Dieses Buch ist die dritte Folge einer Neuausgabe des Titels "Der vergessene Likör". Ihr könnt den gesamten Text unter eben diesem Titel finden, wenn Ihr in meine Buchliste schaut. Von der Neuausgabe in einzelnen Folgen verspreche ich mir eine bessere Lesefreundlichkeit und weniger Abschreckung durch den Gesamtumfang. Der Gesamttext wiederum ist einer Romanhandlung vorgelagert, die sich dann ganz und gar um Adam Bocca handelt. Diese Figur soll mit dem Text vorgestellt werden.
Um Euch Lesern den Ãœberblick über die einzelnen Folgen zu erleichtern, ist jeder einzelnen Folge eine Angabe zur Szene und zu den auftretenden Personen vorangestellt.Â
Szene:Â Oskar telefoniert immer noch mit Adam, kommt dann aber endlich zum Schluss;Â
Personen:Â Oskar und Adam
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Und das ist in der beiden Folge bisher geschehen: Oskar hat bei seinem guten Kumpel Adam angerufen, um den an das Treffen der Clique im Strandbad am "Goldenen Erpel" zu erinnern. Adam hat, obwohl er der Hauptlieferant für das Bier sein sollte, die Verabredung total vergessen. Oskar nutzt Adams schlechtes Gewissen aus und lässt sich von ihm versprechen,noch viel mehr Bier als ursprünglich zugesagt mitzubringen. Nun will Oskar Adam auch noch für einen idiotischen Plan gewinnen: Das ganze Treffen soll für Oskar nur die Gelegenheit bilden, die von ihm angebetete Olga zu treffen, damit er eine letzte Chance bekäme, bei Olga zu landen. Mit Olga verbindet Oskar nämlich eine heftige aber leider unglückliche Verliebtheit. Weil er sich nun nicht mehr traut, Olga direkt zu umwerben, will er etwas inszenieren, um sie zu beeindrucken. Er hat da auch schon einen Plan, aber in den muss er nun, ob er will oder nicht, Adam einweihen, und ihn außerdem dafür gewinnen, bei dem Plan mitzumachen. Und davon handelt diese dritte Folge.
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„Ist mir ganz recht, wenn du sie eher so zwei minus findest“, antwortete ich also, „dann macht es dir ja bestimmt nichts aus, mir einen Gefallen zu tun und meinen Chancen bei Olga ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.“
„Oskar und Olga, O - O, würde ich mal sagen.“
„Todkomisch. Darf ich mich vor Lachen auf den Boden werfen?“
„Wenn du willst. Was für einen Gefallen übrigens?“
„Ganz einfach: Vielleicht bist du ja doch ihr Typ und dann hab ich, wenn wir es richtig anstellen, auch was davon.“
„Versteh ich nicht. Wie soll das gehen? Irgendeine Ferkelei?“
„Nein, nein“, wehrte ich ab, „gar nicht. Also: Ich erzähle ihr, dass da in unserer Clique ein ganz besonders interessanter Typ ist – lieb, charmant, witzig – der auch noch gut aussieht. Und dass ich ihr den Typen vorstelle, damit die beiden sich kennenlernen, der Typ aber nicht weiß, dass das eine gezielte Vorstellung wird. In Wirklichkeit ist das mit ihm aber natürlich alles abgesprochen und er ist zwar genau wie versprochen lieb und charmant und witzig, aber eben offensichtlich nicht an ihr interessiert. Dann komme ich ins Spiel, tröste Olga und schwupps! bin ich wieder im Rennen.“
„Aha“, kommentierte Adam. „Klingt nach ’ner Scheißidee. Wer soll denn der Depp sein, der sich für so’n Mist hergibt?“
„Du.“ Unangenehme Wahrheiten sollten knapp ausgedrückt werden.
„Ich.“ Das war jetzt ein bisschen schwer zu interpretieren, ob Adam sich bereits einverstanden erklärt hatte. „Ich? Ich? Wieso ich?“ fragte Adam leider nach.
Tja, das fragen sich so viele. Anscheinend war er nicht einverstanden, in meinem genialen Plan eine tragende Rolle zu spielen.
„Komm schon, jetzt stell dich nicht so an und sei wenigstens einmal ein Kumpel! Wenn du schon beinahe die ganze Verabredung platzen lässt, kannst du es mir wenigstens mit einem kleinen Gefallen vergelten.“ Starker Tobak, aber irgendwie musste ich einen unübersehbaren Bogen zu Adams schlechtem Gewissen spannen. „Ist ja nichts dabei. Keine Angst, Olga beißt schon nicht, und bei ihr im Ergebnis doch nicht zu punkten, sollte dir nicht schwerfallen.“
„Aber ich…“
„Aber du hast wohl ein Problem damit, dich einfach mal locker zu machen und mir ein bisschen zu helfen. Okay, habe ich verstanden.“
Schweigen. Ich an seiner Stelle, keine Frage, ich hätte spätestens jetzt einfach aufgelegt. Doch Frechheit siegt, bekanntlich, leider, ist halt so.
„Na gut“, gab Adam nach, „ich mach mit. Muss ich was bestimmtes sagen oder machen?“
„Nein, nein, sei einfach so reizend wie immer. Ich sehe zu, dass ich mit Olga ein bisschen früher da bin und ihr den Mund wässrig reden kann nach dem tollen Adam Bocca.“ Ihm zu gestehen, dass ich alles schon längst vorbereitet und ganz sicher darauf gerechnet hatte, ihn breitzuschlagen, diese Schmach wollte ich Adam dann doch ersparen
„Hm“, machte Adam.
„Ach, und noch was“, einmal im Schwung setzte ich noch einen oben drauf: „Wäre toll, wenn ich meine drei Pullen nicht mitschleppen muss. Klar, ich halt mich an meine Zusagen, und die drei Fläschchen leckersten Synthie-Likörs stehen startklar bereit. Prima Zeug zum reinmischen ins Bier. Es ist nur… etwas unhandlich, wenn ich Olga als Mann von Welt ins Strandbad begleite und dabei den Alk mit rumschleppe.“
„Hm.“
„Ist ja aber auch gar kein Problem: Ich komme nachher eh bei Dir vorbei, dann gebe ich die guten Tröpfchen bei Eurem Concierge ab und du bringst sie mit. Hast dann ja sowieso dein Einkaufswägelchen dabei.“
„Hm.“
„Geht’s ein bisschen genauer? ‚Hm’ was? Ja oder nein?“
„Hm – na gut“.
Ging doch. Schleunigst beendete ich das Gespräch mit dem Vorsatz, bis zum Treffen im Strandbad keinen Anruf von Adam mehr entgegen zu nehmen und mich damit jeder Absage zu verschließen.
Nennt mich kackdreist, nennt mich ein Kameradenschwein, einen fiesen Typen, der einen Freund hinters Licht führt. Aber bedenkt, wie verzweifelt ich war und wie verzweifelt ich mir wünschte, es würde mit Olga und mir doch noch etwas werden, wenn mein kleiner Streich sie erst einmal beeindruckt hätte – hoffentlich würde es klappen!
So weit, so gut! Der gute und gutgläubige Adam hat unserem Ich-Erzähler Oskar ja doch nicht arg zu viele Schwierigkeiten gemacht. Er kann einem fast leid tun, dieser Adam, der nicht nur bereitwillig das Bier für seine Freunde heranschleppt, sondern jetzt auch noch freiwillig den Deppen in einer schlechten Inszenierung spielen will. Andererseits: Ihm kann es eigentlich egal sein, wie das alles ausgeht. Wenn's schiefgeht, fällt es Oskar auf die Füße. Wird es denn schiefgehen? Nun, in der nächsten Folge werfen wir einen ersten Blick auf das Geschehen im Strandbad an der Kirna, wo Oskar allerdings erstmal noch ein paar Momente mit Olga alleine hat, ehe die anderen Experten auf der Bildfläche erscheine.
Diese nächste, vierte Folge erscheint dann übermorgen, 9. August 2012.