Beschreibung
Amerika. Wilder Westen, im Jahre 1879. Ein Krieg bahnt sich an zwischen Zwei Ranches und mittendrin Zwei Wesen die dort nicht das geringste zu suchen haben. Finden Sie zusammen und können Sie den Krieg verhindern?
Ein folgendschwerer Fehler und es ist nichts mehr so wie es einmal war. Man merkt erst was man hatte, wenn es verloren ist! Alles und Jeder wird hinterfragt! Was sind Gefühle? Wozu sollen sie gut sein? Was denkt ein Mensch? Will ich ein Mensch sein? Er geht auf die Suche, mit unbegrenzten Möglichkeiten und Er muss sich entscheiden. Wird Er seine Angst besiegen?
written by kkm1979
Vergangenheit und Gegenwart Kaptitel 1.1
Meine Erinnerungen sind nicht getrübt. Ich sehe immer noch alles glasklar vor meinen inneren Auge, so, als ob nur wenig Zeit, vielleicht Zwei Tage vergangen wären.
Es war die Zeit, wo ich beinahe die Hoffnung verloren hätte, jemals wieder glücklich zu werden.
Wie reagierte man richtig in einer Situation, die einem noch nie zu vor zu gestoßen war?
Konnte man Fehler vermeiden, wenn Sie noch nie gedacht oder getan wurden?
Wie konnten solche Gedanken entstehen, aus denen ein so großer und folgenschwerer Fehler entstanden war?
Einen Fehler einzugestehen, den man vorher noch nie kannte, war nicht so schwer als die Folgen dafür tragen zu müssen. Ich war wie gelähmt und ich lernte was es heißt zu fühlen. Wir kannten keine Gefühle, Sie waren uns nicht gelehrt worden. Bei unserer Aufträgen brauchten wir keine Gefühle, jedoch konnte niemand ahnen, dass Einer eine Ausnahme bilden sollte. Also war es meiner Meinung nach unvermeidlich gewesen, denn mit jedem neuen Auftrag war die Gefahr größer geworden. Eine unsichtbare Gefahr kam auf uns zu und wir hatten keinerlei Erfahrung sie rechtzeitig erkennen zu können. Wir wurden nicht gewarnt!
An mein erstes Gefühl werde ich mich immer erinnern. Es war das Gefühl von Verlust. Ich hatte etwas verloren. Mir war es unbegreiflich das solch ein Gefühl existieren konnte und welche Auswirkung Er auf mich ausüben würde. Er verursachten einen unsichtbaren Schmerz, der meine innere Lähmung zur Verantwortung trug und ich kurz davor war, ihm zu erliegen, sodass er mich zerreißen würde.
Es verging seine Zeit bis ich das ganze Ausmaß begriffen hatte, und mein Zeitgefühl war miserable, denn Zeit spielte für uns nie eine Rolle. Unsere Abläufe waren so gut aufeinander abgestimmt, das aus unserer Zusammenarbeit, eine einzig artige Harmonie entstanden war, sodass wir nie einen Gedanken oder Gefühle, an ihnen verschwendet haben.
Warum auch?
Wie hätten wir etwas hinterfragen sollen das für uns nebensächlich, nicht bedeutsam war?
Nun ja, jetzt war ich gelehrter, schlauer, doch es war zu spät! Das Urteil war gesprochen und vollstreckt.
Ich recherchierte so gut wie ich konnte oder man half mir an die wichtigen Informationen zu gelangen, wobei ich eingestehen musste, das ich es nicht einfach hatte und nach einer gefühlten halben Ewigkeit, fand ich alle Antworten auf meine Fragen. Diese Antworten warfen erneute Fragen auf, die meine halbe Seele beantwortet haben wollte und es gab nichts, um sie milder zu stimmen. Ich war ärgerlich! Sie litt und zu diesem Zeitpunkt waren mir die Hände und Sinne gebunden. Ich erkannte das es auf etwas beständiges hinaus laufen sollte, mit dem ich vor erst leben musste. Und wie ich die neuesten und für mich wichtigsten Informationen zusammen hatte, genau Zwei, stand eine fast Aussichtslose Mission vor mir, mit einer ungewissen Zukunft.
Hatte ich jemals eine Zukunft gehabt?
Ich war immer der Meinung gewesen eines perfekten Systems anzugehören. Aber ich entschied mich dafür das aufkeimende Problem hinter meinem größeren Problem zu stellen. Ohne dass ich erahnen konnte, begann ein Abenteuer, mit keinem Wissen, wie es enden würde.
Ich wurde langsam müde. So müde! Müde vom suchen. Geistiger Natur, nicht körperlich. Tage lang, Wochen lang, Monate lang und letzten Endes suchte ich Jahre lang. So sehr ich auch verzweifeln mochte, nahe daran war aufzugeben, so konnte und wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben. Alleine der Gedanke daran war purer Wahnsinn und ich würde aufhören zu existieren. Das machte mir Angst! Aber das war nicht das einzige was mich davon abhielt aufzugeben.
Es war Sie.
Das hieße Verrat!
Verrat an ihr und mir. Es war für mich ein stummer und für niemanden spürbarer innerer Kampf. Dieser Gedanke überstieg meine Vorstellungskraft!
Ich wusste das ich beobachtet wurde und das man meine Versuche nur belächelte. Ihr Verhalten ärgerte mich und erzeugte eine ubekannte Wut in mir! Ich war wütend, weil Sie mir so wenig halfen. Sie konnten mir entscheidend weiter helfen, doch Sie taten oder durften es nicht. Und ich war wütend, weil Sie es waren die mir diese neuen unbekannten Gefühle bescherten. Verlust, Hoffnungslosigkeit, Angst und die Wut. Ich musste lernen das Gefühle mir helfen werden und in meinem Fall hieße das, das ich nicht aufgeben wollte. Vielleicht bestand darin Ihre Hilfe. Durch die Lehre meiner Gefühle entwickelte ich den nötigen Ehrgeiz nicht aufzugeben. Dennoch konnte ich mir auch diese Gefühle als Strafe vorstellen.Was geschah wirklich mit mir? Es war zu schwer für mich ihr Verhalten zu deuten. Alles war zu schwer und irrational geworden.
Der Tag, auf dem ich so lange warte, würde kommen! Aber sicher war ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Eine wichtige Information war für mich die entscheidende. War sie richtig, konnte ich sicher sagen das ich meinem Ziel ein Riesen Stück näher gekommen war.
Â
Ich zog am Himmel meine Bahnen, beobachtete jeden Menschen, denn das war meine erste Information. Nur nach welchen Menschen ich genau Ausschau halten musste, konnte ich nicht sagen. Es war zum verzweifeln! Das zweite wo nach ich Ausschau halten musste war ein Zeichen, meine zweite Information. Wie und aus Was das Zeichen bestand wusste ich nicht. Es konnte nicht normal in den Augen eines anderen Menschen sein. Eine Suche, nach dem Zeichen des Menschen, der nicht wusste dass er gesucht wurde. Ein Mensch der nicht normal war, aus der Masse besonders hervor stechen musste, doch weder die Zeit noch der Ort waren mir bekannt. Der innere Druck den ich dabei empfand machte mich so müde.
Machte ich mir nur vor, es finden zu können?
War es überhaupt möglich so ein Zeichen zu deuten?
Wie groß waren meine Chancen wirklich?
Die Zeit half mir herauszufinden, was für die Menschen normal und nicht normal zu sein scheint. Denn was wusste ich schon davon was ein Mensch als normal oder Abnormal empfand, sofern es mir möglich war, nah genug bei Ihnen leben zu können. Mir half die Tatsache das Menschen leicht zu durchschauen waren. Eine Eigenschaft war ihre Oberflächlichkeit. Einige mehr andere weniger, aber es war ein leichtes und es dauerte nicht lange, bis ich die menschliche Natur kannte und auch wieder nicht. Meine Mittel waren unendlich, um alles wissenswerte herauszufinden, aber leider auch begrenzt. Die Zeit half mir nicht nur; Sie war auch gegen mich. Mir blieb immer nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung, um meine unbegrenzten Mittel ein zusetzten. Wenn die Zeit abgelaufen war, fing meine Suche wieder von vorne an. Ich konnte leider noch nicht beeinflussen wo meine Suche wieder starten würde, da ich nie einen Anhaltspunkt hatte, zudem ich zurück finden könnte. Das Zeichen fehlte.
Mein Anhaltspunkt.
Die Zeit an sich machte mir nur bedingt etwas aus, doch war Sie mein großer Feind. In zweierlei Hinsicht, denn zum einen wuchs meine Sehnsucht, nach Ihr. Mit jeder Minute, mit jedem meiner Atemzüge! Ohne Sie war alles leer und trist, farblos und melancholisch, sinnlos und traurig. Ich war eine Hülle die voller Verzweiflung wieder gefüllt werden wollte. Eine Hülle die von Gefühlen überrollt wurde, mit denen Sie alleine nicht umzugehen vermochte und zum anderen durfte ich nicht lange ohne Sie sein. Das war ein weiterer Fehler unseres Daseins. Je länger wir getrennt waren, umso schneller löste sich unser Band. Es hörte einfach auf zu existieren, wir würde aufhören zu existieren.
Unsere Verbindung würde einfach gekappt werden. Für immer und ewig.
Einfach so.
Es war ein schnelles Urteil und eine noch schnellere Vollstreckung gewesen.
Einfach so.
Sie war weg.
Einfach so.
Wir hatten kaum Zeit zu reagieren, um den Schaden wieder gut machen zu können. War die eine Entscheidung gefallen, konnte man Sie nicht mehr ab ändern lassen. Sie sollte für immer und ewig bestehen. Nur in extrem seltenen Fällen konnte man zurück. Mehr Einzelheiten hatte ich nicht bekommen, zum Beispiel, wie diese Fälle verlaufen waren, wo darin auch für uns eine Möglichkeit bestehen würde. Ich brachte Sie dazu mir eine Chance zu geben. Meine Argumente konnten Sie nicht ignorieren. Erstens war ich es nicht gewesen der den Fehler begannen hatte und zweitens, warum sollte ich auf hören zu existieren, wenn Sie nur eine milde Strafe antreten musste. Sie versuchten mir eine Teilschuld zu zu weisen, in dem Sie der Meinung waren, das ich Sie hätte aufhalten können. Darauf wusste ich keine Antwort. Ich stellte mir nur immer wieder dieselben Fragen.
Wusste ich, tief in meinem inneren, was Sie vor gehabt hatte?
Hätte ich Sie auf halten können?
Wollte ich Sie überhaupt auf halten?
Wenn ich mir diese Situation zurück ins Gedächtnis rufe überlief mich ein kalter Schauer. Es passierte alles in einer rasenden Geschwindigkeit, das ich nur da stehen konnte und mich nicht rührte. Nie im Leben hätte ich vermutet das sie zu so einer Tat fähig war; geschweige den, das sie vor mir ihre Gefühle verheimlichte und darin lag der nächste Punkt. Sie hatte Gefühle entwickelt von denen ich nicht die gerinste Ahnung gehabt hatte, genauso wenig wusste ich wann und wie sie entstanden waren. Ich konnte nicht agieren, weil ich diese Situation erst gar nicht verstand. Ich sah nur zu wie sie nicht nach unserem Auftrag handelte und gegen einer unserer Fünf Regeln verstieß.
Es sollten immer Ausnahmen geben und im diesen Falle war Sie es geworden, wie schon zuvor andere von uns. Ich hatte nicht erkannt was mit ihr passierte, um Sie rechtzeitig retten zu können. Jetzt war ich unendlich traurig, einsam und verängstigt. Wo immer Sie war, ich würde Sie finden. Und das bestimmte mein Denken und mein Handeln. Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde und das jeden Tag.
So flog, lief oder schwamm ich durch das Land. Das Zeichen konnten Gefühle, Aussagen oder ein bestimmtes Handeln sein, so, wie sich die Menschen in ihrem Umfeld verhielten. Mein Ich verriet mir dennoch das ich zumindest auf dem richtigen Kontinent war.
Wie beruhigend !!
Sarkasmus!
Ich entwickelte mich zu einem Chamäleon.
Das menschliche Denken schlich sich mit jeder Minute mehr in meiner Seele hinein. Ich entschied mich dafür das es unvermeidbar war, dachte bei mir, es könnte ganz nützlich sein, zu denken wie ein Mensch, denn so verstand ich die Menschen besser. Das Problem bestand darin das menschlich mit dem tierischen zu verbinden. Ich hatte es noch nicht gewagt den menschlichen Körper zur Hilfe zu ziehen, um meine Suche zu beschleunigen. Es waren gesammelte Informationen, über Menschen. Dennoch war mir bewusst, das wenn ich nicht mehr weiter wüsste, diese Möglichkeit wieder in Betracht ziehen werde, als Mensch weiter zu suchen. So leicht gab ich nicht auf, auch wenn die Zweifel immer präsent waren und an mir nagten, wie eine Maus an einem Stückchen Käse.
Â
Es war ein wunderschöner Morgen. Der Himmel färbte sich in seinem schönsten Blau und die Winde waren ruhig und angenehm zu nehmen. Ich genoss meinen Flug über das Land. Die Sonne wärmte mein Gefieder. Ein vollkommener Tag. Ich war mittlerweile im mittleren Westen angekommen und versuchte jede Stadt, jeden Menschen zu sehen die meine Route passierten.
Hier gab es genug Wälder, und noch mehr Urlandschaft. Diese Landschaft gefiel mir am besten, von dem was ich bis jetzt gesehen hatte. Die Vegetation war einmalig und die Artenvielfalt einzigartig.
Während ich meine Bahnen am Himmel zog, passierte es. Ich war nicht darauf vorbereitet.
Das sich das Zeichen in dieser Form zeigte?
Es kam zu schnell und durchzuckte mein Federkleid, sodass ich beinahe abstürzte. Ich strauchelte, ließ mich für einen kurzen Moment fallen, erwischte schnell eine gute Windböe und stieg wieder hinauf in den Himmel. Sofort stellte ich mir die Frage, was da gerade passiert war. Meine Neugierde wurde geweckt. Ich war richtig außer mir und stieß einen grelle Schreie aus. Meine Hoffnung kehrte zurück! Bevor ich aber noch den Verstand verlieren würde und einen dummen Fehler begehen konnte, wollte ich das Gefühl genauer ausfindig machen, besser gesagt, wer das Gefühl von sich preis gab. Ich suchte mit meinen Adleraugen den Boden unter mir ab, flog immer wieder im Kreis, zu erst weite, dann zog ich die Kreise immer enger und spürte ich es wieder. Das Hochgefühl das mich gepackt hatte, sorgte dafür das ich mutiger wurde und mich tiefer gleiten lies. Es musste mir gelingen das Wesen zu orten das dieses Gefühl von sich preis gab.
Feuer?
Es sah aus wie fließendes gewelltes Feuer!
Ich konnte es nicht genau erkennen, dieser Blickwinkel half kein bisschen, machte mich leichtsinnig und ich sah meine Umgebung nicht.
War es wirklich Feuer?
Die Sonne schien. Ich fixierte meinen Blick auf das Feuer und senkte mich langsam Richtung Boden. Plötzlich zischte etwas an mir vorbei. Es warf mich aus der Bahn und mein Gefühl sagte mir das ich in tötliche Gefahr sein musste. Erschrocken kreischte ich auf! Neben dem Feuer stand ein Mensch und ich erkannte das Gewehr in seinen Händen, erkannte wo die Gefahr her kam. Auf mich wurde geschossen! Ich sah wie sich das Feuer bewegte, ich löste meinem Blick, um mich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, flog in den nahe gelegenen Wald und landete in den erstbesten Baum, um nicht mehr als Zielscheibe dienen zu müssen. Ich hüpfte einmal hin und her, sodass ich in die Richtung schauen konnte, indem ich das Feuer gesehen hatte. Es war nicht mehr da und die Angst kroch in meinem Kopf zurück.
War es das gewesen?
Das Zeichen?
Aber wie sollte Feuer meine Einsamkeit verschwinden lassen?
Es sollte doch ein Mensch sein!
Ich musste zurück!
Ich muss heraus finden warum das Feuer mir dieses Gefühl offenbart hatte.
Was sollte ich jetzt tun?
Fliegen kam nicht mehr in Frage?
Ich bemerkte erst jetzt wie ich aufgeregt hin und her hüpfte und das war die Lösung. Fliegen war zu gefährlich also hüpfte ich vorwärts. Das normal war das nicht. Es fühlte sich falsch an. Glück hatte ich auch noch, denn das Gras war so hoch gewachsen das ich problemlos in Ihm meine rettende Deckung gefunden hatte. So hüpfte ich wie ein Frosch durch das Gras und versuchte, sobald mein Kopf über das Gras hinaus ragte, zu erkunden wo ich hin musste. Nach kurzer Zeit, die mir unendlich vorgekommen war, fand ich den Menschen mit dem Gewehr. Er war nicht alleine. Ein anderer Mensch mit einem Pferd stand direkt neben Ihm. Der Mensch mit dem Pferd ging jetzt in den Stall und der andere mit dem Gewehr verschwand hinter dem Stall.
Nirgendwo entdeckte ich das Feuer! Ich beschloss dem Menschen mit dem Gewehr zu folgen und hüpfte über die Weide auf dem Stall zu. Ich kam mir albern vor und mit dem nächsten Hüpfer schwang ich mich empor und flog, wenige Meter über den Boden, über das Gras hinweg. Ich sah keine Gefahr mehr und so schlug ich mehrfach kräftig mit meinen Flügeln auf und ab, mit dem Lande Ziel, das Dach des Stalls. Ich orientierte mich und sah wo der Mensch mit dem Gewehr hingegangen war. Er stand auf einer Veranda, vor einem sehr großen Haus. Neben Ihm stand ein anderer kleinerer Mensch, mit roten Haaren. Ich erkannte den Unterschied. Der große Mensch mit dem Gewehr war ein erwachsener männlicher Mensch und der kleinere Mensch war ein kleines Mädchen. Wieder ließ ich meinen Blick schweifen, doch nirgendwo konnte ich das Feuer sehen. Das kleine Mädchen schien sehr unzufrieden zu sein. Es stampfte mit seinem Fuß auf und zog so meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wurde neugierig. Vielleicht gaben sie mir die entscheidenden Hinweise und so belauschte ich ihr Gespräch, die gesprochenen Worte und die mental gedachten. Für mich war das normal, aber die Menschen konnten nur die gesprochenen Worte hören. Die in ihren Gedanken blieb ihnen immer verborgen.
“Dad, bitte. Mich hat noch nie ein Tier angegriffen und der Adler ist doch jetzt weg. Ich will nicht ins Haus! Was soll ich denn im Haus machen?”
-Das ist so gemein! Doofer Adler. Ich will nicht im Haus sein!-
“Ich weiß Kleines, doch gleich ist Mittagszeit. Da essen wir sowieso. Die wenigen Minuten stehst du doch bestimmt auch im Haus durch.”
-Sie wird bestimmt nicht nach geben.-
“Nein, das kann ich nicht. Warum kann ich nicht im Stall warten, anstatt im Haus? Bill ist doch da. Ich gehe zu Ihm in den Stall und er wird auf mich aufpassen, dann werde ich beschützt und im Stall bin ich nicht im Freien.”
-Ich wusste es. Sie gibt einfach nicht auf. Wenn sie etwas will setzt sie alles daran es auch zu bekommen -
-Ich geh nicht ins Haus!-
“Racy Lee, bitte. Glaubst du Bill hat die Zeit auf dich auf zu passen? Er hat andere Pflichten, um die er sich kümmern muss und wir wissen beide das du nicht gerade einfach bist. Schau mich nicht so an junges Fräulein! Das ist nicht fair! Schau mich nicht mit diesem Blick an! Was soll ich nur mit dir machen?”
-Gleich wird er ja sagen.-
Der Mann kratzte sich die Stirn und verdrehte die Augen. Zum Schluss wischte er sich durch sein Gesicht. Doch sein Gesicht war nicht verärgert. Es strahlte Verständnis und Liebe aus.
-Ich kann nicht nein sagen.-
“Nun gut. Du hast gewonnen. Frag Ihn und sollte er einverstanden sein, lass ich dich gehen, aber du bleibst im Stall bei Bill und egal wo er danach hin geht, du gehst mit. Haben wir uns verstanden?”
“Juhu!”
-Ich hab gewonnen!!-
Das kleine Mädchen hüpfte auf und ab. Der Mann schüttelte den Kopf.
-Wie sie sich freut. Sie hat es schon wieder geschafft.-
“Danke Dad und geht klar. Ist schon Versprochen. Ich werde versuchen mich zu benehmen und es Bill nicht zu schwer zu machen. Du bist der beste.”
Sie hüpfte erneut auf und ab und klatschte aufgeregt in die Hände.
“Ich weiß das du dein bestes geben wirst Kleines. Vergesse nicht dich nachher zu waschen, bevor du dich zum essen an den Tisch setzt. Langsam bist du aus dem Alter heraus das wir dich ständig daran erinnern müssen. OK?”
-Da hat Bill etwas gut bei mir.-
“Ja Dad. Ich werde daran denken. Bis gleich.”
Damit drehte sich das kleine Mädchen um, das den Namen Racy Lee oder Kleines trug, und rannte die Stufen der Veranda herunter. Der Mann schaute hoch zum Himmel.
-Mmmhh, kein Adler weit und breit.-
Der Mann ging ins Haus und das kleine Mädchen rannte in die Sonne. Der Schrecken der mich danach durch fuhr, ging bis in mein tiefstes Ich. Das Feuer war wieder da.
Sie war das Feuer!
Ihre Haare waren das Feuer. Je näher Sie mir kam, umso stärker war das Gefühl, das ich vorhin oben in den Lüften gespürt hatte, wieder da.
Aber warum machte die Sonne aus Ihrem Haar Feuer ?
Sie fielen lang, ihren kompletten Rücken hinab. Sie waren so wunderschön anzusehen. Ich folgte Ihr mit meinen Augen. Es war mir unmöglich meinen Blick von Ihr zu lösen, bis Sie in den Stall verschwand. Meine Aufregung stieg ins unermessliche. Es bereitete mir geistige und körperliche Schmerzen, sie nicht mehr zu sehen und meine Angst war stärker den je zurück. Ich musste einfach wissen wo Sie war und mit einem Satz schwang ich mich nach oben, drehte eine Runde um den Stall, sodass ich vor dem Eingang zu Boden gleiten konnte. Sie rannte den Gang entlang, zu dem anderen Mann, den Sie Bill genannt hatten.
„Bill!“
-Wer kommt den da angerannt?
Hat sie Daniel doch herum gekriegt?
Die Diskussion hat diesmal etwas länger gedauert, aber zu mindestens hat er es versucht.-
“Na, hast du es doch geschafft dich deinem Dad zu wieder setzen?”
Der Cowboy sah das kleine Mädchen kurz in die Augen und schüttelte dann lachend seinen Kopf.
“Dein armer Dad. Er meint es doch nur gut mit dir.”
“Ja, ich weiß, doch diesmal übertreibt er es.”
“Wie hast Du Ihn umgestimmt?”
-Ich kann es mir denken. Ich habe auch oft genug verloren.-
“Ich habe versprochen artig zu sein und Du bist jetzt mein Aufpasser.”
“Ich bin dein Aufpasser? Wie soll ich das verstehen?”
-Oh nein.-
“Ich darf dir nicht von der Seite weichen. Ich bin jetzt dein zweiter Schatten.”
Sie demonstrierte es, indem Sie um Ihn herum schlich und sich hinter ihm versteckte.
-Das hält sie niemals lange durch. Immer sieht sie etwas interessantes.-
Der Cowboy schaute mit gespielter Bestürzung auf sie hinab.
“Ach du lieber Himmel! Womit habe ich das verdient? Welch eine Bestrafung! Welche Straftat habe ich begannen Racy?”
" Bill der geborene Komiker. Ha Ha ! Sehr witzig Bill. Ich werde mich benehmen. Versprochen! Dad übertreibt nur. Ein Adler ist doch viel zu klein gegen mich. Und ich schmecke doch nicht wie eine Maus? Er will doch nur das ich im Haus bleibe, um M´a beim kochen zu helfen, damit ich später meinem Mann bekochen kann. Das ist doch voll langweilig. "
Bill prustete los. Ihr Gesicht war so todernst, als ob es die Hölle wäre kochen zu können.
„Der arme Mann den du einmal ehelichen wirst.“
Diese Vorstellung fand auch das kleine Mädchen sehr lustig und lachte mit.
Während Sie miteinander sprachen, machte ich mich auf, unbemerkt von den beiden, in den Stall und hüpfte auf eine Wand der Boxen, wenige Meter von Ihnen entfernt. Sie zog mich an, als ob Sie einen eingebauten Magneten besaß, der nur für mich bestimmt war. Ich konnte nicht anders als Sie zu beobachten, ihr nahe sein zu wollen, anstatt mich von den Menschen fern zu halten, das definitiv gesünder für mich wäre und auch nicht so riskant. Sie waren wieder bei dem Thema Tiere.
“Sag das nicht, auch wenn es noch nicht passiert ist, wissen wir nicht genug über die hier lebenden Tieren. Schon gar nicht wie ein Adler reagiert. Das war der erste den ich hier in unserer Gegend jemals gesehen habe.”
-Sie sollte mehr Angst zeigen. Nicht jedes Tier lässt sich gängeln.-
Das kleine Mädchen hörte aufmerksam zu und schaute zu dem Mann hinauf. Sein Blick ging in Richtung Tor und blieb auf halber Strecke an mir hängen. Sein Mund klappte auf und seine Augen weiteten sich vor staunen. Das kleine Mädchen bemerkte die Veränderung im Gesicht des Mannes und folgte seinem Blick und wie es schon dem Mann passiert war, so geschah es auch mit Ihr. Sie stand mit offenem Mund da und Ihre Augen waren weit aufgerissen.
-Ja spinne ich denn? Sieht Racy den auch?-
“Siehst du auch was ich sehe Racy?”
Racy sah mich, aber Angst hatte sie dennoch nicht. Eher war sie fasziniert von mir.
“Wenn du einen Adler meinst, der da sitzt, und uns beobachtet, dann ja, wir sehen dasselbe.”
“Muss ich fragen, ob das derselbe Adler ist, den wir noch vor wenige Minuten draußen am Himmel gesehen haben?”
“Nein, ich denke nicht.”
“Sollten wir jetzt Angst haben?
“Nein, ich denke nicht.”
“Sollen wir Ihn raus jagen?”
“Nein, ich denke nicht.”
Bill, hob argwöhnisch eine Augen braue und neigte den Kopf um Racy, in die Augen sehen zu können. Er zuckte sichtlich zusammen als er ihren Gesichtsausdruck sah und ich verstand Ihn nur zu gut. Es machte mir auch Angst wie sehr Ihr Gesicht litt, wie die Farbe Ihr entwichen war und ich wusste gleichzeitig das auch ich von ihr gebannt wurde.
“Hi Racy! Ist alles in Ordnung mit dir?”
Bill flüsterte es ihr, leise und eindringlich, ins Ohr. Er wartete einen winzigen Moment, doch Racy Lee blieb stumm. Sie starrte mich weiterhin an. Er folgte ihren Blick und seine Ahnung ließ ihm nicht im Stich.
-Wie sie den Adler ansieht! Wie hypnotisiert! Ihre Haut! Sie wird heller!-
Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich schlagartig in ernsthafte Besorgnis. Racy Lees Augen verloren jegliche Farbe.
-Du liebe Güte, Ihre Augen! Was passiert mit Ihr?-
Seine Gedanken glichen fast die meinen. Sein Blick flog, mehrmals, zwischen Ihr und mir hin und her. Bill schaute mich jetzt argwöhnisch an und ich bekam ein mulmiges Gefühl. Es lag eine fast unerträgliche Spannung in der Luft. Plötzlich machte Racy Lee einen Schritt auf mich zu und streckte eine Hand nach mir aus.
-Was macht sie denn?-
Bill reagierte sofort und hielt sie am Arm fest. Racy Lee schien die Berührung nicht wahrzunehmen, denn sie machte einen weiteren Schritt auf mich zu. Entweder hatte Bill sie nicht stark genug fest gehalten oder er hatte seinen Griff so gelockert das es ihr möglich gewesen war noch einen Schritt zu gehen. Bill hätte um ein Haar sein Gleichgewicht verloren. Ich bekam alles am Rande mit, obwohl Racy Lees Blick und dieses starke Gefühl mich fesselte. Er fand sein Gleichgewicht wieder und als er fest mit beiden Beinen wieder stand schaute er auf und es sah so aus, als ob ihm gleich die Augen aus dem Kopf fallen würde.
-Wie hat sie das geschafft? Ich hatte sie fest am Arm. Wo hatte sie solch eine Kraft her?-
Ich hatte völlig daneben gelegen. Bills Kraft war nichts gegen die Anziehungskraft, gegen das Gefühl, das Racy Lee ausstrahlte.
Das Gefühl das von Ihr ausging war mir so vertraut, aber irgendwie falsch. Es tat mir körperlich weh. Mein Geist und Körper waren hin und her gerissen zwischen bleiben und fort fliegen. Es war nicht dasselbe Verlustgefühl wie ich es schon einmal empfunden hatte, doch war es irgendwie gleich.
Wie lange konnte ich es noch so ertragen?
Ich sah aus dem Augenwinkel wie Bill einen Schritt nach hinten ging und dann hörte ich seine Gedanken.
-Dem setzte ich jetzt ein Ende.-
Seine Hand ging von alleine noch ein Stück nach hinten. Ganz langsam, um keine schnelle Reaktion zu zeigen, wer weiß was ich anstellen würde. Racy Lee kam noch einen Schritt näher und gleichzeitig sah ich wie sich Bills Hand immer näher seinem Gewehr näherte. Ich wollte sie warnen. Meine Gedanken entluden sich in einem Schrei und Bill zuckte zusammen. Sie stand starr da und blickte mich weiter an. Ich schaute Racy Lee an und prägte mir jeden Zug ihres Gesichtes ein. Ihre Stirn, Ihre Augen, Ihre Wangen, Ihre Nase, Ihre Kinn Form, der Mund; ich wollte nichts von Ihr vergessen. Ich konnte nicht mehr bleiben. Menschen hatten nicht viel Geduld und gerieten schnell in Panik. Bills Hand hatte das Gewehr nun erreicht und nahm es an sich.
Ich musste fort!
Sofort!
Jetzt!
Was sollte ich auch anderes tun?
Wieder entluden sich meine Gedanken in einem Schrei. Es musste mir ausreichen, Sie erst einmal aus der Ferne zu beobachten. Ich lief sonst auf die Gefahr hinaus, dass er mich tötete und dann waren wir beide für alle Ewigkeit verloren. Menschen hatten vor unbekannten Tieren eine furchtbare Angst. Ich hatte keine Ahnung wie ich weiter vorgehen sollte. Viel Zeit blieb mir nicht mehr, aber nun war ich zuversichtlicher das ich Sie schneller wieder finden würde.
Bill hob seinen Arm, als Racy Lee den letzten Schritt auf mich zu kam und nahm mich mit dem Gewehr ins Visier.
Ich schaute Sie noch einmal an, breitete meine Flügel aus und flog in Richtung des Ausgangs. Dann schlug ich mit meinen Flügeln auf und nieder und schwang mich hoch in die Lüfte zurück. Ich umkreiste einmal den angrenzenden Wald und suchte mir einen Baum aus mit Blick auf dem Stall. Sehen konnte ich Sie nicht mehr, doch hören sehr gut. Ich hatte eine Verbindung erschaffen und würde alles geben damit sie bestehen blieb.
Racy Lee schien wieder zu sich zu kommen. Sie antwortete endlich auf die von Bill gestellte Frage.
“Ja, mit mir ist alles OK.“
“Du siehst furchtbar aus.”
“Ha Ha, danke! Wie lieb von dir.”
“So meinte ich das nicht. Du siehst wirklich krank aus und deine Augen hatten jegliche Farbe verloren.”
“Wirklich? Wie seltsam.“
„Weist du was passiert ist?“
„Ich habe etwas gespürt. Ein Gefühl.”
„Das meinte ich nicht. Wie konntest du noch einen Schritt machen, obwohl ich dich fest gehalten hatte?“
„Ich weiß es nicht. Ich musste weiter gehen. Frag mich nicht warum. Es war dieses Gefühl.“
“Ein Gefühl?”
“Jaaaa. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Mir kam es bekannt vor, aber ich weiß nicht wann ich es einmal gespürt habe. Ich kann gerade nicht klar denken.”
" Das ist ja unheimlich. "
“Du sagst es. Aber mit einem leeren Magen lässt sich schlecht nach denken. So, jetzt lass uns zum Haus gehen. Mir knurrt der Magen. Dir nicht?”
“Doch, ich bekomme auch Hunger.”
Ich bemerkte besser als Bill, das Racy Lee nicht ganz bei der Sache war, geschweige denn, die allumfassende Wahrheit zu verstehen, da sie für Racy Lee nicht begreifbar war.
Wie denn auch?
Sie war noch ein Kind, zu jung, gerade einmal Zwölf Jahre alt, aber, sie hatte es gespürt! Für ihr Alter wirkte sie sehr erwachsen, der Wortschatz konnte mit dem eines Erwachsenen mit halten und ihre Auffassungsgabe war bemerkenswert.
Das hätte ich wirklich nicht tun sollen, mich direkt zu zeigen. Natürlich konnte Sie mit mir nichts anfangen. Ich sah nun, wie Sie den Stall verließen und Racy Lee hoch zum Himmel schaute und Ihn absuchte.
Ihr Haar stand wieder in Flammen.
Es war nicht normal!
Sie war nicht normal!
Und mich überkam schon wieder dieses Gefühl, aber auch Zweifel an diesem Gefühl.
War Sie es?
War Sie es, die ich so lange suchte?
War Sie dieser Mensch?
Konnte ich wirklich soviel Glück haben, da ich schon die Hoffnung beinahe verloren hatte?
Mein Schrei ließ Sie herum fahren.
Nur eines wusste ich genau, verlassen konnte ich Sie nicht mehr. Nicht bevor ich den Gegenbeweis fand, das Sie es nicht war. Dieses Gefühl war mein Anhaltspunkt. Ich würde Sie nun immer wieder finden. Mit der richtigen Konzentration würde es mir gelingen. Das sollte nicht allzu schwierig sein. Und so fing das Dilemma erst an. Seid diesem Zeitpunkt an, war ich immer in Ihrer Nähe. Sofern Sie es zu ließen. Ich versuchte mich Ihr ständig zu offenbaren, ihr zu zeigen Wer ich wirklich war. Meine Ideen waren nicht wirklich einfallsreich. Ich wählte immer wieder ein Tier, doch Sie war ein Mensch und so erlebte ich die Zeit der Schmerzen, als Tier. So lange ihre Eltern an ihrer Seite waren, schien alles leichter und erträglicher zu sein. Racy Lees Vater, Daniel, war der einzige Green der auf der Ranch bleiben wollte, um das Vermächtnis fort zu führen. Wie viele Geschwister er hatte wusste niemand. Er sprach niemals über sie und daher traute sich niemand ihn danach zu fragen. Ein absolutes Tabu Thema. Racy Lee ähnelte in dieses Sache sehr ihren Vater. Was für ihn seine Geschwister waren, war für sie der Tod ihrer Eltern. Tabu!! Sie war damals Fünfzehn Jahre alt gewesen, mehr wusste ich nicht, denn niemand außer sie selber war dabei gewesen und sie schwieg eisern. Diese Erinnerung war tief in ihrem Bewusstsein verschlossen und keiner der auf der Ranch lebenden Menschen hatte es geschafft sie wieder heraus zu locken. Nur eines war für alle klar, die Greens wurden ermordet, Racy Lee war dabei gewesen und es musste so furchtbar gewesen sein, das sie vor Schock die Erinnerung ignorierte.
Sie lies keine Erinnerungen mehr zu.
Es war eine furchtbare Zeit für Sie gewesen. Für alle, nicht nur für Racy Lee. Ich wusste es, ich hatte Sie lange genug beobachtet. Es dauerte volle drei Monate eher sie zusammen gebrochen war. Vorher glaubte sie, ihre Eltern wären nur auf eine Reise und sie würden bald zurück kommen. Man zeigte ihr die Gräber, doch hielt sie Sie für ein schlechten Scherz, aber so leicht hatten die anderen nicht auf gegeben. Die Tage vergingen und Racy Lee wartete, doch ihre Eltern kamen nicht zurück. Und sie wollte immer noch nicht glauben, auch mit den schwerwiegenden Tatsachen, wie zum Beispiel, wo sollten ihre Eltern hin reisen, das so viele Tage in Anspruch nahm? Alles stieß bei Racy Lee auf taube Ohren. Tage vor dem Zusammenbruch glaubte sie plötzlich ihre Eltern hätten sie verlassen. Die Hilflosigkeit und die seelischen Schmerzen waren alle deutlich anzusehen. Wie hilflos und machtlos sie sich fühlten. Es blieb ihnen immer nur eines zu tun, man brachte sie wieder zu den Gräbern und dann kam es wie es kommen musste. Kein Schrei, kein Weinen, Nichts machte sie. Sie stand vor den Gräbern und tat nichts. Ihr Körper stand da, ihr Gesicht wie eingefroren. Keine Regung, kein Zucken. Egal was die anderen anstellten weder ihr Körper noch sie selber reagierten und dieser Zustand hielt sich einen vollen Monat. Unter ihnen war eine Hülle, ein menschlicher Körper ohne Seele. Man fütterte sie, badete sie und zog sie an und immer war jemand da der auf sie aufpasste. Nach diesen schrecklichen Vier Monaten erwachte sie eines Morgens und stand ganz normal auf. Emily hatte diese Nacht bei ihr Wache gehalten. Tiefe dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Das war nicht die einzige Nacht in dem alle einmal Wache bei ihr gehalten hatten. Die Arme hatte nicht mit bekommen wie Racy Lee aufstand, sich Wasser in die Porzellanschüssel schüttete und sich wusch, anzog und dann nach unten ging. Mary Lou war da und bereitete das Frühstück zu. Auch ihr sah man an das die Monate nicht ohne Folgen für sie vorbei gegangen waren. Sie hatte Racy Lee nicht kommen hören und erschrak bis ins Mark, so das sie laut auf schrie, als sie Sie im Türrahmen der Küche stehen sah. Von oben hörte man ein lautes gepolter und Emilys Ruf nach Racy Lee. Sekunden später hörte man Emily wie sie den Flur entlang lief und halb die Treppen herunter gestürzt kam. Sie blieb keuchend und schreckensbleich am Treppenabsatz stehen. Racy Lee ignorierte alles und setzte sich an ihrem alten Platz am Tisch und wartete. Ungläubig schaute Mary Lou ihr hinter her und Emily kam schleppend zur Küche. Beide sahen eine Racy Lee und auch wieder nicht. Als die anderen kamen sahen sie genauso ungläubig aus, wie zu vor Mary Lou und Emily es getan hatten. Und während des Frühstücks wurde es noch kurioser. Sie besprachen noch einmal den Tag und versuchten sie immer wieder mit in ihrem Gespräch ein zu binden, doch sie reagierte nicht. Sie sprach nicht ein Wort. Sah niemanden an, beteiligte sich nicht am Essen und bevor das Frühstück beendet wurde stand sie auf und verließ das Haus, ohne ein Wort zu sagen. Alle standen gleichzeitig auf und folgten ihr zur Tür, um zu schauen was sie jetzt als nächstes tun würde. Sie quetschten sich alle in den Türrahmen und sahen wie Racy Lee zum Stall ging und Minuten später mit Emma aus dem Stall kam, aufsaß und davon ritt. Niemand folgte ihr. Sie gaben ihr den Frieden den sie anscheinend wollte, was nur keiner ahnen konnte, ihr Verhalten würde sich über Monate so hin ziehen.
Ich konnte ihr nicht helfen. Dennoch spürte ich ihre seelischen Schmerzen, wie Monate lang ihr Geist flüchtete und nur eine stumme Hülle vor sich hin lebte. Sie funktionierte wie eine aufgezogene Puppe, die nur imstande war das ihr beigebrachte immer und immer wieder in derselben Reihenfolge zu wiederholen. Ihre Tagesabläufe waren immer gleich. Ich traute mich nur so nahe heran, um mich im Notfall schnell verstecken zu können und beobachte sie einfach.
Mein Verhalten passte sich ihrem an, bald schon fühlte ich meine innere Starre. Ich konnte es nicht verhindern und so vergingen die Monate.
Nach neun Monaten geschah es endlich. Sie war auf der Weide und ich war ihr nach gelaufen. Wie immer. Sie saß auf diesem großen Felsen und schaute mit ihrem leeren Blick in die Ferne. Ich hielt mich erst im Hintergrund und beobachtete Sie. Sie bewegte sich nicht einen Millimeter. Ich hielt es irgendwann einfach nicht mehr aus still da zu liegen und nichts zu tun, denn ein Grashüpfer meinte heute mich besonders lange ärgern zu können. Ich lies meine vordere Pfote noch vorne schnellen und begrub ihn. Einen kleinen Moment später hob ich die Pfote wieder an und mit einem weiten Sprung rettete sich der Grashüpfer vor einer erneuten Attacke meiner Pfote. Da ich ihn nicht so einfach entkommen lassen wollte, weil es mir auch riesigen Spaß machte, sprang ich ihm nach und so sah man erst einen Grashüpfer und dann einen Hund über die Weide springen. Das Spiel dauerte so lange bis ich mit meinem Kopf gegen den großen Felsen sprang. Benommen hob ich den Kopf und schüttelte mich. Ich schaute, um heraus zu finden was mein Spiel so abrupt beendet hatte, erkannte den Felsen und blickte an ihm nach oben.
Erst war ihr Blick wie immer, doch schlagartig kam Bewegung in ihren Augen. Sie schaute mich erschrocken an und ich sah deutlich wie Sie schluckte.
Plötzlich! Wie aus dem nichts, passierte es!
Sie lächelte und mich veranlasste ihre Reaktion die vordere Pfote gegen den Felsen zu legen und stand nur noch auf meine Hinterläufe, damit ich ihr ein Stückchen näher sein konnte. Mir kam ihr stummes Lächeln wie eine halbe Ewigkeit vor und als sie dann, nach so einer langen Zeit, endlich wieder sprach, winselte ich vor Freude.
“Hi! Hat dir schon mal jemand gesagt was für ein hässlicher Hund du bist?”
Mein Fell war weiß, total strubbelig und mit Staub bedeckt. Und dazu hatte ich einen Pechschwarzen Kopf. Ich legte meinen Kopf schief und schaute Sie mit meinem Hundeblick an.
“Was machst du hier?“
Auch sie legte ihren Kopf etwas schief und zwinkerte mir zu. Ich konnte nur ein leises winseln von mir geben.
„Hast du kein zu Hause?
Bist du ganz alleine unterwegs?”
Ich verstand alles was Sie sagte und als Antwort setzte ich mich auf meine Hinterläufe und winselte jämmerlicher als zu vor. Ihr Gesicht wirkte auf einmal sehr traurig und tiefe Schatten legten sich unter ihre Augen, doch ihr Lächeln blieb.
“Dann geht es dir wie mir, mein strubbeliger Freund. Ich bin auch ganz alleine.”
Sie kletterte von dem Felsen herunter, kam ganz langsam um die Ecke und blieb einen Meter vor mir stehen. Racy Lee ging vor mir in die Hocke und streckte eine Hand nach mir aus.
“Möchtest du ein neues zu Hause haben? Ich könnte dir ein schönes zu Hause geben.”
Sie schaute mich fragend an, mit diesem wunderbaren warmen Lächeln und wie könnte ich jemals nein sagen? Meine Antwort zeigte ich ihr, indem ich auf Sie zu lief und an ihrer Hand schnupperte. Das war das Ausschlag gebende für Sie. Es brach aus ihr heraus, als ob ein Damm eines Biber gebrochen war.
Sie weinte!
Sie weinte sehr lange, bis der Abend sich ankündigte. Es war der Schmerz, die Erkenntnis das ihre Eltern für immer aus ihrem Leben verschwunden waren, die Sie nie mehr lachen sehen würde, nie wieder mit ihnen sprechen oder streiten konnte. Ihr Herz war voller Trauer und es sollte eine sehr lange Zeit vergehen, bis sich die Trauer legte.
Jetzt kam die Zeit des Heilens. Sie nahm mich mit nach Hause, pünktlich zum Abendessen. Sie sagte nur einen Satz und niemand stellte Fragen oder drängte sie zum reden.
„Das ist Streuner und er hat beschlossen hier zu bleiben.“
Nur war die Zeit mit Racy Lee nur geliehen.
Ich wich ihr nicht mehr von der Seite, bis es wieder Zeit war zu gehen. Es war bis dahin die schönste Zeit gewesen die ich je erleben durfte. Ich war ein Teil ihres Lebens gewesen. So nah. Die Zeit war immer nur geliehen und begrenzt. Unfair war es schon, denn ich wusste das, sie aber nicht. Wieder würde sie jemanden gehen lassen müssen, um ihn nie wieder zu sehen. Ich würde ihr weh tun und konnte es nicht verhindern.
Es gelang mir nicht!
Ein Versuch, mit einer Wandlung, wäre beinahe in einer Katastrophe geendet. Ich war sehr unvorsichtig gewesen und es hätte uns beinahe das Leben gekostet.
Vergangenheit und Gegenwart Kapitel 1.2
Racy Lee und Emma waren an einem wunderschönen und warmen Tag zum Fluss geritten. Dort herrschte immer eine leichte und kühle Brise. Ihr Ziel war in erster Linie der große Felsen. Als sie ankamen blieb Emma, stehen und schaute ihr hinter her. Sie wandte sich ein Stück nach links, um Racy Lee beim klettern zu zu sehen. Im Durchschnitt war der Felsen Vierzig Fuß breit und mindestens doppelt so hoch. Auf seine Oberfläche, an seinem höchsten Punkt, hatte er eine Vertiefung, die genau die Form von Racy Lees Po besaß. Das für so einen harten Sitzplatz, recht zuvorkommend war. Die Rückwand des Felsen war so erhöht das sie sich mit dem Rücken anlehnen konnte.
Sie kletterte, durch Hilfe der umliegenden kleineren Felsformation, die man mit einer Treppe vergleichen konnte, auf Ihn hinauf und machte es sich gemütlich. Man hatte von hier oben einen fantastischen Ausblick, den sie zu schätzen wusste. Bis zum Horizont konnte man schauen, etliche Meilenweit, da es auf der anderen Seite, des Flusses, leicht bergab ging und weder Strauch, noch Baum, ihr die Sicht versperrte. Der kleine Abhang endete in einem Tal.
Sie hatte es sich gemütlich gemacht, indem Sie eine dicke Decke als Sitzkissen, gegen den harten Felsen, benutzte. Ich bemerkte wie Sie davon glitt und in einem ruhigen Schlaf gefallen war.
Emma weckte Racy Lee auf, durch ihr nervöses Schnauben. Es war eine halbe Stunde vergangen. Ich hatte mich gelangweilt, weil Racy Lee nicht geträumt hatte. Ich fand es schade, da ihr Träume sehr aufschlussreich und lehrreich waren.
Emma hingegen tänzelte auf und ab. Was nur ein Zeichen ihrer Nervosität sein konnte.
Nur was machte Emma nervös?
“Warum bist Du so nervös, Emma?”
-Was könnte es sein?-
Racy Lee und schaute sich genauer um. Ihr Blick suchte den Grund für Emmas Unbehagen. Da es hier kaum einen Baum gegeben hatte, machte es die Suche einfacher. Und am Ufer standen keine großen Bäume über die sie nicht hätte hinweg schauen können. Nun blieb ihr Blick am Fluss hängen und schaute gen Norden. Ich war auch neugierig geworden, doch auch ich sah nicht, was Emma zu diesem Verhalten veranlasste. Ich sah was sie sah, doch wir sahen nichts.
Plötzlich machte Emma einen Satz zur Seite. Wieherte markerschütternd und scharte mit den rechten vorderen Huf. Nur wenige Sekunden waren vergangen in dem sich Racy Lee von Emma ablenken ließ und ihr Blick war wieder auf dem Fluss gerichtet. Ihr Instinkt sagte ihr, dass Emma den Fluss meinte.
“Was ist das?”
Was ist was?
Racy Lees Blick galt denn Fluss. Ihr Blick fixierte einen kleinen Punkt, aus den Norden kommend, im Fluss. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen was Sie sah. Der Punkt tanzte in den kleinen Wellen, die die Strömung des Flusses, aufstieß. Hin und her wurde er getrieben, als ob die Strömung mit dem Punkt am spielen war. Sie erhob sich von dem Felsen, in der Hoffnung noch besser sehen zu können.
Emma sprang vor und zurück. Steigt auf die Hinterläufe und wieherte wie es Racy Lee noch nie zuvor gehört hatte. Die innerliche Unruhe packte nun auch sie. Sie schaute wieder auf dem Fluss, sah das der Punkt nun in einer sehr schnellen Strömung steckte und Sie wusste das Sie bald erkennen konnte was der Punkt eigentlich war. Obwohl Emma einen riesen Zirkus veranstaltete, fixierte Racy Lee den Punkt und schrie heftig und laut auf, als sie den Punkt erkannte.
Sie fing an zu zittern. Mir lief mein Blut eiskalt durch die Adern.
“Spielen mir meine Augen einen Streich?”
Nein, Sie sah was Sie sehen musste und ich wusste was da auf uns zu kam. Ich erinnerte mich.
Sie war wie erstarrt und erst als der Punkt auf derselben Höhe war, im Fluss, wie sie auf ihren Felsen. Sie wusste das keine Zeit zu verlieren war, denn die Strömung hatte hier einen seiner vielen Höhepunkte. Er schien so schnell wie der Wind zu fließen.
“Ein Fohlen!”
Ich trieb im Fluss und kämpfte um mein Leben.
Plötzlich stieg in mir ein alte bekanntes Gefühl hoch. Mir wurde übel und ich zitterte. Ich kannte diese Situation, kurz davor zu sein, zu sterben. Eine weitere Erinnerung die wir teilten. Es war furchtbar. Ich wollte nicht mehr zu hören und es noch mal sehen und erleben müssen. Doch ich konnte mich dem was nun ihre Erinnerungen in mir wach riefen, nicht entziehen. Ich war gefangen; in ihrem Kopf.
Mit dem nächsten Augenaufschlag saß sie auf Emmas Rücken.
“Lauf Emma, lauf so schnell wie der Wind!”
Und mit einem riesigen Sprung preschte Emma los. Immer in der Nähe des Ufers. Racy Lee konzentrierte sich darauf eine größere Entfernung zum Fohlen zu erreichen.
“Emma schneller. Wir sind noch zu langsam!”
Sie schrie die Worte gegen den Wind, der um ihre Ohren sauste. Und Emma wurde noch schneller. Bald kam die Brücke.
“Emma lauf so schnell Du kannst zur Brücke. Da holen wir das Fohlen aus dem Fluss!”
Es war möglich. Emma wurde noch um einiges schneller. Wie ein Pfeil schoss sie übers Land. Nichts konnte sie stoppen. Sie übersprang jedes Hindernis, als ob es keines gäbe. Racy Lee kam es wie eine Ewigkeit vor bis die Brücke endlich in Sicht war. Ihr Urgroßvater und ihr Großvater hatten Sie vor etlichen Jahren gebaut, damit Sie auch ihr Land auf der Westseite des Flusses bewirtschaften konnten.
“Emma, da ist Sie!”
Wenige Meter vor der Brücke kam Emma zum stehen.
Mit dem nächsten Augenaufschlag stand Sie neben Emma.
Racy Lee hatte sich das Lasso geschnappt, knotete eine Schlaufe und schlüpfte in Sie hinein, zog Sie zu, sodass Sie fest um ihren Oberkörper lag. Das Ende vom Lasso befestigte Sie an Emmas Sattelknopf.
“Du bleibst genau hier stehen. Ich gehe hier in den Fluss und sobald ich das Fohlen habe, gebe ich dir ein Zeichen uns an Land zu ziehen. Klar?”
Emma schnaubte zum Zeichen das sie verstanden hatte.
Mit dem nächsten Augenaufschlag war sie auch im Fluss.
Sie war verrückt. Ich wusste zwar wie dankbar ich ihr war, doch es aus ihrer Sicht zu sehen, war ein grausames Gefühl. Sie folterte mich, ohne das Sie es wusste.
Emma stand still wie ein Stein. Racy Lee kämpfte dagegen mit dem Fluss. Seine Wellen schlugen ihr ständig ins Gesicht und machten es fast unmöglich klar sehen zu können. Immer wieder strauchelte sie mit den Armen, weil sie die Gicht des Flusses ins Gesicht bekam. Dadurch drang Unmengen an Wasser in ihrem Mund und reflexartig schluckte Sie es hinunter, immer und immer wieder. Ihr Kopf tauchte mehrere Male unter Wasser, wenn ihre Beine zu langsam arbeiteten. Sie versuchte die Krämpfe zu ignorieren und kam jedes Mal wieder an die Oberfläche. Sie fluchte und wetterte gegen den Fluss und sofort bereute Sie ihre zu harten Worte. Racy Lee gab nicht auf. Sie kämpfte gegen den Fluss für mich. Sie setzte ihr Leben für mich aufs Spiel.
Sie war wahnsinnig! Ich spürte ihre Angst und fühlte die Schmerzen. Es kam mir so vor als ob ich zweimal kurz davor war zu ertrinken.
-Ich darf das Fohlen nicht verpassen. Ich. Darf. Das. Fohlen. Nicht. Verpassen.-
Sie versuchte ihren Kopf soweit wie möglich aus dem Wasser zu halten, damit Sie besser sehen konnte. Ein Wiehern drang zu ihrem Ohr. Emma war da. Racy Lee verstand Emma sofort.
-Oh danke Emma. Du gutes Mädchen.-
Racy Lee wusste das Emma ihr sagen wollte dass ich bald da wäre. Sie sah aber nichts als Wasser. Jetzt waren ihre Instinkte gefragt. Sie hörte auf, ihre Gedanken, ihr Handeln bestimmen zu lassen und fixierte einen Punkt in den Wellen, die alle gleich aussahen.
-So ein verdammter Mist!-
Der Schmerz traf auch mich. Sie hatte einen Krampf im rechten Oberschenkel.
Im nächsten Moment breitete Sie instinktiv die Arme aus, auch auf die Gefahr hin unter zugehen. Racy Lee setzte alles auf eine Karte.
Als plötzlich etwas gegen ihre Brust stieß, packte sie mit einem Arm zu und rief nach Emma. Sofort setzte Emma sich in Bewegung und zog Racy Lee zum Ufer. Ihre Arme waren wie Klauen aus Eisen, die sich keinen Millimeter bewegten, damit der Fluss, ihr mich nicht wieder entreißen könnte. Sie bemerkte nicht, das ich keinen Widerstand leistete.
Wir kamen am Ufer an und sie hievte uns beide ins Gras und kletterte unbeholfen, zitternd und mit dem Kräften am Ende aus dem Fluss. Sie keuchte, hustete und spuckte mehrfach das Wasser aus ihren Lungen. Es brannte wie Feuer und das Atmen tat ihr mit jedem Zug weh. Der Schmerz fuhr ihr dabei durch jeden Knochen. Sie merkte nichts um sich herum. Es schien so, als ob ihr Körper nicht mehr wusste wie man die Luft aufnehmen sollte. Sie hustete immer noch und versuchte verzweifelt Luft in ihren Lungen zu pumpen. Ihre Gedanken waren so mit ihrem Körper beschäftigt, die Panik, die in ihr aufkeimen wollte, nicht gewinnen zu lassen, dass Sie nicht bemerkte wie ihre Instinkte die Oberhand gewannen. Ihr Instinkt holte die Energie und drang in ihre Gedanken. Ich spürte es und konnte es nicht begreifen. Ich verstand nicht, wie Zwei verschiedene Medien in ihr tobten und doch nur einer gewinnen konnte. Als ob ihr Instinkt ein zweiter Mensch wäre, der Ruhigere, der Rationale, der Racy Lees Gedanken zügelte, um Sie daran zu erinnern, was Sie zu tun hatte und dann das unbegreifliche. Ihre Gedanken standen sofort still und der Instinkt gab den Ton an.
Sie grub ihre Finger in die Erde.
“Mesifur ta Deinirca! Komm zurück Energie!”
Sie wurde ohnmächtig. Ich hatte es gespürt! Sie konnte es auch, doch Sie fand einen Weg, wie Sie dem entfliehen konnte.
Wie konnte Sie das schaffen?
Racy Lee war mir ein absolutes Rätsel. Ich verstand nun gar nichts mehr! Ich wusste schon das Sie die Furcht und Panik dazu trieb.
Doch warum ließ Sie es einfach nicht zu?
Sie hatte die Möglichkeit! Es wäre dann so einfach und unkompliziert. Wir wären dann für immer zusammen.
Und schlagartig war meine Einsamkeit zurück, denn ich sah keine Chance ihr das zu sagen. Ich weinte, ohne das Sie es je erfahren würde. Wie ungerecht das war. Welche Qualen ich erdulden musste. Es war nicht fair, dass ich das alleine durchmachte.
Nach kurzer Zeit kam Sie wieder zu sich. Ein paar Mal blinzelte sie und legte die Stirn in Falten. Sie grübelte.
-Was ist passiert?-
Was für eine dumme Frage. Sie wäre beinahe ertrunken. Ich wollte es ihr zu schreien. Ich war sehr wütend auf Sie, zum einen, da Sie so nah daran war zu erkennen wer Sie wirklich war und zum anderen, dass Sie so ein riskantes Risiko eingegangen war. Ich war dumm so zu fühlen und zu denken. Ich wusste es. Wenn Racy Lee nicht so wäre wie Sie war, wären wir beide für immer verloren gewesen. Und wieder konnte ich ihr nicht wirklich böse sein.
Trotz der heißen Sonne fühlte Sie die Kälte, die von ihrer nassen Kleidung ausging.
-Waru…m..b.in…i-ch na-ss?-
Sie war vollkommen verwirrt.
Blackout!
Als Sie einen tiefen Atemzug machte, brannte der Schmerz in ihrer Kehle so stark, dass ihr die Luft wegblieb und Sie einen Hustenanfall dadurch bekam. Sie krümmte sich und rollte dabei auf die rechte Seite. Sie geriet langsam in Panik und hatte das Gefühl, als ob ihre Lunge am verbrennen wäre. Sie griff sich an den Hals.
-Was habe ich bloß getan? An einem glühenden Schürhaken geluscht, wie an einem Dauerlutscher?-
Ihre Hand lag an ihrem Hals. Der Hustenanfall schüttelte Sie noch ein paar Mal durch und ebbte langsam ab. Vor Erschöpfung ließ Sie die Augen geschlossen und blieb ganz still liegen. Erst als Sie Emmas leises wiehern vernahm, kehrte in ihr das Leben zurück. Sie öffnete die Augen und hatte ein verschwommenes Bild vor Augen.
-Jetzt werde ich auch noch blind.-
Ihre Komik war zum schreien. Ich musste einfach lachen. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen, damit sie wieder klarer sehen konnte.
-Jetzt geht es schon besser. Noch ein paar Mal die Augen auf und zu uns Sie sind wie neu.-
Sie schaute sich um, um nach zu sehen, wo Emma genau war. Weit konnte sie nicht sein. Als sie den Kopf nach rechts drehte lag Emma seelenruhig im Gras und beobachtete Sie.
“Ach…da bist Du.”
Sie schluckte mehrere Male hinter einander, da ihre Kehle wie ausgetrocknet war. Sie schaute Emma liebevoll an und bemerkte das weiße Fohlen erst, mich, als ich den Kopf hob. Ich hatte ihre Stimme gehört und ich war kräftig genug, mich ihr zu zeigen.
Sie war perplex und schaute Emma nicht an, sondern starrte auf mich und sprach zu mir, obwohl sie Emma meinte.
“Wann hast Du denn ein Fohlen bekommen?”
In Racy Lees Gedanken herrschte das reinste Chaos, aber mit einer Präzision und einer unglaublichen Schnelligkeit erfasste Sie die von ihr, für kurze Zeit, verdrängten Erinnerungen an ihrem kurz bevorstehenden Tod und starrte weiterhin mich an. Und im nächsten Augenblick schossen Racy Lee die Erinnerungen durch den Kopf und Sie schnappte erschrocken nach Luft.
“Du lebst!”
Sie machte bestimmt eine so komische Fratze das es Emma zum wiehern brachte und Sie dadurch ihren Kopf hin und her warf.
“Emma wir haben es geschafft.”
Racy Lee bewegte sich ganz langsam Richtung Emma, auf mich zu, damit ich mich nicht erschrecken sollte. Ich sah Sie auf mich zu kommen. Ja, jetzt wusste ich diese Erinnerung richtig zu deuten.
“Ich hoffe Emma ich kann auf dich zählen und kannst Es mit, in deiner inneren Ruhe einbeziehen, damit es weiß, dass ich eine Freundin bin und nichts böses im Schilde führe.”
Sie sagte es in einem liebevollen und neckenden Ton. Aber Emma brauchte gar nichts zu tun. Ich stand auf und kam Racy Lee auf halbem Wege entgegen.
“Du bist aber ein Pracht…? Was bist Du eigentlich für ein Geschlecht?”
Sie schaute mir, dem Fohlen zwischen den Hinterläufen.
“Ah…Du bist ein kleiner Hengst."
Ich hatte auch dieses Mal ein schneeweißes Fell und auf der Stirn einen schwarzen Fleck, wollte aber nicht still stehen, sodass Sie sich das schwarze Merkmal hätte besser ansehen können. Immer wieder zappelte mein Körper, bis sie verstand und es zu ließ das ich mich an sie lehnte. So wollte ich ihr zeigen das ich keine Angst vor ihr hatte. Doch mein Verhalten war falsch, untypisch für ein Fohlen. Es überraschte Sie sehr das ein Wildpferd und dazu noch ein Jungtier, sich so zu traulich gegenüber einen Menschen zeigte. Dennoch konnte ich nicht widerstehen, mich von ihr ausgiebig streicheln zu lassen.
Ich lenkte sie ab und so bemerkte sie erst spät was mit ihr passierte. Wie ihre Gefühle auf mein Verhalten reagierten. Es durchflutete sie heiß und kalt. Sie wurde überwältigt und ihr fehlten die Worte. Sie stand nur da und streichelte mich unaufhörlich weiter. Ihr Körper zeigte es ihr auf seine Weise und so rinnen die Tränen über ihre Wangen.
“Wie kann es sein das ein Geschöpf wie Du mich so aus der Fassung bringt?”
Ihr Gehirn kam langsam wieder in Fahrt.
“Wird ja auch Zeit.”
Herr über ihre eigenen Sinne zu sein, war für Racy Lee das wichtigste, seitdem sie in der Stadt, einer älteren Dame begegnet war, die immerzu verwirrt schien. Sie wusste nicht wer Sie selber war oder wo Sie wohnte. Es musste schrecklich sein, nicht zu wissen wer man ist und wohin man gehörte. Sie hatte die Dame zum Sheriff gebracht und es stellte sich dummerweise für den Sheriff heraus, das die verwirrte Dame, seine Mutter war.
“Es fühlt sich so an, als ob ich mein ganzen Leben lang, nur auf dich, gewartet hätte!
Als ob ich bei dir sicher und geborgen wäre!
Als ob ich endlich, bei dir, zu Hause bin!
Als ob Du die Lösung meiner Sorgen wärst!
Als ob ich den Verstand verliere.”
Sie fing an zu lachen, dass ihr die Tränen wieder über die Wangen liefen. Sie wollte es nicht war habe.
“Ja, das ist es. Ich verliere meinen Verstand. Das gibt es doch gar nicht! Mein Verstand muss bei deiner Rettung ertrunken sein!
Warum geben mir Tiere das Gefühl, das ich etwas vermisse?
Das ist so unlogisch.
Erst der Adler, dann der Hund und nun auch Du?
Fehlt mir wirklich etwas so wichtiges, das ich es nur von Euch Tieren bekommen kann?”
Ihr Lachen. Ihr Lachen erfüllte erneut die Stille.
Sie konnte nicht einmal, ansatzweise erraten, wer diese Tiere wirklich darstellten. Das machte mich sehr traurig, doch was hätte ich auch anderes erwarten können? Ich war ungerecht zu ihr, aber es half nichts, sie in Schutz zu nehmen. Ich war traurig und ärgerte mich, weil ich nicht anders konnte, ihr gegenüber nachsichtig zu sein.
“Wie könntest Du mir auch, kleines Fohlen, in meiner Welt helfen?”
Ich war still stehen geblieben und schaute Racy Lee fest in die Augen. Und sofort hörte Sie auf zu lachen.
Unsere Blicke trafen sich!
Wir beide erstarrten
Racy Lee schaute schnell weg, völlig verwirrt, das ich Sie so intensiv mustern konnte. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder meinen schwarzes Merkmal zu, da ich nun still hielt, um es zu betrachten. Nun nutzte Sie die Gelegenheit ausgiebig, um es sich genau anzuschauen.
“Es sieht aus wie ein zerrissener Stern. Eher, die Linke Seite eines zerrissenen Sterns. Aber es kann auch nur meine Einbildung sein. Wunschdenken. Ich halluzinieren wahrscheinlich. Der halbe Stern sieht durch das zerzauste weiße Fell eher aus wie ein zerfetzter Stern. Als ob man Ihn in zwei Hälften gerissen hatte. Das sieht bestimmt nur so aus, weil dein Fell in alle Richtungen zeigt."
Sie versuchte das Fell glatt zu streicheln.
“Vielleicht ist es ja gar kein Stern.”
Dennoch war sie sich nicht absolut sicher. Aber egal was sie versuchte, das Fell ließ sich nicht glätten.
“Dann bleibt dein Merkmal eben ein halber Stern.”
Sie lächelte mich an und ich wieherte zurück.
Â
Ich ließ sinnlos die Zeit verstreichen. Es waren Vier Jahre vergangen, seitdem ich sie verlassen hatte und die große Verantwortung lastete auf Ihren Schultern. Viele Nächte verfielen Ihren Tränenstrom zum Opfer.
Â
Grysbo stupste sie in den Rücken und Racy kam in das hier und jetzt zurück. Sie wischte sich, wie selbstverständlich, die Tränen von den Wangen, die während ihres Ausflugs in die Vergangenheit, unbemerkt geflossen waren. Sie schniefte noch einmal und sah Grysbo an. Ihr Blick war leer. Ausgebrannt. Sie fühlte sich so verloren. Für sie war damals die Welt zusammen gebrochen. Die Wahrheit war so offensichtlich, doch für Racy nicht begreifbar. Ihr menschliches Denken verhinderte dass Sie die Wahrheit erkennen konnte.
Ihre Tiere!
Ihre einzig Wahre Verbindung.
Ich fühlte mich so schuldig, doch meine Mittel waren nun einmal begrenzt, durch die Zeit. Mir blieb nichts anderes übrig als zu warten; so verging die Zeit und ich sah, wie aus dem jungen Mädchen eine Frau wurde. Es waren nun volle Vier Jahre vergangen. Ich sah wie Ihr Unglück seinen Lauf nahm. Je älter Sie wurde, desto größer wurden die Probleme. Ihr Leben wurde zu einem Spießrutenlauf und es sollte noch schlimmer kommen. Je älter Sie wurde, desto schöner und unheimlicher empfanden es die Menschen um Sie herum, wenn Sie ihnen zu nah kam. Egal wo Sie auftauchte hinterließ Sie staunende, ängstliche oder angewiderte Menschen und die Menschen, die vor Neid sich innerlich auffraßen, schickten ihr etliche Flüche mit auf dem Weg. Niemand konnte es lange in Ihrer Gegenwart aushalten, ohne den alles zerfressenden Neid und die Angst, des außergewöhnlichen, zu spüren. Sie war die schönste, reinste und geheimnisvollste Frau, die die Menschen in Ihrer Umgebung je kennen lernen sollten.
Aber das ist nicht das einzige faszinierende, was diese junge Frau, so schön erschienen ließ. Es waren auch Ihre Augen! Augen so grün wie der reinste Smaragd. Schaute man in Ihre Augen konnte man sich nicht finden. Weite Tiefe! Kein Spiegelbild würde sich jemals in Ihnen widerspiegeln, fühlte sich gefesselt vor Ehrfurcht und Angst. Menschen standen vor Ihr und konnten keine klaren Gedanken mehr finden.
Gefangen in der Tiefe!
Waren diese Augen wütend, wie in diesem Moment, zogen kleine schwarze Fäden durch das Smaragdgrün. Strahlten Sie vor Glück, ging die Farbe in einem Jade grün über. Erfüllten diese Augen Traurigkeit oder das Unglück, wurde das Smaragdgrün dunkel wie Tannennadeln. Die Menschen, die es bemerkten, hatten keine sinnvolle Erklärung parat. Es entstanden die wildesten Gerüchte um Sie.
Ihrer Person.
Deswegen wurde Sie gemieden, denn die Angst war zu groß, vor dem Unbekannten, das keine logische Erklärung zu lassen würde. Ja, Angst hatten Sie alle, die Unwissenden, nicht aber die Wissenden. Und zu den Wissenden gehörten die Menschen die mit ihr auf der Ranch lebten oder gelebt hatten. Ihre Eltern, David und Elisabeth Green, Carl, Mary Lou und Matthew Ryder, Bill und Christian Masterson. Ein paar Jahre später brachte Bill Emily Flint auf die Ranch.
Zu allem Übel kam noch hinzu, das Sie, einen perfekten Körperbau, mit wohl proportionierten Rundungen vorweisen konnte. Jeder Mann drehte sich um, wenn sie in Sichtweite gekommen war. Ihre Schönheit war vollkommen. Als ob Mutternatur nur Zeit für Sie erübrigt hätte. Ihre Haut schimmerte wie reines Gold, makellos, glatt. Sie sah so weich aus, das man Ihre Haut berühren wollte, um sicher zu sein, das man nicht träumte, aber aus Angst, Sie zu zerstören, es lieber bleiben ließ. Und so wurde das Verlangen immer unterdrückt. Das Rot Ihrer Lippen gleiche denen der Wildbeeren im Wald. Lächelte Sie, zeigten sich wunderschöne gleichmäßige weiße Zähne. Ihre erste Erscheinung wirkte zerbrechlich, das täuschte. Ihre Hände so zart, packten mit an, wo Sie konnten. Keiner traute Ihr körperliche Kraft zu, eher wollte man Sie vor allem und jedem beschützen.
Das war Ihr menschliches Schicksal oder nicht?
Übernatürliche Schönheit, gepaart mit Neid, Angst und Hass.
Â
Â
Nun entschied ich das die Zeit gekommen war, das Riskio ein zu gehen vor dem ich große Angst hatte. Es würde schwer werden. Anders konnte ich Ihr,.... Nein! Anders konnte ich uns nicht helfen und wenn mehr sinnlose Zeit vergeudet wurde, passierte es vielleicht, das wir verliere und das für immer. Menschen waren ja so etwas von kompliziert und gewalttätig. Weder hatten Sie Respekt vor der Natur, geschweige denn, vor ihrer eigenen Rasse. Es waren dunkle Wolken am Horizont auf gezogen für Racy Lees Ranch und ich hatte genug Informationen, um alles zum Guten zu wenden.
Schön und gut, aber waren diese Informationen auch da, wenn ich Sie brauchte? Wenn ich nicht ich selber war, fiel mir alles unendlich schwerer. Erinnerungen zu bewahren! Gefühle zu verstehen! Wie lange würde mein Bewusstsein diesmal brauchen, um mich meinem neuem Ich zu stellen und anzunehmen?
Es half aber alles nichts. Ich musste vor jeder Wandlung meine Angst besiegen und warum sollte es jetzt nicht das letzte mal sein? Die Grenze zu überschreiten und meinen Verstand zu zwingen meinen Körper zu reißen und zu formen. Es war jedes mal aufs Neue eine Herausforderung die meinen ganzen Mut erforderte. Ich wurde das Gefühl nicht los, das mit jeder Wandlung sich ein Stück meiner Seele auflöste. Tat ich es nicht, würde mich meine Angst besiegen und alles wäre verloren. Liebe, Vereinigung, unsere Vollkommenheit stand auf dem Spiel und die Ewigkeit ist zu lang, falls wir soweit kommen würden.
Wir beide waren dann verloren!
Ich zitterte am ganzen Körper.
Ging es mir jetzt besser ?
Ja und Nein. Es half, die Dinge direkt bei Namen zu nennen und sich selber einzugestehen, welcher der beste Weg für einen selber war, auch wenn es ein unbequemer Weg sein würde. Vielleicht stellte ich mir es besser als ein Abenteuer vor, denn irgendwie war es auch eines, dem ich mich sowieso nicht entziehen konnte und es noch länger hinaus zu zögern, war eher dumm und es ließe mich nur noch länger leiden, und nichts lag mir ferner, als wie das zu vermeiden.
Jetzt sah ich diese erwachsene Frau. Ihre Augen erfüllt mit dieser tiefen Verzweiflung. Sie weinte und war kaum wieder zu erkennen. Ihr rotes Haar sah eher grau aus und sie hatte schwarze verschmierte Flecken im Gesicht. Überall hörte man laute schreiende Stimmen. Ihre befand sich mittendrin. Ich musste mich sehr anstrengen, um Sie nicht aus den Augen zu verlieren. Das Chaos war perfekt und ich hörte Ihr leises Schluchzen, das Sie immer wieder zwang, in die Stille zu versinken. Ich war hin und her gerissen. Meine Überlegungen galten ihr.
War Sie nun bereit mich in ihr Leben zu lassen, als Mensch, damit wir endlich zu einander finden konnten?
Hatte ich den richtigen Zeitpunkt verpasst?
War es vielleicht schon zu spät?
Ich wusste wie sich alle Mitglieder der Ranch verändert hatten. Doch nie empfand ich den Zeitpunkt als richtig.
Ich schüttelte meinen Kopf.
Wovor hatte ich so große Angst?
War es wirklich möglich das ich scheitern konnte?
Wollte ich mich deswegen vor dieser Herausforderung drücken?
Mit einer Möglichkeit hatte ich mich noch gar nicht auseinander gesetzt.
Was ist wenn Sie mich gar nicht mehr will ?
Was ist wenn Sie mich gar nicht mehr brauchte?
Was ist wenn ihr das menschliche Dasein gefiel ?
Das waren die Fragen die mich quälten. Aber nie gewagt hatte Sie mir offen und ehrlich zu stellen.
Dann stand mein Entschluss fest, breitete meine Flügel aus und ließ Sie ein paar Mal auf und nieder sinken. Die Flügelschläge verstärkend,einen perfekten Start vom Ast und zu einem letzter Rundflug. Ich wollte das Sie wusste das ich da war und kommen würde. So schrie ich laut auf, kreiste mehrmals um die große schwarz -graue Rauchsäule herum, sie schaute zu mir hinauf und ein letzter Schrei entfuhr mir.
Ich hatte das Gefühl, dass es das letzte große Abenteuer werden würde. Wie sollte ich mich irren!
Ich flog in Richtung des Hauptgebäudes und hatte keine Vorstellung, wie die kommende Wandlung verlaufen würde, aber darüber wollte ich mir jetzt keine Gedanken machen und genoß lieber meinen letzten Flug.
Alles war weiß. Ab und an sah man das Dunkel der Baumstämme, die nicht vom Schnee bedeckt waren. Mein Flug erreichte schneller sein Ziel als mir lieb gewesen war. Die Häuser der Ranch kamen in Sichtweite. Ein Plan war nicht geschmiedet, so ging ich in den Sinkflug, um mehr Details von den Häusern zu bekommen, hielt nach einen offenen Fenster aus schau und am besten wäre Racy Lees Haus gewesen. Doch kein Fenster war offen, das Glück war mir nicht hold. So flog ich zu Carl seinem Haus und da erwartete mich derselbe Anblick, alle Fenster waren geschlossen und ich war mir sicher, das es bei den anderen Häusern genauso war. Es leuchtete mir langsam ein. Die Menschen mochten die Kälte nicht. Sie war einer ihrer schlimmsten Feinde, obwohl der Eindruck bestand, das generell die Natur ihnen nicht besonders gut gefiel. Natürlich gab es Ausnahmen unter den Menschen, viele liebten die Natur. So ein Mensch war Racy Lee. Man kann sagen die Menschen hassten und benötigten gleichzeitig die Natur, denn ohne Wasser und Holz, Wieden und Regen konnten sie nicht existieren. Warum auch einfach leben, wenn man so kompliziert war wie ein Mensch es nur sein konnte.
Ich schindete Zeit, denn mein Problem war immer noch nicht gelöst. Die Häuser kamen also nicht in Frage. Was blieb mir da noch für eine Alternative?
Die Ställe, genauer gesagt, der Pferdestall. Ich saß auf dem Dach der Ryders, begann mit den Flügeln zu schlagen und flog hinüber zu dem Stall. Er lag etwas weiter nach hinten, fast auf derselben Höhe. Kam man von den Weidegründen zurück war er es das erste Gebäude. Ich umkreiste ihn einmal und hörte Emma wiehern, sie spürte, das ich da war. Der Stall entpuppze sich auch als Fehlschlag. Die kleinen Luken waren nicht weit genug geöffnet und die Tore waren zu. Das waren keine guten Aussichten. Meine Chancen standen gar nicht gut, denn ich hatte nur zwei Optionen.
Die erste war, ich müsste warten bis mir die Tore geöffnet wurden und mich hinein schmuggeln, doch war die Gefahr sehr groß, das ich entdeckt wurde und zum anderen, wenn meine Wandlung hier statt fand, konnte man mich gut entdecken. Ich würde ein heiloses Chaos verursachen und die Wahrscheinlichkeit groß, das sie nicht rechtzeitig abgeschlossen war, um dann eine sinnvolle Erklärung abgeben zu können.
Meine letzte Option war, es irgendwo hier draußen im freien zu wagen, was damit gleich kommen würde, mich direkt erschiessen zu lassen. Die Kälte würde mich umbringen. Der Mensch besaß kein Fell. Sie schützen sich mit der so genannten Kleidung. Doch wo sollte ich die her bekommen. In meiner jetztigen Wandlung konnte ich mir keine Kleidung besorgen. Ich würde nicht lange hier draußen überleben. Meine Erinnerungen verschwanden sofort nach der Wandlung, also konnte ich nie sagen wie lange ich gebraucht habe und unter diesen Umständen wäre zu viel Zeit mein sicherer Tod.
Ich steckte in der Zwickmühle. Wie sollte ich mich entscheiden? Ich wägte meine Optionen gegen einander auf.
Welche könnte die bessere Wahl sein?
Hatte ich überhaupt eine Wahl?
Wenn ich jetzt nicht dieses Risiko ein ging, würde ich es dann jemals wieder in Erwägung ziehen?
Ich könnte auch bis zum Frühling warten. Meine Chancen wären um einiges besser. Ich würde mich nicht so in Gefahr begeben. Ganz sicherlich nicht. Doch ich war mir ziemlich sicher, das ich diese Zeit nicht mehr hatte.
Meine Entscheidung war gefallen. Nun musste ich nur noch einen guten Platz aussuchen. Er durfte nicht zu weit weg von den Häusern sein. Also stieg ich wieder in die Lüfte und suchte nach einem Platz und zu meiner Überraschung sah ich ihn auch schnell. Er lag etwas abseits des Stalls, kam man von den Weidegründen sah man ihn nicht, da mehrere Bäume die Sicht dorthin versperrten. Ich erkannte den Apfelbaum, der weder Blätter noch Früchte zu dieser Jahreszeit trug. Der Platz war ideal. Ich hatte mindestens sechs Stunden Zeit bevor alle wieder heim kehrten.
Wenn ich mich noch besser konzentrieren würde könnte ich die Wandlung schneller hinter mich bringen. Ich musste es drauf ankommen lassen.
Ich ging in den Sinkflug und landete neben den kahlen dürren Baum. Hüpfend stellte ich mich zwischen den kleinen Baum und der Baumreihen hinter mir. Meine Wandlungsbilder jagten mir durch den Kopf und dann hörten sie abrupt auf, als das passende Bild klar vor meinen Augen erschien. Ich streckte meinen Hals, sowie Beine und Gefieder, einen nach den anderen einmal aus. So versuchte ich meinen jetzigen Körper zu entspannen. Danach schloss ich die Augen und verlangsamte meine Atmung. Meine Konzentration befasste sich in diesem Moment nur auf die Atmung, bis ich in einem Trance artigen Zustand verfallen war. Meine Umgebung verschwunden, befand mich im Nichts und während ich auf die Atmung achtete, brachte ich das Bild mit meinem Körper zusammen. Ein grelles Licht flammte auf, als sich Bild und Körper Zentimeter für Zentimeter näherten. Ich versuchte alles um den Vorgang so bewusst wie möglich zu leiten. Das Licht wurde immer heller, greller. Normale Menschen würde es erblinden lassen. Dieses Licht existierte auf Erden nicht.
Jetzt war es soweit. Das Bild und mein Körper trennte nur noch einen Zentimeter, einen Wimpernschlag, einen einzigen Gedanken, einen Willen. Die Entscheidung lag bei mir. Mein letzter Gedanke und ich lies es geschehen. Nun gab es kein zurück mehr. Die Wahl war getroffen, besiegelt und wurde nun zur Realität.
Sie trafen sich und wurden eins. Das Licht explodierte, im selben Moment begann das Reißen, Licht schoss durch die tausenden von Rissen in der alten Wandlung. Jede Faser, jeder Muskel war für einen kurzen Moment durchsichtig gemacht, unendliche Licht strömte durch sie hin durch. Ich spürte gleichzeitig die gütige Wärme die vom Licht aus ging. Arme, Beine, mein gesamter Oberkörper waren betroffen. Sie wurden vom Licht zerrissen und mit ihm, folgte der Schmerz, etwas zu zerstören. Tausende kleiner Lichtrisse durchzogen den Körper, wodurch der Schmerz immer größer und größer wurde. Die Risse vermehrten sich so schnell das bald kein Körper mehr zu erkennen war, nur reines Licht, bis die alte Wandlung sich aufgelöst hatte und dunkle Stränge, anstatt Risse, den neuen Körper, die neue Wandlung zu formen begannen. Ich hatte keine genaue Vorstellung davon wie für Außenstehende dieser Akt aussehen mochte, doch hatte man mich gewarnt. Kein Mensch darf jemals Zeuge werden.
Die Dunklen Stränge wurden zahlreicher, explodierten förmlich, da ich mich noch stärker als jemals zu vor, auf diesen Prozess konzentrierte, wenn es den möglich war, denn ich wollte es immer schnell hinter mich bringen. Es war kein körperlicher Schmerz. Ich fühlte ihn in meinen Gedanken. Ich wußte wie es war ein Lebewesen zu zerstören. Doch in diesem Fall war es meine Entscheidung gewesen und sie stärkte mich nicht. Nicht dieses Mal. Nicht so wie es früher der Fall gewesen sein sollte. Ich war der Richter und der Hänker.
Der Schmerz schwellte weiter an. Es war nicht nur eine reine Zerstörung, jetzt wo ich einen neuen Körper erschaffen hatte, starb auch ein Teil meiner Seele, mit jeder Wandlung ein Stück mehr. Diesen Prozess, meines Verfalls, den Verfall meiner Seele, das Verschwinden auf Ewig, konnte nur noch eine Person stoppenund die hatte nicht die leiseste Ahnung von meiner Existenz.
Das Licht explodierte und wie ein funken Regen stöberte es in allen Richtungen davon. Jetzt blieb nur noch ein Akt übrig. Meinen Geist und meine Seele mit dem Körper zu verbinden. Das war aber nicht der spannende Teil. Dieser Teil ängstigte mich jedes Mal aufs neue. Und jedes mal die gleichen Fragen.
Wo würde ich landen?
Wie viel Erinnerung habe ich mit genommen?
Wie groß wird der Schmerz bei diesem Erwachen sein?
Dieses mal gesellten sich schwerweigendere Fragen dazu.
Tue ich jetzt das richtige?
Wie werde ich diese neue Situation meistern?
Wie sollte ich mein erscheinen recht fertigen?
Was würde ich sagen?
Wie werden sie auf mich reagieren?
Ich zögerte wie immer die entgültige Vereinigung hinaus. Quälende Zweifel plagten mich.
Da war aber noch die wichtigste Frage.
Wie komme ich mit der neuen Wandlung zu recht?
Auf meine Fragen gab es Antworten. Das wußte ich. Es war nun an der Zeit sie ein zu fordern, von meinem Schicksal, das mich betrogen hatte, denn es war für mich immer offensichtlicher geworden, das ich schon immer eine Zukunft besessen haben musste, sonst wäre ich nicht da, wo ich jetzt wäre. Tatsachen waren Tatsachen, entweder verschloß ich meine Augen davor oder ich gab mir einen Ruck und bestimmt ab sofort mein Schicksal selber.
Hatte ich nicht schon längst damit begonnen?
In dem ich auf die Suche gegangen bin?
Doch wusste ich in dieser Zeit nicht das ich mein Schicksal ändern konnte wie ich es wollte. Ich war eine Zeit lang der Meinung gewesen, das es eine Prüfung sein musste und der Ausgang schon fest stand. Nie war es jemanden gelungen. Nie war jemand zurück gekehrt.
Und damit war nun Schluss! Ich bewegte mich in Gedanken auf meinen neuen Körper zu, fügte mich und nahm meinen Platz ein.