Eine Geschichte aus Windaschybel, der Traumwelt DER WEG DES LIMAREN Kapitel 11 Inhalt: Tyquan, der Sohn eines Wüstenhändlers, ist schon seit frühester Kindheit anders als der Rest seines Volkes. Denn bei Einbruch der Nacht verwandelt er sich in ein Wesen, das von vielen bewundert und von allen gefürchtet wird - in einen Limaren. Die einzige Hoffnung auf Erlösung bietet eine alte Legende der Rogasch, eines Wüstenvolkes, das abgeschieden von allen in den lebensfeindlichsten Gebieten Morner te Lobessas lebt. Um von seinem Fluch erlöst zu werden, begibt sich der junge Krieger auf eine gefährliche Reise durch ganz Windaschybel, immer auf der Suche nach Hinweisen und Personen, die ihm dabei helfen können, sich selbst besser zu verstehen.
Zwiespältige Gefühle hatten sich Tyquans bemächtigt, während er in seiner Limarengestalt durch die Nacht glitt. Immer wieder kreisten seine Gedanken um das Gespräch, das er mit der Vrengarvaness geführt hatte, nachdem sie Nadim zurückgelassen hatten.
„Oh ja. Ich kenne einen Weg, wie Ihr Eurer Bestimmung entfliehen könntet“, hatte sie gesagt und ihn mit ihren ernsten klaren Augen genauestens gemustert. „Es ist kein leichter Weg und Ihr müsstet alles zurücklassen, was Euch an diese Welt bindet.“
„Das ist kaum ein Problem“, hatte er ihr erklärt. „Es gibt nichts dergleichen.“
Daraufhin hatte sie eine Weile geschwiegen. Dann hatte sie ihn erneut angesehen. „Ihr solltet diese Begabung nicht als Fluch sehen, sondern als Geschenk. Nicht viele sind wie Ihr.“
„Das ist mir auch schon aufgefallen“, hatte er erwidert.
„Ihr seid etwas Besonderes, Tyquan. Anstatt dagegen anzukämpfen solltet Ihr es akzeptieren. Das würde vieles erleichtern.“
„Ich habe nie darum gebeten, anders zu sein.“
„Solange Ihr Euch dagegen sträubt, seid Ihr schwach, Limar“, hatte sie ihm kühl klarzumachen versucht. „Wenn Ihr es allerdings annehmt…“ An dieser Stelle hatte sie eine Sprechpause eingelegt, um dann hinzuzufügen: „Dann könntet Ihr mit Eurer Macht eine ganze Welt neu gestalten.“
„An einer solchen Macht liegt mir nichts“, hatte er dagegengehalten, woraufhin sie geseufzt hatte.
„Die, die Macht wollen, müssen oft blutig dafür kämpfen und die, die sie hätten, scheinen dasselbe zu tun, nur kämpfen sie dagegen an. Hat denn nicht auch Euer Streben bereits Schmerz verursacht?“
Sein Schweigen hatte ihr offensichtlich mehr gesagt, als es Worte je gekonnt hätten. „Es liegt mir fern, Euch vorzuschreiben, was ihr zu tun habt, doch glaubt Ihr nicht, dass Ihr auch eine Verantwortung dieser Welt gegenüber habt? Wie könnt Ihr Eure Kräfte einfach so aufgeben wollen, obwohl Ihr sie genauso gut für Windaschybel einsetzen könntet?“
„Wieso sollte ich jenen helfen, die mir nie Hilfe haben angedeihen lassen? Wieso sollte ich jenen helfen, die meinen Tod wünschen? Nein, Ihr versteht das nicht. Ihr wisst nicht, wie es ist, von allen für ein Monster gehalten zu werden. In letzter Zeit erkennen mich sogar einfache Bürger an meinen Augen, als das, was ich bin, so wie es auch Euch gelungen ist. Und sobald sie auch nur den leisesten Verdacht hegen, greifen sie zu den Waffen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ich ihnen vielleicht nichts Böses wollen könnte. Sagt mir also, wieso sollte ich diesen Menschen helfen?“
„Weil sie Hilfe brauchen“, hatte sie schlicht gemeint, ohne ihn anzusehen, was ihn fast rasend vor Wut gemacht hatte.
„Sagt Ihr mir nun, wie ich es loswerde? Ich schwöre, dass Ihr alles von mir bekommt, nach dem es Euch verlangt, sobald ich sicher bin, dass es funktioniert hat.“
„Ihr habt mir und den meinen schon genug gegeben“, erklärte sie geheimnisvoll, ohne näher darauf einzugehen. „Außerdem hättet Ihr keine Möglichkeit mehr, mir zu danken, wenn es tatsächlich funktioniert.
Tyquan hatte die Stirn gerunzelt und war stehen geblieben, da sie die Lichtung, von der sie gesprochen hatte, erreicht hatten.
„Was meint Ihr damit.“
Die Vrengarvaness hatte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen, als sie geantwortet hatte: „Ganz einfach. Eure Gabe hat ihren Ursprung in sehr alter Magie, in einer Kraft, die sich nicht erneuern kann, die jedoch ganz Windaschybel durchwirkt. Sie ist in jedem von uns, in jeder Pflanze, in jedem Tier, in jedem Menschen und ganz besonders in Euch. Wenn Ihr nun aber gehen, wenn Ihr diese Welt verlassen würdet, so würdet Ihr auch die Magie zurücklassen, die mit diesem Land und seinen Bewohnern unzertrennbar verbunden ist.“
Über das Gehörte hatte er eine Zeit lang nachdenken müssen, dann jedoch hatte er erwidert: „Und was für eine Welt würde Euch da vorschweben?“
„Ahnt Ihr es denn nicht?“
„Ich möchte es aus Eurem Mund hören.“
„Elora“, hatte sie gehaucht. „Die Welt der Träumer, die seit jeher eng mit der unseren verknüpft ist. Sie ist Windaschybel am nächsten.“
„Aber auch in Elora gibt es Magie“, hatte er eingewendet, doch das hatte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung abgetan. „Jene Magie ist anders. So wie jedes Lebewesen einzigartiges Blut durchfließt, so ist jede Welt von einzigartiger Magie durchwirkt. Eloras Magie hätte auf Euch keine Wirkung und Ihr könntet leben, wie ein gewöhnlicher Mensch.“
„Aber Elora ist…ist anders“, hatte er schließlich hervorgebracht, woraufhin sie gelacht hatte.
„Wie wahr. Elora ist anders, aber ich habe Euch davor gewarnt, dass es nicht leicht werden würde.“
„Das habt Ihr“, hatte er zugestimmt. Dann hatte er sich in seine Gedanken zurückgezogen, während die Dämmerung immer näher gerückt war.
„Wie sollte ich dort hingelangen“, hatte er noch gefragt, als er bereits spürte, wie das Untier in ihm die Ketten seines Gefängnisses sprengen wollte, doch er hatte es zurückgehalten, in dem Wissen, dass ihm dies später nur noch größeren Schmerz zufügen würde, aber er musste es einfach wissen.
„So, wie alle diese Welt verlassen, die dazu in der Lage sind. So wie ein Dämon einmal vor mehreren hundert Jahren, aus dieser Welt verbannt wurde. Durch das Weltentor im Ybeleran – Gebirge.“
Tyquan hatte die Stirn gerunzelt. „Auch die Lobesses haben mir geraten, zum Ybeleran – Gebirge zu ziehen“, hatte er gestanden.
„Dann solltet Ihr dem Rat der Vergessenen folgen. Man sagt nicht umsonst, dass sie um die Belange der Lebenden und der Toten Bescheid wissen. Wenngleich ich immer noch der Ansicht bin, dass es besser für Euch und für Windaschybel wäre, wenn ihr Euer Schicksal akzeptiert.“
Brennender Schmerz war in seiner Brust aufgeflammt und ein unmenschlicher Schrei hatte sich den Weg aus seiner Kehle gebahnt.
„Lasst die Magie in Euer Herz. Sie ist ein Teil von Euch, so wie Ihr ein Teil von ihr seid“, hatte die Vrengarvaness noch gesagt, während er sich bereits in Verwandlungskrämpfen gewunden hatte. „Glaubt mir, wenn Euch einer dieser Teile abhanden kommt, so werdet Ihr auf ewig unvollständig sein, gespaltener als jetzt und auch der Schmerz wird nicht gehen, sondern möglicherweise noch stärker werden. Denn nichts ist qualvoller, als ein gespaltener Geist.“
Er war wütend. Unvorstellbarer Zorn durchflutete ihn, so wie es in seiner Limarengestalt meist der Fall war, doch die Worte der Herrin des Waldes hatten diese Wut noch geschürt.
Es gab einen Ausweg. Das wusste er jetzt und er wusste auch, dass er es wollte und doch war da etwas, ein ganz kleiner Teil von ihm, der leise flüsternd seine Furch kundtat. Die Angst vor dieser neuen Welt, in der es Berichten zufolge keine Magier gab, in der die Tiere aus kalter Berechnung nicht mit Menschen sprachen und aus der es keinen Weg zurück gab.
Normalerweise hatte die kühle Nachtluft eine beruhigende Wirkung auf ihn, doch heute schien das Gegenteil der Fall zu sein. Eine innere Unruhe hatte von ihm Besitz ergriffen, die er ansonsten nicht gewohnt war.
Mit kräftigen Flügelschlägen arbeitete er sich weiter nach oben in die Lüfte, schoss durch Wolken hindurch, sodass sich kleine Tröpfchen auf seine Haut legten, flog immer weiter, bis er über den Wolken war und einen direkten Blick zum Mond hatte. Schon oft hatte er sich gefragt, ob es möglich war, dort hinauf zu fliegen. Dort oben hätte er möglicherweise in Frieden leben können, einmal vorausgesetzt, dass dort oben überhaupt Leben möglich war, was viele der Magier in Angeworis vehement abstritten oder wenigstens leicht anzweifelten.
Er arbeitete sich weiter nach oben, doch schon bald spürte er, wie die Luft dünner wurde. Das Atmen fiel ihm schwerer und jeder Flügelschlag kostete ihn immens viel Kraft. Mit einem Seufzen, bei dem kleine Flammenzungen aus seinem Maul quollen, ließ er sich zurück zu Boden sinken und kaum hatte er die Wolken nach unten durchbrochen, da war es wieder da, dieses Gefühl, als hätte er etwas Wichtiges vergessen und aus den Augen verloren. Mehrere Male kreiste er über Simena – Vrengar. Seine scharfen Augen erspähten ein paar kleine Feuer, die durch die dichten Baumkronen fast unsichtbar waren. Auffallend war jedoch der Rauch, der sich zu ihm in die Höhe kringelte.
Langsam glitt er darauf zu, umkreiste die dünnen Rauchsäulen und flog schließlich durch eine hindurch.
Schlagartig schlug seine Unruhe in Verwirrung um, dann in Besorgnis und dann erneut in abgrundtiefen Zorn.
Er stieß ein dröhnendes Brüllen aus und entließ eine Feuerfontäne, die weit in den Himmel hinaufreichte und ganz sicher auch noch in Semeta zu sehen war, vielleicht sogar in Morna. In eben jenem Moment zerteilte ein Blitz die Finsternis. Der Donner blieb jedoch aus, da das Unwetter noch zu weit entfernt war. Für einen Augenblick aber war die Umgebung in mehr als nur taghelles Licht getaucht, während Tyquan im Sturzflug dem Boden entgegenstürzte.
*
Der Schmerz fraß sich wie glühende Würmer durch sein Fleisch und er drohte mehrmals in Ohmacht zu fallen, doch irgendetwas hinderte ihn daran, diese letzte Schwelle zu übertreten. Eigentlich müsste er längst tot sein und doch sträubte sich sein Körper immer noch, wollte noch nicht aufgeben, klammerte sich sein Geist ans Leben und trotzte den Qualen. Während eine der drei Todesfeen immer noch in seiner Brust herumstocherte, war eine andere gekommen und hatte mit einem weiteren gut geschliffenen Messer Hautfetzen von seinen Armen geschnitten, sodass diese nun aussahen, als hätte ein Schreinerlehrling daran Schnitzübungen durchgeführt. Der Geruch nach gebratenem Fleisch war ihm wenig später in die Nase gestiegen und fast auf der Stelle war ihm übel geworden, als er daran gedacht hatte, wovon dieses Aroma stammte.
Ich bin tot, dachte er immer wieder. Ich bin tot. Dann jedoch brandete eine erneute Schmerzwelle durch seinen Körper und er war gar nicht mehr dazu in der Lage, zu denken. Unvorstellbare, unaufhörliche Qualen blockierten sein Gehirn, füllten es bis zum letzten Winkel aus und ließen keine andere Tätigkeit mehr zu. Selbst seine Nerven spielten verrückt. Immer wieder zuckten seine Beine oder seine Arme und es kostete ihn fast mehr Mühe, die Augen zu schließen, als sie offen zu halten.
Irgendwann wollte er nur noch, dass es aufhörte, dass er endlich in Ohnmacht fallen und dann sterben könnte, doch nichts dergleichen geschah und so musste er weiterhin tatenlos dabei zusehen, wie das Mädchen mit dem Sichelmesser sein Herz freilegte, das immer noch verzweifelt pochte und alles andere wollte, als aus seiner Festung geholt zu werden.
Wieso blute ich eigentlich nicht wie ein Schwein, schoss es Nadim plötzlich und so unverhofft durch den Kopf, dass er glaubte, er müsse den Verstand verloren haben. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, drang ein neuer Schmerz in sein Gehirn vor, wodurch alles andere nebensächlich wurde.
Durch den Knebel hindurch, der inzwischen an mehreren Stellen durchgebissen war, versuchte er seine Qualen hinauszuschreien, als ihm die heiße Nadel erbarmungslos tiefer ins rechte Auge gebohrt wurde.
*
Er roch Menschen, mehrere Dutzend und doch haftete ihnen allen auch noch der Geruch nach etwas anderem an.
Fuchs, schoss es ihm durch den Kopf, während er den Baumspitzen zustrebte und sein Zorn wuchs.
Noch hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, wie er überhaupt zwischen den eng stehenden Bäumen hindurch gelangen wollte, doch als er diese erreicht hatte, stellte sich heraus, dass er darauf auch gar keinen Gedanken verschwenden musste, denn die Wucht, mit der er knapp vor den Wipfeln abbremste, erzeugte einen solchen Windstoß, dass mehrere der kleineren Flachwurzler umgerissen wurden.
Unter sich konnte er bereits ein paar der Feuer erkennen, ebenso wie die runden Hütten und Menschen. Brüllend vor Raserei packte er eine Buche mit den Pranken, zog und zerrte daran, bis er sie aus dem Boden gepflückt hatte, als wäre es nichts anderes als eine Sonnenblume und schleuderte sie dann von sich. Zwei Tannen knickten um, als der andere Baum sie traf.
Nun war der Weg frei.
Brüllend und Feuer speiend stürzte Tyquan sich in die Tiefe, um den zu retten, dem er auch sein eigenes Leben verdankte. Dabei dachte er nur an eines: Lass es nicht zu spät sein!
*
Irgendwo krachte etwas, was Nadim jedoch nur am Rande wahrnahm, da sein Gehirn immer noch mit zu viel anderem beschäftigt war. Dann glaubte er zu spüren, wie der Boden bebte, doch das schien pure Einbildung zu sein. Sein rechtes Auge oder besser gesagt, die Stelle, an der sein rechtes Auge zu sein pflegte, pochte unangenehm. Seltsamerweise verspürte er von dort keinen Schmerz mehr, nur eine seltsame, warme Leere, die irgendwie bedrückend war. Mit seinem verbliebenen Auge beobachtete er ungewollt, wie das Sichelmädchen einen letzten Hautfetzen aus seiner Brust säbelte. Inzwischen hatte sie sich bis zu den Knochen durchgearbeitet, hatte sogar mehrmals auf die vorstehenden Rippen eingeschlagen. Doch nun war der Blick frei, auf das, was darunter lag, ein rötliches, pulsierendes Etwas.
Irgendjemand sagte etwas, dann wurde von draußen ein Gegenstand hereingereicht, der erschreckende Ähnlichkeit mit einer Säge hatte. Die scharfen Zähne schienen ihn bösartig anzugrinsen, wie es zuvor das Mädchen getan hatte.
Obwohl er wusste, dass es keinen Sinn hatte, hielt er die Luft an. Dabei wurde ihm auf der Stelle schwindelig, doch bevor er in Ohnmacht fallen konnte, holte ihn ein erneuter Schmerz zurück, als die Säge sein Fleisch streifte, während das Fuchsmädchen begann, seinen Knochen anzuschneiden.
Plötzlich wurde es hell vor der Hütte, als hätte sich eines der Lagerfeuer aufgebläht. Dann setzte entsetztes Geschrei ein. Die drei, die an ihm ihr blutiges Werk verrichteten, ließen sich jedoch nicht beunruhigen. Das Mädchen mit der Tonschale fing immer noch jeden Tropfen auf, der seinem Körper entwich und wiederum stellte er sich die Frage, weshalb er nicht längst verblutet war. Auch die Wunden an seinen Armen begannen wieder schmerzhaft zu brennen, doch sie bluteten nicht annähernd so sehr, wie sie es sollten.
Auf einmal vibrierte die Luft und ein donnerndes Gebrüll erfüllte die nähere Umgebung. Dann wurde das Dach der Behausung weggefetzt und mit ihm der Oberkörper des Schalenmädchens. Der verbliebene Rest kippte langsam zur Seite und die Hand, die sich um den Tonkrug gekrampft hatte, klatschte damit zu Boden. Nadims Blut verteilte sich auf der Erde und wurde sofort davon aufgesogen.
Dieser hatte jedoch nur Augen für das, was sich vor ihm abspielte. Er musste wahnsinnig geworden sein. Vielleicht war er schon längst tot. Das, was er sah, konnte doch nicht wirklich passieren.
Ein Limar hatte sich mitten ins Lager gestürzt und richtete mit Schwanz, Klauen und Maul ein regelrechtes Blutbad an. Schreiend stürzten viele der Fuchsmädchen tiefer in den Wald hinein. Andere jedoch waren entweder besonderst mutig oder aber dumm, denn sie stürzten sich mit scharfen Messern und Äxten auf das Wesen, das so unvermittelt in ihr Tun eingegriffen hatte. Ihr Wagemut kostete sie jedoch ausnahmslos das Leben, denn der Limar machte kurzen Prozess und erledigte eine nach der anderen.
Zischend sägte Nadims Peinigerin weiter an dem Knochen, versessen darauf, an sein Herz zu gelangen, wofür auch immer sie es verwenden wollte. Die mit dem Schüreisen stürzte sich nun mit einem wilden Kreischen auf den Ruhestörer und rammte diesem das glühende Ende in die Seite. Wütend kreischte der Limar auf, peitschte mit dem Schwanz nach ihr, doch sie wich geschickt aus und traf ihn ein zweites Mal.
Ein Knacken erklang und der Dieb musste mit ansehen, wie sie sich daran machte einen weiteren Knochen anzusägen. Kurz hielt sie inne und berührte mit einem langen, dünnen Finger das pulsierende Organ. Als sie allerdings sah, dass sie es so nicht aus ihm herausbekommen würde, machte sie sich wieder ans Sägen.
Mit einem Klatschen prallte die letzte Angreiferin gegen eine Ulme und fiel leblos zu Boden. Ruckartig wandte der Limar sich zur verbliebenen um. Seine smaragdgrünen Schuppen glänzten im Schein der Feuer, die nun nich mehr nur in den ordentlich vorbereiteten Stellen brannten und seine Augen funkelten vor abgrundtiefer Bosheit.
Mit einem Mal bekam es auch Nadim noch einmal gehörig mit der Angst zu tun. Erkannte ihn Tyquan in dieser Gestalt überhaupt oder würde er ihn ebenso in Stücke reißen, wie die Fuchsmädchen?
Die letzte erhob sich mit der Säge in der Hand und bleckte die Zähne. Dann stieß sie ein Kreischen aus und setze auf den Limaren zu. Dieser schlug mit einer Klaue nach ihr, doch sie wich geschickt aus, flog fast durch die Luft und…wurde von einer Feuerfontäne eingehüllt. Ihr Schrei dröhnte laut durch die ansonsten drückende Stille, die sich nach Ende des Kampfes eingestellt hatte.
Als ihr Körper zu Boden krachte, zuckte sie noch ein paar Mal, dann war es vorbei.
Der Limar wandte sich wieder Nadim zu, der zitternd vor Schmerz und Angst an den Baum gefesselt dasaß und ein letztes leises Stoßgebet zu Hrogram sandte, an den er nicht einmal wirklich glaubte. Aber in diesem Moment war ihm alles recht, sofern er nur endlich von diesem Schmerz erlöst werden würde.
Langsam kam das Wesen näher, schien zu schnüffeln, wie ein Hund und stieß dann ein verärgertes Seufzen aus.
Nadim schloss sein verbliebenes Auge, öffnete es jedoch sofort wieder, als ihn ein Ruck durchlief. Erschrocken sah er, dass der Limar eine Klaue nach dem Baum ausgestreckt hatte, an den Nadim gefesselt war. Als wäre es das Einfachste auf der Welt, zupfte er die Birke aus dem Boden und ein weiterer schrecklicher Schmerz durchzuckte den Dieb, als er mit hochgerissen wurde.
Dann wurde es plötzlich heiß, mehrere Augenblicke lang, sodass er glaubte verbrennen zu müssen, doch schließlich endete die Feuerfontäne und eine Klaue legte sich um Nadims Brust und den Baum, an den dieser gefesselt war.
In der Erwartung zerquetscht zu werden, hielt er den Atem an, doch seltsamerweise war die Umklammerung der Limaren sanft, wirkte beschützend und immerhin war so das Loch in seiner Brust bedeckt.
Immer noch durchströmten ihn nie gefühlte Qualen, doch hin und wieder, zwischen den Schmerzattacken, keimte ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihm auf.
Ohne zu wissen, wie das überhaupt möglich war, blieb er noch lange bei Bewusstsein, sah die dunkle Landschaft unter sich dahin gleiten und fühlte sich, als wäre er auf direktem Weg zu den Sternen.
© Fianna 10.07.2012
RogerWright Re: Re: - Zitat: (Original von Fianna am 13.07.2012 - 14:35 Uhr) Zitat: (Original von RogerWright am 13.07.2012 - 12:17 Uhr) Also was man mit Menschen anstellt zum Zwecke ritueller Opferung... Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. "Homo homini lupus est" (Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf), wenngleich man das lupus hier vielleicht durch vulpes (Fuchs) ersetzen sollte. Danke für's Lesen! Liebe Grüße Fianna Was wären wir ohne Thomas Hobbes? Wobei seine Staatsbegründung ohne Einbeziehung von Gott noch heute für Staatsrechtler besonders wichtig ist. |
Fianna Re: - Zitat: (Original von RogerWright am 13.07.2012 - 12:17 Uhr) Also was man mit Menschen anstellt zum Zwecke ritueller Opferung... Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. "Homo homini lupus est" (Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf), wenngleich man das lupus hier vielleicht durch vulpes (Fuchs) ersetzen sollte. Danke für's Lesen! Liebe Grüße Fianna |
RogerWright Also was man mit Menschen anstellt zum Zwecke ritueller Opferung... Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. |
EagleWriter Wieder ein interessantes Kapitel. Bleibt zu hoffen das Nadim das ganze übersteht. lg E:W |