Fantasy & Horror
Aporuè - Stadt der Erwählten 4 - Nur ein Herz

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"Aporuè - Stadt der Erwählten 4 - Nur ein Herz"
Veröffentlicht am 20. Oktober 2011, 24 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich ...bin Österreicherin ...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte ...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist ...lese quer durch viele Genres ...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken
Aporuè - Stadt der Erwählten 4 - Nur ein Herz

Aporuè - Stadt der Erwählten 4 - Nur ein Herz

Beschreibung

Was wäre die Welt ohne Erinnerungen? Was wäre ein Volk ohne Geschichte? Was wäre ein Mensch ohne Vergangenheit? Erinnerungen, Geschichte und Vergangenheit sind ein wichtiger Teil dessen, was ein Leben ausmacht. Nimmt man einem Menschen eines dieser Dinge, so nimmt man ihm dieses Leben. Nimmt man ihm aber alle drei, so verurteilt man ihn zum Tode.

Nur ein Herz

Es war kalt und nass. Wohin er auch blickte, überall war Schnee.

Regungslos lag er da und beobachtete. Ein Abhang gab ihm Sichtschutz. Durch seine weiße Bekleidung war er kaum vom Rest der Landschaft zu unterscheiden.

Niemand würde ihn bemerken.

Um sich zu versichern, dass seine Freunde noch bei ihm waren, warf er einen flüchtigen Blick nach rechts und einen nach links.

Genau wie er kauerten sie da und starrten gebannt die Schlange aus Menschen an, die sich ihren Weg durch die unwegsame Gegend bahnte. Unzählige Soldaten waren es, die gemächlich durch die Schneewehen stapften. Ihre schwarzen Rüstungen hoben sich vom Hintergrund ab und ihr bedrohliches Aussehen trug maßgeblich zu dem Schauer bei, der ihm wegen der Kälte bereits über den Rücken lief.

Gemeinsam mit seinen Freunden, einem Jungen in seinem Alter, dessen fahlblondes Haar sich kaum vom umliegenden Schnee unterschied und einem jüngeren Mädchen das im Gegensatz dazu rabenschwarzes Haar hatte, das es unter einer weißen Mütze verbarg, hatte er hier gejagt.

Dann hatten sie das Heer erblickt und ohne sich abzusprechen, waren sie in Deckung gegangen.

„Meine Finger erfrieren“, klagte der Junge zu seiner Linken, während er seine Hände aneinander rieb. „Wie lange wollt ihr denn noch hier hocken?“

„Wo wollen die bloß hin?“, fragte das Mädchen, ohne auf dessen Frage einzugehen, und rückte ein Stück weiter nach vorne, um über die Kuppe hinunter zu spähen. „Das müssen Tausende sein. Sie gehen hintereinander, damit niemand weiß, wie viele es wirklich sind. Wir müssen das melden.“

„Ach was. Die marschieren doch nur hier durch. Das ist doch kein Regelverstoß.“ Der Blonde schob sich zielstrebig von der Böschung zurück und stand dann, als er glaubte außer Sichtweite zu sein, auf.

„Wenn ihr nicht mitkommen wollt, ist das nicht mein Problem. Ich bleibe jedenfalls nicht hier, bis ich erfroren bin.“

Kopfschüttelnd stand auch er selbst nun auf und folgte dem Freund, um ihn zurückzuholen. Die Nacht würde bald hereinbrechen und noch bevor sie die Siedlung erreicht hätten, wäre es bereits dunkel. Sie mussten zusammenbleiben. Am besten wäre es wahrscheinlich hier auszuharren, bis der Morgen anbrach. In der Ferne braute sich nämlich bereits ein Schneesturm zusammen.

„So warte doch!“ Mit schnellen Schritten holte er den anderen ein und packte ihn an der Schulter.

Widerwillig blieb dieser stehen und drehte sich um.

„Es wäre besser, wenn wir unser Lager in dem verlassenen Gehöft aufschlagen, das wir vor ein paar Stunden entdeckt haben. Ein Sturm zieht auf uns zu, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.“

Stirnrunzelnd folgte der Freund seiner ausgestreckten Hand. Plötzlich wurden seine Augen groß und er rief: „Inja, nein!“

Er begann zu laufen.

Das Mädchen hatte sich noch weiter nach vorne geschoben. Sein Oberkörper ragte bereits über die Schneewehe hinaus. Eine starke Windböe riss ihr die Mütze vom Kopf und ihr langes schwarzes Haar flatterte in alle Richtungen.

Und da geschah es.

Hilflos mussten die beiden Jungen mit ansehen, wie ein Ruck durch Injas Körper ging. Langsam sackte sie nach vorne.

Kurz bevor sie den Abhang hinunter rollen konnte, packte er sie an der Kleidung und zog sie zurück. Sein Freund half ihm.

Gemeinsam schleiften sie den Körper aus der Gefahrenzone.

Erst als sie den nahen Waldrand erreicht hatten, legten sie Inja in den Schnee. Sie lebte noch, doch ihre Augen waren geschlossen.

Auf ihrem weißen Wams breitete sich langsam Blut aus.

„Wir müssen ihr helfen!“, schrie sein Freund, doch er selbst wusste es besser. Es gab nichts, was das Mädchen noch retten konnte. Die Kugel hatte ihre Lunge durchschlagen. Qualvoll röchelte sie und Blut spritzte aus ihrem Mund.

Dann schlug sie die Lider auf. Für einen kurzen Moment bildete er sich ein, sie würde es doch überstehen, der Schuss hätte sie nur gestreift, doch dann sah er, wie das Leben aus ihren Augen wich. Der Glanz verschwand.

Es war vorbei.

Schneefall setzte ein, während sie so dasaßen. Er hielt Inja in seinen Armen und Tränen rannen ihm übers Gesicht, während sein Freund neben ihm wie in Trance vor und zurückwippte und irgendetwas vor sich hinstammelte.

Der Schnee legte sich auf das Gesicht des Mädchens und verdeckte das vergossene Blut.

Und obwohl es ihm so vorkam, als hätte die Zeit angehalten, als Inja ihren letzten Atemzug getan hatte, schneite es weiter.

 

*

 

Ruckartig setzte Arius sich auf. Für einen Moment wusste er nicht, wo er war, doch als er das Stroh unter sich spürte, fiel es ihm wieder ein. Und dann kehrte die Erinnerung zurück.

Dieser Traum .

Dieses Mädchen.

Was hatte das zu bedeuten?

Wieso glaubte er dies alles schon erlebt zu haben?

Und was hatte dieser Traum mit dem letzten gemeinsam?

Er fand keine Antworten, was nicht zuletzt daran lag, dass er Geräusche wahrnahm, die nicht zu dieser späten Stunde passten.

Stimmengewirr und Fußgetrappel schallten durch das offene Fenster an sein Ohr.

Irgendjemand schrie.

Ein lauter Knall erschallte. Boden und Wände begannen zu vibrieren. Alarmiert sprang Arius auf und lief auf die Tür zu, die er sofort aufriss.

Hastig sah er sich um und entdeckte auf Anhieb die Quelle des Tumults. Im hinteren Teil der Stadt, wo ein weiterer Tunnel in den Fels führte, hatte sich eine Menschenmenge versammelt.

Erneut erklang ein lautes Dröhnen und es kostete den Jungen einiges an Mühe um sich auf den Beinen zu halten.

Auch Gottfried war aus seinem Haus getreten, doch er machte keine Anstalten dazu, sich der aufgebrachten Menschenmenge zu nähern. Als er seinen neuen Gehilfen entdeckte, schnauzte er ihn unfreundlich an. „Sieh zu, dass du zurück in den Stall kommst. Das geht uns nichts an.“

„Was ist da los?“ wagte Arius zu fragen und wider seines Erwartens bekam er sogar eine Antwort. „Rengrens haben sich dem Dorf genähert und vermutlich wieder einen der Besoffenen aus der Taverne überfallen.“

„Was sind Rengrens?“, tastete der Junge sich weiter vor, die ungewöhnliche Redseligkeit seines Arbeitsgebers ausnutzend.

Schnaubend erklärte der Stallmeister: „Rengrens sind Raubtiere. Eigentlich ernähren sie sich von Ratten und anderem kleinen Getier, doch hin und wieder wagen sie es im Rudel auch Menschen zu überfallen. Sie scheinen auf den Geschmack gekommen zu sein. Diese Überfälle werden immer häufiger.“

„Aber dann müssen wir helfen“, meinte Arius und setzte sich schnellen Schrittes in Bewegung.

„Das einzige, was du tun kannst, ist, das Herz desjenigen aufzusammeln, den sie angegriffen haben. Das ist nämlich das einzige, was übrig bleibt, wenn sie jemanden auffressen. Dabei sind sie so schnell, dass das Herz noch schlägt, wenn sie ihr grausiges Mal beendet haben“, rief Gottfried ihm noch hinterher, doch Arius wollte das nicht hören. Obwohl ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief und sein Herz wild pochte, bewegte er sich weiter und schloss sich der Menge an, die, mit Mistgabeln und Knüppeln bewaffnet einer Blutspur folgten, die in die hinteren Gefilde des Höhlensystems führte.

„Was ist passiert?“, fragte er eine Frau, die mit entschlossenem Gesichtsausdruck und kampfbereit mit den anderen mitmarschierte.

„Sie haben den alten Feodor geholt und das jüngste Kind der Wirtin. Aber die abgefeuerten Kanonen haben sie vertrieben. Wir werden das Kind und den Alten zurückholen. Diesen Monstern werden wir schon zeigen, mit wem sie sich angelegt haben. Ausrotten werden wir sie. Ihren ganzen Stamm. Die Blutspur führt uns direkt in ihr Nest.“

Mit diesen Worten beschleunigte sie ihren Schritt und ließ Arius zurück.

Jemand klopfte ihm auf die Schulter und ein anderer drückte ihm einen schweren Knüppel in die Hand. „Den wirst du brachen“, meinte derjenige und verschwand dann wieder in der Menge.

Weiter und weiter drangen sie in den Tunnel vor. Die grünlichen Lichter wurden immer dunkler und man konnte von Schritt zu Schritt weniger erkennen.

Erst nach mehreren Minuten vernahm Arius ein Geräusch, das nicht von der aufgebrachten Menge zu stammen schien. Es hörte sich an, wie ein Schmatzen und Kratzen. Wieder lief ihm ein Schauer über den Rücken. Die Härchen in seinem Nacken und auf seinen Armen stellten sich auf.

Plötzlich ertönte ein grausiges Brüllen und ein Schrei zerschnitt die angespannte Stille.

„Hierher!“, rief jemand. „Hier sind…“ Der Rufende verstummte jäh. Dies schreckte die übrigen jedoch keineswegs ab. „Greift an!“, rief jemand und schon setze man sich in Bewegung.

Arius wurde gegen seinen Willen mitgezerrt. Ihm blieb gar keine andere Wahl, als den anderen zu folgen. Diese stürmten in einen großen Raum, den ein hohes natürliches Gewölbe überspannte. Soweit der Junge es erkennen konnte, gab es keinen anderen Ausweg. Doch überall in den Wänden waren Nischen zu sehen und dort rührte sich etwas. Fast sah es so aus, als würde die Dunkelheit selbst sich bewegen.

Ein erneutes Schmatzen lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch in die Mitte der Höhle. Nur mit allergrößter Mühe gelang es ihm, den Würgreiz zu unterdrücken.

Denn dort, im Zentrum des natürlich entstandenen Platzes, erblickte er zum ersten Mal einen Rengren. Das Wesen hatte die Größe eines Wolfes, ansonsten glich es diesen Tieren jedoch nicht mehr. Dunkle Schuppen bedeckten den ganzen Körper und seine Augen waren schlitzförmig, wie die von Schlangen. Spitze Zähne ragten über seinen Unterkiefer hinaus, mit denen er den Körper bearbeitete, der vor ihm auf dem Boden lag.

Und er war wirklich schnell.

Arius bildete sich ein, den Mann, der da am Boden lag, noch zappeln zu sehen, doch er war sich nicht sicher. In Windeseile zerlegte der Rengren den Körper. Blut spritzte in alle Richtungen. Erschrocken wich die Menge einen Schritt zurück. Doch ein Knurren hinter ihnen, ließ sie alle abrupt inne halten.

Mit einem unguten Gefühl im Magen wandte der Junge sich um. Sein Herz sackte ihm in die Hose, als er die vier Wesen sah, die sich hinter ihnen angeschlichen hatten. Sie waren zwar etwas kleiner, als das Monster, das soeben den Menschen zerlegt hatte, doch das ließ sie nicht weniger bedrohlich erscheinen.

Zeitgleich stießen die vier kleineren Rengrens schrille Schreie aus und stürzten sich dann auf die Menschen in ihrer Nähe. Blut spritzte, da niemand schnell genug reagieren konnte. Vor Entsetzen wich Arius zurück, drängte sich hinter andere, die vor Panik wie zur Salzsäule erstarrt, dastanden und mit weit aufgerissenen Augen zusahen, wie die Monster ihre Kameraden zerfetzten.

Die Jäger waren zu Gejagten geworden und ihr Geschrei wurde vom schrillen Kreischen weiterer Rengrens übertönt.

Aus den Nischen, die rundherum in diesem Raum zu sehen waren, kletterten weitere dieser Geschöpfe hervor und näherten sich den wild durcheinander laufenden, um ihr Leben kämpfenden Menschen.

Es war hoffnungslos. Diese Viecher waren einfach zu schnell, um gegen sie bestehen zu können. In kürzester Zeit war die Menge um Arius herum auf die Hälfte zusammengeschrumpft. Am liebsten wäre er einfach weggerannt, doch er bekam keine Gelegenheit dazu.

Direkt vor ihm fiel ein Rengren von der Decke. Mit seinen lidlosen, riesigen Augen starrte er den Jungen an und eine Zunge schoss aus seinem Mund hervor. Gleichzeitig schlug er mit seinen Klauen nach seinem Opfer.

Im letzten Moment konnte Arius sich ducken. Doch sofort hieb der Rengren mit der anderen Pfote auf ihn ein und diesmal traf er. Ein furchtbarer Schmerz schoss dem Jungen durch die Schulter und er strauchelte. Warmes Blut lief seinen Arm hinab.

Ein Hieb traf ihn vor die Brust und er fiel. In der Luft wurde er noch einmal von einem Schlag getroffen und herumgewirbelt. Mit dem Gesicht landete er auf etwas Weichem, Glitschigem. Die Angst verlieh ihm ungeahnte Kräfte und so gelang es ihm, sich blitzschnell wieder aufzurichten und ein paar Meter Abstand zwischen sich und das Monster zu bringen, das in der Zwischenzeit auf einen anderen losgegangen war.

Auf der Suche nach irgendetwas, mit dem er  sich verteidigen konnte, blickte der Junge auf den Boden und erstarrte für einen Augenblick.

Dort, wo er eben noch gelegen hatte, lag ein rotes, schwach pulsierendes Etwas. Erneut würgte es ihn und diesmal konnte er es nicht unterdrücken. Inmitten des ganzen Chaos erbrach er sich und taumelte gegen eine Wand.

Gottfried hatte also die Wahrheit gesagt. Diese Wesen fraßen tatsächlich alles, bis auf das Herz der Menschen. Das war doch abartig. Welche von den Göttern geschaffenen Wesen taten so etwas?

Ein Schrei riss ihn aus seinen gefährlichen Gedanken und die Wirklichkeit kehrte zurück. Es war ein menschlicher Schrei gewesen. Der einer Frau.

Hastig sah Arius sich um und entdeckte die Erzeugerin des Geräusches. Es war eben jene Frau, mit der er sich vor kurzem unterhalten hatte. Sie hielt sich tapfer und stach mit einer Mistgabel auf den Rengren ein, der wie wild geworden vor ihr hin und her sprang, ohne ihre Verteidigung durchdringen zu können.

Für einen kurzen Augenblick hielt er inne und diesen Moment nutzte die Frau aus. Mit voller Wucht rammte sie dem Ungeheuer die Spitzen ihrer Waffe in den Körper. Vor Schmerz kreischte das Wesen auf und sackte dann in sich zusammen.

Die übrigen Rengrens, die den Schrei ihres Gefährten vernommen hatten, zogen sich plötzlich zurück und bildeten einen Kreis um die wenigen, die noch auf den Beinen standen. Acht waren es. Acht von mindestens dreißig, die aufgebrochen waren.

Sie alle atmeten schwer und hielten ihre Waffen schützend vor sich. Zum besseren Schutz stellten sie sich Rücken an Rücken. Arius, der einen Knüppel aufgehoben hatte, schloss sich ihnen an. Nun mussten sie zusammenhalten, auch, wenn ihre Aussichten aufs Überleben mehr als schlecht standen.

Der Rengren, den Arius als ersten gesehen hatte, schloss sich den Angriffen nun ebenfalls an. Er war mehr als zweimal so groß wie die übrigen und seine Augen blitzen bösartig auf. Diese Wesen waren nicht dumm. Das wurde dem Jungen in diesem Moment klar. Sie wussten genau was sie taten.

Der Größte, vermutlich der Anführer, stieß einen durchdringenden Klageton aus und die Rengrens setzten sich wieder in Bewegung. Diesmal jedoch langsamer, berechnender. Sie wollten diese Menschen quälen, mit ihnen spielen.

Voller Entsetzen sah Arius zu, wie der Anführer auf ihn zukam. Sein Knüppel würde ihm nicht helfen. Das wusste er von Anfang an, doch er war nicht bereit, so einfach aufzugeben. Trotzig stellte er sich breitbeinig hin.

Grundlos blieb der Rengren plötzlich vor ihm stehen und schien zu horchen. Dann stieß er ein Fauchen aus, das wie eine Warnung klang.

Zwei seiner Gefährten entfernten sich, während die anderen sich schneller näherten.

Ein dröhnendes Brüllen ließ die Rengrens erstarren und als Arius sich dem einzigen Ausgang zuwandte, erblickte er ein schlankes tigerartiges Tier, dessen Fell rot leuchtete. Seine Augen blitzen gefährlich grün und er stürzte sich mit einem Satz auf den Rengren, der ihm am nächsten stand.

In wenigen Sekunden hatte der Tiger die meisten der Rengrens kampfunfähig gemacht. Der Großteil von ihnen hatte sich in die Nischen zurückgezogen, aus denen sie gekommen waren. Nur der Anführer ließ sich nicht einschüchtern.

Er begann damit den roten Tiger zu umkreisen, der auf eine passende Gelegenheit zu warten schien, um die Verteidigung des Gegners zu durchbrechen.

Mit einer Schnelligkeit, die Arius dem Katzenwesen nicht zugetraut hätte, schlug es mit einer seiner Pranken nach dem Rengren, der, anstatt zurückzuweichen selbst zum Angriff überging.

Ein Fluch entrutschte dem Jungen, als er sah, wie ihr plötzlicher Retter zurückwich. Der Rengren hatte ihm einen tiefen Schnitt an der Schulter zugefügt. Doch dadurch ließ der sich nicht beeindrucken. Zwar humpelnd, jedoch keineswegs kampfunfähig, setzte er zum Sprung an und diesmal gelang es ihm, den Rengren zu überraschen und ihn zu Boden zu werfen.

Ein Fauchen des überrumpelten Wesens lockte zwei der kleineren Geschöpfe aus ihren Verstecken und sie sprangen dem Tiger auf den Rücken.

Verzweifelt versuchte dieser die beiden abzuschütteln, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Mit ihren Krallen verkeilten sie sich tief in seinen Rücken.

Ihr Anführer ergriff währenddessen laut kreischend die Flucht.

Hilflos sah Arius mit an, wie die Rengrens den Tiger bearbeiteten. Dieser rollte sich auf dem Boden hin und her, sprang in die Luft, schlug mit den Pfoten nach den Angreifern, doch er hatte keine Chance.

Als sein flehender Blick den des Jungen traf, konnte dieser nicht länger nur dastehen. Er fasste sich ein Herz, griff nach einer Mistgabel und rammte sie in eines der Wesen, die sich immer noch an den Rücken ihres Gegners klammerten. Durch Arius Handeln aus der Starre erwacht, schlossen sich noch andere an und wenig später hatten sie die beiden Rengrens getötet.

Für einen Moment blieb der rote Tiger liegen und fast glaubte der Junge, er würde sich nie wieder erheben. Dann jedoch stand er auf und blickte sich nach den Menschen um. Er stieß ein fast klagendes Brüllen aus, trottete dann auf die Mitte des Raumes zu und zerrte etwas hinter einem großen Stalagmiten hervor. Behutsam nahm er es zwischen die Zähne und kehrte dann zu den Menschen zurück.

Diese rissen vor Erstaunen die Augen auf.

Das Tier legte ihnen ein Kind vor die Füße, das sich nicht mehr bewegte. Ein Mann ging schnell zu ihm und fühlte den Puls. „Er lebt“, erklärte er erstaunt und starrte den Tiger voller Verblüffung und Dankbarkeit an. Dieser wandte sich um und humpelte auf die Stelle zu, an der so viele der Menschen ihr Leben verloren hatten. Von ihrer einstigen Existenz zeugten nur noch einige Kleiderfetzten und die Herzen, die die Rengrens bei ihrem grausigen Treiben übrig gelassen hatten.

Dann tat der Tiger etwas, was Arius zum dritten Mal an diesem Tag zum Würgen reizte. Er begann damit, die verstreuten Herzen aufzufressen. Vor Entsetzen wichen die übrig gebliebenen Menschen zurück und entfernten sich langsam. Arius blieb, konnte den Blick nicht von dem furchtbaren Anblick lösen.

Herzen.

Wieso ließen sie sie übrig?

Die Rengrens waren intelligent, das hatte er in ihren Augen gesehen. Aber weshalb sollten Wesen, die über einen Verstand verfügten, so etwas tun? War es ein Zeichen? Eine Drohung? Und weshalb fraß dieser Tiger, der ihnen soeben das Leben gerettet hatte, diese Herzen auf? Auch er musste doch einen Verstand haben.

Die Welt um Arius herum begann sich zu drehen und für einen kurzen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Wo war er da bloß hineingeraten?

War das alles noch real? Oder war es nur ein Albtraum, aus dem er einfach nicht erwachen konnte?

  

© Fianna 19/10/2011

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Fianna
Ich
...bin Österreicherin
...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte
...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist
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Rina83 Hey Fianna,

ich hatte ja mehr oder weniger verspochen deine Geschichte weiterzulesen, auch wenn meine Kommentare von Zeit zu Zeit etwas auf sich warten lassen. ;o) *Es war kalt und nass. Wohin er auch blickte, überall war Schnee.
Regungslos lag er da und beobachtete. *
Wortwiederholung: war (Verbesserungsvorschlag: überall lag Schnee. Um die daraus resultierende Wortwiederholung mit dem im nächsten Satz vorkommenden lag zu vermeiden könntest du auch: Regungslos verharrte er auf dem Boden und beobachtete? schreiben.

*Ein Abhang gab ihm Sichtschutz. Durch seine weiße Bekleidung war er kaum vom Rest der Landschaft zu unterscheiden. Niemand würde ihn bemerken. Um sich zu versichern, dass seine Freunde noch bei ihm waren, warf er einen flüchtigen Blick nach rechts und einen nach links. *
Wortwiederholung: war/waren (Vielleicht anstelle des ersten war: Durch seine weiße Bekleidung konnte man ihn kaum?? schreiben.) *Genau wie er kauerten sie da und starrten gebannt die Schlange aus Menschen an, die sich ihren Weg durch die unwegsame Gegend bahnte. Unzählige Soldaten waren es, die gemächlich durch die Schneewehen stapften.*
Wortwiederholung waren (siehe vorletzten Satz. Vielleicht könntest du hier das Ganze einfach ein bissel kürzen, da die Aussage, dass die Menschen sich ihren Weg durch unwegsame Gelände bahnten schon irgendwie redundant mit der Aussage ist, dass sie durch den Schnee stapften.

*Ihre schwarzen Rüstungen hoben sich vom Hintergrund ab und ihr bedrohliches Aussehen trug maßgeblich zu dem Schauer bei, der ihm wegen der Kälte bereits über den Rücken lief. *
Klasse!
Auch finde ich es toll, wie du es innerhalb weniger Sätze schaffst in meinem Kopf ein Bild dieser Szene zu generieren. Die Jugendlichen, die über einen Abhang gebeugt einen Tross Soldaten beobachten, die sich ihren Weg durch den Schnee bahnen. Beschreiben ist eine Sache, aber so zu schreiben, dass sich der Kopf des Lesers in ein Kino für deine Worte verwandelt, ist eine andere, weit schwierigere. Genau das gelingt dir allerdings, immer wieder.

*Gemeinsam mit seinen Freunden, einem Jungen in seinem Alter, dessen fahlblondes Haar sich kaum vom umliegenden Schnee unterschied und einem jüngeren Mädchen (Komma) das im Gegensatz dazu rabenschwarzes Haar hatte, das es unter einer weißen Mütze verbarg, hatte er hier gejagt. *
Ich glaube, hinter Mädchen müsste ein Komma stehen.

* ?Wie lange wollt ihr denn noch hier hocken??
?Wo wollen die bloß hin??, fragte das Mädchen,??*
Wortwiederholung: wollen/wollt (Ich weiß, es ist an dieser Stelle schwer etwas anderes zu schreiben, aber vielleicht fällt dir ja was ein.) *?Das müssen Tausende sein. Sie gehen hintereinander, damit niemand weiß, wie viele es wirklich sind. Wir müssen das melden.?*
Ich würde den letzten Satz ein Ausrufezeichen spendieren. ;) Mir gefallen die Charaktere, die du hier erschaffst, wirklich gut. Das Mädchen, was so ein bissel aufgeregt, neugierig, aber auch ängstlich ist. Und der Junge, dem das alles egal zu sein scheint, solange er friert. ;o) *Kopfschüttelnd stand auch er selbst nun auf und folgte dem Freund, um ihn zurückzuholen. *
Wenn du den Namen des Freundes nicht aus irgendwelchen Gründen geheim halten musst, würde ich ihn spätestens an dieser Stelle einen Namen geben, denn es wirkt schon etwas befremdlich, dass er seinen Freund nicht beim Namen nennt, bzw. denkt. :o) *Am besten wäre es wahrscheinlich hier auszuharren, bis der Morgen anbrach. In der Ferne braute sich nämlich bereits ein Schneesturm zusammen.*
Für mich hat das ?nämlich? einen eher umgangssprachlichen Charakter, denn ich höchsten in der Wörtlichen Rede einsetzen würde, daher mein Verbesserungsvorschlag:
?Am besten wäre es wahrscheinlich hier auszuharren, bis der Morgen anbrach, da sich in der Ferne bereits ein Schneesturm zusammenbraute.?
Das ist nun natürlich Geschmackssache. Die Entscheidung liegt letztendlich bei dir.

*Stirnrunzelnd folgte der Freund seiner ausgestreckten Hand. Plötzlich wurden seine Augen groß und er rief: ?Inja, nein!?
Er begann zu laufen. *
Diese drei Sätze sind wirklich hervorragend. Man weiß als Leser, dass gerade etwas Furchtbares passiert, allerdings nicht was, und kann daher gar nichts anders als weiterzulesen.

Auch die folgenden Szenen mit Inja, die getroffen wird, im letzten Moment vor dem Sturz bewahrt wird, vorerst in Sicherheit gebracht wird, nur um dann dort qualvoll an ihrem eigenen Blut zu ersticken sind wunderbar geschrieben. Schön und Schrecklich zugleich.

*Dann schlug sie die Lider auf. Für einen kurzen Moment bildete er sich ein, sie würde es doch überstehen, der Schuss hätte sie nur gestreift, doch dann sah er, wie das Leben aus ihren Augen wich. Der Glanz verschwand.
Es war vorbei. *
Jedes Mal wenn ich diese Szene lese, fühle ich mich berührt. Vor allem dieses ?auch textlich- leicht distanzierte ?Es war vorbei? hat eine unglaubliche Intensität.

*Und obwohl es ihm so vorkam, als hätte die Zeit angehalten, als Inja ihren letzten Atemzug getan hatte, schneite es weiter. *
Wortwiederholung: als (Verbesserungsvorschlag:?, seitdem Inja ihren??)

Szenenwechsel zu Arius, der aus seinem Traum erwacht und nicht so recht weiß, ob es nun Traum oder Erinnerung war. Ich befürchte fast schon das letzte. ;) * ?, dass er Geräusche wahrnahm, die nicht zu dieser späten Stunde passten.
Stimmengewirr und Fußgetrappel schallten durch das offene Fenster an sein Ohr.
Irgendjemand schrie.
Ein lauter Knall erschallte. Boden und Wände begannen zu vibrieren.*
Einmal mehr schaffst du es, Spannung zu generieren. Ich persönlich finde ja, dass das Hören, ohne etwas zu sehen, viel mehr Spannung aufbaut, als das Sehen an sich, da man zwar mitbekommt, dass etwas passiert, allerdings nicht weiß was.

*Im hinteren Teil der Stadt, wo ein weiterer Tunnel in den Fels führte, hatte sich eine Menschenmenge versammelt.*
Hmh? also ich weiß nicht? ein weiterer Tunnel würde bedeuten, dass du Tunnel schon einmal erwähnt hast. Vielleicht solltest du lieber ?an dem einer der unzähligen Tunnel?? schreiben.

Den Angriff der Rengrens finde ich heftig, allerdings nicht so heftig wie die Tatsache, dass sie jemanden bei lebendigem Leib auffressen und nur das noch schlagende Herz. zurücklassen Zudem frage ich mich ?ähnlich wie dein Protagonist auch, warum sie ausgerechnet das Herz zurücklassen? ;o) * ?Das einzige, was du tun kannst, ist, das Herz desjenigen aufzusammeln, den sie angegriffen haben. Das ist nämlich das einzige, was übrig bleibt, wenn sie jemanden auffressen. Dabei sind sie so schnell, dass das Herz noch schlägt, wenn sie ihr grausiges Mal beendet haben?, rief Gottfried ihm noch hinterher,?*
1. Wortwiederholung: das einzige, wenn
2. Mal im Sinne von Essen müsste mit ?h? geschrieben werden, also ?Mahl?
3. Wenn Gottfried ruft, würde ich am Ende der Wörtlichen Rede ein Ausrufungszeichen setzen.

Die auf Rache sinnenden Dorfbewohner hast du gut beschrieben.

* ?Den wirst du brachen?, meinte derjenige und verschwand dann wieder in der Menge. *
Brachen oder nicht eher ?brauchen??

* Fast sah es so aus, als würde die Dunkelheit selbst sich bewegen. *
Dieser Satz gefällt mir wieder einmal sehr gut. Er hat so etwas unterschwellig Unheimliches an sich.
Auch der Darstellung des Rengren war sehr bildlich.

*Arius bildete sich ein, den Mann, der da am Boden lag, noch zappeln zu sehen, doch er war sich nicht sicher.*
1. Bei so einem Satz läuft es mir auch eiskalt den Rücken hinunter.

* Blut spritzte, da niemand schnell genug reagieren konnte.*
Das ?Blut spritzte? hattest du gerade erst, vielleicht solltest du das hier etwas anders beschreiben, z.B. Ein roter Regen verteilte sich im ganzen Raum, oder ähnliches

* Vor Entsetzen wich Arius zurück, drängte sich hinter andere, die vor Panik wie zur Salzsäule erstarrt, dastanden und mit weit aufgerissenen Augen zusahen, wie die Monster ihre Kameraden zerfetzten. *
Hmh? ich glaube, dass wenn du nach ?erstarrt? ein Komma setzt auch hinter Panik ein Komma kommen müsste, da der Satz ?wie zur Salzsäule erstarrt? eingefügt wird.

*Die Jäger waren zu Gejagten geworden und ihr Geschrei wurde vom schrillen Kreischen weiterer Rengrens übertönt. *
Mir gefällt dieser Satzkonstrukt ?Die Jäger waren zu Gejagten geworden?.

*Aus den Nischen, die rundherum in diesem Raum zu sehen waren, kletterten weitere dieser Geschöpfe hervor und näherten sich den wild durcheinander laufenden, um ihr Leben kämpfenden Menschen. *
Das widerspricht sich irgendwie mit der Aussage zuvor, dass die Menschen wie zur Salzsäule erstarrt dastehen. Wenn du das Stillstehen so explizit erwähnst, solltest du auch das in Bewegung geraten beschreiben, a la: Doch plötzlich kam Bewegung in die Menge, gerade zu dem Zeitpunkt, als die Rengrens ?

*Es war hoffnungslos. Diese Viecher waren einfach zu schnell, um gegen sie bestehen zu können. In kürzester Zeit war die Menge um Arius herum auf die Hälfte zusammengeschrumpft. Am liebsten wäre er einfach weggerannt, doch er bekam keine Gelegenheit dazu. *
Wortwiederholung: war/waren/war/wäre

*Dort, wo er eben noch gelegen hatte, lag ein rotes, schwach pulsierendes Etwas. Erneut würgte es ihn und diesmal konnte er es nicht unterdrücken. Inmitten des ganzen Chaos erbrach er sich und taumelte gegen eine Wand. *
Ich bin ja ein Freund von dem Hochsteigen der Magensäfte des Protagonisten, wenn dieses der Situation auch angepasst ist und das ist es in diesem Moment definitiv. *Daumen hoch*

*Gottfried hatte also die Wahrheit gesagt. Diese Wesen fraßen tatsächlich alles, bis auf das Herz der Menschen. Das war doch abartig. Welche von den Göttern geschaffenen Wesen taten so etwas?
Ein Schrei riss ihn aus seinen gefährlichen Gedanken und die Wirklichkeit kehrte zurück.*
Auch diese Szene muss ich einfach mal loben, da es einer der von mir meist kritisierten Dinge ist, wenn ein Protagonist während eines Kampfes in seinen Gedanken schwelgt. Bei dir gefällt es mir allerdings, da dein Protagonist sich seiner Gedankenlosigkeit bewusst wird.

*Der Rengren, den Arius als ersten gesehen hatte, schloss sich den Angriffen nun ebenfalls an. *
Meinst du hier wirklich ?Angriffen? oder eher ?Angreifern??

*Er war mehr als zweimal so groß wie die übrigen und seine Augen blitzen bösartig auf. Diese Wesen waren nicht dumm. *
Wortwiederholung: war/waren.

*In wenigen Sekunden hatte der Tiger die meisten der Rengrens kampfunfähig gemacht. Der Großteil von ihnen hatte sich in die Nischen zurückgezogen, aus denen sie gekommen waren. *
Wortwiederholung: hatte (vielleicht ?in wenigen Sekunden gelang es dem Tiger/ schaffte es der Tiger??

Dass der Tiger den Menschen das Kind zurückgebracht hat, fand ich wirklich sehr berührend, vor allem da ich nach dem ganzen Blutgespritze und zuckenden Herzen nicht mehr damit gerechnet habe.
Allerdings schockierst du auch im nächsten Moment wieder, als der Tiger die übriggebliebenen Herzen auffrisst. Es mag komisch klingen, aber es wirkt auf mich fast schon wie eine fürsorgliche, beinahe tröstende Geste.

* Wo war er da bloß hineingeraten?
War das alles noch real? Oder war es nur ein Albtraum, aus dem er einfach nicht erwachen konnte?*
Wortwiederholung: war

Fazit: Ein doch sehr erschreckendes, grausames und zugleich trauriges Kapitel. Nichts desto trotz hat es mir wie immer gut gefallen, denn es war spannend und berührend zugleich.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel

Viele liebe Grüße

Rina
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS hoch spannend - ich bin sehr neugierig, wie sich die geschichte weiter entwickelt

glg
heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
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