Dirk war immer der Techniker von meinen Kindern. Schon früh konnte er sich mit technischen Dingen, die für Kinderhände erlaubt waren, befassen. Später dann nahm sein Experimentiergeist konkretere Formen an.
Ich erinnere mich beispielsweise an die Kaffeemaschine, die am Wochenende noch hervorragend funktionierte. Am Montagmorgen allerdings – ausgerechnet Montagmorgen vor der Arbeit, wo Kaffee so wichtig ist – dauerte es Ewigkeiten, bis gerade der Boden der Kaffeekanne mit dieser belebenden braunen Flüssigkeit bedeckt war. Ich habe morgens immer sehr wenig Zeit, eine blöde Angewohnheit von mir. Aber diese Kaffeemaschine ließ sich nicht überreden, schneller zu arbeiten.
Genervt trat ich von einem Fuß auf den anderen, als mein 12-jähriger Sohn Dirk fröhlich pfeifend in die Küche kam. „Dirk“, sagte ich: „Hast du eine Ahnung, was mit der Kaffeemaschine los ist? Die braucht heute extrem lange.“ „Nee, Mama“, antwortete er: „Gestern, als ich Kakao gekocht habe, ging sie noch.“
Nun hatte ich also den Grund herausgefunden. Dann musste ich heute wohl ohne Kaffee zur Arbeit fahren. Nach der Arbeit würde ich eine neue Kaffeemaschine besorgen müssen, denn ich hatte keine Idee, wie man Milchreste aus dem Apparat entfernen konnte.
Ein paar Wochen später bat uns eine Freundin, ob wir feststellen könnten, ob ein Autoradio, das sie geschenkt bekommen hatte, auch funktionierte. Sie war technisch wenig begabt und hatte keine Idee, wie man das feststellt oder wen sie sonst hätte fragen können. Klar, kein Problem, wir würden das schon machen.
Aber auch hier hatten wir nicht mit unserem Sohn gerechnet. Als ich am Nachmittag sein Zimmer betrat, steckte er gerade in dem Moment die Kabel des besagten Autoradios in die Steckdose. Es wanderten Funken von der Steckdose zum Radio, dann gab es einen Knall, die Sicherungen sprangen raus und das Autoradio verabschiedete sich rauchend von dieser Welt.
Wer musste diese Mitteilung an sie weitergeben? Ich natürlich.
Ich weiß nicht mehr, wie alt Dirk war, als er zu mir an mein heißgehasstes Bügelbrett kam und mich fragte: „Mama, sag mal, weißt du, wo die Sicherung für mein Zimmer ist?“ „Dirk, was hast du gemacht?“ Bei ihm musste man wirklich mit allem rechnen. Es gab tatsächlich Zeiten, da habe ich gesagt, wenn jemand keine Kinder haben möchte, aber ihm das nötige Argument fehlen sollte, eine Woche Dirk würde reichen, dann würden sämtliche Nerven so blank liegen, dass man froh wäre, ihn wieder zu mir schicken zu können. Es wurde mit ihm jedenfalls niemals langweilig, ehrlich. Nun antwortete er: „Ich habe einen Schraubenzieher in die Steckdose gesteckt.“ „Dirk!“ „Reg dich nicht auf, Mama, der ist doch plastikummantelt, da kann doch nichts passieren.“
Wenn ich heute daran denke, dass wir den Namen Michel in die nähere Wahl gezogen hatten, uns dann aber davon verabschiedeten, weil wir dachten, ein richtiger Junge ist schon okay, aber ein Michel muss nun wirklich nicht sein. So bestraft einen das Leben. Vielleicht hätten wir ihn doch Michel nennen sollen.