Nun ist die Schule endlich vorbei, zehn Jahre habe ich sie gedrückt, die Schulbank und was ist nun?
Was soll ich denn jetzt machen? Morgen habe ich einen Termin in der Berufsberatung, ich bin ja gespannt was Herr Schneider, mein Berufsberater mir zu sagen hat. Ach was, der hat doch eh keine Lehrstelle für mich. Ich möchte aber den Beruf einer Verkäuferin erlernen und den möchte ich hier, in meiner Heimat ausüben.
Wenn ich da morgen mit meiner Mutter hingeh, werde ich ihm sagen, dass ich nicht von zu Hause weg möchte.
Ich war doch noch nie in einer anderen Stadt, allein. Nein, sie werden mich schon nicht wegstecken, denn mit meinen siebzehn Jahren bin ich ja noch nicht einmal volljährig.
Die MITTAGSGLOCKE höre ich bis hierher, er würde mir fehlen, der helle Klang zur Mittagszeit. Jetzt treten mir schon wieder die Tränen in die Augen, ohne es zu wollen. Es gab bis jetzt keinen Tag, an dem ich nicht in Tränen ausbrach, seit ich aus der Schule raus bin. Eigendlich sollte ich doch stolz sein und mit erhobenen Hauptes durch die Straßen gehen, doch aus Angst von zu Hause weg zu müssen rinnen die Tränen wie ein Fluss über meine Wangen.
Es ist ein so erdrückendes Gefühl und vor Aufregung mache ich eine KAUGUMMIBLASE nach der Anderen, die ich laut platzen lasse.
Ich bin doch Mama´s ENGEL, sie schickt mich nicht fort.
Mein Hals er ist trocken, im Kühlschrank steht noch der leckere BUBBLE - TEA den wir gestern vom einkaufen mitgebracht haben, diesen werde ich mir gönnen. Hm, der kräftige Schluck tat mir gut. Im Fernsehen kommt eine Dokumentation, über einen VULKANAUSBRUCH. Man wie schlimm muss es wohl sein, wenn die Lava plötzlich ein ganzes Dorf oder gar eine Stadt verschlingt?
Doch es interessiert mich gerade nur wenig und ich werde weiter wahllos durch die Sender schalten. Es ist mir alles egal, selbst die Show mit Udo Lindenberg, welcher gerade das Lied REEPERBAHN singt, interessiert mich nicht.
Meine Gedanken sind immer nur bei mir und meiner Angst von zu Hause weg zu müssen. Ich drehe noch durch.
Ich werde wohl etwas nach draußen gehen, so könnten mir vieleicht meine Freunde bei etwas Ablenkung helfen.
Die Straße sie ist heute menschenleer, da es schon achtzehn Uhr ist, dürfte das nicht verwunderlich sein, hier in unserer kleinen Stadt.
Von weitem höre ich Pferdegetrappel und eine PFERDEKUTSCHE biegt um die Ecke. Schön sieht es aus, doch die armen Pferde
ob es ihnen nicht zu schwer ist, diese Kutsche mit den Menschen darin zu ziehen?
Wer weiß, eine Antwort auf diese Frage können sie mir eh nicht geben.
Ach, ich werde wieder umdrehen und nach Hause gehen, es wird mir ja doch niemand mehr über den Weg laufen.
Im Briefkasten war ich auch noch nicht, oh man nicht auch noch Stress, wenn die werten Eltern es bemerken.
Oh die Zeitung, ich werde sie gleich einmal durchsehen und die Stellenanzeigen lesen. Was ist denn Das, seit wann ist auf der zweiten Seite eine Gedichtesammlung veröffentlicht? Heute steht ein LIEBESGEDICHT im Vordergrund. Naja nicht schlecht, schön wer solche Dinge zu Papier bringt. Hier auf der nächsten Seite schreiben sie einen Artikel über die SONNENFINSTERNIS, ein besonderes Ereignis in der Natur, dies muss man schon sagen. Es ist immer wieder ein Schauspiel am Himmel, wenn sie eintritt. Der Artikel ist interessant, doch ich kann mich nicht konzentrieren, die Angst steigt mal wieder in mir auf.
Die nächsten Tränen, rinnen hinunter. Sie laufen bereits einen MARATHON, seit vielen Tagen, ich könnte mich einfach nur dafür hassen. Warum hab ich nur solche Angst, am Ende war ich doch auch mit zu den Wandertagen in der Schule. Aber hier hatte ich vertraute Leute um mich. Doch jetzt müsste ich allein irgendwohin, in eine fremde Umgebung. Ich würde doch aber jedes Wochenende nach Hause kommen. Vielleicht, ich weis ja noch nicht einmal wo es hingehen würde. Vorallem es ist noch nicht einmal entschieden, dass ich weg gehen muss. Doch es wird die Angst sein vor der fremden Stadt, keine Freunde zu haben und alles um mich herum wäre fremd. Wie soll ich mich denn dort zurecht finden? Ja genau, dass wird es sein, was mir das Herz so schwer macht. Ein riesengroßer Platz und ich steh allein genau in der Mitte, um mich herum keine Menschenseele, welche ich fragen könnte, nach dem richtigen Weg oder der Uhrzeit. Dieses Bild, es geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich habe einfach nur Angst, zum ersten Mal richtige Angst.