Kapitel 17 Aus der Asche
Die Sonne ging grade auf und die ersten Strahlen drangen durch das kleine Fenster des Hauses in dem sie sich Versteckten.
Torus hatte sich umgehört und erfahren, dass man Alexis und Fylla auf den Marktplatz der Stadt bringen würde. Und nun versuchte er Adriana davon zu überzeugen sich dabei herauszuhalten.
,, Hört zu ich schaffe das alleine. Und wenn ich Erfolg habe, wird die Hölle losbrechen. Desto weniger Leute wir dann sind desto besser.“
,, Ich habe noch eine Rechnung mit Caaen offen, wie ihr wisst.“
Er würde sie wohl nicht davon abhalten können. ,, Nun gut, kommt mit. Aber versucht mir nicht in die Quere zu kommen. Wenn mein Plan aufgeht, wird auf diesem Platz das blanke Chaos ausbrechen.“
Alexis sah sich um. Offenbar war wirklich die ganze Stadt auf den Platz gekommen.
Er sah kurz zu der Statue in der Mitte auf. Es war fast eine Schande unter den steinernen Augen der zwei größten Magier des Bundes zu sterben.
Hatte er sich nicht einen spektakulären Tod gewünscht…
Offenbar sollte er jetzt auch genau das bekommen. Eine Gruppe von Ordenssoldaten mit Steinschlossgewehren nahm grade Aufstellung. Man würde wohl keine Zeit verschwenden.
Er sah herüber zu Fylla.
,, Wir waren schon in schlimmeren Situationen oder ?“ , meinte diese.
,, Ich muss zugeben, da bin ich mir grade unsicher. Und sonst war wenigstens Liron noch… irgendwo.“
Caaen hatte es sich nicht nehmen lassen den Zauberer und die Tabajaxie über den Tod des Sehers zu informieren. Aber.. Alexis weigerte sich noch dem Mann wirklich zu glauben. Die Genugtuung in den Augen des Ordenskommandanten war ihm suspekt gewesen. Er hatte sich gefreut. Gefreut das Liron tot war. Wenn der Mann dabei nicht selbst seine Finger im Spiel gehabt hatte…
Aber das würde keine Rolle mehr spielen.
Es gab keine Fluchtmöglichkeit für sie.
Doch plötzlich schien es in der Menschenmenge einen Aufruhr zu geben. Alexi s versuchte einen besseren Blick auf das geschehen zu bekommen.
Eine Feuerwalze raste über die Köpfe der anwesenden hinweg und füllte die Luft mit Asche.
Panik erfasste die Menschenmenge und jeder versuchte in irgendeine Richtung zu entkommen.
Manche wurden einfach von einer Gruppe fliehender erfasst und niedergetrampelt.
Caaen der bisher ruhig dagestanden hatte versuchte mit den wenigen Ordenssoldaten die er um den Platz aufgestellt hatte so etwas wie Ordnung wiederherzustellen. Das gelang diesen allerdings kaum.
Manche hatten das Glück lediglich zur Seite gedrängt zu werden. Andere wiederum wurden wie einige der Bürger auf dem Platz, einfach niedergetrampelt wenn sie nicht rechtzeitig zur Seite traten.
Er packte Alexis. ,, Was ist hier los Zauberer ?“
,, Woher soll ich das wissen ? Habt ihr etwa Angst?“ , fragte Alexis mit einem spöttischen Grinsen.
,, Euch wird das Lachen schon noch vergehen.“ Er drehte sich herum und bellte einige Befehle an die ihm verbliebenen Kämpfer. Sie sollten die immer noch aufgewühlte Menschenmenge durchkämmen und herausfinden, wer auch immer hierfür verantwortlich war.
Eine weitere Gruppe bildete einen Sperrkette und sollte verhindern dass irgendjemand nahe an Caaen oder die Gefangenen herankam.
Adriana und Torus versuchten sich durch die Menge auf dem Platz zu kämpfen.
Was leichter gesagt war als getan, da sie immer wieder Umwege nehmen mussten um den Ordenswachen auszuweichen, die zumindest Adriana wohl schnell erkannt hätten.
Und nach Torus Feuertrick würden sie auch nach Magiern Ausschau halten.
Schließlich schafften sie es irgendwie sich bis nahe an die Kette aus Wachen heranzukommen.
Torus wartete nicht lange, er trat einfach aus der Menge hervor, so dass sie ihn einfach sehen mussten. Der erste der sich aus der Wachkette löste wurde von einer Welle aus Energie getroffen und landete mit knochenbrechender Gewalt wieder auf dem Boden.
Seine Waffe, ein Steinschlossgewehr schepperte auf dem Boden.
Adriana griff sich das Gewehr und richtete es direkt auf den nächsten Ordenskämpfer der sich Torus näherte.
Die Kugel traf den Mann völlig unvorbereitet mitten in die Stirn.
Torus wurde derweil direkt von zwei weiteren Ordenssoldaten eingekreist, erledigte aber beide auf einmal indem er einen Ring aus Feuer in alle Richtungen jagte.
Die Ordenskämpfer gingen, zusammen mit mehreren ihrer Kameraden die ebenfalls getroffen worden waren, zu Boden.
Fylla nutzte die Gelegenheit und nutzte den Moment der Ablenkung um einen ihrer Bewacher zu Fall zu bringen. Ein gezielter Tritt in die Kniekehlen und der Ordenssoldat konnte sich nicht länger auf den Beinen halten.
Alexis derweil brannte rasch die dünnen Seile durch mit dem seien Handgelenke zusammengebunden gewesen waren und schleuderte dann den Ordenswächter den Fylla bereits zu Fall gebracht hatte in einen weiteren Wachmann der ebenfalls umkippte.
Doch sofort wendete sich die Aufmerksamkeit aller Wachen die nicht mit Torus oder Adriana beschäftigt waren ihnen zu.
,, Erinnert mich irgendwie an Licentia.“
,, Was ?“
,, Diese Situation hier.“
,, Welches mal ?“
,, Das Mal als wir von den Hostis bis in die Stadtmauern gejagt wurden.“
Adriana hatte derweil das Gewehr zur Seite geworfen, zum Nachladen würde ihr ohnehin keine Zeit bleiben, und ein Schwert aufgehoben das ebenfalls einer von Torus Gegnern hatte fallen lassen. Grade noch rechtzeitig um den Schlag eines Kämpfers abzufangen, der sie wohl nicht für eine Bedrohung gehalten hatte, riss sie die Waffe hoch.
Der Mann bereute seinen Fehler Sekunden später.
,, Wo habt ihr so kämpfen gelernt ?“ , fragte Torus der einen weiteren Gegner mit einer Schockwelle zu Boden schickte.
,, Ratet mal.“
Bevor er etwas erwidern konnte nahm Torus hinter sich eine Bewegung war. Caaen.
Er sprang grade noch rechtzeitig zur Seite um einem Schwerthieb des Kommandanten auszuweichen. Die klinge traf stattdessen nur den Boden.
Dafür wäre er fast in eine Gruppe aus drei Ordenssoldaten gestolpert.
Einen konnte er noch zur Seite stoßen bevor er etwas wie kalten Stahl an seinem Hals spürte.
,, Schön stehenbleiben und keine Dummheiten mehr.“
Adriana wehrte einen weiteren Angriff eines Soldaten des Ordens ab. Ein unheilvolles Knirschen ertönte als Stahl auf Stahl traf. Dann brach die Waffe die sie einem der gefallenen Ordenskämpfer abgenommen hatte in Stücke.
,, Das war eigentlich anders geplant.“
Alexis sah zwischen den Wachen hin und her. Ihre volle Aufmerksamkeit galt nun den Beiden Gefangenen, die versuchten zu fliehen.
Es waren zu viele. Wenn sie weiter Weg gewesen wären… aber so würde man sie beide töten bevor er auch nur einen Zauber anbringen könnte.
,, Es sieht fast so aus als würde auch diese Rune an Caaen gehen.“ Meinte er zähneknirschend.
,, Es sieht so aus.“ Erwiderte Fylla.
Adriana und Torus wurden von den Ordenswachen in Schach gehalten und sie ebenfalls.
,, Und dabei hatte es grade so ausgesehen als würden wir hier nochmal rauskommen.“
,, Stopp!“ Die Stimme hallte klar und verständlich über den Platz. Die immer noch aufgeschreckten Bürger von Dynastes hielten inne und blickten in die Richtung aus der die Stimme kam. Die Wachen des grauen Ordens drehten ebenfalls die Köpfe und suchten nach dem vermeintlichen neuen Gegner.
Ein einzelner Mann in schmutzig grauer Kleidung der die Kapuze seines Mantels tief im Gesicht trug bahnt sich einen Weg durch die Menschenmenge. Oder hätte sich einen Weg bahnen müssen wären die Leute nicht schon von selbst zur Seite getreten.
Bewaffnet war er mit zwei Schwertern, eines davon Schlicht, das andere schien aus rötlich schimmerndem Glas zu bestehen.
,, Das endet hier. Caaen, es ist vorbei.“
Diese Stimme.. Adriana erkannte sie sofort wieder. Und auf Torus Gesicht breitete sich eine Mischung aus Verwirrung, Angst und einem Lächeln aus.
,, Wer seit ihr ?“ , verlangte der Kommandant des Ordens zu wissen als der Fremde näher trat und die wiederhergestellte Kette aus Wachen erreichte. Die Menschen die wichen vor ihm zurück und bildeten einen freien Platz um ihn. Niemand wollte dem schwer bewaffneten Mann zu nahe kommen.
,, Wer ich bin solltet ihr eigentlich wissen. Oder erinnert ihr euch nie an diejenigen denen ihr den Tod brachtet?“ Der Fremde schlug die Kapuze zurück und starrte dem Kommandanten direkt ins Gesicht.
,, Ich bin Liron Weißläufer , König des Bundes und ich befehle sämtlichen anwesenden Mitgliedern es grauen Ordens. Lasst die Waffen fallen.“
Dunkelheit umfing ihn. Das war das einzige was er noch wahrzunehmen schien. Aber war das der Tod?
Dann war er entweder sehr langweilig… oder starb er noch? Es fühlte sich nicht so an. Aber er fühlte ja auch absolut nichts.
Licht durchbrach die Dunkelheit.
Zuerst war es nur ein schwaches glimmen in der Ferne, das ihn an das flackern einer Kerze erinnerte. Doch dann wurde es heller.
Bis er schließlich erkannte was es war.
Ein brennendes Vogelähnliches Wesen, das die Dunkelheit um ihn mit Flammen erfüllte.
,, So treffen wir uns wieder. Nach all diesen Jahren Seher. Und ihr gebt auf?“
Liron hätte gerne geantwortet, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.
Lies man ihm keinen Frieden…
,, Frieden Liron ? Gab es Grund für euch den Frieden zu suchen?“
Ja .. welchen Grund hatte er gehabt… Er hatte es fast vergessen, das Leben hinter sich gelassen aber… Erinnerungen aus der Ferne die nach ihm griffen… und etwas wichtiges.. etwas das ihm keine Ruhe mehr ließ in der Finsternis.
,, Macht die Augen auf.“
Augen ? Er war tot Er hatte keine Auge … nein.. er begann wieder zu fühlen. Schmerz. Verletzungen weit über das was ein Mensch überleben durfte. Es war Zuviel. Niemand könnte das. Niemand würde es wollen.
,, Ihr seid nicht niemand. Ihr seid…“
Liron Weißlaüfer, Sohn von Jaret, Herr über Licentia , Seher und Vater von Aron… er erinnerte sich.. Aber was sollte es für ihn noch zu tun geben? Es war vorbei… aber da war immer noch was ihn die ganze Zeit schon außerhalb seiner Reichweite bewegte. Etwas an das er sich noch erinnern musste. Und gleichzeitig nicht wollte.
Es war genug für ein Leben gewesen.
,, Dann nehmt ein zweites.“ , sagte der Feuervogel. ,, Nehmt denn nun meines wenn ihr glaubt eures nicht mehr tragen zu können.“
Unter Mühe schlug Liron die Augen auf. Und starrte in die brennende Aura des Phönixes. Des Wesens das ihn zurückgebracht hatte… Warum.. Wozu ? Es brach wie eine Flutwelle auf ihn ein.
Alexis, Fylla, Adriana, Caaen, Torus, Anbrail , Zemas, Ragnar, Jaret. Ein Name nach dem anderen prasselte in sein wiedererwachtes Bewusstsein zurück. Eine Erinnerung nahc der anderen wurde wieder entfacht. Ein Feuersturm belebte den eben noch Toten Körper erneut.
Wiedererwachtes Feuer, das alles Verschlang was ihn eben noch hatte ruhig halten wollen.
Ein Inferno das sich einen Weg durch seinen Körper suchte, Wiederherstellte, neues Schuf. Neue Energie die ihn durchströmte.
Er richtete sich schwankend auf. Der Pfeil der ihn getroffen hatte… fing Feuer und zerbröselte.
Die Messereinstiche schlossen sich… er konnte dabei zusehen. Das Licht das der brennende Vogel vor ihm ausstrahlte erneuerte ihn. In einer Pfütze auf dem Boden konnte er sein Spiegelbild sehen.
Ein leichtes glühen in den Augen. Auch sein Fluch war mit ihm zurückgekehrt.
Seine Beine wollten wieder unter ihm nachgeben, aber diesmal ließ er nicht zu erneut in die Dunkelheit zu fallen. Zu sehr erfüllte ihn nun jenes neue Feuer.
Er betrachtete verwirrt seien Hände. Versuchte noch immer zu begreifen.
Er sah erneut auf, i die dunklen Augen des Feuerwesens vor ihm.
,, Warum ?“
,, Liron Weißläufer. Euch wurde noch einmal eine Chance gegeben. Vergeudet sie nicht mit der Frage nach dem Warum. Bringt es diesmal einfach zu Ende.“ Der Phönix verschwand in einer Wolke aus Feuer, die sich langsam zu einem Gegenstand verdichtete.
Liron starte auf die neu gebildete Waffe.
Ein Schwert dessen Griff aus rötlich schimmerndem Glas zu bestehen schien.
Er griff danach und war einen Moment überrascht. Die Waffe fühlte sich warm an, als würde sie von innen her brennen.
Einen Moment überlegte er. Dann lies er den Griff wieder los.
,, Nichts geschieht ohne einen Grund.“ murmelte er. Die letzte Waffe dieser Art die er besessen hatte, hatte er anfangs nicht beherrschen können. Und später war sie zerbrochen.
Und nun sollte er erneut damit Kämpfen? Es erschien beinahe ironisch zu sein.
,, Nichts geschieht ohne guten Grund.“ , murmelte er. Dann nahm er die Phönixklinge an sich.
Er würde benutzen was man ihm anbot, das hieß aber nicht, dass er sich darauf verlassen würde.
Als er oben am Brunnen ankam sammelte er seine wenigen Habseligkeiten ein, die Torus nicht mitgenommen hatte. Ein paar Vorräte, seine Pistole und sein altes Schwert das er am Brunnenrand fand. Er entscheid sich letztlich alles mitzunehmen, auch wenn es ihn langsamer machen würde.
Er konnte es sich nicht leisten unterwegs anzuhalten und sich neu auszurüsten, denn er hatte keine Ahnung wie viel Vorsprung Caaen oder Torus vor ihm haben würden.
Er würde sich beeilen müssen…
Die Sonne ging grade unter, und er wollte wenn möglich noch vor Einbruch der Nacht wieder in Grauhafen sein.