Kapitel 19 Rettung
Lirons Geist schien diesmal unglaubliche Mühen zu haben die innere Ruhe zu finden die er brauchte.
Es war beinahe als hätte sich ein Nebel vor über alles gelegt. Irgendwann tauchte sein Verstand dann doch ab.
Er wanderte durch im dunkeln Liegende Flure. Hallen und Säle die er wiedererkannte. Er war in Licentia. Die Stadt unter schien nur von Mondlicht beleuchtet aber…. Irgendetwas stimmte nicht.
Er verließ die Ratshallen und strebte auf die Gassen der Stadt zu.
Niemand war auf den Straßen. Oder doch nicht ? Das Gerassel von Kettenhemden brachte ihn dazu sich in einer Ecke zu verstecken. Aber nur einen Moment. Niemand könnte ihn sehen. Er war ja nicht mal wirklich hier.
Eine Gruppe von Licentias Wachen kam um die Ecke.
,, Weiß jemand was den Rat dazu gebracht hat plötzlich eine Ausgangssperre zu verhängen ?“
Einer aus der Gruppe schüttelte den Kopf. ,, Aber es gefällt mir nicht. Und was ist mit diesem neuen Befehl? Den König festzusetzen sobald er auftaucht?“
Bevor Liron noch mehr verstehen konnte war die Gruppe bereits wieder verschwunden. Aber er hatte sowieso genug gehört.
,, Immer noch am Leben wie ?“ er drehte sich herum, wusste aber schon wen er vorfinden würde. Es gab nur eine Person die ihn sehen könnte.
,, Was habt ihr mit Fylla und Alexis gemacht ?“
Anbrail lachte. ,, Wenn ihr euch doch selbst hören könntet. Diese Wut. Sie leben. Und daran wird sich nichts ändern solange ihr wegbleibt.“
,, Glaubt ihr wirklich das ich das tun werde ?“
Anbrail zuckte gleichgültig mit den Schultern. ,, Ich warne euch nur einmal.“
Ohne zu wissen ob das überhaupt möglich war packte Liron den Seher und drückte ihn gegen eine Hauswand.
,, Ich warne euch ebenfalls nur einmal. Ihr habt meine Freunde gefangen, einige davon getötet und nun versucht ihr hier die Kontrolle zu übernehmen. Hört mir zu Anbrail, denn ich sage das nur einmal. Ich werde zurückkommen. Und wenn ich hier bin solltet ihr rennen. Denn ihr werdet euch nirgendwo und damit meine ich absolut nirgendwo vor mir verstecken können.“
Einen Moment lang glaubte er so etwas wie Furcht in den Augen seines Gegenübers zu erkennen.
,, So sei es dann.“
Liron tauchte aus der Vision auf. Die Wut brannte immer noch in seinem Inneren. Aber mittlerweile kontrollierter. Die Schatten die noch Momente zuvor erneut nach seinem Geist gegriffen hatten verschwanden.
Er sprang auf. ,, Zemas. Ich muss sofort zurück nach Licentia.“
Der Drache fragte gar nicht erst sondern nickte nur.
,, Lis kommt ihr ebenfalls mit uns ?“
,, Was für eine Frage. Wir bringen das zu Ende.“
,, Also dann los.“ Liron überprüfte kurz seine Waffen. Das Schwert und die Pistole für die ihm mittlerweile die Munition ausgegangen war. Es musste reichen.
Zu Fuß hätten sie Tage wenn nicht eine Woche gebraucht um nach Licentia zu gelangen. Mit Zemas Hilfe hingegen brauchten sie weniger als einen Tag.
Zemas landete etwas abseits des Dorfes das den Zugang zu den unterirdischen Wegen bildete über die Liron die Stadt betreten wollte.
,, Ihr bleibt hier Zemas.“ , wies er den Drachen an.
Dieser Protestierte natürlich sofort. ,, Du wirst meine Hilfe brauchen.“
,, Nein alter Freund. Diesmal nicht. Anbrail hat alle Wachen angewiesen nach mir Ausschau zu halten. Aber möglicherweise gibt es viele die seine Befehle ignorieren werden. Wenn ich keinen Bürgerkrieg und damit ein Blutbad anrichten will muss ich unauffällig sein. Und selbst in euer Menschlichen Form seit ihr das nicht.“
,, Ihr wirkt auch nicht grade wie ein Bauer.“ , bemerkte das Irrlicht spitz fügte aber noch hinzu : ,, Viel Glück.“
,, Das Endet bevor es begonnen hat.“ Sagte er noch bevor er außer Sichtweite verschwand.
,, Folgt ihr ihm ?“ , wendete sich Zemas an das Irrlicht.
,, Natürlich.“
Er rannte förmlich durch die nur spärlich Beleuchteten Gänge. Leute wichen ihm aus. Es kümmerte ihn nicht. Hier unten hoffte er noch nicht mit Ärger rechnen zu müssen.
Als er sich dem Stadtausgang näherte wurde er langsamer. Einige Leute drehten sich nach ihm um. Manche erkannten ihn.
Flüsternd verfolgte ihn sein Name während er auf das Tor zuging.
Tageslicht viel durch die geöffneten Flügel und erhellte die Grotte welche als Vorplatz diente.
Ein schöner Anblick nachdem er Minutenlang durch die Dunkelheit gehastet war.
Langsam ging er weiter, schritt durch die Steinernen Tore und hinein in das Herz des Bundes.
Er war erkannt worden. Hatte einen Fehler gemacht. Und es kostete ein Leben.
Hinter den Toren lag ein weiter offener Platz. Geschäfte, jetzt allesamt geschlossen, säumten die weitläufige Fläche aus Stein und Marmor.
Drei Wachmänner, welche wohl die Stadttore im Auge behalten sollten lehnten an einem Brunnen, welcher das Zentrum des Platzes bildete.
Er dachte zumindest, dass es drei waren.
Den vierten hinter sich sollte er erst bemerken als es schon viel zu spät war.
Liron hatte etwas übersehen. Dessen war er sich nachher sicher. Ein geheimes Signal vielleicht… oder möglicherweise hatte der Vierte ihn auch aus der Entfernung erkannt?
Es spielte keine Rolle…
Ein Gewehr wurde angelegt. Der Mann war sich sicher, dass er sein Ziel gefunden hatte.
Ein Moment noch…
Sein Ziel stand mit dem Rücken zu ihm. Er würde nicht einmal wissen was ihn getroffen hatte.
Der Abzug wurde durchgedrückt.
Liron spürte den Aufprall. Wurde herumgewirbelt… aber… keine Schmerzen?
Eine schimmernde Barriere aus Licht hatte sich hinter ihm aufgebaut. Ein zerdrücktes Stück Metall schwebte darin eingefangen. Das Licht verdichtete sich, formte sich wieder zu einem einzigen Punkt.
,, Beende es.“ , flüsterte das Irrlicht. Dann zerfiel die fragile Form zu Staub.
,, Das werde ich…“ Liron stand wieder auf. Das durfte nicht Umsonst gewesen sein.
Er sah hinauf zum Torbogen auf dem der Schütze immer noch stand, unfähig zu begreifen was grade passiert war.
Der Mann den er hatte töten wollen blickte einfach nur zu ihm herauf. Er wollte seine Waffe nachladen, aber die Finger zitterten zu stark. Der Pulverbeutel rutschte ihm aus der Hand und schlug irgendwo unter ihm auf den Boden. Liron hob den kleinen Lederbeutel auf.
Er hatte versagt, wusste allerdings nicht wie. Aber das spielte gleich keine Rolle mehr. Einer der drei anderen schlich sich von hinten an den Seher an.
Eine Ahnung blitze in Lirons Verstand auf. Das Bild einer Klinge. Er fuhr herum grade noch rechtzeitig um einem Messer auszuweichen. Mit einem tritt beförderte er das Messer außer Reichweite des Angreifers. Der nächste Tritt zog dem Soldaten die Beine weg.
Die verbliebenen Beiden Wachen blieben reglos stehen. Keiner Unternahm einen Angriffsversuch.
Stattdessen warfen beide ihre Waffen weg.
,, Seit ihr hier um all das Rückgängig zu machen ?“
,, Wenn ich es kann ja.“, antwortete Liron.
,, Viel Glück. Wir werden hierbleiben und alle versammeln die noch hinter euch stehen wenn ihr es wünscht.“
Liron schüttelte den Kopf. ,, Nein . Das hier wird nicht in einem Kleinkrieg enden. Sorgt nur dafür das Niemand Alarm schlägt.“
Den Rest seines Weges konnte er ohne Schwierigkeiten fortsetzen. Niemand mehr stellte sich ihm in den Weg. Und wenn doch eine Wache zu ihm herübersah… reichte dass meist damit sich diese sofort sehr für die Umgebung zu interessieren schien. Aber nicht mehr für ihn.
Nur als er Endlich vor den Türen des Ratspalastes ankam stellten sich ihm noch zwei Wachen in den Weg.
,, Ein gut gemeinter Rat.“ , sagte er als die zwei schwer bewaffneten Männer vor ihm Aufstellung nahmen. ,, Vergesst es.“
Die beiden Wichen zurück. ,, Kluge Entscheidung.“ Die Wachen machten sich daran das Weite zu suchen. ,, Eines noch. Hier müssen irgendwo ein Zauberer und eine Tabajaxie festgehalten werden. Wo ?“
,, Die… die beiden von denen ihr redet… ich habe sie glaube ich gesehen…“ , begann einer der Soldaten zögernd.
,, Sie wurden irgendwo im Westflügel untergebrach. In den Botschaften soweit ich weiß“
,, In den Botschaften ? Anbrail hatte wohl schon keine Zellen mehr frei.“
An den beiden Wachen vorbei rannte er ins Innere des Gebäudes. Liron wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Wenn er erst einmal entdeckt wurde….
Die Flure waren Menschenleer. Er hatte damit gerechnet das es jetzt hier vor Wachen und Boten wimmeln würde. Wenn Anbrail den Bund wirklich übernehmen wollte würde er das Irgendwie Organisieren müssen.
Aber das Gegenteil schien der Fall. Seine Schritte hallten gespenstisch in den Hallen wieder. So wie es auch jegliche Art von Gespräch getan hätte. In diesen Fluren leise zu sein war beinahe unmöglich.
Wenn sonst noch jemand hier wäre, er hätte es gehört.
Durch die hohen Fenster konnte er die Stadt unter sich erkennen. Aber auch von dort drangen keine Geräusche herauf. Es war einfach totenstill.
Irgendetwas Stimmte hier nicht.
Alexis sah seit Minuten einfach nur zu der verschlossenen Holztür hinüber. Er hatte alles versucht aber ohne Magie war die Tür nicht aufzubekommen. Das Holz war einfach zu massiv.
Die Wände jedoch waren dünn genug das er sich mit Fylla und Edrick unterhalten konnte. Der Stein aus dem diese bestanden war jedoch noch unmöglicher zu beschädigen als die Tür.
,, Wir hatten schon mehr Glück was ?“ , fragte er.
,, Ihr hättet ohne mich entkommen können Alexis.“ , stellte sie fest.
,, Ihr glaubt wirklich ich würde jemanden... euch zurücklassen?“
,, Nein. Und egal wie ich es auslege Alexis. Ihr seid doch ein guter Mensch.“
Alexis musste lachen. ,, Das habt ihr grade nicht wirklich gesagt.“
,, Das Spielt doch keine Rolle mehr oder ? Ich bezweifle das…“
Edrick hatte bisher still in seiner Zelle gesessen und einfach nur zugehört. Jetzt jedoch hörte etwas… Schritte. ,, Ruhig.“
,, Was…“ Fylla hörte es auch. Eilige Schritte die von den Marmorböden wiederhallten.
Jemand war Unterwegs hierher.
Dutzende von Türen. Liron hatte die Flure der Botschaft erreicht. Die Wände der Halle waren geradezu Durchlöchert mit Türen. Und er hatte keine Ahnung hinter welcher genau Fylla oder Alexis sich befanden. Alle zu öffnen und zu durchsuchen würde Stunden dauern…
So viel Zeit hatte er nicht. Ihm blieb nur eines übrig.
,, Hallo !“ Seine Stimme hallte tausendfach von den Wänden wieder.
Da hatte doch jemand gerufen. Aber… war das etwa Liron ? Alexis war sich sicher. Das konnte nur Liron gewesen sein. ,, Hier drüben.“ Er konnte nur darauf hoffen, dass der Seher ihn auch hörte.
Liron hörte Alexis Stimme. Irgendwo in den türreihen zu seiner Rechten… Schnell ging er die einzelnen Türen ab. Die Stimme kam näher. Liron glaubte die Richtige Tür gefunden zu haben und versuchte den Türgriff zu drehen. Nichts rührte sich. ,, Alexis seit ihr da drin ?“
Alexis ging näher an die Tür ran. ,, Ja , Fylla und Edrick auch. Liron. Du bist entweder endgültig verrückt geworden oder…“
,, Keine Zeit zum Streiten.“ Konnte Liron Edricks Stimme von der gegenüberliegenden Tür hören.
,, Dann schnell. Alexis ihr tretet besser etwas zurück.“ Er hatte immer noch den Pulverbeutel des Schützen vom Tor bei sich. Schnell lud er Edricks Pistole nach und zielte dann auf das Schloss. Den Schuss würde man vermutlich im Ganzen Gebäude hören. Und wenn jemand hier wäre wüsste er spätesten dann bescheid. Er legte auf das erste Schloss an.
Die Kugel zerschmetterte den Schließmechanismus in ein Dutzend Metallfragmente. Die Tür schwang nach innen zurück.
,, Das das hier eine Falle is,t ist dir hoffentlich klar oder ?“ ,fragte Alexis als er aus dem Raum gelaufen kam.
,, Nicht wenn man weiß das es eine ist.“ , antwortete Liron. ,, Holen wir die anderen.“
Mit zwei weiteren Kugeln wurden auch die Türen der anderen beiden Zimmer geöffnet woraufhin auch Fylla und Edrick wieder zu ihnen stoßen konnten.
,, Tut mir Leid Liron. „ begann Edrick. ,, Ich hätte es verhindern müssen. Die anderen Ratsherren haben sich alle….“
,, Schon gut alter Freund. Ihr hättet nichts tun können.“
,, Wenn ich jetzt noch dieses Ding loswerde können wir weg von hier.“ Alexis wies auf den metallenen Ring um sein Handgelenk.
,, Sagt bloß ihr trag den noch ?“ , fragt Fylla.
,, Ihr nicht ?“
,, Ich habe schon vor Stunden rausbekommen wie ich den Ring loswerde.“ , meint sie.
,, Warum bitte stehen wir dann noch hier ? , fragte Alexis verdutzt und leicht beleidigt darüber das er selbst nicht dazu in der Lage gewesen war.
,, Ich habe auf den richtigen Moment gewartet. Und dann ist Liron aufgetaucht.“ Erklärte Fylla während sie den Metallenen Reif von Alexis Handgelenk entfernte.
,, Wir sollten gehen.“ , schlug Edrick vor.
,, Nein.“
Alle drei sahen verwirrt zu Liron.
,, Ihr geht. Versteckt euch vor der Stadt Zemas muss dort irgendwo sein. Ich komme nach sobald ich hier fertig bin.“
,, Liron hört mir zu wenn ihr vorhabt euch Anbrail zu stellen…“ , begann Edrick.
,, Genau das habe ich vor. Mit etwas Glück ist dieser ganze Spuck bald vorbei. Geht und Edrick ?.“
,, Ich kann euch nicht davon abhalten oder ?“
,, Nein aber…“ Liron warf ihm die Pistole zu. ,, Vielleicht könnt ihr die gebrauchen. Jetzt geht. Wir sehen uns gleich wieder.“