Beschreibung
Die Mutterliebe ist dabei auf der Strecke geblieben.
Ich hatte das Gefühl, sie würde Hygiene mehr als mich lieben.
„Sauberkeit, mein liebes Kind, ist Pflicht,
denn ohne Hygiene geht es nicht.“
Wie oft habe ich diesen Satz gehört,
wie sehr hat mich der Sauberkeitsfimmel gestört.
Kein Staubkorn hat sich in unser Zuhause gewagt.
Meine Mutter putzte stundenlang unverzagt.
Am Wochenende wurden die Möbel von den Wänden gerückt,
damit sich kein Schmutz dahinter versteckt.
Habe ich als Kind im Sandkasten gespielt,
dann habe ich mich nicht wohl gefühlt,
denn mit Putzgeschirr bewaffnet stand meine Mutter da,
achtete darauf, dass selbst der Sandkastenrand sauber war.
Heute weiß ich, sie hat es einfach übertrieben.
Wegen der Hygiene bin ich auf der Strecke geblieben.
Ich habe mich von ihr nicht geliebt gefühlt,
hatte das Gefühl, dass Sauberkeit mehr in ihrem Leben zählt.
Letztes Jahr ist sie gestorben, jetzt bin ich allein.
Ich werde nie wie meine Mutter sein,
doch ihr Grab halte ich akribisch rein.
Chrissy55