Beschreibung
Richard von Huchting, 46 Jahre alt, reichster Mann Deutschlands, Bauunternehmer, und begehrtester Junggeselle Europas. Ein perfektes Leben? Aber was will diese Frau, die behauptet, seine Tochter zu sein?
Als ich aufwachte, war sie immer noch nicht weg und mir wurde schlagartig bewusst, dass das meinen Ruf endgültig zerstören würde. Aber wie hieß es gleich so schön? Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Andererseits: Was konnte man an mir, einem 46jährigen, erfolgreichen Geschäftsmann, der dazu noch ledig war, ruinieren? Um Gottes Willen, das hatten schon viele versucht.
Ich begann das Ganze mit meinem typisch trockenen Humor zu sehen und schälte mich aus der warmen Bettdecke, um mir meinen Morgenmantel überzuziehen. Sie schlief immer noch wie ein Stein und ich fragte mich, ob ich mir Sorgen machen sollte, weil wir gestern Abend nicht lange unterwegs waren, aber ich wusste ja auch nicht, wie viel Alkohol sie vorher bereits intus gehabt hatte. Schlurfend spazierte ich also in die Küche und stellte die Kaffeemaschine an. Eigentlich hasste ich es, wenn Frauen nicht das Weite suchten, nachdem ich Sex mit ihnen hatte, aber irgendwie war es ja auch meine Schuld, dass wir uns immer in meinem Apartment liebten und nie an irgendeinem anderen Ort.
"Guten Morgen, Richard", ertönte es plötzlich in meinem Ohr. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie mittlerweile wach war. Vermutlich, weil meine Kopfschmerzen mich immer noch genug beschäftigten. Auch ihr Versuch, mich nochmal geil zu machen, schlug fehl. Ich konnte einfach nicht. Aber ich bereute es auch nicht. Alles, was ich wollte, war, dass sie verschwand.
Und mein Wunsch erfüllte sich tatsächlich im nächsten Augenblick, als ihr Handy klingelte und ich aus meinem Schlafzimmer nur eine panische Stimme vernahm. Dann rannte sie mir fluchend entgegen.
"Scheiße, scheiße, scheiße, mein Mann wartet auf mich!"
Ihr Mann?, dachte ich in diesem Moment. Dann fiel mir ein, dass sie verheiratet war und sich in meiner Stammbar nur ihren Frust wegtrinken wollte - bis ich mich zu ihr gesellt hatte.
Sie riss hektisch einen Zettel von meinem Notizblock in der Küche ab und schrieb ihren Namen mit Nummer darauf.
"Ruf mich an, Süßer!"
Dann drückte sie mir einen Kuss auf den Mund und rannte aus meinem Apartment. Ich schaute leicht verwundert auf den Zettel. Rebecca? Stimmt, sie hieß Rebecca. Gott sei Dank war ich nicht in die gefürchtete Namensbredouille geraten. Ich schmiss den Zettel in den Papiermüll und legte mich mit meinem Kaffee aufs Sofa. Zu all dem Übel waren meine Aspirintabletten auch noch alle. Ich hätte brüllen können.
Selbst schuld, dachte ich im nächsten Moment. Nächstes Mal lässt du die Finger von diesen fiesen Longdrinks und der Sambuca. Was hatte ich gestern eigentlich alles getrunken? Ich wusste es nicht mehr, aber was ich wusste, war, dass es viel mehr gewesen war, als ich vertrug. Und das Piepsen meines Telefons verursachte im nächsten Moment einen schmerzhaften Tinnitus in meinen Ohren. Die Nummer war mir unbekannt und normalerweise ignorierte ich solche Anrufe. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich ausgerechnet dieses Mal abhob.
"Richard von Huchting? Was gibt's?", fragte ich. Ich hörte nichts. Keine Ahnung ob das nur an meinen Kopfschmerzen lag, jedenfalls hörte ich nichts und ich meldete mich nochmal.
"Richard von Huchting. Mit wem sprech ich bitte?"
"Wollen Sie wissen, mit wem Sie sprechen, Herr von Huchting?", fragte mich eine Stimme.
"Hören Sie mal, es ist viel zu früh am Morgen für solche Telefonscherze, also werde ich..."
"Sie sprechen mit Ihrer inzwischen einundzwanzigjährigen Tochter."