An diesem Tag war ich heilfroh , dass ich nicht mit Mum in einem Zimmer schlafen musste. Ich weiß noch, wie ich Sam mein Leid geklagt habe, als ich vermutete, dass Mum mich in ihrem Zimmer wollte. Aber im Flieger hat Mum dann verkündet, dass wir Mädchen in ein Zimmer gehen sollten. Warum , weiß ich nicht genau. Sonst ist Mum ein echter Kontrollfreak. Wenn es nach ihr ginge, hingen zehntausend Kameras in meinem Zimmer.
Wir kamen also an, in einem Urlaub, den keiner von uns jemals vergessen sollte. Und das war uns an diesem langen Tag gar nicht bewusst. Hätte ich damals gewusst, was noch passieren sollte, wäre ich wahrscheinlich wieder in einen Flieger gestiegen.
Die nächsten Tage waren lang und ziemlich öde, weshalb ich sie euch vorenthalte. Wir waren fast nur am Strand und haben uns gesonnt. Sam und ich haben die Nächte meistens durchgemacht und einfach geredet. Ãœber Mum und unser Leben. Sam sagte dabei etwas, was mich sehr verletzte. „Manchmal wünschte ich, ich wäre du.“ Als ich sie dann fragte, wieso sie das denn wollen sollte, meinte Sam nur: „Ich will mich einfach mal zurücklehnen können und das Leben genießen.“ Ich hätte dabei fast geweint. Sie hatte ja Recht. Ich habe es noch immer im Leben sehr einfach. Und ich glaube, das wird sich nicht mehr ändern.
Der nächste Tagebucheintrag stammt vom 11.Juli, der heißeste Tag, den ich bisher erlebt habe. Es waren mindestens 30 Grad im Schatten und auch das Wasser im Pool war sehr warm.Â
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„Liebes Tagebuch,
ich habe heute beschlossen, dass ich dir ab jetzt einen Namen gebe. Ich dachte Carol wäre gut , aber dann ist mir eingefallen, dass meine Kindergartenfeindin so hieß. Deshalb nenne ich dich ab jetzt Saly. Das ist eine Mischung aus Sam und Lynn.“
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Kurze Unterbrechung. Ich muss noch erwähnen, wer Lynn ist. Ich kenne sie seid ich 5 bin und sie wohnte damals in meiner Nachbarschaft. Lynn hat sich nur selten blicken lassen aber irgendwie war ich der naiven Ansicht, sie sei meine zweitbeste Freundin. Heute ist mir klar, wie falsch ich damit lag.
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„In letzter Zeit bin ich echt träge. Das muss an der Hitze liegen. Ich fühle mich wie ein nasses Handtuch, dabei habe ich heute schon 2 Mal geduscht.
Heute waren ich und Sam am Strand. Wie die letzten Tage eigentlich auch, nur das wir da jemanden getroffen haben. Ein Junge kam auf uns zu. Er sah gut aus, braune Haare, dunkle Augen, ein jugendliches Gesicht. Er stellte sich als Tim vor. Tim Corth.“
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Heute stehe ich eher auf Blonde Jungs muss ich ehrlich zugeben.
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„Tim schaute nur Sam an als er fragte, ob wir Lust auf Volleyball hätten. Ich habe mich echt mies gefühlt, als Sam einwilligte und ihn angrinste. Sie waren auf einer Wellenlänge, dass sah ich ihnen an. Und Sam schien ihn echt süß zu finden“
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Sam hat damals nie zugeben, dass sie auf einen Jungen stand. Und ich glaube, das würde sie immer noch nicht tun.
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„Ich übrigens auch. Aber er schien mich nicht zu realisieren. Er wäre am Liebsten mit Sam allein gewesen.
Wir sind mit ihm gekommen und ein weiterer Junge stand auf dem Platz. Rian, den Nachnamen weiß ich nicht mehr.“
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Er hieß Stroh. Rian Stroh. Und ich habe mich bei unserer ersten Begegnung richtig blamiert. Ich habe mich laut über seinen Namen lustig gemacht. Warum ich aber das nicht ins Tagebuch eingetragen habe, weiß ich nicht mehr.
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„Auch er hat nur Sam angesehen, weshalb ich mir noch blöder vorkam. Nach einer halben Stunde Spielen fragte Rian Sam , ob sie nicht Lust auf einen Drink hätte. Tim sagte sofort ,dass er mitkäme. Dieses Mal wurde ich nicht gefragt, ob ich mitkommen würde.“
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Zuerst war Tim nur höflich gewesen. Er wollte mir Sam nicht wegnehmen. Aber Rian schien das egal zu sein. Und da auch Tim kein wirkliches Interesse an mir zeigte, schien er mich ganz vergessen zu haben.
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„Ich habe nicht auf Sams Antwort gewartet, mich einfach umgedreht und auf den Weg zum Hotel gemacht. Ich habe erwartet, das Sam mir nachkommt und sagt, dass diese Jungs Idioten wären, aber sie kam nicht. Ich habe sie sogar „Die ist ein manchmal ein bisschen komisch... reiches Mädchen halt“ sagen hören. Und ich habe es grade so geschafft, meine Tränen bis zum Hotel zurück zu halten.“
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Ich habe mich damals dafür geschämt, aber ich hatte an diesem Tag wirklich den Wunsch, doch bei Mum im Zimmer zu schlafen. Sie hätte mich vielleicht nicht so getröstet, wie eine Mum das normalerweise tut, aber sie hätte dafür gesorgt,das Sam von mir fern bleibt.
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„Als ich dort ankam, habe ich erst mal geduscht. Das klingt komisch ,aber ich habe das Wasser auf eiskalt gestellt, mich unter den Schauer gestellt und einfach drauf los geheult. Wieso macht Sam sowas, Saly? Sie hat zu mir gesagt, dass sie mich niemals allein lassen würde, gestern Abend noch! Und jetzt?“
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Am davorigen Abend hatten wir ein tränenreiches Gespräch. Es ging um unsre Freundschaft und ich habe ihr gebeichtet, dass ich Angst hatte, wir könnten uns verändern. Sie hat mir geschworen, dass sie mich niemals allein lassen würde, mich niemals alleine weinen lassen würde, immer an meiner Seite stehen und mir ein Taschentuch hinhalten würde. „Egal wo du bist, ich bin da.“ Dieser Satz hat mich wirklich bewegt.
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„Ich weiß nicht,ob ich ihr noch vertrauen kann.“
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Vielleicht denkt ihr jetzt, dass ich übertrieben habe, aber ich habe mich einfach nur allein und im Stich gelassen gefühlt. Von der eigenen besten Freundin hintergangen. Vielleicht könnt ihr das verstehen, vielleicht auch nicht.
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„Ich sitze hier seid 2 Stunden alleine und schaue irgendeine Show. Wenn Sam kommt, werde ich mich im Bad einschließen und das Wasser laufen lassen. Ich weiß nicht, wie lange ich mich verstecken werde. Bis ich Sam nicht mehr höre. Ich schreibe dir wenn es vorbei ist.
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Nachtrag:
Sam war nur kurz da. Sie ist vor zwanzig Minuten gekommen und dann wieder gegangen. Als sie das Wasser gehört hat, hat sie ihr Deo benutzt, sich umgezogen und sich dann geschminkt. Vermute ich, denn es war in dieser Zeit sehr ruhig. Dann habe ich die Tür zufliegen gehört. Ich habe grade geguckt, sie hat mir nicht mal einen Zettel oder sowas hinterlassen. Von Mum und Gina habe ich auch nichts gehört, ich glaube, sie sind unten im Hotel und essen zu Abend. (Es sind übrigens 19:10 Uhr)“
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Zu diesem Vorfall möchte ich noch kurz etwas sagen. Ich saß wirklich im Bad und habe das Wasser laufen lassen. Mit dem Ohr an der Tür habe ich Sams Schritten gelauscht und darauf gewartet, dass sie an der Badezimmertür klopft. Aber das tat sie nicht. Ich habe gehört , wie sie an den Kleiderschrank ging und in einem Kosmetiktäschchen kramte. Nachher habe ich herausgefunden, dass es meins war. Sie hat ja schließlich kein Make-Up.
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„Mir ist langweilig. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Morgen werde ich mich allein an den Pool legen und lesen. Den ganzen Tag.“
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Ob ihrs glaubt oder nicht, das habe ich wirklich. Und danach hatte ich einen fürchterlichen Sonnenbrand.
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„Jetzt kommt irgendeine Amerikanische Serie, ich muss mich konzentrieren um sie zu verstehen. Bis Morgen.
Cel“
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Den Eintrag des nächsten Tages könnt ihr ruhig auch noch lesen. Er ist sehr kurz da ich, wie ihr bereits wisst, einen sehr langweiligen Tag hatte. Aber es ist auch noch eine Kleinigkeit passiert, die ihr für den Zusammenhang der Geschichte wissen müsst.
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„Hallo Saly,
heute war ein langer Tag voller Wörter. Ich habe den ganzen Tag gelesen. Und zwar in Tagebuch eines Vampirs.“
Den Teil, in dem ich die Geschehnisse beschreibe, erspare ich euch. Vielleicht ließt ja jemand von euch das Buch noch und ich will euch nicht die Freude daran nehmen.
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„Jedenfalls habe ich heute Sam nicht gesehen. Als ich aufwachte war sie schon weg. Sie hatte ihr Bett gemacht und aufgeräumt. Dann habe ich mich umgezogen und bin bis eben (halb 6) am Pool gewesen. Gerade eben kam Mum vorbei und hat mich gefragt, was mit Samanta wäre. Ich sagte, dass ich es nicht wüsste und Mum nuschelte etwas , wie 'Tja, einfach nicht unter Kontrolle'. Dann hat sie mich zum Abendessen gebeten. Da gehe ich jetzt schnell hin. Bis gleich...
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So , da bin ich wieder. Es ist grade etwas echt Komisches passiert. Ich war gerade mit dem Essen fertig und bin kurz vors Hotel gegangen, um nach Sam Ausschau zu halten. Und sie stand dann auch da. Und rate mal mit wem. Rian! Sie haben sie geküsst. Aber es war kein Freundschaftskuss , sie haben richtig rumgeknutscht. Und als ich dann eben aus dem Hotelzimmerfenster geschaut habe, stand sie da mit Tim, der sie im Arm hielt.“
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Ich war echt den Tränen nahe. Ich meine, nicht das ich auf einen von den Jungs stand , ich war einfach nur deprimiert. Ich dachte damals, dass ich Sam kennen würde. Dass unsre Freundschaft und unser gemeinsamer Urlaub wichtiger wäre, als irgendwelche Jungs.
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„Ob sie sich geküsst haben, weiß ich nicht. Das konnte man von der weiten Entfernung nicht sehen. Aber ich bin einfach nur geschockt. Was soll ich jetzt machen? Mir ist die Lust vergangen, mit Sam zu reden und etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Aber... ich weiß nicht was ich um sieben Uhr sonst machen soll. Ich gehe jetzt zu Mum und Gina und schaue bei denen Fern. Tschüss. Cel.“