Und ruhig.

„Truchersheim?“, fragte ich und nahm den Anruf an, obwohl ich genau wusste, wer der Anrufer war.

„Hallo Benedict. Hier spricht dein Vater.“ Ich musste mich zusammenreißen und unterdrückte ein kichern.

„Hallo Vater. Alles beim Alten?“

„Ich kann mich nicht beschweren. Ich hoffe, bei dir ist auch alles in Ordnung, Junge? Was macht die Kingscross?“

„Steht noch“, witzelte ich.

„Das beruhigt mich zu hören. Hör mir zu, den Grund, warum ich anrufe, kannst du dir natürlich nicht denken. Wir werden heute Abend zum Galadinner ins ‚Velvet’ einladen.“

„Heute Abend?“, fragte ich erschrocken.

„So ist es.“

„Ein bisschen kurzfristig, nicht?“, lachte ich nervös. „Und was ist der Anlass?“

„Der Anlass ist unter anderem deine anstehenden Auslandspraktika“, meinte Vater.

Heilige Scheiße. Das hatte ich inzwischen erfolgreich verdrängt. Just in diesem Moment erinnerte ich mich an mein letztes und erstes dreimonatiges Praktikum in Madrid, in Spanien, wo ich nach drei Wochen zusammengebrochen und im Krankenhaus wieder aufgewacht war.

Diagnose Überanstrengung, hatte man mir damals gesagt. Ich solle mir eine Auszeit nehmen, denn das Burn Out klopfe förmlich schon an der Tür.

Vater weckte mich wieder aus meinen Gedanken.

„Benedict? Bist du noch dran?“

„Ja, Verzeihung. Natürlich. Ich war nur gerade in Gedanken. Irgendwelche sehr besonderen Gäste, auf die ich mich einstellen müsste?“

„Sehr besonders?“, fragte Vater. „Hm. Herr von Huchting wird anwesend sein. Richard von Huchting, der Name sagt dir was?“

„Huchting? Allerdings! Ist das nicht der mit dem irren Sohn?“

„Genau. Kein Wort zu ihm über Jonas, seinen Sohn. Hast du gehört?“

„Natürlich nicht.“

„Gut. Es wäre schön, wenn du gegen achtzehn Uhr im ‚Velvet’ wärest. Es gilt, noch einige Dinge mit dir abzusprechen. Die Garderobe, in der du erscheinen solltest, versteht sich hoffentlich von selbst, nicht wahr?“

„Natürlich, Vater.“

„Sehr gut. Dann sehen wir uns heute Nachmittag. Bis dahin.“

„Tschüs. Bis dahin“, verabschiedete auch ich mich.

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PhanThomas Re: Re: Ich sehe schon, Kapitel 2 nehme ... -
Zitat: (Original von MysticRose am 05.11.2012 - 12:18 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 05.11.2012 - 10:19 Uhr) ... ich dir eher ab als das erste. Man merkt, da steckst du als Autorin eher drin. Na ja, das was im vorherigen Kapitel passiert ist, also da kann man ja auch nicht drinstecken. Und wenn doch, hätte man wohl besseres zu tun, als Romane zu schreiben.

Gefällt mir sehr gut, dass du gleich mal einen Schwenk machst und Lokalität wie Charaktere wechselst. Bin mal gespannt, wie du das alles miteinander verdrahtest.

Liebe Grüße
Thomas

PS: Schon wieder Product Placement! :-D


Jetzt musst du mir nur noch erklären, was ein Product Placement ist :-D

Produktplazierung. Ich denke, du bist so'n Marketingmensch. Das solltest du aber wissen! ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
MysticRose Re: Ich sehe schon, Kapitel 2 nehme ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 05.11.2012 - 10:19 Uhr) ... ich dir eher ab als das erste. Man merkt, da steckst du als Autorin eher drin. Na ja, das was im vorherigen Kapitel passiert ist, also da kann man ja auch nicht drinstecken. Und wenn doch, hätte man wohl besseres zu tun, als Romane zu schreiben.

Gefällt mir sehr gut, dass du gleich mal einen Schwenk machst und Lokalität wie Charaktere wechselst. Bin mal gespannt, wie du das alles miteinander verdrahtest.

Liebe Grüße
Thomas

PS: Schon wieder Product Placement! :-D


Jetzt musst du mir nur noch erklären, was ein Product Placement ist :-D
Vor langer Zeit - Antworten
MysticRose Re: -
Zitat: (Original von LinneaHazel am 03.11.2012 - 07:57 Uhr) Was wäre bei dir eine Geschichte ohne Parallelen zu anderen Geschichten!?;-)
Richard von Hutching.;)
Ich bin weiterhin gespannt, wo das Ganze noch hinführt.:)

:-*


Danke :-) Ich geb mir Mühe :-)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Ich sehe schon, Kapitel 2 nehme ... - ... ich dir eher ab als das erste. Man merkt, da steckst du als Autorin eher drin. Na ja, das was im vorherigen Kapitel passiert ist, also da kann man ja auch nicht drinstecken. Und wenn doch, hätte man wohl besseres zu tun, als Romane zu schreiben.

Gefällt mir sehr gut, dass du gleich mal einen Schwenk machst und Lokalität wie Charaktere wechselst. Bin mal gespannt, wie du das alles miteinander verdrahtest.

Liebe Grüße
Thomas

PS: Schon wieder Product Placement! :-D
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Was wäre bei dir eine Geschichte ohne Parallelen zu anderen Geschichten!?;-)
Richard von Hutching.;)
Ich bin weiterhin gespannt, wo das Ganze noch hinführt.:)

:-*
Vor langer Zeit - Antworten
MysticRose Re: -
Zitat: (Original von Fianna am 02.11.2012 - 14:07 Uhr) Schön zu wissen, dass auch die Huchtings wieder mit von der Partie sind :-) Und das Studentenleben ist eben doch nicht so einfach und sorglos, wie manch einer glaubt.
Sehr unterhaltsam geschrieben.
Freue mich schon auf mehr.

Liebe Grüße
Fianna


O ja, die Huchtings sind dabei. Allerdings nur der Senior. Naja, zumindest vorerst... wer weiß, was der November wieder mit sich bringt :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Schön zu wissen, dass auch die Huchtings wieder mit von der Partie sind :-) Und das Studentenleben ist eben doch nicht so einfach und sorglos, wie manch einer glaubt.
Sehr unterhaltsam geschrieben.
Freue mich schon auf mehr.

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
MysticRose Re: -
Zitat: (Original von RogerWright am 02.11.2012 - 12:37 Uhr) Der mit dem irren Sohn, ja, oder der wahnsinnige Vater mit dem nicht geisteskrankne Sohn, wie wir ja aus der einschlägigen Sekundärliteratur erfahren durften.
Der Schnitt ist Krass vom Prolog zur ersten Kapitel, aber natürlich nicht änderbar.
Aber ehrlich, die Angaben sind herlich unpräzise "Nachmittag", also bitte ;-)
Sonst natürlich warte ich gespannt ab, wie es weitergeht, deshalb hier keine Sterne, auch wenn die Auseinandersetzung mit Anja ihren bösen Witz hat, aber ich erst einmal abwarte bis weitere Dinge folgen.


Hey!
Ja, die Huchtings sind natürlich wieder dabei. Der Schnitt ist krass? Na, ja, du weißt doch noch gar nicht, wer Carolin wirklich gerettet hat :-P Danke jedenfalls für deinen Kommentar mal wieder; dein Kapitel kommt auch noch dran! :-)
Vor langer Zeit - Antworten
RogerWright Der mit dem irren Sohn, ja, oder der wahnsinnige Vater mit dem nicht geisteskrankne Sohn, wie wir ja aus der einschlägigen Sekundärliteratur erfahren durften.
Der Schnitt ist Krass vom Prolog zur ersten Kapitel, aber natürlich nicht änderbar.
Aber ehrlich, die Angaben sind herlich unpräzise "Nachmittag", also bitte ;-)
Sonst natürlich warte ich gespannt ab, wie es weitergeht, deshalb hier keine Sterne, auch wenn die Auseinandersetzung mit Anja ihren bösen Witz hat, aber ich erst einmal abwarte bis weitere Dinge folgen.
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