Beschreibung
So hier das nächste Kapitel. Kapitel 2. Ich habe ja lang nichts von mir lesen lassen und das tut mir Leid. Aber in den nächsten Tagen geht%u2019s wieder weiter c: Also dranbleiben
Lg,
Mystirya
Blitze am Himmel
Während ich die grellen Blitze am Himmel betrachte, wird mir einiges klar. Ich habe das Gefühl, nie dankbar für irgendetwas gewesen zu sein. Nicht für meine Familie, nicht für unser Haus. Ich habe immer nur darauf geschaut, was ich nicht habe. Freunde. Mädchen und Jungen, die mich gern haben und mich bewundern. Die mich akzeptieren so wie ich bin und die mir das auch jeden Tag aufs neue zeigen. Doch ist das nicht genau das, was meine Familie für mich tut? Ich richte mich auf und schaue mich in meinem Zimmer um. Die Wände sind blassblau und sehen noch aus, als hätte ich sie wenige Tage zuvor gestrichen. An ihnen hängen unzählige Bilder von Ausflügen, die wir unternommen haben. Ich und Petty Arm in Arm neben einem großen Schloss. Ich gehe auf das Bild zu und betrachte es nachdenklich. Mir ist nie aufgefallen, wie ähnlich wir uns sehen. Ich schaue mir einige andre Bilder an. Mum, Pa und ich spritzen Petty mit Wasser nass, die sich vor Lachen krümmt. Pa und Mum küssen sich vor dem Eifelturm. Ich und Petty essen einen Kuchen in einem französischem Cafe.
Ich schmunzle. Ist das alles wirklich passiert? Ich habe das Gefühl, dass alles nur ein Traum war. Das es niemals schöne Zeiten gab. Nicht für mich. Ich gehe, ohne wirklich zu wissen wieso, langsam auf meine Zimmertür zu und reiße sie auf. Ich hüpfe die Treppen hinunter, gehe einmal durch die Küche, öffne die Tür und stehe draußen im Regen. Ich habe das Gefühl, dass er all meine Sorgen abwäscht, mich von allem befreit, was mich plagt. Ich beginne zu laufen. An den großen Häusern vorbei, einfach weiter. Bis ich an dem Parkeingang des „Jardin de l'espoir“ ankomme. Der Garten der Hoffnung. Ich sehe mich um. Der Park ist leer, die Menschen sitzen wegen des Gewitters in ihren Häusern. Ich setze mich auf eine Bank und starre in den Himmel. Ich zähle die Blitze, die sich vor meinen Augen bilden. Ich bemerke nicht, wie sich der Himmel aufhält und der Regen nachlässt. Ich sehe nicht, dass die Blitze aufhören und die Wolken dem klaren Himmel Platz machen. Ich sehe nichts von alldem. Ich sitze einfach nur da und starre.
Bevor ich aber weiter erzähle, muss ich euch kurz von der nächsten wichtigen Person meines Schicksals erzählen. Denn was sie gleich tun wird, hätte ich nie von ihr erwartet.
Ihr Name ist Jennifer, sie ist seid Ewigkeiten meine Nachbarin. Jenny, wie sie alle nennen, war nie nett zu mir. Sie ist zwar in meinem Alter und auch in meiner Klasse, aber gemocht hat sie mich noch nie. Als Kind hat sie mir die Zöpfe abgeschnitten, als ich ein Mittagsschläfchen hielt. Oder sie hat mich vom Dreirad geschubst. Aber ich habe natürlich zurückgeschlagen. Es war wie ein Krieg, der bis heute anhielt.
Jenny steht auf einmal vor mir. Sie ist die Jenige, die mich aus meiner Trance zurück holt. Jenny schaut mich einfach nur an. Dann setzt sie sich neben mich auf die Bank. „ich habe das von deinem Dad gehört.“,sagt Jenny langsam. Ich habe das Gefühl,dass sie auf jede einzelne Silbe, wie sie sagt, achtet. „Und ich kann mir vorstellen, dass du nicht darüber reden willst, da noch alles ganz frisch ist. Aber wenn du wirklich einmal reden möchtest, komm zu mir. Ich schwöre dir,dass das kein Trick ist. Aus dem Alter sind wir raus.“ Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube ihr. Normalerweise würde ich das nicht tun. Nach all dem, was sie mir angetan hat, nach all dem , was ich ihr getan habe. Aber in ihren Augen sehe ich, dass sie es ernst meint. Und der Satz, den sie als nächstes sagt, ruft bei mir wieder Tränen hervor. „Es tut mir leid, dass ich dich gehasst habe.“
Ohne genau darüber nachzudenken, umarme ich sie einfach. Und sie erwidert die Umarmung, hält mich fest und sagt Dinge wie „Es tut mir Leid“ und „Das hast du nicht verdient.“ Als wir uns wieder los lassen, frage ich sie: „meinst du das ernst?“ Sie nickt. „Dann tut es mir auch Leid.“ Sie lächelt. „Ich werde in der Schule nett zu dir sein und du kannst bei uns abhängen wenn du willst.“ ich nicke. „Aber ich bezweifle, dass mich die anderen wollen“,sage ich. „Ich versichere dir, dass sie das tun.“ Jenny lächelt zaghaft. Ich erwidere das Lächeln. Dann steht Jenny auf. „Ich muss aber jetzt los. Brauchst du noch die Hausaufgaben von heute oder gehst du morgen noch nicht?“ „Ich gehe.“,sage ich. „Aber Lust auf Hausaufgaben hab ich ehrlich gesagt nicht.“ Jenny lacht. „Wer hat das schon?“ Wir lächeln, Jenny dreht sich um und geht. Ich schaue ihr nach. Ist das gerade wirklich passiert, oder war das nur eine Vorstellung?