Kapitel 7 Spiegel
,, Verdammt. Schon wieder gerettet worden.“ Meinte Fylla als sie auf den gefallenen Magier starrte der jetzt zu Lirons Füßen lag.
,, Ich warte immer noch auf eine Erklärung.“ , sagte Liron. Er schien… wütend zu sein? ,, Ihr habt einige Wachen verletzt. Verdammt wenn ihr irgendetwas erledigen wollt fragt mich einfach. Stattdessen zieht ihr los, verschweigt alles und… was hättet ihr getan wenn ich nicht aufgetaucht wäre? Ich kann euch doch überhaupt nicht mehr trauen.“
,, Es tut mir leid. Aber das war etwas das ich alleine tun musste. Wir hatten noch eine Rechnung offen. “
,, Was ist passiert ?“
Fylla versuchte einen Anfang zu finden. ,, Es war kurz bevor ich zu den Hostis geschickt wurde. Normalerweise ein ganz normaler Jagdauftrag für einen Abtrünnigen Magier. Wir ahnten ja noch nicht womit wir es wirklich zu tun hatten. Du hattest Glück ihn überraschen zu können…
Laub raschelte unter ihren Füßen. Die anderen Fünf waren voraus gegangen um den Weg zu sichern. Den Magier zu finden war einfach gewesen. Bis jetzt jedoch hatte er sie immer wieder abschütteln können. Diesmal nicht.
Sie hatten den Flüchtigen in einen kleinen Wald vor den Toren von Dynastes gestellt und nun rannte dieser direkt in einen alten Steinbruch hinein. Kein anderer Ausgang. Der Magier hatte sich selbst in die Enge getrieben.
Dort wo der Pfad den sie folgten sich absenkte und in einer kreisrunden Schlucht endete warteten bereits die übrigen Ordenskrieger. Der Magier, ein hochgewachsener Mann mit grau melierten haaren stand mit dem Rücken zu ihnen vor einer unüberwindbaren Felswand. Offenbar hatte er erkannt, dass es keinen Fluchtweg mehr gab.
,, Wirklich gut.“ , sagte er mehr zu sich selbst , ,, eine perfekte Fall nicht ?“
,, Ergebt euch einfach und ich verspreche euer Tot wird schnell.“ , erwiderte einer der umstehenden Ordenswachen.
,, Aber eine Falle… ist nur so lange eine wie man nicht weiß das man in eine Läuft nicht ? So überheblich. So leicht zu taüschen.“ , sprach der Magier wieder und drehte sich um.
Fylla sah kommen was geschehen würde und sprang bei Seite. Drei der anderen hatten nicht so viel Glück.
Eine Welle aus Feuer raste durch den Steinbruch noch verstärkt durch den sofort auftretenden Kamineffekt. Der Feuerball musste noch von der Stadt aus zu sehen sein.
Die Bäume am Rand des Talkessels fingen augenblicklich Feuer. Als sich Rauch und Flammen wieder verzogen standen nur noch die Hälfte von ursprünglich Sechs. Aber nach so einem Angriff musste der Zauberer geschwächt sein. Die zwei Überlebenden Gefährten Fyllas sahen ihre Chance gekommen.
Sie wussten noch nicht womit sie es zu tun hatten. Der Mann hielt ein kleines Kristallgefäß hoch und zerschmetterte es mit der Faust.
Eine Welle aus grünlichem Licht raste auf die zwei Angreifer zu die noch im vollen Lauf zu Staub zerfielen.
Ein Schauder überlief Fylla als ihr klar wurde was der Mann soeben getan hatte. Seelenmagie. Das erklärte die Fälle von verschwundenen Leuten die den Pfad des Magiers zu pflastern schienen.
Und jetzt war nur noch sie übrig… Wenn sie noch eine Chance haben wollte musste sie schnell sein.
Bevor der Mager Zeit hatte einen neuen Angriff vorzubereiten rief Fylla einen Blitz herbei. Ihr Gegner jedoch wich gekonnt aus.
Möglicherweise hatte der Mann keine Seelen mehr übrig. Das würde bedeuten, dass sie ihn vielleicht doch bezwingen konnte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen begann er wieder zu sprechen.
,, Was für eine Verschwendung an Potential. Habt ihr eine Ahnung was ihr mit eurer Begabung alles tun könntet anstatt einfach alles für den Orden zu verschwenden?“
,, ich habe zur Genüge gesehen was ihr und eures gleichen meint damit tun zu dürfen. Auch Magier sind keine Götter. Und es wird Zeit das ihr das lernt.“
Ohne eine weitere Vorwarnung ließ sie eine Welle aus Eis auf den Magier zuströmen die dieser jedoch mit einem Mantel aus Flammen zum Stillstand brachte.
,, Ihr wärt mir möglicherweise wirklich ebenbürtig. Aber ihr macht genau den gleichen Fehler wie alle vom Orden. Ihr fürchtet euch vor euch selbst. Vor dem was ihr seid. Vor dem was man euch erzählt hat. Magie sei Böse.“
,, Offenbar wisst ihr nicht so viel wie ihr glaubt Zauberer. Nicht die Magie an sich ist Böse. Moral haben nur die Leute die sie einsetzen ob zum Guten oder Schlechten. Leute wie ihr, gehören klar zu letzteren.“
Der Mann unternahm keine weiteren Versuche eines Angriffs sondern stand mit dem Rücken zur Wand immer noch nur vollkommen ruhig dar.
,, Ist das so ? und warum zögert ihr dann eure Fähigkeiten einzusetzen, wo ihr doch glaubt mir hier Vorträge über Moral halten zu müssen? Ihr hättet wirklich die Macht mich zu besiegen aber so… Wenigstens wird euer Potential nicht verschwendet. Es wird mir noch gute Dienste leisten.“
Der Mann riss aus dem nichts eine weitere Kristallphiole hoch und schickte eine Welle aus Energie in Fyllas Richtung.
Diese errichtete sofort ein Schild an dem die Energie abprallte. Aber sie spürte sofort wie die schützende Magie schwächer wurde. Gegen Seelenmagie war sie allein Machtlos.
,, Selbst im Augenblick des Todes seit ihr nicht bereit eure veralteten Ansichten über Bord zu werfen. Wenn euer Orden wüsste wie Schwach euch das Macht. Vielleicht suchen sie sich deshalb Straßenmagier. Leute die ihr Potential nicht kennen ? Wo haben sie euch aufgelesen?“
Fylla konnte und wollte dem Mann auch gar nicht antworten. Sie hatte genug Mühe damit den Schild aufrecht zu erhalten. Und es würde ihr nicht mehr lange gelingen. Aber sie würde nur noch einen Moment brauchen. Wenn der Kerl weiter schwätzte und seine Abwehr vernachlässigte…
,, Selbst eure Namen nehmen sie euch. Euer Orden ist nichts.“
,, Wie ich schon sagte. Auch Magier sind keine Götter.“ Der Augenblick war da. Sie wusste ihr blieben nur Sekunden.
,,Was ?“
Fylla lenkte die Energie aus dem Schild um und richtete sie direkt gegen den Magier der nun, wie bei einem Spiegel, von seiner eigenen Magie getroffen wurde.
Allerdings gelang es ihr nicht die komplette Wucht des Angriffs umzuleiten. Die Energie welle schleuderte sie zurück und gegen einen Felsen. Alles wurde einen Moment lang schwarz.
Als sie wieder zu sich kam fehlte von dem Zauberer jede Spur.
,, Ihr habt ihn also wirklich mi seinem eigenen Zauber geschlagen ?“ , fragte Liron.
,, Eine der einfachsten Regeln die man lernen kann. Ist der Feind zu mächtig mach dir diese Stärke zu nutzen. Als ich ihn hier wiedererkannt habe musste ich einfach etwas unternehmen.“ Nicht nur wegen dem Orden. Der Mann hatte sie mit seinen Worten vor all diesen Jahren mehr verunsichert als sie zugeben wollte. Sie war immer stolz darauf gewesen sich selbst einen Wächter der Magie nennen zu können. Doch was war wenn sie falsch lagen? Eine Frage die sie immer wieder beschäftigte. Alexis wäre vermutlich ziemlich selbstzufrieden gewesen wenn er das gewusst hätte. Mit dem Tod des Magiers hatte sie gehofft die Sache begraben zu können. Aber die Zweifel waren nicht einfach mit ihrer Ursache gestorben.
Liron ging zur Tür der Baracke. Für ihn war die Sache erledigt. ,, Ich komme gleich nach.“ , rief Fylla ihm zu.
Der Seher nickte. ,, Aber bitte keine weiteren Ausflüge mehr. Edrick bringt es fertig und weckt mich das nächste Mal nicht. Dann Fischen sie morgen einen weiteren Toten aus den Seen. Und das wäre doch schade.“
,, Ich hoffe ihr lasst euch diese Art von Humor nicht zur Gewohnheit werden.“ , meinte Fylla noch als Liron mit einem Lachen aus der Tür verschwand.
Als sie nach einer Weile wieder zum Parlamentsgebäude zurückkehrte wartete Liron unter einem der Torbögen.
,, Und habt ihr euch schon entschieden ?“ , fragte er.
,, Entschieden ?“ , erwiderte Fylla.
,, Wer recht hatte. Reflexion, erinnert ihr euch. Ich denke ich verstehe es jetzt. Denkst du über den Sieg in einem Kampf nach wird dir letztlich klar, dass du nie gewinnst. Dir wird klar, dass du damit alle Möglichkeiten, alle Schicksale die dein Gegner vielleiht noch gehabt hätte einfach auslöschst zum Guten wie zum Schlechten. Und ihr fragt euch grade ob der Orden recht hat. Ob ihr das Recht dazu hattet.“
,, Natürlich war es das Richtige.. Dieser Mann hat Menschen getötet um seine eigene Macht zu mehren. Da gibt es kein was wäre wenn.“
,, Sicher?“
,, Nein…“ Sie schwieg einen Moment. ,, Ich vergesse ihn manchmal.“
,, Was ?“
,, Meinen Namen. Meinen richtigen Namen. Nyara As'ny. Soweit hatte er Recht. Das nimmt einem der Orden.“
Edrick begleitete sie am nächsten Morgen noch bis zum Hafen. Als sie aus dem Gewirr der Straßen auf den weiten, freien Platz kamen, konnte Liron zum ersten Mal einen Blick auf die Schiffe werfen, welche an den Kaimauern angelegt hatten. Es waren gut ein halbes Dutzend, im vollkommen ruhigen Wasser spiegelten sich die Umrisse und eines davon würde sie nach Grauhafen bringen.
Überall liefen Menschen und Tabajaxie hin und her und be-oder entluden die Schiffe. Metall für die Waffenschmieden , Kohle aus den Minen für die Feuer aber auch Alltagsgegenstände wie Gewürze , Kleidung oder Werkzeuge. In Hama lief alles über den Seehandel. Ein Ausfall des Schiffsverkehrs würde für die Stadt vermutlich den totalen Zusammenbruch bedeuten.
Edrick lief auf eines dieser Schiffe zu das sich am Ende einer Mole befand. Davor wartete bereits ein Mann dem man ansehen konnte, dass er den weitaus größeren Teil seines Lebens auf dem Wasser verbracht hatte. Graue Augen musterten die drei Neuankömmlinge zwar interessiert, aber nicht wirklich neugierig. Erst als sein Blick auf den Ring an Lirons Hand fiel schien der Mann etwas unruhig zu werden.
,, Das doppelte.“ , sagte er nur.
,, Was meint er ?“ , fragte Liron an Edrick gewandt.
,, Ihr habt nicht erwähnt das es sich bei einem der Passagiere ausgerechnet um den König handelt. Das doppelte oder ich riskiere ganz sicher nicht diesen Hafen zu verlassen...“
,, Ihr seid ein Wucherer Dewin. Ich brauche euch nicht daran zu erinnern das ihr mir noch einen Gefallen Schuldet?“
Der Mann den Edrick mit Dewin angesprochen hatte zögerte. ,, Na meinetwegen. Aber jetzt sind wir quitt. Willkommen an Bord.“
Liron drehte sich noch einmal zu Edrick um. ,, Können wir ihm trauen ?“
Der alte Ratsherr zögerte. ,, Kapitän Dewin it nicht unbedingt das was ich ehrlich nennen würde. Aber er hält sein Wort und solange man ihn bezahlt die Klappe. Ich weiß nicht was ihr beide vorhabt aber Dewin ist einer der besten.“ Als Liron schon an Bord gehen wollte rief er ihm noch hinterher. ,, Bevor ich es vergesse. Hier.“ Er konnte grade noch auffangen was Edrick ihm zugeworfen hatte bevor es ins Wasser fiel. Eine Steinschlosspistole.
,; Das wollte ich euch eigentlich schon in Licentia geben aber mir fehlte die Zeit.“
,, Danke. Ich hoffe mal ich werde es nicht brauchen.“
Edrick lachte. ,, Liron ich kenne euch jetzt lange genug um zu wissen : Wo ihr seid gibt es immer Ärger. Seht zu das ihr Wiederkommt.“
,, Das werde ich alter Freund.“ , sagte er noch. Dann verschwand er über den Landungssteg an Bord. Zu seiner zweiten Reise in die Heimat der Hostis. Bei seinem letzten Besuch war das Land verbrannt und leer gewesen. Doch mit der Macht die jetzt immer noch irgendwo in seinem Verstand ruhte, hatte er das Land wiederhergestellt und die Kreaturen aus der Leere die es heimgesucht hatten verbannt. Er konnte also auf einen freundlichen Empfang hoffen. Soweit er wusste war Sendor bereits vor einigen Tagen nach Grauhafen aufgebrochen. Eine Günstige Gelegenheit also auch dort nach dem Rechten zu sehen. Und nach Informationen zu suchen.