Ein Märchen - Welt der Dunkelheit
Nebelschwaden ziehen durch die Straßen
Klamme feuchte Luft
Sich an dich schmiegt
Mondlicht erfüllt die Nacht
Lässt den Nebel leuchten
Und du fragst dich, warum?
Warum bist du hier?
Warum erst so spät?
Dein Atem zitternd schneller geht
Leise Schritte scheinen zu folgen
Dich zu suchen
Und dich weiter ins Dunkel zu treiben
Wolltest doch nur noch einkaufen
Als die Nacht sich heranschlich
Und dich so überraschte
Nun gehst du mit prall gepackter Tüte
Durch die dunkle Straße
Kindergeschichten im Kopf
Werwölfe, Vampire
Feen und Zauberer
Sie schwirren durch deinen Kopf
Laut willst du lachen
Wirfst den Kopf trotzig in den Nacken
Blickst hinauf zum blassen Mond
Und verstummst
Als des Wasserspeiers Augen deinem Blick begegnen
Knirschend rührt sich der Stein
Schwer schluckend
Schüttelst du ungläubig den Kopf
Und blickst vorsichtig noch einmal nach oben
Doch der Stein ist ruhig
Kein rotes Feuer in den Augen
Leblos und leer der Blick
Ein neues Grinsen auf steinernen Lippen
Schaudernd du wieder den Weg dir suchst
Auf dem Weg neben der Straße
Versuchst nichts zu sehen
Keine bleichen, schönen Männer
Keine flatternden Lichtgestalten
Und auch nicht den Wolf in der Seitenstraße
Versuchst nicht zu sehen
Wie hungrig und kalt
Die Blicke sind
Dich förmlich verspeisen
Und dein Blut
Deine Seele schmecken
Schneller und schneller
Den Blick fest aufs Ziel gerichtet
Eilst du durch die Stadt
Keuchend und schnaufend
Mit klimperenden Schlüssel du deine Wohnung erreichst
Und sofort die Tür hinter dir schließt
Erleichterung durchflutet den Körper
Wollige Wärme streicht nun wieder über deine Haut
Und du bringst die Tüte in die Küche
Doch dein Herzschlag
Will sich nicht beruhigen
Will nicht langsamer schlagen
Als hinter dir ein Schatten von der Wand sich löst
Bleiche Schöne aus Dunkelheit geboren
Unwirklich wie ein Engel
Sich dir lautlos, unbemerkt immer weiter nähert
Bis kalte bleiche Finger deine Schulter erreichen
Und dich mit festem Griff gefangen nehmen
Mit schreckensweiten Augen blickst du
In kalte, dunkel schimmernder Lebenslichter Glanz
Kein Wort findet Platz auf deiner Zunge
Dein Atem und Herz stockend schweigen wollen
Und da beginnt der Schattenengel leis zu sprechen
„Hallo mein Schatz, wie habe ich dich vermisst“
Erklingen Worte voller Liebe
Voller Verlangen
Und unendlichem Hunger
Und der Kuss dauert ewiglich
Voller Genuss ließ er das letzte Wort im Raum verklingen und blicket erwartungsvoll in die geweiteten Augen seines Gegenübers, die ihn voller Anspannung fixierten, beinahe wie um zu fragen, ob es noch weiter gehe und welches Ende die Geschichte nehme. Ein Lächeln bildete sich auf seinen schmalen Lippen, in den Augen funkelte der rötliche Schein einer Kerze, welche die einzige Lichtquelle im Raum war und flackernd die Schatten der beiden Personen an die kargen, bloßen Wände malte.
„Ich freue mich immer wieder über diesen kleinen Fund. Als hätte die Vorsehung bestimmt, mir dieses kleine Büchlein mit einem Einblick in die Schatten der Welt zukommen zu lassen. Der Trödler dachte wirklich, dass er mich übers Ohr gehauen hätte, aber seine Ahnungslosigkeit macht mich letztendlich zum Gewinner. Das siehst du doch genauso, nicht wahr, Ann?“
fing der weißhaarige Mann mit leisem, amüsiertem Tonfall zu sprechen an und erwiderte den Blick der jungen Frau, die ihm gegenüber auf einem stabilen Stuhl aus Metall saß. Als Antwort erntete er nur Grunzen und Wimmern, wie es nicht weiter überraschend war, wenn man den Knebelball im Mund der rothaarigen Frau und den mit Klebeband fixierten Körper in Betracht zog.
Salzige Tränen flossen in einem stetigen Strom aus den rotgeränderten Augen der jungen Frau und mischten sich am Mund mit dem Speichel, der zu den Seiten des Knebels, aus den Mundwinkeln sickerte und den Kragen der teuren Seidenbluse tränkte, während sie mit unartikulierten, grunzenden Tönen versuchte den Weißhaarigen um Gnade zu bitten. Voller Verzweiflung rollten ihre Augen in den Höhlen, als der Mann mit einem Nicken, als hätte sie seine Worte bestätigt, ein Weinglas vom Boden nahm und voller Genuss seufzend einen Schluck des Rotweines seine Kehle hinab rinnen ließ.
„Hättest du vor unserer Begegnung denn diesen Worten Glauben geschenkt, Ann? Oder hättest du, wie so viele andere Menschen auch, deinen Glauben an das Gute und Rechte, wie einen Schild, vor dich gehalten und alles als Phantastereien abgetan?“ fuhr er fort, ohne auf ihre fruchtlosen Bemühungen der Verständigung einzugehen oder diesen auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Es schien als würde er diese Unterhaltung nicht in einem dunklen, abgeschotteten Kellerraum führen, sondern in einem Restaurant oder als kleine Plauderei nach einer Buchlesung in einem öffentlichen Saal.
„Kleine, unschuldige, tugendhafte Ann. Siehst du jetzt ein, wie sehr du dich geirrt hast?“
fragte er weiter und strich mit seiner linken Hand über das tränennasse Gesicht seiner Gefangenen, die panisch zurückzuckte als verbrenne seine Berührung, wie glühendes Eisen, ihr Haut, was ein amüsiertes Schnauben hervorrief und ihn dennoch nicht daran hinderte, mit seinen Fingern durch ihre Tränen zu streichen. Prüfend rieb er die Fingerspitzen aneinander, wie um die Konsistenz der Flüssigkeit zu überprüfen, bevor seine dunkle, rote Zunge die Flüssigkeit aufleckte und er voller Erregung zischend die Luft einzog, als der Geschmack der Tränen sich auf seiner Zunge ausbreitete. Seine Augen weiteten sich, fingen den rötlichen Schein der Kerzenflamme ein und mit einem Mal schien dieses Feuer auch in den tiefen seiner Augen zu brennen. Den nun rötlich glimmenden Blick auf die verängstigte Frau gerichtet, rückte er seinen eigenen Stuhl langsam näher und nur ihm selbst war bewusst, wie das Blut in seinen Adern und Lenden pochte und voller heißer Begierde nach seinem Recht verlangte. Das Lächeln hatte sich zu einem zähnebleckenden Grinsen voller Hunger verzerrt und in einem Anfall von panischem Schrecken versuchte Ann ihre Fesseln zu sprengen, mobilisierte ihre letzten Kraftreserven, um das zähe, nachgiebige Material des Klebebandes zu zerreißen. Doch das mehrlagig, angebrachte Material schluckte ihre, von Adrenalin und Panik geschürte, Anstrengungen, einzig ein boshaftes Kichern des namenlosen Mannes war die Folge ihrer Bemühungen.
„Zu spät, Ann. Viel zu spät….“
verspottete er den fruchtlosen Versuch seines Opfers und packte mit schlangenhafter Schnelligkeit ihren Kopf mit beiden Händen. Seine Fingerspitzen, die mehr Klauen als Fingern ähnelten, drückten sich in ihre weiche Haut, bis erste Tropfen Blut hervorzuquellen begannen und ihr Kopf unverrückbar wie in einem Schraubstock gehalten wurde. Aug in Aug mit ihrem Peiniger musste Ann erdulden, wie dessen warme, rote Zunge die Tränen von ihrem Gesicht leckte, wie sein warmer Atem über ihre Haut strich und wie sich mit einem Mal seine scharfen, weißen Zähne in das Fleisch ihrer Wange gruben.
Ann versuchte ihren Schmerz, ihre Angst, ihr Leid hinaus zu brüllen, doch selbst dieses Ventil war ihr nicht vergönnt, denn mehr als dumpfes Grunzen und Winseln drang nicht am Kunststoff des Balles in ihrem Mund vorbei, als ein kraftvoller Ruck ein Fleisch aus ihrer Wange riss. Mit einem feuchten, reißenden Laut gaben Haut und Muskeln der unwiderstehlichen Kraft der, mit einem Male, raubtierhaften Zähne nach, feine Blutstropfen erhoben sich in einem feinen Schauer in die Luft, verzierten Ann, ihren Peiniger, Wand und ihre Kleidung. Der kupfrig-metallische Geruch des Blutes verstärkte sich in dem kleinen Kellerraum, mischte sich mit dem säuerlichen Geruch frischen Urins, während die junge Frau sich in krampfartigen Aufbäumen in ihren Fesseln wandte, um dem Ungeheuer in menschlicher Haut zu entgehen, dass sie entführt, gefoltert und beinahe gebrochen hatte und gerade eben dabei war, das Stück ihrer Wange mit einem verträumten Ausdruck auf dem schmalen bleichen Gesicht zu verschlingen. Deutlich zeigten sich ihre Zähne durch das Loch in ihrer Wange, als sie diese tief in den Kunststoffknebel grub, bis mit einem leisen Knacken ihre Schneidezähne dicht am Zahnfleisch abbrachen, da sie nicht länger dem Druck ihrer Kiefermuskeln gegen den Kunststoffball in ihrem Mund standhalten konnten. Und damit brandete eine neue Woge aus gleißendem Schmerz durch den Körper und den Geist der jungen Frau, die nun doch noch das Bewusstsein verlor, Tränen, Blut, Speichel und Schleim im Gesicht als Zeichen ihrer Qual.
„Ach, Ann. Das war jetzt wirklich unnötig… und ungezogen.“
murmelte der weißhaarige Namenlose und strich über den durchnässten Jeansstoff im Schritt der Frau, die besinnungslos in ihren Fesseln hing. Er betrachtete den vor Feuchte glitzernden Finger, bevor die lange, rote Zunge die salzige Flüssigkeit aufleckte und er den Geschmack wie Wein auf seiner Zunge zergehen ließ. Anerkennend neigte er seinen Kopf in Richtung der Bewusstlosen, erhob sich und holte von einem metallenen Tisch am anderen Ende des Raumes eine kleine Spritze. Prüfend hielt er die durchsichtige Kunststoffspritze gegen das Kerzenlicht, bevor die aufgesteckte Kanüle langsam in den entblößten Oberarm der Frau drückte.
„So einfach… wird es nicht werden, Ann“
murmelte er mit einem boshaften Lächeln, welches die blutigen Raubtierzähne entblößte, während er den Kolben der Spritze herabdrückte und so die Flüssigkeit in den bewusstlosen Körper einbrachte. Im ersten Moment geschah nichts weiter und so zog er die Kanüle wieder aus dem Fleisch seiner Gefangenen, ohne sich die Mühe zu machen die Einstichstelle zu reinigen und setzte sich wieder auf den eigenen Stuhl, um den Rest seines Weines zu trinken.
Kurze Zeit später begannen die Augenlider der jungen Frau sich flatternd zu bewegen und leises Stöhnen hinter dem Knebel hervorzudringen. Mit einem leisen Klicken stellte er das Glas auf dem Tisch ab, rutschte näher an Ann heran und packte die erwachenden Frau mit der linken Hand im Nacken, so dass die Krallenspitzen seiner Finger sich in das weiche Fleisch bohrten, was von weiterem Stöhnen beantwortet wurde.
„Jetzt bist du an der Reihe, Ann… mir zu geben, was ich will… Darling“
flüsterte er heißer in Richtung seines Opfers, als sie die Augen aufschlug und auf die gekrümmte Klinge seines Messers blicken musste, nur wenige Zentimeter von ihrem Auge entfernt. Ihr Schrei verlor sich im blutigen, zahnverzierten Knebel….