Kapitel 21 Seelenreise
Langsam gingen sie weiter durch den seltsamen Glasgarten. Es gab keinen Wind. Trotzdem bewegten sich die Smaragdenen Bäume wie in einer leichten Brise.
Sie waren seit Gefühlten Stunden unterwegs aber noch immer veränderte sich die Landschaft nicht. Und noch immer gab es keine Anzeichen anderer Lebewesen.
Lediglich die Kristallenen Pflanzen die sich in alle Richtungen zu erstrecken schienen.
Selbst die Stadt am Horizont war noch nicht näher gekommen. Dafür bemerkte Alexis nun etwas anderes das zu seiner rechten aus dem Nebel auftauchte. Berge… Berge die von de seltsamen Garten wie eine Straße durchschnitten wurden.
,, Alexis. Seht euch das an.“ Fylla deutete auf eine Felswand zu ihrer linken. Auch dort ragte etwas in den Himmel auf. Aber es war kein Berg. Eine gewaltige glattgeschliffene Marmorplatte . Ein Auge hoch wie ein Haus war darauf eingeprägt worden.
,, Das ist… interessant.“
,, Ihr habt keine Ahnung was das sein könnte ?“
,, Ich habe eine Vermutung aber… nein. Ich weiß es nicht sicher.“
,, Und was vermutet ihr ?“ , wollte Fylla wissen.
,, Nun…“ Der Magier ging zum Fuß der Marmorplatte und strich mit der Hand darüber. ,, Liron ist ein Seher. Das bedeutet auch seine Gabe müsste sich hier irgendwie manifestieren. Ich glaube das könnt es sein.“
Schweigend gingen sie weiter. Langsam änderte sich die Landschaft. Die gläsernen Pflanzen verschwanden…oder rückten näher zusammen. Und je näher sie der Stadt am Horizont kamen desto mehr verschmolz das Kristall der Pflanzen miteinander. Bis sich letztlich ein gewaltiger Spiegeltunnel bildete. Die halbdurchscheinenden Kristalle streuten das spärliche licht in allen Farben und verstärkten es. Die Helligkeit machte es schwer richtig zu sehen.
Flüsternde Stimmen erfüllten den Gang.
,, Was ist da….“ Bevor Fylla weitersprechen konnte Endete der Tunnel.
Und sie fanden sich auf einer Wiese wieder. Strömender Regen hatte diese unter Wasser Gesetzt und durchnässte auch die Mäntel der zwei Besucher in kürzester Zeit.
Eine kleine Gruppe aus Leuten stand auf der Wiese. Alexis blieb kurz ungläubig stehen und er merkte, dass auch Fylla stehen geblieben war
Fylla war nicht selbst dabei gewesen erkannte die Gestalten aber trotzdem. Alexis hingegen schon.
Und so befand er sich ebenso in der Gruppe auf der Wiese.
Ragnars Beerdigung.
,, Das ist doch vollkommen….“
Alexis hob eine Hand und bedeutete ihr ruhig zu sein.
Die Erinnerung von Liron, Alexis und noch einigen weiteren Leuten standen an einem frischen Grab.
Nach und nach drehte sich jede der Gestalten am Grab um bis nur noch Liron und Alexis dort standen.
,, Er war ein guter Mann.“
,, Das hoffe ich.“ , erwiderte Liron. ,, Mit ihm hatte all dies doch Angefangen nicht ?“
,, Ihr hofft es ?“
,, Adriana haben wir nie bestatten können.“ , wechselte Liron das Thema
Alexis wusste noch genau was er an jenem Tag gedacht hatte.
Die Erinnerung ließ auch ihn nicht unberührt auch wenn er versuchte es auszublenden. Aber damals waren bereits Fünf Jahre vergangen. Doch Liron schien die Zeit nicht zu helfen.
,, Nein.“ , sagte seine Erinnerung. ,, Das konnten wir nicht.“
Nachdem auch Alexis gegangen war stand nun nur noch Liron an dem Grab. Aus einer Tasche zog er einen versiegelten Brief hervor und sah ihn eine Weile lang ruhig an. Dann steckte er ihn ungeöffnet wieder in die Tasche.
Plötzlich fanden sich Fylla und Alexis wieder im Kristallgang wieder.
,, War das grade eine Erinnerung ?“ , fragte Fylla.
,, Ich denke die Antwort kennst du. Aber warum… warum sehen wir das?“
,, Vielleicht sollten wir die Antwort besser nicht wissen.“
Vorsichtig geworden gingen sie weiter. In den spiegelnden Wänden waren jetzt immer öfter Bilder zu sehen.
Der Angriff der Hostis auf Licentia . Die Zerstörung Grauhafens… Adrianas Tod… Ein Mosaik aus Schmerz.
Das Licht wurde wieder Heller… blendete die Welt aus…
Ein dunkler Raum. Ein alter Mann auf einem Bett. Das einzige Licht kam von einer kleinen Kerze.
Stimmen von draußen. ,, Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte.“ Lirons Stimme die sich mit jemand unterhielt..
Die Tür wurde geöffnet und ein in zerschlissene Reisekleider gehüllter Liron betrat den Raum
Er trat an den sterbenden Mann heran.
,, Wie geht es euch ?“
,, Wie geht es mir schon…“ Ragnar setzte sich langsam auf. ,, Ich weiß das mir nicht viel…. Zeit bleibt. Aber da ist noch etwas das….“
,, Seit ruhig alter Narr und ruht euch aus. Ihr habt eure letzte Schlacht noch nicht geschlagen.“
,, Und ich weiß das ihr unrecht habt.“
Liron setzte sich auf einen Stuhl. ,, Und wenn ihr geht was bleibt mir dann noch ?“ Eine Niedergeschlagenheit hatte sich in die Stimme des Sehers gelegt die weder Alexis noch Fylla kannten.
Reine Verzweiflung ?
Der Alte deutete auf Lirons Kopf und Brust. ,, Das.“ , meinte er und schloss die Augen.
Alexis konnte sehen das Liron aufspringen wollte. Als dieser aber bemerkte das Ragnar noch atmete stand er lediglich leise auf und verließ den Raum.
Die Kerze flackerte noch einen Moment und erlosch dann.
Eine Weile nachdem sich Alexis und Fylla erneut in dem Kristallgang wiederfanden sagte niemand ein Wort.
,, Das war….“ Alexis stockte.
,, Gehen wir weiter.“
Es dauerte noch fast eine Stunde bis sie das Ende des Tunnels erreichten aber sie stießen auf keine neuen Erinnerungen mehr. Ihr einziger Begleiter war das ständige Flüstern der Kristallenen Wände.
Doch dann endete die Spiegelhalle. Und vor sich konnten sie die Stadt erkennen die sie bereits durch den Nebel hatten sehen können. Oder besser was davon übrig war. Die Silhouette erinnerte stark an Licentia wenn es auch einige Unterschiede gab. Doch mit Sicherheit ließ sich das nicht mehr sagen.
Eine Hälfte der Stadt lag vollkommen in Trümmern. Flammen schlugen aus den Zerstörten Gebäuden und der Rauch verfärbte den Himmel schwarz.
,, Ich schätze wir haben gefunden was wir gesucht haben.“
Ein großes Stück war aus der Mauer der Stadt herausgesprengt worden. Das klaffende Loch war selbst auf die Entfernung die immer noch zwischen ihnen und der Stadt lag gut zu erkennen.
,, Gut wir wissen wie wir reinkommen aber wie finden wir Liron ?“
In diesem Moment flog auf der Spitze eines der Türme welche die Mauern krönten in die Luft. Eine Rauch und Feuerwolke stieg in den dunklen Himmel.
,, Ich würde sagen dort.“
Sie rannten los
Wenige Minuten später hatten sie die Lücke im Mauerwerk erreicht. Steinbrocken so groß wie Häuser waren in der Umgebung verteilt und Risse zogen sich von der Lücke ausgehend in alle Richtungen die Mauern entlang.
Als Alexis inmitten der Mauerüberreste stand holte sei erneut eine Erinnerung ein.
Derselbe dunkle Raum. Ragnar und Liron.
,, Ich habe“ der Alte Krieger hustete und musste zwichen den Worten immer wieder Pausen machen. ,, ich habe das hier beinahe fünfzig Jahre lang aufbewahrt. Mit dem Versprechen es…. niemals zu verraten“ Er zog einen kleinen vergilbten und versiegelten Umschlag hervor. Das Wachs des Siegels war so brüchig das es beinahe schon von selbst auseinanderfiel. ,, Wenn es Zeit ist. Gebt es selbst weiter. Eines Tages könnte es… wichtig sein.“ Zögernd nahm Liron den Umschlag entgegen.
,, Was ist das ?“ , wollte Liron wissen.
,, Ein… letztes Geheimnis. Aber was genau… müsst ihr selbst herausfinden…“
Mit diesen Worten schloss Ragnar zum letzten Mal die Augen.
,, Was bitte hat das zu bedeuten ?“ , wollte Fylla wissen. ,, Hat Liron euch gegenüber jeh diesen rief erwähnt ?“
,, Nicht das ich wüsste. Aber was mich grade viel mehr interessiert: Wie kommen wir am schnellsten zu diesem Turm?“
Vorsichtig betraten sie die brennende Stadt. Flüsternde Schatten huschten zwischen den zerstörten Gebäuden hin und her. Das Feuer schien ihre Anwesenheit zu spüren und brannte sich langsam einen Weg in ihre Richtung. Wirklich bedrohlich war es nicht solange sie schnell genug wären aber beunruhigend.
Sie erreichten eine größtenteils unbeschädigte Treppe die Hinauf auf die Mauern führte. Die Stufen waren teilweise zersplittert aber trotzdem konnten sie ohne Schwierigkeiten die Mauerkrone erreichen. Und von dort konnten sie zum ersten Mal das seltsame Reich überblicken in dem sie sich befanden. Von hier oben wirkten die Entfernungen winzig und der Glasgarten in dem sie angekommen waren schien zum Greifen nah. Aber man konnte sich hier ja auch nicht auf Entfernungen verlassen meinte Alexis.
,, Soll das heißen es wirkt alles viel näher als es eigentlich ist ?“
,, Ja oder auch umgekehrt. Entfernungen und Zeit spielen hier einfach keine Rolle da sie nicht existent sind.“
,, Das heißt wir könnten eine Ewigkeit hier sein und…“
,, …wenn wir zurückkommen währen trotzdem nur ein paar Sekunden vergangen ja.“
,, Ich weiß nicht ob mich das beruhigen soll oder nicht.“
Sie setzten ihren Weg über die Mauer in Richtugn des Turms fort. Unter ihnen erstreckte sich auf der einen Seite der Glasgarten und auf der anderen die Stadt deren Hallen und Gebäude sich den gesamten im Zentrum gelegenen Berg hinaufzogen. Die Stadt hatte mehr als nur Ähnlichkeit mit Licentia. Der Aufbau war genau gleich.
Ein lauter Schlag ertötne hinter ihnen und ließ die Mauer erbeben. Kleinere Steinstücke lösten sich daraus und rieselten in die Tiefe.
Ein Schattenhaftes Wesen von der Größe eines Menschen stand hinter ihnen. Die Augen glühten bedrohlich.
Langsam fast als wollte könnte es sie noch nicht einschätzen machte es einen Schritt auf sie zu.
Plötzlich fühlten sowohl Alexis als auch Fylla eine Hand auf der Schuler und wurden herumgerissen.
,, Lauft“ Liron zog die beiden mit sich so schnell er konnte. In Richtung des Turms. Die drei rannten durch die offene Tür und der Seher schlug grade noch rechtzeitig die Tür zu.
Draußen konnten sie das Wesen aufheulen hören.
,, Wo sind wir ?“ Alexis sah sich um. Das war nicht das innere eines Turms.
Die ganze Umgebung war in ein sanftes warmes Licht getaucht und bestand aus einem einzigen großen Saal der mit hunderten von Türen versehen war.
,, Hier ist es still.“ War alles was Liron oder sein Abbild oder was immer es war sagte.
Das vor ihm war vermutlich Liron aber gleichzeitig auch nicht. Denn diese gesamte Welt verkörperte ihn letztlich. Von dem Teil abgesehen die das andere…. Wesen… beherrschte.
,, Was macht ich hier ?“ , fragte Liron.
,, Dir helfen. Zumindest war das der Plan.“ , antwortete Fylla.
,, Plan ? Ihr versteht es nicht. Mir ist nicht zu helfen. Es ist zu laut.“
,, Laut ?“ Alexis verstand nicht.
Liron trat an eine der Türen heran und zog sie auf.
Unbeschreiblicher Lärm schlug Alexis entgegen. Flüsternd, Schreiend, fordernd. Tausend Stimmen die gleichzeitig zu ihm sprachen.
Der Seher schlug die Tür wieder zu.
,, Da hört ihr es.“
,, Das war…“ Alexsi drehte sich zu Fylla um und sah das sie Tabajaxie sich tatsächlich die Ohren zuhielt. ,,.. schrecklich.“
,, Und es ist noch gar nichts. Weil ich nicht zuhöre. Nicht hören will.“
,, Und wenn ihr doch hört ?“ , fragte Alexis. Er hatte eine Idee… eine verzweifelte Idee aber wenn er Erfolg hatte…
,, Ich werde nie zuhören.“ , entgegnete Liron.
,, Hast du es denn nie versucht ?“
,, Ich will nichts von dem was die Stimmen anbieten.“
,, Dann nehmt es nicht. Aber hört zu.“
Fylla wurde langsam skeptisch. ,, Was habt ihr vor Alexis ?“
,, Das einzige was ihm vielleicht Hilft.“ , Erwiderte dieser. ,, Ich hoffe ihr Vertraut mir ?“
,, Mir gefällt nicht was ihr vorhabt aber… ja. Solltet ihr euch allerdings Irren… ich habe Liron versprochen nicht zuzulassen das er zu etwas anderen wird als er selbst.“
,, Das wird nicht geschehen.“ Er wendete sich wieder an Lirons Abbild. ,, Ihr vertraut mir doch auch ?“
Liron nickte.
,, Dann hört jetzt hin.“ Alexis riss die Tür wieder auf. Sofort begann die Welt um sie herum zu zerfallen, sich zu verformen. Das Licht im Raum flackerte kurz auf und erlosch dann….
Sie wurden zurückgeworfen. Hinaus aus dem Geist Lirons und zurück in ihren eigenen. Zurück in die existente Welt.
,, Ich hoffe ihr wisst was ihr getan habt.“
Er brauchte einen Moment um sich wieder zu Orientieren. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes rausgeworfen worden und… rasch sah er sich nach Liron um.
Der Seher lag immer noch in dem Kreis aus Runen die mittlerweile allerdings ihre Kraft verloren hatten.
Langsam rührte sich Liron. Stützte sich noch unsicher mit einer Hand vom Boden ab. Dann Schlug er die Augen auf .
,, Was habt ihr getan ?“ , konnte Alexis Zemas Stimme hören. Ja… was hatte er getan?