Kapitel 6 Stadt des Stahls
Hama, die Hauptstadt Egariums , erhob sich in einiger Entfernung. Liron und Fylla hatten die Berge verlassen und ihr vorläufiges Ziel erreicht. Die Zahlreichen kleinen und größeren Seen welche die Stadt umgaben stellten, für Liron zumindest, einen der schönsten Orte da die es im Gebiet des Bundes gab. Auch wenn diese Schönheit Schaden genommen hatte. Die Seen näher bei der Stadt dienten dem Abwassersystem der Stadt als Auffangbecken. Man erzählte sich das die Wasser dieser Seen so mit vergiftet waren das herein zu fallen ein Todesurteil bedeutete. Von den Dämpfen die Aufstiegen und die tiefer liegenden Viertel der Stadt fast unbewohnbar machten mal abgesehen.
Doch diese Seen lagen auf der anderen, abgewandten Seite der Stadt. Von dieser Seite aus konnte Liron hingegen die gesamte Seenfläche überblicken. Doch trotz des näher rückenden Winters hier noch kraftvolle, grade untergehende, Sonne wurde von hunderten von Wasserflächen reflektiert. Der Weg der zur Stadt führte folgte, gezwungenermaßen, dem natürlichen Uferverlauf der Seen nur ab und zu kamen sie an eine Brücke. Als Liron grade das Ufer eines weiteren Sees passierte, der grade von der Sonne in Blutrotes Licht getaucht wurde, wurde er auf etwas im Uferrand aufmerksam.
Ein rostiges Stück Metall. ,, Wartet kurz.“ , sagte er zur Fylla und hob den spröde gewordenen Metallgegenstand auf.
Es war ein abgebrochener Schwertgriff. Die Klinge fehlte. Als er den griff berührte durchzuckte ihn kurz eine Vision.
Die Sonne im Rücken der Stadt zugewandt Stand eine einzelne Person mit eben jener Waffe in der Hand deren Überreste er gefunden hatte. Jemand der ihm erstaunlich ähnlich sah. Irgendetwas umgab den jungen Mann in der Vision. Eine Aura aus unbewusster Macht und neu gewonnener Entschlossenheit.
Eine Staubwolke von der Stadt her kündigte eine Gruppe von näherkommenden Reitern an…
Liron schüttelte den Jahrzehntealten Sinneseindruck ab. Obwohl der Mann in seiner Vision allein gewesen war und offenbar weit in der Unterzahl hätte er keine Sekunde gezögert vorauszusagen wer diesen Tag Überlebt hatte.
Er ließ den Schwertgriff wieder in den Sand fallen. Was er gesehen hatte war Vergangenheit.
Und seine Zukunft lag vor ihm. Wie immer sie auch aussehen mochte.
,, Alles in Ordnung ?“ , fragte Fylla als er wieder zu ihr stieß.
,, Ich glaube schon.“ , antwortete er.
Die Stadt war, außer vom dahinterliegenden Meer aus, nur durch zwei Tore zu betreten. Ein Süd und ein Osttor. Wobei das östliche meist geschlossen blieb und nur als Ausfalltor diente.
So auch an diesem Tag. Deshalb betraten sie die Stadt durch das Südliche Tor, welches zu einem der Armenviertel der Stadt führte. Zum Tor selbst führte eine kleine Brücke an der einige Soldaten Wache hielten. Einer von ihnen hielt Liron an.
,, Halt , Reisende. Wir haben Anweisungen alle Neuankömmlinge zu kontrollieren.“
Merkwürdig… Kontrollen an den Toren bedeuteten Normalerweise, dass mit Ärger gerechnet wurde.
,, Ich denke doch das ihr für uns eine Ausnahme machen dürft.“ , erwiderte Liron und hielt einen kleinen Siegelring mit dem Sternenwappen des Bundes hoch. Der Bund stellte sie als Erkennungssymbol für die Ratsherren her. Und natürlich für den momentanen König. Allerdings mit einer kleinen Ergänzung. Über dem Sternensymbol auf dem Ring war ein geöffnetes Auge eingearbeitet.
Die Wache musste das Symbol erkannt haben. Liron meinte sehen zu können wie sich die Augen des Mannes unter dem Helm den er trug weiteten.
,, Natürlich Herr. Wenn ihr eine Eskorte wünscht die Straßen der Stadt sind heute….“ Der Mann sprach so schnell das Liron Angst hatte er würde einfach umkippen.
,, Das wird nicht nötig sein.“ Unterbrach er den Soldaten.
Der Mann nickte nur. ,, Verstanden. Seit aber bitte trotzdem Vorsichtig. Ich möchte nicht erklären müssen das euch etwas zugestoßen ist.“
Fylla meldete sich zu Wort. ,, Ist die Sicherheitslage in der Stadt wirklich so schlimm ?“ , fragte sie.
Der Wachmann nickte. ,, Nicht überall, aber in den Armenvierteln gibt es so gut wie keine Patrouillen. Und die Lage dort ist schon einige Jahre sehr…prekär. Ich vermute ihr wahrt schon eine Weile nicht mehr hier?“
,, Das könnte man so sagen.“ , antwortete Fylla.
Hinter den Toren lag ein weiter offener Platz der auf allen Seiten von Gebäuden eingerahmt wurde- Deutlich konnte man hier die Trennung zwischen den ärmlicheren Viertelnd er Stadt und den größerem Bezirken der Stadtbürger erkennen. Auf der rechten Seite standen die großen, weiß verputzten Gebäude die den Großteil des Stadtbildes prägten. Eine große Prachtstraße führte vom Platz aus in Richtung des Hochaufragenden Regierungsgebäudes der Stadt. Bevor sich der Bund gebildet hatte, hatte dort das Parlament des schon seit langen demokratischen Egariums getagt. Auf der linken Seite befanden sich größtenteils vielfach reparierte Gebäude deren Glasfenster oft gesprungen oder gar nicht mehr vorhanden waren. Und in den Schatten der Gebäude drängten sich Gruppen aus abgerissen Wirkenden Tabajaxie und Menschen.
Als sie eine dieser Gruppen passierten wurde Fylla langsamer. Ihre Augen fixierten eine Gestalt in der Mitte der Gruppe. Ein ungewöhnlich wohlhabend aussehender Mann für so eine Gesellschaft.
Aber noch ungewöhnlicher.. Sie kannte ihn. Es war mindestens 20 Jahre her aber… Es bestand kein Zweifel.
Liron drehte sich zu ihr um. ,, Irgendetwas nicht in Ordnung ?“
Sie sah wieder zu der Gruppe herüber, aber der Mann war verschwunden. ,, Nein. Alles bestens.“ , antwortete sie. Sie war sich jetzt sicher. Fylla hatte sich nicht getäuscht. Aber was machte dieses Ding hier?
Das alte Parlamentsgebäude befand sich mitten im Herzen der Stadt. Zahlreiche Statuen schmückten die Bogenförmigen Eingänge, welche keinerlei Türen besaßen.
Als Liron gefolgt von Fylla das Gebäude betrat wartete dort bereits Edrick auf sie. Ein Bote von den Toren musste ihm bereits erzählt haben wer die Stadt betreten hatte.
,, Schön euch zu sehen.“ , begrüßte er sie.
,, Ebenfalls alter Freund.“ , sagte Liron.
,, Und ß Was macht ihr hier Liron ? nicht das ich mich nicht freuen würde aber seien wir mal ehrlich. Ihr seid wohl kaum hier um Hallo zu sagen.“ , sagte Edrick.
,, Nein. Ich muss nach Grauhafen übersetzten und brauche ein Schiff.“
Edrick nickte. ,, Ich frage gar nicht erst. Natürlich helfe ich euch. Ich sorge dafür, dass morgen früh alles bereit steht. Für Heute jedoch, seit meine Gäste.“
Liron brauchte gar nicht darüber nachdenken. Sie waren seit mehr als zwei Tagen draußen Unterwegs, da würde er eine Einladung nicht abschlagen.
Das Abendessen wurde den dreien in einem kleinen Speisesaal in den Parlamentsgebäude serviert wo sie auch die Nacht verbringen würden.
Während dem Essen sprach Liron den zweiten Punkt an weshalb er hergekommen war.
,, Ich werde eine Weile fort sein.“ , antwortete er. ,, Ich bitte euch darum mich im Rat so lange zu vertreten.“
,, Das werde ich.“ , antwortete Edirck zwischen einem Schluck Rotwein der wohl aus den Weingärten stammte die sich zwischen den Seen vor der Stadt befanden.
,, Stimmt es eigentlich das ihr in der Stadt Probleme habt ?“ , fragte nun Fylla.
,, Es gibt ein paar Schwierigkeiten.“ Antwortete Edrick. ,, Es verschwinden Leute. Nicht so viele das es Besorgniserregend wäre, aber genug um Misstrauisch zu werden.“
Fylla nickte nur. ,, Interessant.“ Mehr sagte sie an diesem Abend nicht mehr.
Schatten…. Er wanderte wieder durch das unbekannte Tal. Über ihm ragten immer noch Knochen auf die im hellen Mondlicht bedrohliche Schatten warfen. Und dann, mit Schritten die den Boden erzittern ließen, trat Zemas aus der Dunkelheit. Als er hinter sich eine Stimme hörte drehte Liron sich um.
Adriana stand hinter ihm. ,, Pass auf.“ Hörte er sie sagen. Bevor er sich wieder ganz herumgedreht hatte… Irgendetwas riss ihn aus der Vision.
Liron wusste das etwas nicht stimmte als ihn jemand an der Schulter schüttelte. Er sprang auf du tastete nach seiner Waffe, doch die lag außer Reichweite am anderen Ende des Raums. Was auch besser so war, denn in diesem Moment erkannte er Edrick.
,, Was ist denn los ?“ , fragte er verwirrt.
,,Die Tabajaxie vom grauen Orden die mit euch hierhegekommen ist. Sie ist weg.“
Liron setzte sich wieder. Draußen war es Stockdunkel. ,, Und deshalb macht ihr euch sorgen ? Fylla ist eine Kampfzaubern des Ordens. Ich denke sie kann auf sich aufpassen.“
,, Darum geht es nicht. Sie hat einige meiner Wachen ziemlich übel zugerichtet.“
Liron versuchte die Müdigkeit abzuschütteln und wieder klar zu denken.
,, Was meint ihr damit ? Das würde sie ja wohl nicht Grundlos tun.“
,, Nun…“ , begann Edrick.
Fylla würde ihn nicht noch einmal entkommen lassen. Sie war sich mittlerweile sicher. Die verschwundenen Leute… genau wie damals.
Sie schlich durch die dunklen Flure des Parlaments. Eigentlich rechnete sie hier nicht wirklich mit Schwierigkeiten aber Angewohnheiten waren nun mal Hartnäckig.
Langsam ging sie unter einem der Torbögen durch als sich ihr zwei Wachmänner in den Weg stellten.
,, Es tut uns leid aber wir haben Anweisungen euch nicht durchzulassen.“
Der zweite mischte sich ein. ,, Ihr müsst verstehen das das nicht gegen euch gerichtet ist. Aber die Leute hier misstrauen Magie und ein herumlaufender Ordensagent könnte für Unruhe sorgen.“
Fylla tat so als wollte sie sich umdrehen. ,, Ich verstehe… und das hier tut mir jetzt wirklich leid.“
,,Was…“ , bevor einer der beiden Wachen noch weitersprechen konnte wirbelte Fylla wieder herum.
Eine Welle aus Energie schleuderte die beiden Wachen zurück und gegen eine Marmorsäule. Die Beiden sanken zusammen und blieben liegen. Schnell überprüfte sie, dass die beiden noch lebten, dann ging sie weiter und verschwand in der Nacht.
Jetzt da sie wusste wonach sie suchte war es kein Problem mehr einfach der Magie zu folgen die durch die Stadt strömte. in Egarium gab es so wenige Magier das es wohl noch niemanden Aufgefallen war. Perfekte Bedingungen für die Jagd.
Vor einer verfallenen Hütte blieb sie stehen. Vieles hier erinnerte sie an ihre Kindheit die sie in genau diesen Straßen verbracht hatte. Es schien unendlich weit zurück zu liegen. In einem vollkommen anderen Leben , unter einem anderen Namen. Was sie tat war gefährlich das wusste sie. Aber er war ihr einmal entwischt. Das würde nicht wieder passieren. Es war ihr letzter Auftrag gewesen bevor sie zu den Hostis geschickt worden war. Sie hatten den Seelenmagier mit einem Dutzend Verfolgt. Am Ende hatte er sich als fast zu Mächtig erwiesen. Von Zwölf Ordenskämpfern war nur sie übrig geblieben. Sie war ihm auf den Fersen gewesen dann aber abberufen worden. Der einzige Auftrag den sie nie zu end bringen konnte.
Sie wusste, dass sie schnell sein musste. Ihr einziger Vorteil bestand in der Überraschung. Aber es gab kein Zurück. Es war Zufall gewesen, doch jetzt würde sie es zu Ende bringen.
Die Tür der Hütte gab unter einem tritt nach und Fylla , sich selbst verfluchend das sie sich nicht längst wieder eine Zweitwaffe besorgt hatte , warf das Kurzschwert nach einer Gestalt die an einem Tisch in eine der Raumecken stand und nicht einmal mehr Zeit hatte sich umzudrehen.
Die Waffe flog durch die Gestalt hindurch als wäre es Nebel.
,, Was zum…“
Der Mann am Tisch löste sich auf.
,, Immer noch so leicht auszutricksen. Ich habe euch gleich wiedererkannt als ihr die Stadt betreten habt. Schade. Es war ein gutes Versteck. Das heißt natürlich nur wenn ihr hier wieder rauskommt.“
Sie drehte sich zu dem Mann um der direkt hinter der Tür gestanden haben musste. Das Ganze war eine Falle gewesen.
,, Ihr werdet euch nicht ewig verstecken können.“ , meinte Fylla. Irgendwann bekommt euch der Orden.“
,, Das mag sein. Ihr aber sicher nicht.“ Der Seelenmagier holte eine kleine Kristallphiole hervor in der ein blaugrünes Licht schimmerte. Er machte Anstalten das Kristall zu zerbrechen als Fylla hinter dem Mann eine Bewegung wahrnahm.
Eine Sekunde später wurde der Magier von einer Klinge durchbohrt.
,, Unmögl…“
Liron zog die Waffe aus dem zusammenbrechenden Körper. ,, Jetzt Schuldest du mir eine Erklärung.“ , sagte er.