Kurzgeschichte
Sternenstaub

0
"Sternenstaub"
Veröffentlicht am 27. Dezember 2011, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich ...bin Österreicherin ...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte ...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist ...lese quer durch viele Genres ...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken
Sternenstaub

Sternenstaub

Dunkelheit brach über die Stadt herein.

Tiefe Schatten breiteten sich aus, legten sich über Gebäude und Straßen und leiteten die Nacht ein. Ein warmer Wind trieb einige Blätter durch leere Straßen und Gassen.

In keinem der mehrstöckigen Häuser brannte Licht.

All die Geräusche, die die Stadt ansonsten mit Leben füllten, waren verstummt. Selbst der Wind schien jeglichen Laut eingebüßt zu haben.

Die Welt schien den Atem anzuhalten.

In einiger Entfernung lag ein Mädchen im Alter von etwa siebzehn Jahren im Gras und blickte hinauf zu den Sternen, die sich in ihren klaren Augen spiegelten.

Etwas abseits stand ein Baum, auf dem ein Junge im selben Alter hockte und nach unten sah.

„Wieso weinst du?“, fragte er das Mädchen, das sich gerade eine Träne fortwischte.

„Hast du gewusst, dass selbst Sterne sterben?“, fragte sie zurück.

Der Junge runzelte die Stirn, erwiderte aber nichts.

„Nicht einmal sie sind ewig“, fuhr sie fort uns setzte sich auf. Sie entstehen, leben und gehen wieder. Zurück bleibt Sternenstaub, der manchmal vom Himmel fällt und Wunder wirkt.“

„An so etwas glaubst du?“

Der Junge sprang von dem Ast herab, auf dem er eben noch gesessen hatte. Neben dem Mädchen ließ er sich zu Boden sinken und blickte ebenfalls nach oben.

„Ja, an so etwas glaube ich“, gab sie zurück und schwieg für einige weitere Minuten. Ein paar Grillen begannen zu zirpen und in einem nahen Wald begannen ein paar Krähen zu kreischen.

„Ich glaube auch daran, dass das Universum sich beständig ausbreitet, bis es nicht mehr weiter geht, dann zieht es sich wieder zusammen. Gleich einem großen Herzen.“

„Und dann gibt es wieder einen Urknall“, bemerkte der Junge, doch das Mädchen wiegte zweifelnd den Kopf. „Möglicherweise, aber ich frage mich, wessen Herz es ist, das uns alle beherbergt.“

„Wie wäre es mit Gott?“

Das Mädchen zuckte mit den Achseln. „Vielleicht, aber das wäre nur eine Möglichkeit von vielen. Wenn das Universum allerdings tatsächlich ein Herz ist, dann frage ich mich, weshalb es sich so langsam ausdehnt? Schläft das Wesen, das da atmet? Und was würde passieren, wenn es erwachen würde?“

„Worüber du dir Gedanken machst? Wieso beschränkst du dein Interesse nicht auf das, was du logisch erklären kannst? Sobald du unseren Planeten verlässt, stößt du nur noch auf Annahmen. Niemand ist sich sicher über das, was da draußen passiert.“

„Ich will nicht nur über das Bescheid wissen, was erfahrbar ist“, erwiderte das Mädchen. „Ich möchte auch wissen, was hinter all dem steckt. Es muss doch irgendeinen tieferen Sinn geben.“

„Da kannst du lange suchen.“

„Es ist mir egal, wie lange es dauert“, beharrte sie. „Und wenn es Tausende von Jahren sind, die vergehen müssen, bis wir endlich verstehen, wozu es uns alle gibt. Irgendwann werden wir es verstehen.“

Ergeben schüttelte er den Kopf. „Wenn du meinst.“

Eine Sternschnuppe flog quer über den Himmel und hinterließ einen silbernen Streifen. „Siehst du, gerade eben haben die Sterne uns ein Zeichen gegeben“, erklärte das Mädchen.

„Und was soll das für ein Zeichen sein?“

„Sie sagen uns, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben sollen. Solange wir glauben, werden sie über uns wachen und wenn wir träumen nehmen sie uns mit auf ihre Reisen.“

„Sterne bewegen sich nicht“, gab der Junge lachend zurück.

Mit ernster Miene sah sie ihn an. „Wenn wir mit unserem Verstand denken vielleicht nicht. Sehen wir aber mit unseren Herzen, herrschen im Universum ganz andere Vorraussetzungen.

Der Junge seufzte und legte sich ins Gras. „Glaub, was du willst.“

Das Mädchen folgte seinem Beispiel, ohne den Blick vom Himmel zu wenden.

„Das werde ich“, flüsterte sie.

 

Weit, weit entfernt, am Rande des uns bekannten Universums entflammte ein neuer Stern, entstanden aus der Hoffnung des Mädchens, das sich den Glauben nicht nehmen ließ. Letztendlich scheint es, dass selbst das Universum in Symbiose mit uns lebt. Aus Hoffnung und Liebe entstehen die Sterne, aus Sternenstaub erwächst neues Leben.

 



© Fianna 11/2011

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_578185.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_578186.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_578187.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_578188.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_578189.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Fianna
Ich
...bin Österreicherin
...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte
...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist
...lese quer durch viele Genres
...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken


Leser-Statistik
466

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Gast Hallo Fiana, das ist eine sehr schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt, mich zumindest. Danke dafür. Gruss Mel
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Danke dir. Zum Nachdenken rege ich immer besonders gerne an mit meinen Worten. :-)

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: sehr gut! -
Zitat: (Original von rumpi am 06.06.2013 - 21:27 Uhr) 1,setzen!

lg,karsten


Das freut mich aber, deinen Kommentar auch hier zu sehen :-)

Danke dir!

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
rumpi sehr gut! - 1,setzen!

lg,karsten
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Re: Re: -
Zitat: (Original von Fianna am 18.11.2012 - 16:39 Uhr)
Zitat: (Original von NORIS am 12.11.2012 - 13:31 Uhr) Faszination pur ... und tiefe Philosophie! Eine Freude, Deine Gedanken zu lesen.

Lieben Gruß
Heidemarie


Freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt!

Dankesehr für's Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Fianna


-:)))
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: -
Zitat: (Original von NORIS am 12.11.2012 - 13:31 Uhr) Faszination pur ... und tiefe Philosophie! Eine Freude, Deine Gedanken zu lesen.

Lieben Gruß
Heidemarie


Freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt!

Dankesehr für's Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Faszination pur ... und tiefe Philosophie! Eine Freude, Deine Gedanken zu lesen.

Lieben Gruß
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: -
Zitat: (Original von Kenshin am 22.10.2012 - 22:44 Uhr) Ist das eine eigene Kurzgeschichte? Habe in den unteren Kommentaren etwas von Epilog zu einer anderen Geschichte aufgeschnappt....?

Wenn ich es als eigenständige Kurzgeschichte lese kann ich nur sagen, dass du das ( auch wenn scheinbar sehr viele anderes sagen^^) das du das besser kannst. Mir fällt das Besondere. Natürlich versuchst du es mit deinem letzten Satz, aber der Rest des Gesprächs ist zu "gewöhnlich" und da kann mich auch der letzte Satz nicht wirklich packen und den Anfang find ich recht klischeehaft ( mit dem weinenden Mädchen ). Das ganze plätschert so ( aus meiner Sicht ) vor sich hin und ist dann plötzlich vorbei... auf meine Gedanken leider ohne Wirkung ( Auch wenn ich selbst gerne einen Stern erschaffen hätte! :) )


Das mit dem Epilog hast du schon richtig aufgeschnappt. Ursprünglich habe ich diese Kurzgeschichte nämlich im Zuge meines NaNoWriMo - Projektes 2011 (Weltenwanderung) geschrieben. Aufmerksame Leser, die diesen Roman kennen, haben vielleicht bemerkt, dass die ersten paar Zeilen aus Sternenstaub identisch sind, mit denen aus dem Prolog von Weltenwanderung :-)
Allerdings passt dieser Text nicht wirklich zum Rest der Geschichte, weshalb ich mich nach einigem Zureden seitens Chris dazu entschlossen habe, ihn als Kurzgeschichte zu veröffentlichen. Hätte selbst nicht gedacht, dass er bei den meisten so gut ankommt. Entstanden ist er mitten in der Nacht, als ich schon mehr geschlafen , als wirklich noch überlegt habe, was ich da überhaupt zu Papier bringe :-)

Freut mich, wie immer, deine ehrliche Meinung zu hören.

Dankesehr für's Lesen!

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
Kenshin Ist das eine eigene Kurzgeschichte? Habe in den unteren Kommentaren etwas von Epilog zu einer anderen Geschichte aufgeschnappt....?

Wenn ich es als eigenständige Kurzgeschichte lese kann ich nur sagen, dass du das ( auch wenn scheinbar sehr viele anderes sagen^^) das du das besser kannst. Mir fällt das Besondere. Natürlich versuchst du es mit deinem letzten Satz, aber der Rest des Gesprächs ist zu "gewöhnlich" und da kann mich auch der letzte Satz nicht wirklich packen und den Anfang find ich recht klischeehaft ( mit dem weinenden Mädchen ). Das ganze plätschert so ( aus meiner Sicht ) vor sich hin und ist dann plötzlich vorbei... auf meine Gedanken leider ohne Wirkung ( Auch wenn ich selbst gerne einen Stern erschaffen hätte! :) )
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: Wenn es so wäre... -
Zitat: (Original von AusundDOMS am 02.10.2012 - 18:58 Uhr) ...und Sterne aus Liebe entstehen, dann hätte ich gerne den Titel "Herr des Universums..."

Gerne gelesen weil schön geschrieben.

LG
Aus&DOMS


Der Titel sei dir gewährt :-) Du wirst ihn allerdings mit ein paar anderen teilen müssen.

Freut mich, dass es dir gefällt.

Dankesehr für's Lesen!

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
43
0
Senden

64381
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung