Die Kindergartenzeit für Swea war fast vorbei. Nun würde sie bald ein Schulkind sein. Vorher machte der Kindergarten gewohnheitsgemäß einen Ausflug mit einer Übernachtung in einen nahe gelegenen Ort. Wir Mütter – wieso eigentlich meistens die Mütter? – brachten die Kinder hin, um sie am nächsten Tag am späten Vormittag wieder abzuholen.
Pünktlich um 10.00 Uhr am nächsten Tag erschien ich also an dieser Herberge. Von meinem Kind war allerdings weit und breit nichts zu sehen. Das war äußerst ungewöhnlich, denn eigentlich hörte ich mein Kind schon bevor ich es sah.
Ich trat an eine der Kindergärtnerinnen heran und fragte, ob sie wisse, wo Swea sei. „Ja“, sagte sie: „Swea ist auf der Toilette.“ „Gut“, sagte ich, dann warte ich eben.“ „Da können sie aber lange warten“, meinte sie. Ich war verwundert. So lange würde bei einem so kleinen Kind sicherlich kein Geschäft dauern. Die Kindergärtnerin klärte mich auf: „Beim Frühstück hat Swea sich beim Essen eines Apfels einen Milchzahn ausgebissen. Zuerst war das Geschrei groß. Wir haben ihr aber erklärt, dass dieser Zahn auf natürlichem Weg wieder herauskommen werde.“ Swea entschloss sich also, die Toilette aufzusuchen und auf das Erscheinen des Zahnes zu warten, damit sie ihn in ihre Zahndose packen könne.
Nun war es an mir, mein Kind zu suchen und ihr zu erklären, dass es dauern würde, sie könne beruhigt mit mir nach Hause fahren, so schnell würde sich der Zahn sicherlich nicht wieder finden. „Bist du sicher?“ fragte mein Kind. Ich erklärte ihr, dass ich sehr sicher sei. Mittlerweile waren die anderen Kinder schon auf dem Heimweg, die Kindergärtnerinnen leicht genervt und mein Kind immer noch skeptisch.
Tatsächlich verschwand der besagte Zahn dann aber doch in der berühmten Schüssel, weil mein Kind mit der Zeit andere Dinge wichtiger fand. Ein Zahn weniger in der Zahndose fällt eigentlich gar nicht auf.