Humor & Satire
3 Stunden die reinste Hölle - Storybattle 16

Ich frage mich echt, was ich hier soll. Augenblicke zuvor lese ich im BIOMASSEKRAFTWERK die VOLTMETERanzeige ab, während ich mit der FERNBEDIENUNG versuche den DOSENÖFFNER einzuschalten, es macht "BOOM" und ich stehe hier mit einem Haufen fremder Leute in einer Schlage, die sich langsam nach vorne bewegt. Aber was rege ich mich auf. Die Gegend hier ist ja nicht mal schlecht. Die kahlen Bäume am Wegesrand haben sicher schon ihre besseren Tage hinter sich, aber wenigstens werden sie von einem schönen Feuer in ihren Baumkronen erhellt. Und wenn ich wollte, könnte ich ja auch in diesen roten Fluss springen und eine Runde mit den netten Fischen, die mich mit ihren scharfen Zähnen anlächeln, schwimmen. Es ist nur schade, dass ich meine Badesachen nicht mit habe. Und Unterhaltung habe ich ja auch um mich herum. Vor und hinter mir sind so nette Leute, die aufmerksam den Boden beobachten. Ich brauche sie nur einmal anzusprechen. Aber irgendwie scheine ich leichte KOMMUNIKATIONSSCHWIERIGKEITEN zu haben. Kein Wort will meine Lippen verlassen. Ach, naja, ein wenig Ruhe ist auch schön. Die Kunst ist es sie zu genießen. Und Ruhe bei angenehmem Gehtempo ist ja auch etwas positives. Alles in allem könnte dies ein schöner Ausflug werden.

Die Schlange bleibt stehen. Stunde 1.

Nanu, was ist denn nun los? Gab es etwa da vorne einen Unfall? Aber von hier aus ist nichts zu erkennen. Irgendwas muss aber passiert sein. Leichte Schreie dringen von den vorderen Reihen bis hierher. Oder ist es hier wie zu Halloween in einem Geisterhaus und es kommen verkleidete Menschen um einen zu erschrecken? Ja, tatsächlich! Da weiter vorne bei dem dicklichen Typen steht einer mit einer Mistgabel und piekst ihn in seinen Hintern. Hihi, das ist wirklich lustig mit anzusehen. Nur die Hörner finde ich ein wenig albern bei dem Kerl mit der Gabel.
Also wird hier doch ein wenig Unterhaltung geboten. Letztens noch stand in der Zeitung, dass die Unterhaltungsindustrie ausgestorben wäre. Ich wusste sofort, dass es eine ZEITUNGSENTE sein muss, wo ich doch die Woche zuvor noch einen Clown auf der Straße sah, der meinem Chef eine Torte ins Gesicht zimmerte. Sein Ausdruck war fast genau so herrlich, wie der von dem dicklichen Typen in der Schlange.
Aber langsam könnten wir uns schon wieder ein wenig weiter bewegen. Die Landschaft ist zwar schön anzusehen, aber nach einer gewissen Zeit verliert sie auch ihren Reiz. Selbst die Fische fangen schon an aus dem Wasser zu uns rüber zu schielen. Ihre aufmunternden Blicke und das freundliche Lächeln weiß ich wirklich zu schätzen in dieser Situation.

Die Schlange bewegt sich noch immer nicht weiter. Stunde 2.

Sie sollten sie hier wirklich das KRISENMANAGMENT kontaktieren. Seit einer gefühlten Ewigkeit stehen wir uns hier schon die Beine in den Bauch und ich fange schon an Halluzinationen von diesem Tätigkeitsmangel zu bekommen. Erst vor wenigen Minuten ist doch tatsächlich ein Fisch in einem COCKTAILKLEID aus dem Wasser gesprungen, ist zu einem Baum hingegangen, hat sich an ihm vergangen und danach mich auch noch angespuckt. Also so etwas stelle mich mir sicher nicht als guten Service und Unterhaltung vor. Es gibt schließlich nichts Langweiligeres als über Stunden tatlos in der Gegend zu stehen. Das ist schließlich keine RENTNERDEMONSTRATION hier, wo die Gehhilfen als Stützen oder Sitzgelegenheiten benutzt werden können. Wahrscheinlich wäre so ein Rentnerzug gerade auch lustiger. Die könnten wenigstens mit den Fischen um die Wette grinsen. Lange geht dieses Gestehe sicher nicht mehr gut.

Weiterhin Stillstand der Schlange. Stunde 3.

Ja, soll doch diese Säcke der Teufel holen! Ich habe so die Schnauze voll davon sinnlos in der Gegend zu stehen und meinen Arsch zu grillen. Diese verdammten Fische haben sich auch schon ihre Portion abgeholt, als sie versucht haben nach mir zu schnappen und ich ihnen die Kiemen vollgefurzt habe! Mit mir legt man sich nicht an, ohhh nein! Das hatte der drecks Animateuer auch rausfinden müssen. Nun darf er auf seinem dritten Bein, das ihm aus dem Arsch wächst und verdächtig nach seiner Mistgabel aussieht, wieder den ganzen Weg nach vorne hüpfen und zusehen, dass es hier endlich ein wenig Bewegung gibt! Durch dieses sinnlose Rumgestehe sind meine Füße ganz angeschwollen. Ich habe das Gefühl, als würde ich auf einem Paar Hufe stehen. Und meine Stirn juckt unheimlich stark. Das letzte Mal, dass ich so lange in einer Schlange warten musste, war während meiner IMMATRIKULATION. Ich war dämmlich genug am ersten Tag der Einschreibefrist hinzugehen und in die Warteschlange zu kommen. Es nahm kein gutes Ende. Jedenfalls für die Beteiligten um mich herum nicht. Und dies wird hier auch bald der Fall sein, wenn nicht zügig der Menschenzug ins rollen kommt!

Die Schlange setzt sich in Bewegung. Anfang Stunde 4.

Sie haben es wirklich geschafft. Ich habe keine Lust mehr auf diese Schwachköpfe da vorne. Sollen sie sich doch die schöne Landschaft sonst wohin stecken. Wenigstens bewegen wir uns aber wieder und ich kann mich etwas beruhigen. Langsam habe ich aber ein leicht schlechtes Gewissen, wegen dem, wie ich mich aufgeführt habe. Vielleicht sollte ich mich für die Geduld der Anderen revangieren. Ja, es ist wohl besser, wenn ich mich erkenntlich zeige. Am Besten führe ich ihnen vor, dass ich auch gute Manieren besitze. Für die nächste Zeit werde ich einfach sie vorlassen und ich bleibe eine Weile hinten stehen.