Einzeln ist man schwach, was sollen schon ein paar Revolutionäre ausrichten? Will man Frieden so, müssen wir uns vereinigen. Zusammen werden wir stehen! Zusammen werden wir siegen!
„Das geht nicht, soviel können wir nicht zahlen.“ Es herrschte Stillstand in den Verhandlungen. Der Verkäufer wusste, das sie nicht mehr viel zu essen hatten. Nicht mal genug Mannen um die Farm zu überfallen. Sie waren seiner Gnade ausgeliefert. Etwas jemand von seinem Kaliber schamlos ausnutze. Er wusste was auch immer er verlangte, sie würden zahlen. Wenn sie sich weigern würde Leute von ihnen verhungern und, oder desertieren. Der nächste Verband mit dem man handeln konnten, war die nahegelegene Firma, doch sie hatten zu wenig Nahrung um zu verkaufen.
„Seid ihr euch sicher? Soviel ist es auch nicht und ihr braucht das essen.“
Natalie bemerkte: „Nicht viel? Das sind verdammt viele Waffen, Munition und der Motor für das bisschen Essen?“
„Ihr habt den Staat eingerissen, Wettbewerb zerstört und die Moral in des Menschenhand gegeben, das ist die Folge daraus.“
Sie lächelte bei diesen Worten: „Das letzte ist auch nur ein Problem weil es solche Degenerierten wie euch gibt. Nur weil sie etwas haben, wollen sie angebetet werden. Vermutlich kollaboriert ihr mit den Regierungstreuen. Wollt das Schweinesystem wieder haben. Seid ehrlich, war es soviel besser als jetzt. Mit all den Steuern, Auflagen und Verpflichtungen.“
„Dafür das ihr etwas von mir wollt, habt ihr eine ziemlich spitze Zunge“, stellte Moe fest.
„Denn eher sterbe ich mit leerem Magen als den Weg in meine Sklaverei zu unterstützen.“
„Ihr, aber wie sieht es mit eurem Gefolge aus?“
„Ich habe kein Gefolge. Niemand führt, wenn ein andere bereit ist das zu bezahlen, soll er es ruhig machen. So wie es scheint habt ihr nicht verstanden, was es bedeutet in der Anarchie zu leben. Schade eigentlich. Vielleicht sieht man sich wenn ihr zu mehr Weisheit gekommen seid.“
Kaum war sie aufgestanden, verstand Moe was hier gerade geschehen war. Sie hatte tatsächlich abgelehnt. Er hatte sie völlig unterschätzt. Ihr Glauben und Prinzipien waren stärker, als der Wille zu überleben.
„Märtyrer haben keinen Erfolg mehr“, rief er ihr hinterher. „Niemand wird von eurem Tod erfahren.“ Es war vergebens, sie reagierte nicht.
Einen Augenblick tröstete er sich mit dem Gedanken, das wirklich anderen kommen würden und seinen Wucherpreis akzeptieren würden, doch so schnell wie er gekommen war, verschwand er auch schon wieder. Wenn sie die Verhandlung leitete, waren die meisten ihrer Meinung. Vielleicht führte sie nicht, doch war sie der Fokus der allgemeinen Meinung der Revolutionäre.
Er spielte mit der Idee ihr nachzulaufen. Denn entgegen seiner Worte, brauchte er was sie ihm geben konnten, ebenso dringend wie sie, die Nahrung. Er konnte bisher seinen Verhandlungspartner immer richtig einschätzen, dass er genau den richtigen Preis verlangte, doch diesmal hatte er sich verkalkuliert.
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Natalie kochte innerlich. Dieses fette Schwein von Großbauer, dachte das man sie ausbeuten konnte. Hat sie wie Bettler behandelt, statt als gleichgesinnte Geschäftspartner. Lässt man dem Mensch freie Hand, degeneriert bei den meisten ihr soziales Verhalten sofort, und nur noch Gier, Machtbesessenheit und Egoismus bestand.
„Verflucht, verflucht, verdammt und Scheiße“, es war ihr selbst nicht ganz klar ob es mal wieder diese Erkenntnis war, oder einfach nur die gescheiterten Verhandlungen. Was es auch immer war, es sorgte dafür, das sich eine dunkle Gewitterwolke über ihrem Kopf bildete.
Die meisten in ihrem Lager – sie hatte es nicht weit vor der Farm aufgeschlagen, so profitierten beide davon – mieden sie.
Walter gehörte zu den Mutigen: „Hey Nat, nicht so gut gelaufen?“
„Wie kann man den Menschlichen Faktor aus der Anarchie kürzen?“
„Schon wieder?“
„Immer noch!“ Natalie seufzte.
„Einer der Bauern hatte uns verraten, das einen Tagesmarsch von hier ein Jägerlager ist. Wir könnten zum einen demonstrieren was passiert wenn der Werteverfall seinen Höhepunkt erreicht hat, zum anderen werden sie sicher ein bisschen was zu essen haben.“
„Toll, Menschenfleisch.“
„Nicht jeder Jäger ist ein Kannibale. Außerdem vielleicht finden wir ein paar Bäume und Sträucher unterwegs an denen was Essbares hängt. Vielleicht läuft uns auch ein Hase oder Reh über den Weg.“
„Haben wir noch genug essen, um erst morgen aufzubrechen? Ich würde gerne die Nacht im Schutz der Farm mit ihren Wachen verbringen.“
Walter fing an zu kalkulieren. Nach ein bisschen mehr als nur einem Augenblick stellte er fest: „Müsste reichen, aber dann sollten wir morgen nicht nur da ankommen sondern es auch überfallen. Also haben wir dann keine Zeit für eine ausführliche Planung oder abwarten.“
„Könntest du das dem Rest unserer Gruppe abstimmen? Ich brauch mindestens eine Mütze Schlaf. Solche Idioten wie diesen Großbauern ermüden mich.“
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„Natalie? Natalie?“, trotz der Worte und dem zusätzlichen Rütteln, erwachte sie nur langsam.
Sie brummelte etwas unverständliches.
„Natalie wir bekommen Besuch.“
„Die wollen zur Farm nicht zu uns.“
„Dennoch, solltest du sie dir ansehen.“
Sie wusste, das Manuel nicht locker lassen würde. So zog sie sich aus dem Schlafsack. Es war ihr egal, das sie nur in Unterwäsche war. Ebenso war es auch ihm egal. Wenn man so lange so dicht bei einander lebt, jederzeit auf den anderen angewiesen ist, da bleibt kein Platz für Schamgefühl. Gemächlich zog sie sich eine Jeans und ein Top an. In die Stiefel schlüpfte sie, ohne sie zuzumachen. Als sie aus dem Zelt stieg bemerkte sie, das sie der Sonne nach, nicht gerade lange geschlafen hatte, ein maximal zwei Stunden.
Manuel führte sie zu einem Ende des Lagers. Durch das von ihm gereichte Fernglas erblickte sie die zwei Gestalten. Jetzt verstand sie, warum er sie geweckt hatte. Der eine war gut zwei auf zwei auf zwei Meter große. Ihr ehemaliger Kleiderschrank war kleiner gewesen. Wohin sie auch bei ihm schaute, erblickte sie eine Waffe. Pistolen, Gewehre, Granaten, Messer. Auf einer Gesichtshälfte trug er ein Tattoo, sie konnte aber nicht erkennen was es darstellen sollte.
Sein Begleiter war aus ganz anderem Holz geschnitzt. Feiner, graziler. Außer einem Schwert war keine Waffe zur erkennen.
„Wer benutzt denn heute noch Schwerter?“, fragte sie leise vor sich hin, doch es passte zu seinem Auftreten, der lange Umhang, das Wams. Man konnte meinen er sei aus einem Fantasyfilm entlaufen. Dennoch würde sie sich nicht über ihn lustig machen, er hatte eine Aura, die Respekt einflößt.
„Gute Idee mich zu wecken, danke Manu. Wenn wir schon mal hier sind, werden wir sie begrüßen, hol bitte Veit und Walter. Ich geh schon mal vor.“
„Bist du verrückt? Das könnten Jäger sein. Die knallen dich über’n Haufen noch bevor du deinen Mund auf machen kannst.“
„Jäger würden nie so offensichtlich herumlaufen, außer sie sind lebensmüde, aber so sehen sie nicht gerade aus. Noch dazu, Moes Wachen haben sie schon vor längerem durch ihre Türme erkannt, da es keinen Alarm gibt und sie noch nicht Bekanntschaft mit den Präzessionsgewehren gemacht haben, scheinen sie bekannt zu sein.“
„Dennoch, sei vorsichtig, und nimm bitte die mit“, Manuel reichte ihr eine 9mm Pistole.
Natalie steckte sie sichtlich in den Hosenbund, gab den Feldstecher wieder zurück, schnürte sich die Schuhe und machte sich auf den Weg zu den beiden Wanderern.
Das offene Feld machte ein Verstecken unmöglich. So erkannte diese Natalie sofort, wie sie los lief. Der Riese schien nervös zu werden. Nestelte an seinen Pistolen herum. Sein Partner war gefasster, redete beruhigend auf ihn ein.
Als sie nah genug für Worte war, rief Natalie: „Ich will nur reden.“ Dabei hielt sie die Arme vom Körper weg. Deutlicher konnte sie nicht machen, das sie keinen Kampf wollte ohne sich gleich zu ergeben.
„Mutig, mutig“, sprach der Fantasy-Mann. „Eine Frau mit einer Pistole geht auf zwei wildÂfremde Männer zu, wovon einer über beide Ohren bewaffnet ist. Das ganze in einer Welt ohne Gesetze.“
„Es gibt Gesetze, die der Physik, die der Natur und die der Moral“, widersprach Natalie.
Der Mann lachte kurz. Mittlerweile standen sich die drei so nah das man in normaler Lautstärke sich unterhalten konnte.
Er erklärte: „Es ist schön jemanden zu treffen, der so denkt. Ihr wollt reden, so sprecht. Leider haben wir nur sehr wenig Zeit für so vieles.“
Mit einem Blick auf den stummen Riesen – das Tattoo in seinem Gesicht waren einfach nur verschlungene Linien – wollte sie wissen: „Was macht ihr hier? Wenn ihr nicht gerade euer Besitz, vor allem die Waffen verkaufen wollt sehe ich nichts zum handeln an euch. Seit wann gibt Moe Kredit? Ich habe bisher nur gegenteiliges gehört“
„Wir sind nicht hier zum Handeln, soviel kann ich euch sagen, aber es tut mir leid, unsere wahren Pläne betreffen euch nicht, somit sollen sie euch nicht interessieren.“
„So beantwortet mir bitte nur eine Frage.“ Nach der schweigenden Zustimmung fuhr sie fort: „Während den Aufständen, auf welcher Seite standet ihr?“ Noch während sie sprach verkrampfte sich ihre Hand. Die Antwort auf eine solche Frage konnte schnell zu einer Schießerei führen.
Der Riese schien ebenso nervös zu sein. Bereit mindestens eine Waffe zu ziehen. Nur die wandelnde Film-Requisite blieb ruhig. So antworte er: „Auf der Seite der Freiheit und ihr?“
„Auch, von der ersten Stunde an.“
Die Spannung wich sichtlich.
„Wenn das so ist“, fuhr der Mann fort. „Dann lasst uns doch nach unserem Treffen bei Moe zu euch kommen, oder habt ihr vor euer Lager früh abzubrechen?“
„Bis zum Morgen wird es stehen. Ich freue mich darüber mit Gleichgesinnten zu reden.“
„So geht es uns auch. Bis später.“
Der Gigant nickte ihr zu.
Die beiden Männer hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt, als sie ihnen nachrief: „Passt auf, der Bauer ist skrupellos. Er kennt keinen Scham hilflose Wanderer auszurauben. Ihre missliche Lage auszunutzen.“
„Wir kennen Moe, aber danke für die Warnung“, die Stimme klang, als hätte es ihn auf einen Gedanken gebracht.
Sie waren kaum weiter gegangen, als Veit, Manuel und Walter zu Natalie stießen.
„Bist du Wahnsinnig?“, fuhr sie Veit an. „Fremde Menschen in der leeren Natur anzusprechen. Wenn sie gewollt hätten hätten sie dich über den Haufen geballert noch...“
„Es war nicht wahnsinniger, als mit einem Sturmgewehr ein T-62 ‘runter zu holen.“
Die simple Tatsache nahm den Männern den Wind aus den Segeln. Natalie hatte recht, sie lebten jeden Tag mit dem Risiko. Das war ihre Art. Wer nichts wagt kann auch nichts gewinnen. Dennoch fand sie es nett, das man sich so um sie Sorgt.
„Nebenbei“, fuhr sie fort, „haben wir heute Abend Gäste.“
„Du hast sie auch noch eingeladen? Hast du nicht gesehen, die haben genug Waffen um unsere ganze Gruppe ab zuknallen.“
„Kaum hat er einen Hubschrauber abgeschossen, wird er wieder zum alten Angsthasen“, bemerkte Walter.
Manuel wollte wissen: „Sie sind also auch Anarchisten?“
„Oder Kommunisten oder Faschisten, vielleicht ist ihnen auch alles egal, auf jeden Fall halfen sie den Staat zu stürzen. Noch dazu sind es nur zwei Männer, was sollen sie schon erreichen?“
Veit ließ nicht locker: „Das hat die Regierung früher auch mal gesagt.“
Utopia Re: Re: - Zitat: (Original von d3f4c3r am 08.01.2012 - 14:37 Uhr) Zitat: (Original von Utopia am 08.01.2012 - 12:31 Uhr) Ich finds gut geschrieben, aber viel zu plakativ. Das geht wesentlich subtiler. Danke für deine Meinung, wenn man es so sieht, hast du recht, muss ich mich beim nächsten Teil ein bisschen mehr Anstrengen müssen. schönen Sonntag noch Wie gesagt, an sich find ichs echt nicht schlecht. ^^ Aber - eigentlich unfair, da dass schon ein ganz großes Werk ist - verglichen mit V wie Vendetta. Da wird Anarchie zB. nie erwähnt, es wird vorgelebt und der leser bildet sich sein eigenes Urteil. Das meine ich. |
d3f4c3r Re: - Zitat: (Original von Utopia am 08.01.2012 - 12:31 Uhr) Ich finds gut geschrieben, aber viel zu plakativ. Das geht wesentlich subtiler. Danke für deine Meinung, wenn man es so sieht, hast du recht, muss ich mich beim nächsten Teil ein bisschen mehr Anstrengen müssen. schönen Sonntag noch |