Als Benjamin und Dirk noch kleine Jungs waren, spielten sie, wer das größte Raubtier sei.
Das ging so: Einer von beiden fing an und sagte beispielsweise: „Ich bin ein Fuchs.“ Der nächste musste dieses steigern, also vielleicht sagen: „Ich bin ein Dachs.“
Meine Kinder sind mit der Natur aufgewachsen, so dass sie sehr viele Raubtiere kennen und kannten. Die Aussagen wurden jeweils mit einem lauter werdenden „Grrrrrrrrr.“ begleitet, weil schließlich auch die Tiere immer größer wurden.
Amüsiert hörte ich diesem Spielchen eine Weile zu. Dann trat Stille ein. Ich spürte förmlich, wie die Köpfe meiner Söhne rauchten, weil ihnen offensichtlich kein größeres Raubtier mehr einfiel.
Schließlich kam einer von beiden zu mir und fragten: „Mama, welches ist das größte Raubtier der Welt?“ Ich antwortete: „Der Mensch.“ „Nein, Mama, du verstehst uns nicht, wir suchen ein Tier.“ „Ja“, konterte ich: „Was ist denn der Mensch biologisch gesehen? Ein Säugetier.“ „Stimmt.“ „Und welches Lebewesen auf der Welt tötet alle anderen Lebewesen auf der Welt?“
Mein Sohn machte einen sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck. Er überlegte eine Weile, dann drehte er sich um, hob die Arme bedrohlich hoch mit zu Krallen geformten Händen und brummte: „Ich bin ein Mensch. Grrrrrrrrrrrrrrrrrrr!!“