Kurzgeschichte
Inspektor Mops: I like it

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"Inspektor Mops: I like it"
Veröffentlicht am 10. Juni 2012, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ryek Darkener ist seit einiger Zeit in virtuellen Welten unterwegs. In das Schreiben eingestiegen ist er mit zwei erfundenen autobiografischen Romanen sowie einer Kurzgeschichte aus dem 'EVE Online' Universum. Mittlerweile schreibt und veröffentlicht er eigene Geschichten, die vor allem in der Science-Fiction und Mystery angesiedelt sind.
Inspektor Mops: I like it

Inspektor Mops: I like it

Beschreibung

Inspektor Mops ist bei Storybattle 10 entstanden. Ein etwas seltsamer Zeitgenosse, spricht mit Toten, und Tote sprechen mit ihm ... Alle in der Geschichte vorkommenden Personen und Orte und Handlungen sind erfunden. Übereinstimmungen mit realen oder virtuellen Personen, Orten oder Gegebenheiten wären rein zufällig.

Inspektor Mops wachte auf und sah auf die Uhr. 00:00.

„Dann ist ja alles ok“, dachte er und wollte sich wieder auf die andere Seite drehen. Es war ein schöner Abend gewesen. Er war bei einer Hochzeit aufgetreten, in seinem „Freund Hein“ Kostüm, stilecht mit Sense natürlich. Nette Nebeneinnahme zum schmalen Polizistengehalt. Niemand konnte wie er mit der Sense die Hochzeitstorte waagerecht teilen, ohne das die Sahne zusammenbrach oder die Torte sich im ganzen Raum verteilte. Manche Leute mochten eben etwas Abgefahrenes, nach Standesamt und Pastor, und warum auch nicht? Wer den Tod zu Gast hat, sieht ihn vielleicht nicht so früh wieder, wer weiß? Danach gab es wie immer reichlich gute Sachen zu essen und zu trinken, und gegen 21:00 war Mops dann nach Hause gegangen. Zumindest konnte er sich an nichts erinnern, was nach dieser Zeitpunkt passiert sein könnte.

Am Fußende des Doppelbettes saß eine Frau, dem Aussehen nach zwischen zwanzig und dreißig, und sah Mops abwartend an. Sie trug ein durchscheinendes Kleidungsstück, wahrscheinlich ein Nachthemd. Nur sah Mops hinter dem Nachthemd nicht die Frau, sondern die Wand seines Schlafzimmers.

„Schade“, dachte er bei sich. Dem Profil nach hätte er es gern anders gehabt.

„Laß mich raten, Du bist tot.“

„Welche lebende Frau würde sich im Ernst in Dein Schlafzimmer trauen?“

Sie zeigte auf das Kostüm und die Sense, die auf der anderen Bettseite lagen, und lachte. Es war ein klares, helles Lachen, aber Mops hörte auch etwas wie Verzweiflung.

„Ich brauche Deine Hilfe.“

Mops sah sie erstaunt an.

„Ist es jetzt dafür nicht etwas zu spät?“

„Ich hoffe nein.“

„Hey, Du bist tot!“

„Das ist unbestreitbar. Hilf mir!“

„Wie?“

„Ich erkläre es wenn wir da sind.“

Sie griff nach seiner Hand, was natürlich nicht wirklich klappte. Trotzdem setzte Mops sich auf.

„Komm!“ rief sie. „Wir haben nicht viel Zeit!“

„Aber ich kann doch nicht einfach im Schlafanzug!“

Mops schnappte sich das Kostüm und die Sense.

 

***

 

Das Zimmer war in neutralem Weiß gehalten, einige Bilder an den Wänden, ein Schrank, ein Bett, ein Tisch mit einem kleinen Desktop-Computer und einem großen Monitor, davor ein Stuhl. In diesem saß die Frau, in Jeans und T-Shirt, die Hände auf dem Schreibtisch, den Kopf leicht zurück geneigt. Sie lächelte entspannt. Das kleine rote Loch zwischen ihren Augen paßte nicht zum Lächeln.

„Kein Blut, die Wunde ist verschlossen, kein Ausschussloch an der Schädelrückseite“, stellte der Kriminalist in Mops fest.

„Interessante Waffe. Wie hast Du das den hinbekommen?“

„Du kennst die Regeln, Mops.“

Ihre Stimme klang enttäuscht.

„Ist ja schon gut, ich werd's schon herausbekommen.“ grummelte Mops.

„Was soll ich hier? Die Polizei rufen?“

„Nein, Scherzbold. Es ist etwas anderes.“

Sie zeigte au den Bildschirm. Mops sah mit mäßigem Interesse hin. Internet und soziale Netze waren nicht sein Ding, außer bei Rasterfahndungen.

„Was haben wir denn da? Du bist angemeldet. Bei MyNet. Name: Raya Zweilicht. Geboren 1987. Fünfzehntausend plus Freunde? Dich wollten wohl alle!“

Er sah sie anzüglich an.

„Wenn ich nicht tot wäre dann würde sich meine Gesichtsfarbe jetzt ändern. Du hast Dich wohl noch nie gefragt, warum Du Single bist, oder?“

„Ich weiß nicht was Du meinst.“

Mops grinste.

„Weiter. Ah, hier Dein Leben in Bildern. Ist ja schick! Alles mit Photos und Datum, cool. Aufgewachsen in der Schweiz, Eliteinternat, Abitur mit Eins, gratuliere. Reist viel. Hier Arm in Arm mit dem berühmten Schauspieler, wie heißt er noch gleich? Und hier neben dem Papst auf dem Petersplatz?? Das ist doch nicht Dein Ernst, oder?“

Er sah den Geist verwirrt an.

„Weiter!“

„Du bist nicht gerade hilfreich. Wobei soll ich eigentlich helfen?“

„Weiter!“

„Na gut. Von mir aus. Oh, das Bild trägt das heutige Datum. Mit Dir und dem Kopfschuss. Nett.“

Er sah auf den Infoblock darunter.

„Wow! Dieses Bild gefällt schon hundertzwanzig tausend Leuten! Und ich dachte immer, nur ich sei pervers. Wie man sich irren kann!“

„Darum geht es.“

„Das ich mich irren kann?“

„Kannst Du mal mit etwas Ernst bei der Sache sein? Wir haben nicht viel Zeit, verdammt!“

Für einen Moment wurde der Geist unsichtbar.

„Du solltest besser nicht fluchen. Man weiß ja nie.“

„Du nicht, ich schon!“

„Touche'.“

„Ich möchte, das Du meinen Account löschtst. Eigentlich wollte ich das machen, aber mir ist da etwas dazwischen gekommen.“

„Ach!“

„Ach! Kaum zu glauben, aber wahr!“

„Ist das nicht verboten? Daten anderer Leute einfach löschen?“

Die Augen des Geistes durchbohrten Mops.

„Jetzt mach Dich bitte nicht lustig über mich! Ich bin gestorben, bevor ich es selbst konnte. Und Du bist gerade hier und passend für so etwas gekleidet, oder?“

„Stimmt, ich werde keine Fingerabdrücke hinterlassen.“

„Leg mich bitte auf mein Bett, ich möchte nicht so von anderen gesehen werden.“

Mops griff durch den Geist hindurch.

„Gerne, aber wie denn?“

Sie lachte.

„Das kitzelt! Mops, bitte! Meine Leiche.“

„Ah, klar, Entschuldigung.“

Er nahm den toten Körper vorsichtig auf, legte ihn sanft auf dem Bett ab, die Hände übereinandergelegt.

„So recht?“

„Ja, danke. Und jetzt lösche meine elektrische Vergangenheit, bitte.“

Mops setzte sich an den Tisch, und verhielt mit den behandschuhten Händen über der Tastatur.

„Bist Du sicher?“

„Es ist mir todernst.“

Mops klickte sich durch die Menüs. Die Funktion für das Löschen war, wie üblich, nicht einfach zu finden. Mops bereitete alles vor, und warf dann erneut einen fragenden Blick auf den Geist.

„Bist Du wirklich sicher? Die Geister gelöschter Daten kommen nicht zu mir.“

Der Geist schloss die Augen und atmete, im übertragenen Sinne, einige Sekunden lang aus.

„Ja Mops, ich will es so. Da Passwort für das finale Löschen ist 'Avalon666'.“

Mops gab das Passwort ein und bestätigte die Löschung. Dann stand er auf, drehte dem Monitor den Rücken zu und ging zum Bett, an dem er die Sense angelehnt hatte. Als er sie aufnahm, sah er aus den Augenwinkeln, das die Webcam auf dem Monitor aktivierte. Mops wurde kalt, und für den Moment in dem er sich mit der Linken die Maske über das Gesicht zog und mit der Rechten die Klinge der Sense ausklappte blieb die Zeit stehen.

„Showtime!“ flüsterte der Geist.

Mops ergriff die Sense und schwang sie in einer perfekten Drehung herum. Die Klinge ging glatt durch den Monitor und das entsetzte unauffällige Gesicht darauf sowie durch den Desktop-Computer. Es roch nach Ozon und verbranntem Metall.

 

 ***

 

Um zwei Uhr fünfzehn klingelte das Smartphone von Mops.

„Was für ein beschissener Traum!“ dachte er, und „Mein Kopf platzt gleich!“

Er nahm das Ding, drückte die Annehmen-Taste.

„Ja! Verdammt! Mops!“

„Herr Kommissar?“

„Nein, der Nachtwächter! Müller, was gibt’s?“

„Das Übliche. Eine Tote.“

Müller nannte die Adresse.

„Bin in dreißig Minuten da, oder so. Halten Sie die Stellung.“

Mops beendete das Gespräch und räumte sein Kostüm auf. Dann zog er sich an.

 

***

 

„Müller, warum bin ich hier?“

„Weil Sie Dienst haben?“

„Sch..., Sie haben Recht. Machen Sie weiter.“

Müller, räusperte sich.

„Die Nachbarn haben Lärm in der Wohnung gehört und die Polizei gerufen. Naja, zerstörtes Inventar, eine Tote...“

Mops nickte.

„Gehen wir rein.“

Die Aufnahmekollegen waren bereits am Werk. Mops hörte einen überraschten Ausruf aus dem Zimmer. Er sah die Kollegen am Computertisch stehen.

„Sieh Dir das an. Die Festplatte ist halbiert und angeschmolzen, genau wie der Monitor, der Desktop ist glatt durchtrennt.“

Neben dem Arzt stand ein Mann, den Mops nicht kannte.

„Gestatten: Schmitt. Erwin Schmidt vom -“

Mops hatte den Name des Geheimdienstes in der selben Sekunde vergessen, in der Schmitt ihn ausgesprochen hatte.

„Angenehm.“

„Und mein Name ist Blöd. Hein Blöd“, dachte Mops bei sich.

Schmitt starrte ihn an.

„Wo waren Sie heute zwischen Null und und zwei Uhr?“

„Soll das jetzt ein Verhör werden?

„Ja.“

„Ich war im Bett. Betrunken. Allein. Keine Zeugen. Haben Sie ein Problem damit?“

Schmitt starrte auf sein Smartphone.

„Nein. Alles ok soweit. Machen Sie weiter.“

„Womit?“

„Womit immer Sie wollen, Inspektor Mops.“

Mops sah auf sein Smartphone, dann zu Schmitt.

„Wer ist die Tote?“ fragte Mops.

„Karla Müllerhofer. Alter dreiundsechzig, Pensionärin. Hat bis vor fünf Jahren als Soziologin gearbeitet. Keine nahen Angehörigen, Kaum Bekanntschaften.“

„Woran ist sie gestorben?“

„Gehirnschlag, auf den ersten Blick“, meinte der Arzt, der jetzt neben ihr auf dem Bett saß.

„ Keine Spuren äußerer Einwirkung. Genaueres werden wir nach der Obduktion wissen. Sieht für mich wie ein natürlicher Tod aus.“

„Sie hatte kaum Besuche, sagen die Nachbarn“, ließ sich Müller vernehmen.

„Der letzte scheint wohl Darth Vader gewesen zu sein.“

Mops zeigte auf den zerstörten PC Platz.

„Denn für so etwas braucht man einen Plasmaschneider oder ein Laserschwert. Na gut.“

Er zog seinen Notizblock, klappte ihn auf und begann zu schreiben.

„Letzter Besucher: Darth Vader“, murmelte er vor sich hin.

„Hat ihren PC kaputtgemacht, woraufhin sie der Schlag getroffen hat.“

Er sah Schmitt an.

„Ein Unfall, nichts für die Mordkommission.“

Er klappte seinen Notizblock wieder zu.

„Wollten Sie etwas sagen?“

Mops grinste und war sich sicher, das sein Grinsen dem der Maske, die er vor nicht allzu langer Zeit aufgehabt hatte, verdammt ähnlich kam. Der Maske, die Schmitt gesehen hatte. Schmitt zuckte zusammen.

„Danke. Schönen Abend noch.“

Schmitt zögerte, für einen Moment flackerte Angst in seinen Augen. Dann drehte er sich wortlos um und verließ die Wohnung. Mops war sicher, das es keine Aufzeichnung dessen geben würde, was Schmitt über die Webcam gesehen hatte. Wer geht schon freiwillig in die Klapse? Mops überlegte, ob er noch ein Foto zum Abschied machen wollte. Er sah die Tote noch einmal an.

„Müller, haben Sie etwas angefasst?“

„Nein Herr Kommissar, natürlich nicht.“

Die Tote hatte die Hände übereinandergelegt, aber nicht mehr gefaltet. Die rechte Hand war zur Faust geballt, den Daumen nach oben. Mops verzichtete auf das Foto. Er fühlte sich gut, sehr gut, um nicht zu sagen ausgezeichnet.

 

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