Einleitung
Neue Kapitel kommen bei jeder Neu veröffentlichung
Co-Autorin: Maunzel
Kleiner Ausflug
Nilay
"Pass doch auf Nilay", mir fällt der Behälter mit der Traubenessence um und meine Mutter schimpft mich aus.
"Ich habe keine Lust, Tränke zu brauen!", fast hätte ich gebrüllt, doch ich kann mich noch beherrschen, aber jetzt klingt es wie ein zischendes Flüstern, meine Mutter schaut mich nur an doch sie fährt mir ihrer Moralpredigt fort.
"Was willst du dann? Irgendwann musst auch du für eine Familie sorgen, wie willst du sie ernähren wenn du nicht lernen willst?", sie hält inne und wartet auf eine Antwort.
"Wir könnten uns in Lumen einen Hof kaufen, ihr könnt doch soviele Tränke herstellen, es gibt doch bestimmt einen mit dem die Planzen besser und schneller wachsen und ich könnte in einer Schmiede in die Lehre gehen!"
"Wir können nicht länger in einem Dorf bleiben als nötig, und das weißt du auch. Der Unterricht ist heute beendet, mach was du willst.", sie zuckt mit der Schulter, dann beendet sie den Trank und geht in unseren Wagen. Im selben Moment kommt mein Vater aus dem Wagen heraus und schaut direkt zu mir.
"Nilay, kommst du mit in den Ort?", er sitzt schon auf dem fertig besattelten Pferd und hält das zweite in der Hand. Als Antwort setze ich mich auf den Rücken des Pferdes und reite meinem Vater hinter her.
Wir haben unser Lager diesmal außerhalb des Dorfes aufgeschlagen, denn es kam zu eingen Missverständnissen unter uns und den Bügern, man hielt uns für Hexer, doch eigentlich war das nichts Neues für uns, doch diesmal verweigerten sie uns strikt den Zugang und wir hielten uns diesmal dran, warum weiß ich nicht. Meine Eltern haben oft Geheimnisse vor mir.
Der Ritt verläuft unspektakulär und es dauert auch nicht sonderlich lange, bis wir an den Toren der Stadt ankommen. Wir werden von keinen Wachen aufgehalten, sie ließen uns ohne Fragen durchmarschieren, soll uns nur Recht sein.
Die Pferde binden wir in der Nähe einer Tränke an und gehen in die Stadt.
Heute stehen besonders viele Märkte auf dem Platz und überall hört man Marktschreier die ihre Angebote präsentieren.
"Was brauchen wir denn?", ich muss ziemlich laut reden, ansonsten versteht man mich im Getümmel nicht.
"Ich brauche nichts besonderes, aber vielleicht wollen wir später noch was kochen, oder schaffst du es den ganzen Tag nichts zu essen?.", auf seinem Gesicht breitet sich ein Grinsen aus.
Leicht genervt folge ich meinem Vater durch die vielen Gänge und hin und wieder bleiben wir an einem Stand stehen und schauen uns die verschiedenen Angebote an: Obst, Gemüsen, Spielkarten, Fleisch oder Fisch.
Spiegel ohne Talente
Kyoko
Gelangweilt sitze ich auf einem Baumstumpf und versuche verzweifelt ein Schälchen zu formen. Aus Ton, versteht sich. Tetsuya hatte mir befohlen, es zumindest zu versuchen. Nur um das mal klar zu stellen: Alle Bewohner meines Dorfes, mit Ausnahme Tetsuyas und mir, halten mich für einen Nichtnutz, einen Tunichtgut.
Und irgendwie kann ich sie sogar verstehen. Ich meine, ich habe es geschafft, bei der Jagd einen Bogen zum Bersten zu bringen, obwohl ich ihn nur ganz vorsichtig gespannt habe! Tetsuya hatte anfangs irgendetwas von purer Ungeschicklichkeit gemurmelt, aber auch ich habe Talente. Nur habe ich sie noch nicht entdeckt.
Ich sehe den Schalen-Versuch an. Das Ding sieht weniger nach Schale aus, als vielmehr nach einem in sich zusammengefallenem Berg.
Als ich kurz aufsehe, mustern mich alle Elfen, inklusive Tetsuya. Als wäre ich ein Mensch.
Und Menschen sind bei uns Elfen wirklich unbeliebt. Das nur, weil irgendein alter König der Menschen mal ein Dorf von Elfen ausradiert hat. Wegen einer Person! Ich kann sie nicht verstehen.
„Komm mit“, sagt Tetsuya plötzlich und packt mein Handgelenk, „Ich habe eine bessere Idee.“
Wortlos und immer noch beobachtet lasse ich mich wegzerren. Im Moment schwebt mir auch nichts anderes vor. Ich will einfach nur raus aus diesem Wald! Weg von meinem Dorf! In die Welt hinaus…
Aber wen ich das einem erzähle, halten sie mich doch alle für verrückt. Auch Tetsuya.
Und das nur, weil ich mich Menschen und ihre Magietechniken interessieren.
Tetsuya bleibt plötzlich stehen und ich laufe gegen ihn.
„Entschuldigung“, sage ich schnell zu ihm.
„Ist in Ordnung. Wir sind da.“
Ich sehe mich neugierig um. Sieht ein wenig nach einer Arbeitsstätte für Schneider aus.
„Probier´s doch mal aus!“
Ich nicke und setze mich an einen der kleinen Tische.
Ich starre den Stoff an und schlucke schwer. Ob das funktionieren wird?
Fehlentscheidung
Nilay
Auf dem Marktplatz teilen wir uns auf. Ich durchforste den westlichen Teil und mein Vater den östlichen.
"Zwei Pfund Kartoffeln, drei rote Paprikas, ein Bund Möhren einen Kohlkopf.", er notiert sich alles auf einem kleinen Zettel und gibt ihn mir.
"Glaubst du, dass ich so eingeschränkt bin dass ich mir keine drei Sachen merken kann?", ich schaue ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
"Doch das Glaube ich schon, aber bei vier Dingen bin ich mir nicht so sicher.", sein Blick haftet auf einem Stand vor ihm und er lacht mich still aus.
Ich bemerke meinen Fehler und schaue meinen Vater mit schräggelegten Kopf an und einem Blick der sagt -Ernsthaft?-
Nun beginnt er lauthals loszulachen und scherzt:" Jetzt guck nicht so finster drein, ich will
dich nur ein bisschen auf den Arm nehmen." Dabei wuschelt er mir durch die Haare wie bei einem Kleinkind.
"Hör auf damit!", sage ich mit ernstem Ton, worüber ich gerade selber lachen muss.
Er winkt mir noch einmal zu dann marschiert er in den östlichen Teil.
In diesem Dorf ist der Markt nicht sehr groß, vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich auf dem Marktplatz in Galar war, es soll der größte Markt in diesem Königreich sein, wenn nicht sogar überall.
Wegen dem geringen Platz ist der ganze Platz voll von Menschen und Tieren. Es stinkt nach Pferden und Schweinen. Es war wie immer.
Mein Vater hat mir 1 Liish gegeben, eine Menge, davon könnte ich mir fast eine Nacht in einem schicken Gasthaus leisten. Zwar verdienen wir mit unseren Zaubertränken nicht schlecht, aber meistens reicht es gerade so aus. Wenn wir einen guten Tag hatten, verdienten wir bis zu 12 Hyota, so kriegen wir in einem Dorf oft bis zu 2 Liish, ehe wir wieder abreisen.
Ich schaue auf den kleinen Zettel und schaue mich um nach einem Obststand. Nicht nur ein Obsterkäufer befindet sich in meiner Nähe sondern dutzende rufen mich herbei und trachten nach meinem Geld.
Ich entscheide mich für einen Stand an dem so gut wie keine Menschen stehen.
Ein alter Mann steht hinter dem Holztresen, sein Blick ist nach unten gerichtet wo er sein Geld zusammenzählt.
"Hallo der Herr, was kann ich für sie tun?", sein Blick ist immer noch auf die Münzen gerichtet.
"Ich bräuchte: Zwei Pfund Kartoffeln, drei rote Paprikas, ein Bund Möhren und einen Kohlkopf.", ich lese von meinem kleinen Notizzettel ab und der Mann schaut augenblicklich zu mir hoch.
"Sie können schreiben?", die Frage traf mich völlig unerwartet, doch dann fällt mir ein, dass es nur ein paar dutzdend Menschen gibt die des Schreibens fähig sind.
Ich nicke.
"Könnte ein armer Händler wie ich es bin, von Ihren Fähigkeiten profitieren, indem sie mir beim verfassen meines Testamentes helfen?"
Ich schaue mich um und suche nach meinem Vater, damit er das für mich regelt, doch er befindet sich noch auf der anderen Seite.
"Ähm... ich weiß nicht."
"Ich zahle auch dafür, ich kann euch sofort 4 Liish auszahlen!"
Mit 4 Liish könnten wir einige Spannen gut auskommen und wir hätte noch einiges übrig.
"Na gut, aber könnte ich vielleicht erstmal meine Bestellung bekommen, mein Vater wartet bestimmt schon."
Der alte Mann packt das Gemüse in einen Sack und verschließt ihn mit einem Seil.
"Das macht 1 Hyota un 16 Fyr.", er spricht sehr schnell.
Ich überreiche ihm den Liish und er gibt mir das Restgeld.
"Also wann hättet ihr denn mal Zeit um mir zu Helfen?"
"Meine Familie und ich werden in einigen Tagen wieder abreisen, vielleicht wenn sie zu uns ins Lager kommen, dann können sie meinen Vater fragen, er kann das besser als ich. Unser Lager ist vor den Stadttoren auf der rechten Seite sie müssen ungefähr einen Fußweg von einer halben Meile zurücklegen."
"Vielen Dank, ich werde euch in den nächsten Tagen einen Besuch abstatten.", er winkt mir nochmal zu und ich gehe mit dem Sack in der Hand zurück.
Als ich meinen Vater sehe, bereue ich mein Handeln, ich fürchte darum, dass der Mann etwas bemerkt.
Fast schon Gewohnheit
Kyoko
Ich starre auf den Lappen, den ich genäht habe. Ursprünglich sollte das mal eine Jacke werden. Hmm, ist wohl ein kleines bisschen schiefgegangen. Irgendwie niederschlagend, noch nicht mal ein paar Stofffetzen zusammennähen zu können.
Ich sehe Tetsuya an. Er wirkt, als glaube er seinen Augen nicht. Im negativen Sinne.
„War wohl doch keine gute Idee.“
Ich nicke leicht betröppelt und meine: „Ja. Aber es war wirklich keine Absicht, die ganze Werkstatt in ihre Einzelteile zu zerlegen, Tetsuya!“
„Ich weiß doch, Kyoko. Ich weiß doch, dass es nicht deine Absicht war, alle Arbeitsflächen zu zerteilen.“
Er ist wirklich der Einzige der mich versteht. Vielleicht liebe ich ihn deshalb so sehr. Wir sind wirklich unzertrennlich. Aber im Gegensatz zu ihm habe ich dummerweise kein Talent, welches man in einem Dorf mitten in einem Wald gebrauchen kann. Ärgerlich ist das schon, wenn wegen so etwas, keiner wirklich etwas mit einem zu tun haben möchte. Es macht einen einsam. Zum Glück habe ich Tetsuya, er macht es erträglicher.
Aber trotzdem habe ich das Verlangen, wegzugehen. Nur weg von diesem Wald mit seinen zahllosen Dörfern. Denn immer wenn ich an all die Elfen denke, die mich einen Tunichtgut, einen Nichtnutz genannt haben, steigt Wut in mir hoch.
Irgendwann haue ich ab, das steht fest. Felsenfest, so wie die Tatsache, dass ich bereits seit einigen Mondzyklen einen Fluchtplan zu entwerfen. Für jede Möglichkeit gibt es einen Plan B.
Die anderen würden mich, auch wenn sie mich nicht unbedingt mögen, aufhalten wollen, die meisten haben Angst, dass irgendwer wichtige Dinge aus dem Dorf ausplaudern könnte. Also lassen sie niemanden gehen.
Eine Schande, wenn ich überlege, wie offen die Menschen mit so etwas umgehen. Menschen kommen und gehen, während wir, insbesondere ich, das Dorf nur in Begleitung verlassen dürfen.
„Kyoko“, unterbricht Tetsuya plötzlich meine Gedankengänge und erschreckt mich dabei, „Wir müssen aufräumen, sonst flippt Miki aus.“
„Du hast ja recht.“
Ich schnappe mir ein paar zerborstene Holzarbeitsplatten, die auf dem Boden verstreut liegen und lege sie an ihren Platz zurück. Plötzlich stolpere ich über einen Stein. Ich fluche kurz und werfe das Ding mit voller Wucht gegen eine Eiche.
Dummerweise prallt er ab, in Richtung Arbeitsflächen und trifft dort auf einen Stein, so wie es sich anhört. Mir soll es doch egal sein, es ist nur ein Stein.
„Blöder Stein“, schimpfe ich leise vor mich hin.
Plötzlich rieche ich etwas Unangenehmes. Als würde eines der Lagerfeuer im Dorf angezündet werden. Eigentlich seltsam, wenn man bedenkt, dass sie meist nur in den eiskalten Wintern benötigt werden.
„Tetsuya?“, frage ich leicht verwirrt, „Riechst du das auch?“
„Was?“
„Es riecht nach einem der Lagerfeuer, die im Winter entzündet werden, oder?“
„Stimmt“, antwortet er extrem verblüfft klingend.
Zeitgleich drehen wir uns um, als ein Knistern hinzukommt. Uns trifft beinahe der Schlag – die Arbeitsflächen brennen lichterloh!
„Oh, verdammt!“, fluche ich und denke mir, dass es wohl keine gute Idee war, den Stein zu werfen.
„Wie hast du denn das geschafft?“, fragt Tetsuya, während wir beide regungslos die Flammen anstarren.
„Ich habe nur einen Stein gegen einen Baum geworfen. Der Stein ist abgeprallt und gegen einen anderen Stein geprallt, dem Geräusch nach zu urteilen.“
„Ich frage mich trotzdem, wie das funktionieren konnte…“
„Keine Ahnung. Aber wir sollten uns lieber Mal um das Feuer kümmern, oder?“, bemerke ich, als Panik in mir hochsteigt.
Im nächsten Moment höre ich jemanden Quieken und drehe mich schlagartig um und erschrecke mich furchtbar. Miki!
Im nächsten Moment wird sein Gesicht knallrot vor Zorn und er schreit mich an: „Du! Was fällt dir eigentlich ein, alles zu demolieren? Du dumme Nuss! Kannst du nicht ein einziges Mal nachdenken, bevor du irgendetwas tust?! Nur ein einziges Mal?!“
Tetsuya starrt ihn nur wortlos an, genauso wie ich. Aber trotzdem würde ich mir wünschen, dass er mich verteidigt.
Tja, da habe ich mich wohl gehörig geschnitten, was? Sieht so aus.
„Ich… Ich…“, stammele ich.
„Es reicht mit dir! Masao!“
Super, er ruft denjenigen, der für die Ordnung im Dorf zuständig ist und noch immer kommt keine Hilfe von Tetsuya. Das tut weh, dass er mir nicht helfen will.
Groß Zeit zum Überlegen, wie ich mich da rausboxen kann, taucht Masao auch schon auf. Verdammt, nicht schon wieder!
Überwindung
Nilay
Um den Streit mit meiner Mutter zu vergessen, ziehe ich mich in meinen Wagen zurück, aber spätestens Morgen müsste alles wieder gut sein, denn Geburtstage sind in unserer Familie sehr wichtig.
Auf ein großes Geschenk brauch ich nicht hoffen, wie viel kann sich schon eine kleine Nomaden Familie leisten? Vielleicht bekomme ich ja ein Notizbuch um mir die Rezepte zu notieren die ich ohnehin nicht wissen will.
Um mich abzulenken spiele ich ein paar Töne auf meiner Mundharmonika, ich hab nie gelernt sie zu spielen, aber manchmal ist es beruhigend ein bisschen Musik um sich herum zu haben.
Ich lege sie zur Seite und lasse mich auf mein Strohbett fallen. Staub wird aufgewirbelt und ich muss kurz husten.
Durch den vielen Staub beginnen meine Augen zu tränen und ich wische sie weg.
Mittlerweile ist es draußen Dunkel geworden und ich höre meine Eltern, wie sie sich draußen am Lagerfeuer unterhalten, sie kochen bestimmt auch gerade eine Suppe von den Sachen die mein Vater und ich mitgebracht hatten.
Ich versuche nicht mehr an den Streit zu denken und versuche zu schlafen, doch ich hasse es mit einem schlechten Gewissen zu schlafen.
"Grummel" , ich höre wie mein Magen knurrt und ich richte mich auf und setze mich an den Rand meines Bettes und ich rieche die kochende Suppe.
Unentschlossen stehe ich vor der Tür die nach draußen führt und überlege ob ich raus gehen soll und mir eine Suppe holen soll und mich bestenfalls noch mit meiner Mutter versöhnen kann oder hier drin weiter hungern soll und möglichen Ärger aus dem Weg gehen soll.
Leise öffne ich die Tür und werde vorher einen Blick nach draußen, meine Eltern schenken sich gerade gegenseitig die Suppe ein. Meine Mutter bemerkt mich sofort und ihre blonden Haare fliegen auf die andere Schulter und ihr Augen fangen in der Drehung das Leuchten des Feuers ein, für einen Moment sieht es so aus als würden die Flammen in ihren Augen erlöschen und es erstrahlt wieder die Arktis in ihren Augen.
"Willst du auch eine Schüssel Suppe?", meine Mutter schaut mich freundlich wie immer an.
Ich nicke und sie reicht mir eine Schüssel, dann setze ich mich auf einen Baumstumpf neben meinen Vater. Mit dem Hölzlöffel fische ich die Paprikas aus der Suppe heraus und lasse sie unauffällig im Gebüsch verschwinden, es ist nicht so, dass ich Paprikas nicht mag, im Gegenteil ich liebe sie, aber die aufgeweichte Variante gefällt mir nicht so sehr.
Während ich mir den mit Suppe befüllten Löffel zum Mund führe fällt mir ein, dass ich meinen Eltern noch von dem Verkäfer erzählen muss.
"Der Verkäufer bei dem ich einkaufen war hat mir 4 Liish angeboten, dafür müsstest du ihm beim Verfassen seines Testaments hilfst, ich habe ihn hierher eingeladen und er wollte innerhalb der nächsten Tage zu uns ins Lager kommen."
Mein Vater verschluckt sich an der Suppe und dreht sich um und aus seinem Mund fließt etwas von der Flüssigkeit, er wischt sie weg und dreht sich wieder um.
"4 Liish?! Für ein bisschen Schreibarbeit?", in seinem Gesicht erkenne ich Verwunderung und Begeisterung.
"Ja, ich dachte, weil wir außerhalb des Dorfes sowieso nicht viele Kunden empfangen, könnten wir das Geld gut gebrauchen, dann habe ich einfach zugesagt."
"Nur jetzt müssen wir aufpassen, wir wissen nicht genau wann er kommt und wenn er kommt dürfen wir nichts auffälliges machen und die Theorie der Bewohner bestätigen. Und was dann auf uns zukommt will ich gar nicht so genau wissen. Also die nächsten Tage werden wir nur Tränke brauen die auch die Menschen herstellen oder Tee kochen."
Ich muss sofort an den Unterricht denken, der jetzt wahrscheinlich ausfallen wird, denn Tee kochen kann jeder, aber es würde mich nicht wundern, wenn meine Mutter versucht mir da auch noch nichtvorhandene Regeln einzuschweißen.
Meine Mutter schaut mich an und als könne sie meine Gedanken lesen sagt sie:" Der Unterricht wird trotzdem fortgesetzt, es gibt nach andere Dinge von den Menschen außer Tee. Wie lange wollen wir höchstens warten, wir können nicht ewig hierbleiben?"
"Wenn er sich in 3 Tagen hier nicht blicken lässt, werde ich ihm einfach einen Besuch abstatten, früher würde es Verwunderung auslösen. Ist das für alle in Ordnung?", das Letzte war keine Frage sondern eher eine Feststellung trotzdem stimmen Mutter und ich ihm zu.
Das übergelaufene Fass
Kyoko
Später, mitten in der Nacht, darf ich nun Wache schieben, zusammen mit Masao, der so aufmerksam ist, dass keiner an ihm vorbei kommt. Sich drücken ist also keine Option. Ich muss wohl oder übel, wie es scheint, die Wache schieben. Ich will nicht noch mehr Ärger bekommen.
Seufzend starre ich in die Dunkelheit, gucke Löcher in die Luft.
Plötzlich ertönt hinter mir eine leise Stimme: „Kyoko?“
Ich drehe mich vorsichtig um und stelle fest, dass ich bei Tetsuyas Anblick trotz allem lächeln muss.
„Sag mal, was machst du denn hier?“, frage ich vorsichtig.
„Ich wollte dich besuchen kommen. Unsere Hütte ist so einsam, wenn du nicht da bist.“
Das glaube ich ihm aufs Wort. Wen ich mal daran denke, wie alles damals war, als wir noch kein Paar waren… Ich war immer eine Außenseiterin gewesen. Das bin ich zwar immer noch, aber ich habe mittlerweile immerhin ihn.
Er kniet sich auf den Boden, direkt vor die alte Feuerstelle der Wachen und entzündet es.
Dann setzt er sich neben einen Baum, so, dass er sich anlehnen kann. Er klopft auf die Erde neben sich. Ich soll mich neben ihn setzen.
„Aber ich muss doch Wache halten“, murmele ich.
„Das kannst du doch auch von hier, Kyoko.
Wo er recht hat, hat er recht. Also setze ich mich direkt neben ihn und er legt seinen warmen Arm um mich. Obwohl es mittags warm ist, bleiben die Nächte relativ kühl. Ich bin ihm dankbar, dass er mich noch zusätzlich wärmt.
Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und er drückt mich noch etwas fester an sich, was mich allerdings reichlich wenig stört.
„Und wie war dein Tag noch so?“, frage ich leise und sehe ihm direkt in die grauen Augen.
„Ich habe später Momiji besucht und dort seine Schwester Kaori kennengelernt. Ich war erstaunt, wie hübsch sie ist.“
Okay, Tetsuya, was soll das jetzt heißen?
„Ich dachte immer, du wärst die schönste Elfe im Dorf“, meint er ungerührt.
Ich atme einmal tief ein und aus. Treib es nicht zu weit, Freundchen…
„Sag mal“, sagt er zu mir und mustert mich kurz, „Hast du ein paar Kilo zugenommen?“
„Bitte, was?“, maule ich prompt.
„So neben Kaori bist du schon etwas pummelig, das kannst du nun wirklich nicht leugnen.“
„A-also… Was fällt dir eigentlich ein?!“, schreie ich ihn an, „Das sagst du mir so einfach. Einfach so, hmm? Schon jemals daran gedacht, wie ICH mich dabei fühle? Da fällt mir nichts mehr zu ein. Geh! Hau ab!“
Ich löse mich aus seinen Armen. Er sieht mich erschrocken an.
„Worauf wartest du? Geh endlich!“
Endlich steht er auf und zieht ab. Ich hoffe, er hat ein schlechtes Gewissen. Wieso muss er so auf mir rumhacken?
Der Beschluss steht damit fest: Diese Nacht, nach meiner Schicht, wenn Tetsuya schläft, haue ich ab!
Mitten in der Nacht hieve ich mich aus dem Bett und gehe rasch sicher, das Tetsuya schläft. Auf leisen Sohlen schleiche ich zu einem Haufen Kleidung, den ich mir vorhin nach meiner Schicht bereit gelegt hatte.
Ich greife nach dem Stoffbeutel, den ich danebengelegt hatte und packe die Sachen hinein.
Danach schnüre ich ihn so fest ich kann zu und laufe eilig aber lautlos zu einem kleinen Tonkrug mit einem Deckel.
Ich hebe ihn ab und zum Vorschein kommt eine Karte der Umgebung und als nette kleine Beilage 50 Liish, 50 bestimmte Münzen der Menschenwährung. Es sind angeblich die, die am meisten wert sind. Die 13 Hyota und 18 Fyr lasse ich getrost da.
„Verzeih mir“, flüstere ich so leise, dass Tetsuya es eh nicht hören kann, aber allein der Gedanke zählt im Moment.
Ich stopfe auch diese Gegenstände in den Beutel, den ich nun leider noch einmal öffnen muss. Ich überlege, ob ich etwas vergessen habe und schnüre ihn schließlich erneut zu.
Mucksmäuschenstill öffne ich die Tür und schleiche hinaus.
„Leb wohl“, murmele ich und unterdrücke eine Träne. Es fällt mir schwer, ihn zurückzulassen, aber ich muss es tun, um aus diesem Dorf zu entkommen.
Ich schließe die Tür hinter mir.
Danach atme ich noch einmal tief durch du laufe dann los, möglichst ohne durch Licht angeleuchtet zu werden oder ein Geräusch zu verursachen.
Sogar an Masao schaffe ich es schließlich vorbei und schon bald habe ich es aus dem Wald raus geschafft.
Ich sehe hinauf zu den drei Monden Cyvien, Ivlin und Etyin, die heute alle drei scheinen, und atme die Luft außerhalb des Waldes tief ein.
Sie ist anders. Wärme. Und sie riecht anders, nicht so sehr nach Nadelgewächsen. Aber ich mag die Luft hier.
„Ich habe es geschafft! Yaale, ich habe es geschafft! Danke!“, rufe ich in die Landschaft, um unserem Glücksgott zu danken.
Ich lege den Beutel kurz ab, öffne ihn zum wiederholten Mal und hole die Karte hervor, dann nehme ich den Beutel wieder und laufe den Weg, den die Karte zur nächsten Stadt angibt. Brav folge ich dem Weg auf der Karte bis zu einer großen, gepflasterten Straße, an dem ein Mann sein Pferd abgestellt hat und den Wald beobachtet, ein Blatt Papier und ein Stück Kohle in der Hand.
Ich komme neugierig ein Stück näher und räuspere mich leise.
Er erschrickt leicht und sieht mich danach an, als hätte er nicht damit gerechnet. Was ziemlich logisch klingt, wen ich so darüber nachdenke.
Er mustert mich kurz und öffnet kurz den Mund, schließt ihn aber gleich darauf wieder.
„Was ist?“, frage ich.
„Elfe. Du bist eine Elfe, oder?“ Nun starrt er mich total fasziniert an und beginnt mich mit der Kohle auf das Papier zu malen.
„Ja. Woher weißt du das?“
„Ach, papperlapapp, ich bin Elfenforscher, was sonst?“ Er sieht mich an, als wäre das ganz klar zu erkennen.
„Aha… Und… Du reist hier herum und studierst Elfen?“
„Ich versuche es. Du bist die erste, die mir begegnet. Ob ich dich wohl studieren dürfte?“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Ich tu dir auch einen Gefallen!“, meint er rasch und zeichnet währenddessen weiter. „Egal, was für einen!“
„Einverstanden, vorausgesetzt, du zeigst mir die Welt außerhalb des Waldes!“, sage ich daraufhin und sehe ihn fragend an.
Er nickt. „Einverstanden, wir müssten aber der Burg meines Vaters nochmal einen Besuch abstatten, da kann ich ein Transportmittel für längere Reisen auftreiben.“
Ich nicke ebenfalls.
„Perfekt. Ein guter Deal.“
Überraschung
Nilay
Nach dem Essen gehe ich zurück in meinen Wagen und lege mich auf mein Bett und überlege, wie ich mich vor dem morgigen Unterricht mit meiner Mutter drücken kann, vielleicht habe ich ja Glück und sie lässt mir an meinem Geburtstag einen Tag für mich, aber das kann ich wohl kaum hoffen.
Ich konnte mir nicht mehr lange eine Taktik ausdenken denn ich bin sofort eingeschlafen.
"Guten Morgen Schatz", meine Eltern stehen an meinem Bett und starren mich an, "alles Gute zu deinem sechzehnten Geburtstag mein Liebling!", die beiden singen es fast im Kanon, doch mein Vater lässt den letzten Teil aus.
Mein Gesicht läuft Rot an und ich blicke nach unten um es zu verdecken, ich stande noch nie gerne im Mittelpunkt.
"Kommst du nach Draußen? Wir würden gerne zusammen Frühstücken und deinen Geburtstag feiern.", meine Eltern haben die Wagentür geöffnet und es wird schlagartig sehr hell in dem kleinen Raum, sie gehen hinaus ohne auf eine Antwort zu warten.
Ich ziehe mir schnell meine Kleidung an: eine braune Hose bis zu den Knien und ein weißes Hemd, dann eile ich aus der Tür.
Statt dem Lagerfeuer steht ein kleiner Tisch in der Mitte der Bänke und darauf drei Teller mit jeweils einem Stück Apfelkuchen.
Ich setze mich zu ihnen und nehme eine Holzgabel in die Hand.
Der Kuchen sieht perfekt aus. Von außen schön Goldig und im innern sind die Apfelstücke noch schön weiß, als hätten sie nichts von der Hitze abbekommen.
Die beiden müssen früh aufgestanden sein, um den Kuchen so gut hinzubekommen.
Während wir den Kuchen essen, schweigen wir, mir ist es nur Recht so, ich will ihn genießen.
Nachdem wir alle mit dem Essen fertig sind verschwindet mein Vater aus dem Lager.
Währenddessen helfe ich beim Abwasch und beim Verstecken jeglicher Zaubertränke.
Eigentlich hätten wie alles so lassen können, denn man konnte zwischen normalen Tränken und Zaubertränken keinen Unterschied feststellen doch wir wollen auf Nummer sicher gehen und nichts riskieren.
Nach einiger Zeit kommt mein Vater mit einem Strick in der Hand, am anderen Ende hängt ein junger Esel.
"Und nochmal alles Gute zum Geburtstag!", mein Vater zeigt mit den Händen auf den Esel und er trägt ein breites Lächeln im Gesicht.
Der Esel hat keine Typische aber dennoch eine schöne Färbung: Ein weißer Bauch mit einem schwarzen Nacken, das Gesicht ziert eine schwerze Maske die sich vom rechten Ohr bis zum linken Fuß durchzieht.
Mein Mund formt sich zu einem unhörbaren -wow- und ich stehe wie perplex da.
Meine Eltern schenken mir einen Esel, einen richtigen Esel!
"Du kannst den Mund wieder zu machen.", mein Vater lach mich aus und ich schließe den Mund und fasse wieder klaren Gedanken.
"Warum habt ihr mir einen Esel gekauft, ihr habt doch sicherlich all eure Ersparnisse darauf verwendet?"
"Wir haben noch genug, ich habe heute morgen im Dorf noch den Händler getroffen und dann haben wir das alles geklärt, und er hat uns tatsächlich 4 Liishe dafür gegeben.", mein Vater lächelt mir zu.
"Wie hast du ihn erkannt?", ich schaue ihn etwas verdutzt an.
"Er hat mich "erkannt, er hat meinen Notizzettel in der Hand gesehen und kam auf mich zu, außerdem ist es mir so lieber, jetzt müssen wir uns keine Sorgen machen, dass er plötzlich hier hereinplatzt."
Fast stolpere ich über einen Ast, als der Esel an meiner Hose zieht, doch ich kann mich noch an dem Hals des Esels festhalten und mich wieder aufrichten.
"Sieht so aus als hätte er Hunger.", mein Mutter beginnt zu lachen, "kauf dem kleinen doch ein wenig was zum Knabbern.", während sie das sagt drückt sie mir 3 Hyota in die Hand.
"Okay, ich gehe ja schon!", ich verabschiede mich, dann gehe ich zusammen mit dem Esel Richtung Stadttor.
Es stehen schon wieder keine Wachen an dem Tor, was mich etwas verwundert.
Wir gehen hindurch und halten uns unbewusst rechts. Dort erwarten uns zahlreiche Stände mit Hühnern, die jeweils ein Strick an einem Fuß haben und dann an einem Pfahl festgebunden sind... was ziemlich abscheulich aussieht, denn von einigen Hühnern ist der Fuß schon ganz verdreht und sie flattern auch nicht hoch, als ich mit meinem Esel bei ihnen vorbei laufe.
Ich schaue mir gerade einen Stand voll mit Fisch an, teilweise lebt er sogar noch, als ich etwas auf meiner Schulter sehe, eine Hand, das Seltsame, ich spüre nichts.
Hinter mir steht ein Mädchen, sie steht mir sehr Nahe und ich schaue ihr direkt in die Augen. Ich muss mich ungewöhnlich stark anstrengen um ihre Augenfarbe zu erkennen: Es sind drei verschiedene Grundfarben vorhanden. Blau, grün und schwarz. Am Rand ist ein dicker schwarzer Rand dann gehts ins Blaue und dann wird es immer grüner.
Doch wenn ich mich nicht konzentriere, wirkt es so, als könne ich durch ihre Augen hindurch auf den Stand hinter ihr sehen.
"Was starrst du mich so an?", sie geht einen Schritt zurück und zieht eine Augenbraue hoch und lächelt.
"Oh, entschuldige!", ich laufe rot an und rede sehr schnell," darf ich nach eurem Namen fragen?"
"Warum so höflich? Ich heiße Mei, und wie ist dein Name?"
"Ich bin Nilay."
"Und wie heißt dein Begleiter neben dir?", sie deutet auf meinen Esel und mir fällt ein, dass er noch nichteinmal einen Namen besitzt. Schnell überlege ich, ich muss ihr einen Namen nennen...
"Jeremias, sein Name ist Jeremias."
"Jeremias, das ist aber ein schöner Name.", Mei hockt sich hin und streichelt den Kopf des Esels, "haben du und deine Familie auch einen Stand hier?"
"Nein, unser Lager ist außerhalb des Dorfes. Und was machst du hier so?"
"Ach, ich bin nur sehr selten hier, nur zu besonderen Anlässen.", im Moment trägt sie ein sehr breites Lächeln, es kommt mir so vor als würde sie über mich lachen, dann fügt sie noch schnell hinzu," musst du dringend was besorgen? Sonst würde ich dich gerne auf einen Tee zu mir nach Hause einladen."
"Liebend gern!", ihr Angebot überrascht mich, doch ich stimme sehr erfreut zu und folge ihr.
Sie führt mich weg von den ganzen Ständen und wir kommen zu vielen kleinen Häusern, die von dem Rummel verschont bleiben. Dann verschwindet sie in einer etwas engeren Gasse und bleibt dort vor einer Tür stehen. Sie klopft nicht, sie steht nur davor und sieht mich an, lächelt und verschwindet.
"Hallo Nilay", eine alte Frau mit langen schwarzen Haaren steht vor mir, ich starre sie ungläubig an, immer noch verwirrt von dem dem plötzlichen verschwinden von Mei.
Ich anworte nicht und schaue nach links und rechts.
"Sie wird nicht wiederkommen", die Frau beginnt zu lachen.
"Wer sind sie?"
"Komm rein, ich erklär dir alles", sie öffnet die Tür und bedeutet mit hineinzugehen. Ich gehe durch die Tür und binde Jeremias vor der Tür an, lasse die Frau aber nicht aus den Augen. Ich lande in einem kleinen gemütlichen Zimmer. An der linken Wand brennt ein Kamin und auf der rechten Seite ist ein großer Schrank, mit vielen Büchern die alle sehr alt aussehen.
"Mein Name ist Gesa und ich bin eine Hexe", sie spricht sehr klar für ihr Alter und hat auch immer ein lächeln im Gesicht," und Mei, ... die war nur eine Vision."
"Wieso sagst du mir das, und was war Mei?!", ich bin etwas laut geworden, doch Gesa reagiert da nur mit einem Lachen drauf.
"Weil ich nichts zu befürchten habe, du schon", sie macht eine kurze Pause und beantwortet dann meine Frage bezüglich Mei," ich habe Mei erschaffen um dich zu mir zu locken, mit Erfolg. Du bist ihr gefolgt wie ein Hungernder einem Stück Brot"
"Und was genau soll ich zu befürchten haben?"
"Weil du auch über Magie verfügst, vielleicht keine hohe, sonst hättest du das mit Mei durchschaut, aber du besitzt sie. Ich habe schon von deiner Familie gehört, ihr könnt von Glück reden, dass dieses Dorf nicht besonders viele Wachen zur Verfügung hat, sonst wärt ihr schon längst mitgenommen worden."
"Und wieso du nicht?", ich lege den Kopf etwas schräg.
"Ich hab mich bei den Bewohnern beliebt gemacht, sie werden mich nicht rauswerfen, doch euch würden sie notfalls verbrennen oder zu mir schicken", sie sagt dies ohne jede Regung, als wäre es das Normalste der Welt.
"Warum hast du mich geholt?"
"Ich will dich lehren, du sollst doch weningstens die Grundlagen der Magie beherrschen."
Die Grundlagen der Magie, höherer Magie, keine verfluchten Zaubertränke!
"Ich würde mich freuen die Magie zu erlernen", ich lächle höflich und unterdrücke meine Jubelrufe.
"Okay, erstmal. Was weißt du über Magie?", Gesa lehnt sich in ihrem Stuhl so gut es geht zurück und verschließt die Hände, sie wird mir zuhören.
"Ich weiß nur etwas über Tränke", darauf reagiert sie nur mit einem Nicken und einem interessierten Lächeln, ich überlege mir was un fahre fort," Tränke können verschiedene Wirkungen haben und sie sind schwerer herzustellen als die der Menschen."
Immer noch Schweigen von Gesas Seite.
"Und jetzt weiß ich, dass man mithilfe von Magie hübsche Mädchen erschaffen und verschwinden lassen kann."
"Sie hat nur für dich existiert, die Leute haben dich bestimmt komisch angeguckt, als du mit die selber gesprochen hast", Gesa bricht in schallendem Gelächter aus und ich laufe Rot an, doch ich beginne auch sofort zu lachen," na gut. Dann beginnen wir mal. Wovor hast du am meisten Angst?"
"Hm... schwer zu sagen."
"Gut, du gehst mit deinen Ängsten sorgsam um, verrate sie nicht allen. Aber leider bist du für mich wie ein offenes Buch, wo deine Ängste sorgfältig ausgeführt sind."
"Und was genau hat Magie mit Ängsten zu tun?"
"Glaubst du, jemand würde ruhig bleiben, wenn eine Herde von Pferden auf sie zugerannt kommt? Oder würde ein Bär sich einem großen Feuer nähern?", während sie das sagt, erscheinen auf dem Holztisch ein winziger Bär und ein winziger Mann, sie sehen aus wie Spielfiguren, nur nicht aus Holz.
"Glaubst du der Mann hat eine Chance?", Gesa schaut mich an, ich erwidere den Blick kurz, dann blicke ich wieder zu den kleinen Wesen.
"Nein, ich denke nicht"
"Und jetzt?", ich schaue nochmal rauf zu Gesa die neugierig eine Braue hochgezogen hat.
Der kleine Mann hält nun eine brennende Fackel in der Hand.
"Eine sehr geringe, ganz wird sie den Bären nicht aufhalten"
Der Bär läuft auf den Mann zu, dieser hält ihm jedoch die brennende Fackel hin und der Bär bleibt aprupt stehen und umkreist den Mann mit immer kleiner werdenden Kreisen.
"Gut, und hat der Mann nun eine Chance", Gesa grinst, denn dies war diesmal keine Frage.
Mann und Bär stehen nun in einem Wald und der Mann fuchtelt wild mit den Armen hin und her, die Fackel liegt schon auf dem Boden und brennt nichtmehr.
Der Bär läuft weg und verschwindet, der Mann hört auf mit den Armen herumzuwedeln und verschwindet auch, der Tisch ist nun wieder leer.
"Was ist passiert?", ich schaue Gesa mit großen verwirrten Augen an.
"Der Mann hat die Angst des Bären genutzt um diesen zu verscheuchen. Er hat eine Feuerillusion heraufbeschwört und so sah es für den Bären so aus, als würde der Wald brennen."
"Und wie funktioniert das alles?", ich schaue Gesa verunsichert an.
"Das ist gar nicht so schwer wie du glaubst. Es ist wie Träumen. Wenn du schläfst kannst du auch alle möglichen Gestalten heraufbeschwören, die aber keinen Einfluss auf etwas haben. Du musst dir nur vorstellen wie deine Illusionen aussehen sollen und dann fest an sie Glauben, du darfst nicht ängstlich oder nervös sein, das ist das schwierigste", dann macht sie eine kurze Pause und fügt dann hinzu," es ist als würdest du Träumen."
"Und wie ..?", ich schaue sie mit schräggelegten Kopf an.
"Stell dir vor wie eine beliebige Figur auf diesem Tisch steht, und dann glaube fest daran, dass sie dort ist."
Das mache ich auch, ich stelle mir vor wie ein Vogel auf dem Tisch hockt und ein Lied trällert. Ich entspanne mich, stelle mit den Vogel so genau vor wie nur möglich.
Blaues Gefieder mit braunen Schwanzfedern und einigen schwarzen Flecken.
"Gut gut, mann erkennt die Umrisse, aber man sieht ihn wie durch Nebel. Glaube fester an ihn", es ist mehr ein ermutigendes flüstern.
Ich glaube so fest an ihn, dass es mir schon absurd vorkommt, dass vor mir kein Vogel sitzt.
"Du hast es geschafft!", sie wirft die Arme in die Luft und klingt sehr fröhlich," du hast dich schon an eine schwerere Illusion herangewagt, aber fürs erste Mal hast du es perfekt gemeistert. Wenn du fleißig weiterübst dann werden dir noch echtere Illusionen gelingen, dann bekommst du es auch mit leichtigkeit hin, den Vogel pfeifen zu lassen"
Ich lächle stolz und fühle mich ermutigt, sodass ich es nochmal mit dem pfeifenden Vogel versuche.
Mein Blick ist auf den Tisch gerichtet und ich stelle mir den Vogel vor, diesmal aber widme ich meine Gedanken mehr der Melodie die der Vogel pfeifen soll.
Ich spiel den Bewegungslauf und die Melodie nochmal im Kopf durch, strenge mich dann wieder an und konzentriere mich.
Diesmal kommt es mir anstrengender vor.
Ich schaue kurz rauf zu Gesa und es kommt mir so vor, als würde sie mit dem Kopf hin und herschwenken. Dann höre ich, wie meine Melodie durch den Raum hallt. Wohlklingend aber ohne Bestimmungsort, der Vogel fehlt.
"Hehe, alles zusammen will wohl nicht so ganz funktionieren", es ist eine gespielte Freundlichkeit, dass war nicht zu überhören, dennoch grinst sie mich an und ihr Kopf bewegt sich noch immer im Takt der Melodie.
Ich löse die Illusion enttäuscht auf.
"Aber das macht doch nichts, ich habe weitaus weniger von dir erwartet, da du heute zum Ersten Mal Magie dieser Art anwendest. Du solltest Stolz auf dich sein".
Gesa steht auf und geht zu einem Kessel, der über einer brennenden Feuerstelle hängt, und rührt die Flüssigkeit im Kessel mit einem großen schwarzen Stab um, dann holt sie aus einer Tasche ihres Umhanges eine kleine Karaffe und füllt in diese die Flüssigkeit, dann verschließt sie den Behälter mit einem Kronkorken.
"Ich würde dir gerne drei Dinge mit auf den Weg geben", sie geht auf einen großen Schrank zu und öffnet eine kleine Schublade, dort holt sie eine kleine Box hervorund setzt sich wieder mir gegenüber auf ihren Stuhl, dann legt sie die Karaffe und die Box auf den Tisch und schaut mich mit ernsten Augen an.
"Was soll ich damit anfangen?", ich schaue sie verwirrt an.
Gesa zeigt auf die Box und bedeutet mir sie zu öffnen.
Ich greufe langsam nach der Box, diese besitzt kein Schloss, aslso kann ich sie einfach öffnen. In ihr liegt ein goldener Ring mit einem achtseitigen dunkelroten Diamanten.
Während ich den Ring betrachte erklärt Gesa:" Das Verwenden von Magie kostet Kraft, leuchtet der Diamant rot solltest du deine Magie zurückziehen, ansonsten werden deine Illusionen Teil wirklichen Welt, aber diese Geschöpfe sind so böse Untote. Also achte auf den Ring"
Ich lege den Ring an und prüfe ob er gut sitzt.
"Die Karaffe enthält einen Zaubertrank, trinkst du ihn kannst du deine Illusinen länger heraufbeschwören oder bessere gestalten. Aber einige Zeit danach wirst du umso erschöpfter sein, also nutze es im richtigen Moment", Gesa schaut nun sehr Ernst.
Nachdem sie fertig ist, nehme ich die Karaffe in die Hand und betrachte die silbrig schimmernde Flüssigkeit, dann packe ich sie in die Hosentasche und richte mich zum Gehen auf, doch Gesa unterbricht mich:"Willst du jetzt schon gehen? Bleib doch noch etwas, und genieße den ruhigen Moment."
"Ich kann nicht ich sollte nur etwas Gemüse für den Esel besorgen. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen um mich."
Gesas Augen werden mit einem Moment Riesengroß und sie starrt an mir auf die Wand. Einen kurzen Augenblick später sieht sie mich wieder an und grinst, doch es ist kein freundliches grinsen:" Gerade hat mir ein Vögelchen ewas zugezwitschert, nämlich dass das Dorf wieder von unerwünschten Besuchern befreit worden ist."
Ich dreh mich um und renne zur Tür.
"Du bist zu spät, du holst sie nicht mehr ein!", dann lacht sie so grässlich, dass ich mir am liebsten die Ohren zuhalten würde.
An der Tür angekommen reiße ich sie auf, öffne den Knoten von Jeremias Strick und laufe durch die Gasse zurück zu den Ständen.
"Nilay?", ich höre wie eine Stimme meinen Namen ruft.
Ich drehe mich um, meine Mutter steht nun vor mir. Pure Freude überkommt mich und ich bin erleichtert, Gesa hat gelogen.
Meine Mutter lächelt mich an, ein Lächeln, das mir seltsam bekannt vorkommt:" Du kommst zu spät."
Am liebsten würde ich schreien, doch mir stockt der Atem und ich renne einfach weiter. Und wieder höre ich das schreckliche Lachen, es wird nicht leiser, es ist in meinem Kopf.
Ich bin schon beim Stadttor angekommen und renne hindurch.
Unser Lager ist nicht mehr weit weg, doch ich fürchte mich, ich habe Angst, dass Gesa die Wahrheit gesagt hat.
Ich betrete vorsichtig die Lichtung, in der unser Lager stand und trete auf eine leere Fläche.
Wagen, Pferde und alles was sich auf der Lichtung befand ist weg, bloß das Gras ist noch plattgedrückt und an den Stellen wo die Reifen des Wagens waren fehlt das Gras komplett.
ZU SPÄT!; wieder hallen die Worte in meinem Kopf und um mich herum stehen Illusionen meiner Eltern, die immer wieder die Worte der Hexe wiederholen.
Ich verliere das Gleichgewicht und stürze nach hinten. Die Illusionen kommen näher zu mir, ihre Augen werden schwarz und ihr Mund öffnet sich zu einem Lachen, einem dämonischen Lachen.
Um all den schrecklichkeiten von Gesa zu entkommen springe ich auf und renne mit Jeremias zurück zur Straße.
Das Lachen und die Gesichter meiner Eltern wollen mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Den Strick halte ich nun ganz fest in der Hand, er ist der einzige aus meiner Familie der bei mir ist.
In meinem Kopf kehrt wieder Ruhe ein, die Stimmen und das Gelächter sind verschwunden. Ich renne die Straße entlang, soweit bis ich das Tor nicht mehr sehen kann, dann mache ich eine Pause und setze mich an den Rand der Straße, dort beginne ich zu weinen.
Warten
Kyoko
Schweigend sitze ich im Wagen, sorgfältig in eine Decke gewickelt. Ich vermute, dass sie Don gehört, aber selbst wenn, das ist mir im Moment reichlich egal.
Die Sonne ist vor einer knappen Stunde untergegangen und eine eisige Kälte ist gefolgt.
Plötzlich bleiben wir stehen. „Wieso halten wir?“ Ich kann mir diese Frage einfach nicht verkneifen.
Einen kurzen Moment warte ich, dann wiederhole ich die Frage, dieses Mal lauter. Wieder keine Antwort. Ich schnaube.
Dann krabbele ich quer über den Boden des Wagens und sehe nach, wo Don steckt. Er ist nicht da.
Verwundert sehe ich mich um, doch das Einzige, was ich dabei entdecke ist ein Mensch, vielleicht so alt wie ich, aber ich kenne mich mit Menschen nun einmal nicht aus.
Ich krabbele vorsichtig aus dem Wagen und gehe ein Stückchen näher zu ihm, dem Menschen. Er hat die Beine angezogen und sein Gesicht vergraben.
Neugierig neige ich den Kopf, um einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Schläft er oder ist er traurig? Ohne sein Gesicht zu sehen, kann ich das nicht zuordnen.
Als ich direkt vor ihm stehe, gehe ich in die Hocke und neige den Kopf in die andere Richtung.
Er gibt keinen einzigen Laut von sich.
Ich atme tief durch und frage schließlich: „Alles okay?“
Erschrocken sieht er mich an.
„Oh, entschuldige!“, sage ich schnell, „Ich wollte dich nicht erschrecken!“
Immer noch sieht er mich an und wirkt dabei immer verdatterter.
„Wirklich nicht!“
„Ist… Ist okay…“, nuschelt er und ich bemerke, dass seine Augen gerötet sind. Wovon bloß? Elfenaugen waren nie rot.
„Kyoko!“, vernehme ich plötzlich Dons Stimme. Ich blicke auf. Er kommt direkt aus der Stadt, wie es scheint.
„Ja?“, frage ich, als er mich eindringlich ansieht.
„Wir müssen noch warten, bis wir ein Fortbewegungsmittel von meinem Vater gestellt bekommen. Steig solange in den Wagen, es ist kalt.“
„Warte noch einen Moment.“ Ich wandte mich wieder dem anderen Mensch zu. „Was ist los?“
„Kyoko!“
„Jetzt nicht!“
„Kyoko, steig in den Wagen!“
Hoffen
"Kyoko, steig in den Wagen!", schnaubt der Mann in Richtung des Mädchens.
"Ja ja", sie richtet sich auf und macht eine abwertende Geste in Richtung des Mannes.
Als sie sich zur Seite dreht, fallen ihre Haare kurz zurück und ich kann erneut einen Blick auf ihr Ohren werfen. Sie sind SPITZ! Ich habe es mir nicht nur eingebildet.
Auf unseren Reisen haben wir immer wieder Geschichten von Wesen mit spitzen Ohren gehört. Einige bezeichnen sie als Waldgeister oder gar als Dämonen, einige andere geben ihnen Namen wie Baummenschen und andere reden von ihnen als wären sie Tiere. Doch in jeder Geschichte ist von spitzen Ohren die Rede.
Die meisten halten diese Wesen nur für Märchenfiguren in Kindergeschichten, doch beweist diese Kyoko das Gegenteil? Quatsch, das sind doch alles Märchen. Aber doch sind ihre Ohren spitz.
Ich schüttle meinen Kopf und versuche die Gedanken beiseite zu schieben, es gibt wichtigeres.
Der Mann hockt noch immer vor mir und schaut mich an.
"Aus welcher Richtung kommt ihr?", ich schaue ihm direkt in die Augen.
"Wir folgen dieser Straße schon den ganzen Tag", er zeigt mit dem Finger Richtung Westen.
"Ist euch auf eurem Weg irgendetwas seltsames passiert?", frage ich ganz ernst.
"Nein eigentlich nicht, uns kamen hin und wieder ein paar Musikanten entgegen, ein Händlerpaar und ein Gefangenenransport, aber sonst nichts Außergewöhnliches", er zuckt leicht mit der Schulter.
"Ein Gefangenentransport? Wann seit ihr dem begegnet?", Hoffnung breitet sich in mir aus, vielleicht kann ich sie ja noch einholen. Aber was soll ich dann tun? Sie überfallen? Wohl kaum. Und das Beschwören eines singenden Vogels bringt mir wohl kaum etwas.
"Vor ungefähr 4 Stunden sind wir denen begegnet, sie waren auch recht schnell Unterwegs"
Ich sacke wieder zusammen, jetzt ist die Hoffnung wieder weg.
"Welche Strafe droht Menschen die mit Zaubertränken handeln?", ich ahne die Antwort schon fast, aber ich frage trotzdem.
"Es ist oft unterschiedlich, es wird überprüft mit welchen Zutaten gehandelt wurde, aber es endet nach einem langen Verfahren so gut wie immer mit der höchsten Strafe", er bleibt ganz sachlich, er scheint meine Neugier noch nicht zu hinterfragen.
Ich habe diese Antwort erwartet und dennoch erschüttert sie mich, ich hatte noch ein klein wenig Hoffnung.