Romane & Erzählungen
Der vergessene Likör (6) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca

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"Der vergessene Likör (6) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca"
Veröffentlicht am 13. August 2012, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Cupator ist ein Autor, der vielleicht keiner sein sollte - nicht, weil er sich das Schreiben nicht zutraut, sondern weil er im echten Leben etwas macht, was kaum auf ein Autorendasein hindeutet.
Der vergessene Likör (6) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca

Der vergessene Likör (6) - Ein erstes Abenteuer für und mit Adam Bocca

Beschreibung

Dieses Buch ist die sechste Folge einer Neuausgabe des Titels "Der vergessene Likör". Ihr könnt, wenn Euch der Umfang nicht schreckt, den gesamten Text unter eben diesem Titel finden, wenn Ihr in meine Buchliste schaut. Von der Neuausgabe in einzelnen Folgen verspreche ich mir eine bessere Lesefreundlichkeit und weniger Abschreckung durch den Gesamtumfang. Ich habe nämlich mittlerweile volles Verständnis dafür, dass mehr als 10 Seiten schon verdammt gut geschrieben sein müssen, damit man sie gerne liest. Der Gesamttext übrigens ist einer Romanhandlung vorgelagert, die sich dann ganz und gar um Adam Bocca handelt. Diese Figur soll mit dem Text vorgestellt werden.

Vorbemerkung zur sechsten Folge

Um Euch Lesern den Überblick über die einzelnen Folgen zu erleichtern, ist jeder einzelnen Folge eine Angabe zur Szene und zu den auftretenden Personen vorangestellt. 

Szene:Oskar glaubt, alles getan zu haben für ein Treffen mit der Clique im Strandbad, bei dem er einerseits entspannt ein Bierchen oder fünf trinken und andererseits einen raffinierten Plan ausführen kann, um seine angebetete Olga doch noch von sich zu überzeugen. Leider spielt Oskars Freund Adam Bocca nur scheinbar mit - denn Adam droht alles zu vermasseln.

Personen: Oskar und Olga, Adam und - anfangs - ein unfreundlicher anderer Strandbadbesucher; zwei Zivilermittler der Secuforce; später Sammy und die anderen Jungs aus der Clique


Und das ist in den ersten fünf Folgen bisher geschehen: Oskar hat bei seinem guten Kumpel Adam angerufen, um den an das Treffen der Clique im Strandbad am "Goldenen Erpel" zu erinnern. Adam hat, obwohl er der Hauptlieferant für das Bier sein sollte, die Verabredung total vergessen. Oskar nutzt Adams schlechtes Gewissen aus und lässt sich von ihm versprechen,noch viel mehr Bier als ursprünglich zugesagt mitzubringen. Nun will Oskar Adam auch noch für einen idiotischen Plan gewinnen: Das ganze Treffen soll für Oskar nur die Gelegenheit bilden, die von ihm angebetete Olga zu treffen, damit er eine letzte Chance bekäme, bei Olga zu landen. Mit Olga verbindet Oskar nämlich eine heftige aber leider unglückliche Verliebtheit. Weil er sich nun nicht mehr traut, Olga direkt zu umwerben, will er etwas inszenieren, um sie zu beeindrucken. Er hat da auch schon einen Plan, aber in den muss er nun, ob er will oder nicht, Adam einweihen, und ihn außerdem dafür gewinnen, bei dem Plan mitzumachen. Und das gelingt ihm auch. Später trifft Oskar sich mit Olga erst einmal alleine im Strandbad. Als Adam auftaucht, gehen die Dinge schief: Adam, gerät in einen Streit mit einem anderen Besucher und zieht die Aufmerksamkeit zweier Aufpasser auf sich. Oskar kann Olga weder überreden, das Geschehen zu ignorieren, noch bringt er es über sich, helfend einzugreifen.

Das Treffen kann beginnen

Es war ja alles so unendlich peinlich. Adam stand wie ein Idiot da und ich mit ihm. Olga mochte sich einen Augenblick lang an der Skurrilität der Situation erfreuen, aber dann würde sie schleunigst Reißaus nehmen und ich wäre endgültig gescheitert bei ihr. Wer weiß, vielleicht wäre ich ihr zuvorgekommen und einfach weggelaufen, wenn in diesem Moment nicht Sammy mit zwei anderen von den Jungs aufgetaucht wäre. Sammy, zum Glück, keine Minute zu spät.

Weil Sammy etwas kleiner, etwas drahtiger, viel flachsblonder und vor allem sehr viel weniger gesprächig als alle anderen Jungs der Clique war, hielten ihn viele für den Dummkopf unter uns. Wir aus der Clique wussten es besser und verließen uns immer auf Sammys entschlossenen Mut, sobald es brenzlig wurde. So wie in dieser verfahrenen Situation: Kaum hatte Sammy Adam entdeckt und begriffen, in welcher Klemme er steckte, ging er ruhig aber mit gelassener Selbstsicherheit auf die beiden Streithähne und die grimmigen Zivilermittler zu. Mit wenigen Worten, die ich nicht verstehen konnte, beruhigte er die Lage. Bestimmt scheute Sammy sich nicht, den Ermittlern zu schmeicheln und ihnen dafür zu danken, dass sie für Ruhe und Ordnung sorgten – denn die Ermittler stellten ihren Diensteifer beinahe sofort ein, klappten ihre Handcomputer zu und schlenderten von dannen. Der Langhaaraffe ließ sich wieder auf sein Trinklager plumpsen und wandte Adam seine am oberen Ende des Gesäßes leider freigelegte Rückenansicht zu. Rasch packte Sammy mit einer Hand den verdutzten Adam und mit der anderen dessen schweres Einkaufswägelchen und steuerte auf mich zu.

„Ich hab mir ja wohl eine Extra-Runde verdient“, behauptete Sammy, „beinahe wäre unser Bier flöten gegangen.“ Er rüttelte am Wägelchen. „Was schleppst du denn da alles mit dir rum, Adam?“

„Ja, hallo, schön dass ihr endlich da seid“, unterband ich die drohende Aufklärung Adams über seinen Irrtum in Sachen benötigte und versprochene Biermenge.

„Hallo“, grüßte Adam, „hast du das gesehen, Oskar? Da vergeht einem doch echt die Lust, hierher zu kommen, wenn diese sauberen Herren von der Secuforce nichts Besseres zu tun haben als mich zu drangsalieren. Ich meine – hast du das gesehen? Dieser Rüpel will mich verprügeln, und anstatt mir zu helfen, machen diese Bürokraten Anstalten, mir ein Strafmandat zu verpassen. Hast du…“

„Ja, Adam, ganz ruhig“, unterbrach ich seine Empörung, „wir haben es gesehen, alles, wir standen direkt daneben. Das“, ich wies auf Olga hin, die verdächtig ruhig war, „das ist übrigens Olga.“ Mit linkischer Gewandtheit tat ich so, als würde Adam das erste Mal in seinem Leben von ihr hören. „Ich habe dir vielleicht schon mal von ihr erzählt, wir kennen uns aus meiner freiwilligen Dienstzeit. Sie hat ganz spontan gesagt, sie wollte heute mitkommen, kein Wunder, an so einem fantastischen Tag.“

Adam starrte Olga an wie eine Erscheinung. Immerhin half ihm das offensichtlich, sich auf die verabredete Rollenverteilung zu besinnen.

„Olga. Hallo“ grüßte er. Wie man es nur schaffen kann, eine aus zwei Worten bestehende Grußformel sinnentstellend zu verdrehen?

„Guten Tag, Adam. Ich habe schon so viel von dir gehört.“ Olgas Lächeln war vor lauter Freundlichkeit unergründlich. „Und das ist also – dein Einkaufswagen?“ Adam errötete und schnappte sich das Vehikel, dass die Bierflaschen nur so klirrten. „Oskar hat mir vorgeschwärmt, wie hilfsbereit du warst, ihm den Getränketransport abzunehmen“, fuhr Olga fort, „er hat nicht übertrieben, wie ich sehe.“

„Ja. Danke“, antwortete Adam – unbegreiflicher Weise. Dieser verwirrte Kerl mit einem großmuttermäßigen Einkaufswägelchen im Schlepptau sollte also der Traumtyp sein, den ihr vorzustellen ich Olga versprochen hatte. Sie aber beobachtete alles aufmerksam, ohne Spott, ohne sich lustig zu machen. Trotzdem war ich mindestens so sauer wie kopflos.

 

„Na toll, jetzt sind wir alle da“, stellte ich ärgerlich fest, „dann können wir unser Lager ja endlich aufschlagen.“

Ohne mich umzusehen stapfte ich in Richtung des Flusses drauflos. Sammys gutgemeinte Frage, wo genau ich denn hin wolle, beantwortete ich mit einem noch gereizteren Brummen. Trotzdem folgten mir alle, selbst Olga, und mein heimlicher Wunsch, mit meinem mürrischen Benehmen den ganz großen Eklat herbei zu führen, blieb unerfüllt.

Während ich mit Sammy und den anderen Jungs einige Zankworte wechselte, wie die umsichtiger Weise mitgebrachten Picknick-Decken und Strandmatten am besten zu drapieren wären, bemerkte ich nicht, wie Olga mit Adam ins Gespräch kam. Sie hielten sich abseits, ohne auf Abstand zu uns zu gehen. Geduldig half Olga Adam dabei, sein Einkaufswägelchen zu platzieren, unterdessen sie ihm freundlich entlockte, was er so täte, wenn er nicht gerade viel zu viele Bierflaschen in ein Strandbad schleppte.

„Das muss doch, nichts für ungut, hin und wieder schrecklich langweilig sein, so eine freiwillige Dienstzeit in einem Regierungsamt“, hörte ich sie Adam fragen, als ich mich mit meiner ersten Pulle Bier hingesetzt hatte.

„Oh ja, allerdings“, sagte Adam, „so gerne ich spannende Insider-Geschichten erzählen würde, ich habe keine erlebt, nicht eine einzige. Das Amt beschäftigt sich mindestens zur Hälfte mit sich selbst.“

„Und die andere Hälfte?“ fragte Olga.

„Tja, das ist jetzt vielleicht doch eine Insider-Geschichte.“

„Willst du sie mir verraten?“

„Spannend ist sie leider nicht, dafür um so peinlicher.“

„Ich höre.“

„Nun ja, die ‚Sacharbeit’ des Regierungsamtes, wie sie es amtlich nennen, also die andere Hälfte, wenn du so willst, die besteht allein darin, Eingaben von Bürgern entgegen zu nehmen und ganz genau darauf zu prüfen, ob der oder die Eingebende etwas vom Amt will. Wenn nicht: große Erleichterung, der Eingang wird registriert, veraktet und weggelegt, also vergessen. Wenn doch: großes Unbehagen, dann macht sich ein geübter Referent daran, den Eingebenden so gründlich abzuwimmeln, dass er hoffentlich nicht mehr auf die Idee kommt, nochmal eine Eingabe zu machen.“

„Und wenn doch?“ wollte Olga wissen, „Wenn der Eingebende doch nochmal schreibt?“

„Querulanten sind Chefsache“, gab Adam bündig Auskunft, Olga lachte fröhlich.

Mit bitterem Eifer biss ich einen weiteren Schluck Bier hinunter. Es passte mir nicht. Dass Adam und Olga so mühelos in ein so unbeschwertes Gespräch kamen und dabei offenbar ein Konversations-Gefallen aneinander fanden, mindestens, das war in etwa das gewesen, was ich mir vage für die Umsetzung meines Planes vorgestellt hatte; trotzdem passte es mir nicht. Weil die beiden ohne mein Zutun miteinander klarkamen? Nein, das war es nicht, im Gegenteil hätte es mich noch mehr genervt, hätte ich die beiden wie zwei verstockte Kleinkinder dazu anhalten müssen, sich miteinander zu beschäftigen. Vielmehr beunruhigte mich, wie wenig Mühe Adam sich gab – und wie gut er dennoch bei Olga ankam. Ich hatte mir vorgestellt – und natürlich gehofft, Adam würde diese Vorstellung hellsichtig erkennen –, er würde sich mächtig ins Zeug legen und mit der von uns allen bei derlei Gelegenheiten praktizierten Mischung aus Angeberei und Selbstironie alles versuchen, um Olga zu beeindrucken. Nichts davon. Er ließ, genau wie Olga, sich entspannt im Strom der guten, immer besser werdenden Stimmung treiben. Ob er an meinen Plan überhaupt noch dachte und an meine verzweifelte letzte Hoffnung, die diesen Plan trieb? Es hatte kaum den Anschein.

Als Olga fragte, ob er denn nicht studieren könnte, antwortete Adam: „Och, na ja, ich wüsste noch gar nicht, wofür ich mich da entscheiden sollte, hab aber auch noch nicht viel darüber nachgedacht.“

„Aber so von den Noten her würde es passen?“ fragte Olga.

„Hm, kommt natürlich aufs Fach an...“

„Quatsch!“ unterbrach ich Adam, um mich endlich doch noch ins Gespräch einzuklinken. „Mit dem Abschluss, den Adam hinbekommen hat, würde er überall genommen. Er lag ja nicht weit hinter unserem Jahrgangsprimus, der Adam.“

Olga musterte mich, während eine ungeduldige Falte über ihrer Nase erschien: „Du musst glaube ich nicht für ihn sprechen, und schon gar nicht über ihn in der dritten Person, wenn er sich mit mir unterhalten will. Oder wandelt sich dein Loblied der Freundschaft gerade in die Absicht zur Bevormundung?“

Eine schlagfertige Entgegnung auf eine derart gründliche Abfuhr wollte mir beim besten Willen nicht einfallen. Also tat ich das Zweitbeste, errötete im Farbton einer reifen Fleischtomate und wandte mich beleidigt ab.

 

Hinweis auf die nächste Folge

Irgendwas ist ja immer! Kaum ist die Peinlichkeit mit der Beinahe-Schlägerei zwischen Adam und dem anderen Typen überstanden und alle sitzen friedlich beisammen, da widmet sich Olga plötzlich nur noch Adam. Doch noch ist nicht aller Samstag Abend, und vielleicht kommt Oskar doch noch ins Gespräch. Näheres dazu wieder in zwei Tagen, also am 15. August 2012.

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