Beschreibung
Kapitel 2 der kleinen Geschichte (: Ich hoffe, dass sie euch gefällt. Mehr kommt entweder heute oder morgen.
Der Junge
Wir starrten uns einen Moment lang bewegungslos an. Die Welt scheint einen Augenblick lang still zustehen. Ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. Diese Gestalt kam mir so ungewollt bekannt vor, so vertraut... Ich bemerkte zunächst nicht, dass sie sich in Bewegung setzte. Ohne es wirklich zu realisieren war sie schon nach wenigen Sekunden verschwunden. Ich hatte das Gefühl , zwei Tage lang einfach nur da zustehen und einem Fremden hinterher zuschauen. Den restlichen Weg nach Hause legte ich wie ein Zombie zurück. Meine Beine fühlten sich an wie Blei und ich kann mich an nichts mehr erinnern , was ich auf dieser Strecke gesehen habe. Ich sah nur diese schwarze Kapuze vor mir. Und ich hatte das Gefühl, dass mich darunter rote Augen angriffslustig anblitzten...
Meine Mutter weckte mich am nächsten Morgen. Sie kippte mir einen Eimer Wasser über. Als ich sie dann anschrie, was das sollte, meinte sie nur : „Du hast die ganze Nacht geschrien und ich habe dich nicht wach bekommen!“ Ich spürte starke Kopfschmerzen und setzte mich auf. „Habe ich irgendwas bestimmtes gerufen?“,fragte ich sie vorsichtig. „Nein, du hast nur geschrien. Ist etwas nicht in Ordnung?“ Ich winkte nur ab und stand auf. Lu zögerte kurz, dann verließ langsam mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich ging zu meinem Kleiderschrank und suchte mir meinen violetten Schal, meinen Parka und eine Jeans raus. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, zog ich mir meine Lieblingsstiefel an, rief meiner Mutter ein kurzes „Ich bin weg“ zu und öffnete die Haustür. Die gesamte Straße war weiß und es sah so aus, als ob mir der neu gefallene Schnee bis zu den Knien reichen würde. Ich hüpfte die letzten Treppenstufen hinunter und schaute mich in unsrem Viertel um. Sue Parke baute mit ihren Kindern einen Schneemann, Lis und ihr Mann William genossen die frische Winterluft auf ihrer Terrasse.. ich stockte. Diese Familie kannte ich nicht. Vor dem Haus ,welches direkt gegenüber liegt, steht eine große, schwarzhaarige Frau. Neben ihr steht ein hochgewachsener Mann ,der ein kleines Mädchen im Arm hält. Und mir gegenüber sehe ich einen Blondhaarigen Jungen. Ich schätzte, dass er so alt sein müsste wie ich. Er trug einen langen schwarzen Mantel. Der Junge schien bemerkt zu haben, dass ich ihn anschaute. Er sah mir direkt in die Augen und lächelte. Ich lächelte zurück. Dann beschloss ich, zu ihnen rüber zu gehen. „Hi, ich bin Lily. Willkommen in der Nachbarschaft!“,sagte ich, als ich sie erreicht hatte. Der Junge schaute mir weiterhin direkt in die Augen, sagte aber nichts. Die große Frau nickte mir zu. „Vielen Dank.“,sagte sie. „Wir sind die Takers.“ Sie streckte mir die Hand aus, die ich etwas zögernd ergriff. „Freut mich , Sie kennen zulernen.“,sagte ich etwas zögernd. „Ich bin Jane.“,sagte die Frau und wies auf sich. „Das sind mein Mann Nicolas und meine kleine Susan und das ist“ sie wies mit dem Finger auf den Jungen, doch er unterbrach sie. „Schon gut, Mum. Ich glaube , ich kann mich selbst vorstellen.“ Er nahm meine Hand und gab mir einen leichten Handkuss. Ich spürte, dass ich rot wurde. „Ich bin Rick.“,sagte er und ließ meine Hand los. „Hi, nett dich … kennenzulernen..“,stotterte ich. „Ich muss jetzt los! Wir sehn uns bestimmt bald wieder.“ Eilig drehte ich mich um und ging. Ich hörte Frau Taker im Hintergrund noch sagen : „Die scheint dir ja zu gefallen. Und andersrum wohl genauso...“
Ich wusste nicht, wohin ich ging. Unkontrolliert ging ich durch die Straßen. Plötzlich stand ich vor der Tür des Maloue Moon. Ich öffnete die Tür und schlüpfte hinein. Es war nur träger Betrieb. Es waren nach uralten Uhr, die neben dem Tresen hing, grade mal 9 Uhr. Ich setzte mich auf den Sessel neben dem Fenster und schnappte mir die Speisekarte. Ohne wirklich zu lesen starrte ich die Zeilen an. Der einzige Satz ,der mir Momentan im Kopf umher ging war : „Oh Gott war das peinlich!“ Die Bedienung kam zu mir und fragte, ob ich schon etwas bestellen wollte. Ich nickte, bestellte einen Kakao und einen Heidelbeermuffin. Erst nachdem sie verschwunden war, fiel mir meine Heidelbeere-Allergie wieder ein. Ich stützte den Kopf auf die Hände und überlegte. Dieser Rick war richtig nett gewesen, aber er erinnerte mich an jemanden. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Schwarzer Mantel … ich war Rick gestern Abend auf der Straße begegnet.. Aber wieso kam er mir in diesem Augenblick so bekannt vor ? Woher kannte ich diesen gut aussenden Jungen? Grübelnd nahm ich meinen Kakao entgegen und fragte die Angestellte ,ob sie mir einen Schokomuffin anstatt eines Heidelbeermuffins bringen könnte. Sie nickte freundlich. Ich nippte an meinem Kakao. Die Tür des Cafes schwang auf und eine Gestalt trat herein. Ich realisierte sie gar nicht, so sehr war ich in meinen Gedanken vertieft. Die Gestalt stellte sich vor meinen Tisch und fragte: „Darf ich mich zu dir setzen?“ Ich sah auf. Zuerst fielen mir die strahlend blauen Augen auf, dann der schwarze Mantel. Ich nickte eilig und räumte meine kleine Tasche, die ich auf den gegenüberliegenden Sessel geworfen hatte, bei Seite. „Erwartest du jemanden?“,fragte Rick freundlich und zog seinen Mantel aus. „Ich ? Ähm … nein ,ich frühstücke nur.“,stotterte ich. Und ganz ehrlich :Ich kam mir noch nie im Leben so dämlich vor. „Und wie gefällts dir hier?“,fragte ich ihn, während ich in meine Tasse starrte. Die Bedienung kam zurück, stellte meinen Muffin ab und nahm Ricks Bestellung auf. „Oh ja, ihr kommt mir alle wie eine eingeschworene Gemeinde vor“,sagte er. Als ich kurz hochschaute, lag ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. „sind wir wohl.“,sagte ich. „Es kommt mir so vor, als würden wir uns kennen.“,meinte Rick nachdenklich. Ich schaute eilig hoch.